Das Spiegelgesicht

�So ein Mist. Benzin ist alle.�
Da standen wir nun, Mama, Papa, meine Freundin Sandra und ich. Mitten in der irischen Landschaft, irgendwo. An Weiterfahren war nicht zu denken. Was sollen wir jetzt tun?
Weit und breit kein Haus, kein Strauch, kein Mensch. Nur Wiesen um uns.
Die Sonne schon tiefrot, tauchte unter am Horizont.
Papa schlug vor, im Wagen zu �bernachten. Zu viert. Bequem ist das nicht. �Und was sollen wir essen?� fragte ich. Mama kramte eine halbleere T�te Kartoffelchips und zwei lauwarme Coladosen unter ihrem Sitz hervor. �Hier, unser Dinner�, sagte sie. Sandra hatte keinen Bock auf dieses Sparmen�. Sie stieg aus dem Wagen. Ich suche mir etwas zu essen auf der Wiese. Vielleicht finde ich Beeren.� Mama rief Sandra zur�ck, aber die war schon nicht mehr zu sehen.
Das kann nicht sein!
An Landschaft gibt�s hier nun Stra�en und endlose Wiesen - da muss man Sandra laufen sehen. Sie wird sich doch nicht verstecken. F�r solche Sp��e ist keiner aufgelegt. Denn die Nacht f�llt herab wie ein schwarzer Vorhang.
Wir springen aus dem Wagen und rufen nach Sandra. Keine Antwort.
Es ist so dunkel, dass wir uns nicht erkennen k�nnen. Papa macht die Scheinwerfer an. Wir sind geblendet und sehen noch weniger.
Ich h�re ein Rascheln, dann ein Wimmern. Es ist direkt neben mir. Ich laufe in die Wiese hinein, zehn, elf Schritte, rutsche - und falle. Ich warte auf den Aufprall, doch er kommt nicht. Ich falle weiter, wei� nicht, ob nach oben oder unten. Nun rauscht es um mich herum und ich meine durch Bl�tter zu gleiten, so als ob ich durch eine Baumkrone fiele.
Dann schlage ich fest auf dem Boden auf.
Wo bin ich?
Es ist dunkel, zwei Monde, einer gr��er, einer kleiner, scheinen bla� von oben. Sie sind nicht so hell wie der Mond, den ich kenne.
Neben mir h�re ich jemanden weinen. Es ist Sandra. Was ist passiert?� fragt sie. �Wo sind wir ?� Ich wei� es nicht.
Man kann sehen, dass wir uns in einem Wald befinden. Aber da war vorher kein Wald!!
Auch das Auto ist verschwunden. Der Boden f�hlt sich feucht und moosig an. Meine H�nde sind nass. Etwas kriecht �ber meinen Arm. Ich springe auf und kreische. Sandra kreischt erschrocken mit.
Wir laufen los, ohne zu wissen wohin. Nur B�ume, schwaches Licht. Schatten, die sich bewegen und auf uns zukommen.
Pl�tzlich sehen wir ein Licht. Es kommt n�her. Ein Gesicht hell, sch�n. Ein M�dchengesicht, das gl�nzt wie Gold. Auch die Haare strahlen wie Gold. Ich wei�, ich habe dieses Gesicht schon gesehen. Es ist Barby, mein Lieblingskelly.
Das wundersch�ne Gesicht ist nun ganz nahe.
Barby spricht mit sanfter Stimme: �Kommt mit, folgt mir. Habt keine Angst.�
Dann wendet sich das Gesicht und schwebt vor uns.
�Wo sind wir ?� frage ich Barby. �Ihr seid durch die Zeit gefallen und in den S�mpfen des Meghiers gelandet. Dieser wohnt tief unter der Erde und opfert den beiden Monden. Denn nur einmal in 2000 Jahren sind beide Monde zugleich in den S�mpfen f�r wenige Stunden zu sehen. In diesen Stunden geschieht es, dass sich Zeitl�cher auftun, und wer da hinein f�llt, den holt der Meghier f�r sein grausiges Fest. Gut, dass wir Kellys jenseits der zeit unser Schloss haben, von wo aus wir den Meghier und alles Treiben beobachten k�nnen.�
�Hast du uns fallen sehen?� frage ich Barby. �Ja, ich sah euch fallen. Gleich habe ich mich durch die Zeit begeben. Das ist nicht einfach. Man den K�rper zur�ck lassen. Nur eine Spiegelung meines Gesichtes kann zu euch gelangen.�
Barby�s traumsch�nes Gesicht begann immer mehr zu leuchten, so dass wir nun gut sehen konnten, was sich um uns tat.
Es war ein alter grauer Wald mit den seltsamsten B�umen, die ich je gesehen hatte. Keine Farbe gab es hier. Nur das milchige Licht der zwei Monde.
Schrille Schreie, lang gezogen, dann ein Stampfen wie von Hufen war zu h�ren und n�herte sich mit gro�er Geschwindigkeit.
�Kommt nun schnell, das ist der Meghier. Er rast heran und nimmt mir die Kraft. Ich kann mein Spiegelgesicht nicht mehr lange halten.
Aber es ist f�r euch der einzige Ausweg aus den S�mpfen.�Barby�s Stimme wurde leiser. Das Stampfen lie� den Boden erzittern.
�Ihr m�sst euch an den H�nden halten. Ich werde meinen Mund nun weit �ffnen, so weit, dass ihr hindurch springen k�nnt.�
Das goldene Gesicht verschwimmt, l�st sich auf zu einem schwach leuchtendem Kreis. In dessen M�he g�hnt ein dunkles Loch.
Barby�s Stimme klingt auf einmal ganz tief. Sie ruft:�Springt, schnell!�
Sandra und ich fassen uns den Armen und st�rzen in den dunklen Schlund. Ich sp�re noch, wie etwas Feuchtes meine Beine packt.
Sandra verschwindet in der Tiefe. Ich klammere mich an ihre Jeans, h�nge Kopf�ber in die Dunkelheit. Schleim l�uft an meinen F��en hoch. Sandra schreit vor Angst, sie kann nicht weiter, ich h�nge an ihr. Wir werden aus Dunkelheit zur�ck in den grauen Wald gezogen.
Da h�ren wir, wie die tiefe Stimme Barby�s immer lauter und heller wird und zu singen beginnt. H�her und h�her schraubt sich der Gesang. Wir h�ngen in der Mitte der T�ne, haben Angst, taub zu werden.
Der Meghier, der hohe T�ne nicht ertr�gt, st�hnt m�chtig.
Pl�tzlich f�hle ich, wie die Feuchtigkeit an meinen F��en verschwindet. Der Griff lockert sich.
Schrille Schreie mischen sich mit Barby�s Gesang.
Sandra und ich st�rzen in das dunkle Loch, immer tiefer und tiefer.
Barby�s Gesang ist nun kaum mehr zu h�ren. Nur noch ganz leise, fl�sternd sagt sie: �Geht zu euren Eltern. Der Wagen wird wieder funktionieren. Biegt bei der Kreuzung rechts ein und fahrt zum n�chsten Dorf. Dort ist ein Gasthof. Dort k�nnt ihr �bernachten.�
Und so war es.



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