Nachrichten: Juni 2017

Inhalt

Johann Jakob Wendehannes: 30. Juni 17

Der Curiepolis-PC: 29. Juni 17

Auf zur nächsten Bearbeitungsphase - der Berg ruft: 27. Juni 17

Neues Nachtprogramm - Das Busland, einst und jetzt: 23. Juni 17

Arbeitsunterbrechung wegen Krankheit: 18. Juni 17

Eilmeldung: Curiepolis bei Arno-Schmidt-Tagung!

Tlön-Leseproben: 13. Juni 17

Von der Wichtigkeit des Ernstseins: 11. Juni 17

Apostrophe: 9. Juni 17

Autos im Curiepolis-Kosmos: 8. Juni 17

Genesis der GROSSSTADT: 6. Juni 17

 

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Johann Jakob Wendehannes: 30. Juni 17

 

Mit dem kybernetischen Koch, der Annika mit Eintopf verköstigt, sollte man sich näher bekanntmachen - dacht' ich, und tat's:

 

'S'n .dat für 1er?? Papageierhaftester Kopf – Schlauch seitlich aus'm Klobbeak naus zum warngelbschwarzgewepsten Doppelgeflasch aufm Rücken –, dürrer Langha(n/l)s aus vielbuntem Tubichtgut zum wesentlich mechanischem Körper: dottergelbe Kunststoffkarossereien mit chinesisch-tschechischem Firmenzeichen, Kabelbaum und Platinen voll Neunzigerjahrjederweißwassoeinmai ++ geringelte Ästhetik der Widerstände, irrgendwo zwisch'alldem vermutungsweis auch biologisch Urblubberndes weich und suppig. Zwo schrittmotbrummende Arme (erinnern Annika aus welchem culen Satzvomgrrrauchimmer an Notenständer) rührn'for(int n=vogel; sey? organisch:kyb; n++) respicktaberun Suppentopf um, der auf Holzfeuer kauldroniert. (Annika hat sich's !nehmen lassen, n Schälchen zu kosten: Syngulasch COM Ingwer Süßkartoffeln Kidneybohnen & sporadischer Beimischung von Oktopus. Und se ham – latelazyafternoonmal – n bissl Smalltalk gemachtzig:

Johann Jakob Wendehannes. Bist neu hier?

Annika. Jjjjjaa. Woher weißt?

J. J. W. Ich weiß sowas. (Merkt man.) Gefällt'S dir?

Annika. Allerdings. Anders als in Hinterföhren (daheim).

J. J. W. Na, S hoffstädterich... vermisst nyx?

Annika. Neee. ||: S Wetter vielleicht.

J. J. W. Tatsäch? Magst kein ewigen Sprühlink?

Annika. Sich drängende Luftmassen – nasskalt-tosend auf Juniflimmerglasqualle –, plötzlich einsetzender Sturm, Wetterbruch: schwarzlilarunzelndes Quellgewölk mit blutroter Kante – erste silberschwere Regentropfen pattpattpatt in dürstenden Staub...

J. J. W. Je nun. Sowas bietet unser großtürkiser Himmel i-d-T nüscht.

Annika. [kittenherfünfsch] Wettewendsches Gepuste tannichter Mittelgebürge, S fehlt kokonizuinsel.

J. J. W. Wart, bis die Taifunsaison kommt. Hat'S sich ausgeewigerfrühlingt... als sei der Himmel das Meer.

Annika. Ja – erlaub die Frag: Bist'n für einer?

J. J. W. Johann Jakob Wendehannes halt.

Annika. Annika Palmstroem. Aber eeh – S meint ich nich...

J. J. W. Sondern?

Annika. Ei. Dein geschnäbelter Klopf-Kopf. Röhren & Schläuche & Izeehs & Optokopplerhoppler – ?

J. J. W. Schick, ||?

Annika. Zweifellos. Mich würd interessieren, wie du entstanden bist.

J. J. W. Nu weißt. Jede Technologie braucht Vorbereitung, Experimente, Ver- und Fehlversuche, ja?

Annika. Gewiss.

J. J. W. Bis die Curiepolitaner ihre Biokonstruktion am Start hatten, mussten sie ordentlich tüfteln. Dabei kam so manch' Sonderbares heraus; anfänglich.

Annika. Ah – verstehe...

J. J. W. Respekt. Ich nämlich nicht. Hihi.

Annika. Na, zumindest hat musume den Eindruck, du fühlst dich pudelnärrischwohl in deinem Tinguelysaintphallganismus.

J. J. W. Cumulonimba Ecstatica. Manche herdrisieren immer noch über Vorprägung der Menschen durch Klimageolozoolotanik; meinst – wär's mgl: dass das die Militärgeschichte geprägt ha'm könnt? Mein' eurepaläarktischen Kriege. Front am Himmel, Front im Schlamm?

Annika. Wenn's stimmt, wie knetet pazifisches Immerblau die-uns Curiepolitaner?

J. J. W. Jede Meisje sollt' sich auf Vollzugsebenen verstehen, zu überziehen mit Witterung nach Geschmack&Laune.

Annika. Rrrrichtich.)

 

Es sei bemerkt, dass es kein lateinisches Adjektiv "ecstaticus/ecstatica" gibt: das Wort "Ekstase/ekstatisch" kommt aus dem Griechischen; die Bildung "Cumulonimba Ecstatica" ist daher sprachlich falsch - doch dies sei an dieser Stelle gestattet! Den komischen Vogel Johann Jakob [Rainer] Wende[lang]ha(l/n)s werden Mörike-Freunde eventuell kennen:

 

 

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Der Curiepolis-PC: 29. Juni 17

 

Ich habe die Computerszene noch ein wenig ausgebaut:

 

Annika tihihit (gnügnüsslich hochgesichelten Augs & selbst kaum gewiss: weshalbworüber), sagt mit feierlicher Gebärde: „Cyberia!“ Schon quillquallflirrt'S in der Luft, subsichtbare Schwärme tanzen den Konvektionswalzer & umschlingquicken sich – Nebel zu Fläch- und Kantenmechanik, Selbstordnung Auskristallisation, herzschlagschwuppdrauf steht er da: Feiner Curiepolis-PC, Turmgehäuse mädchenhüfthoch, Wuchtkühlrippen wie literplussigstes Rennmotorrad, LEDsmaragdäugend vierundsechzig Kerne à zwanzig Gigaherz in hüperkubischer Formation gekrüokühlt. Optische Laufwerke, Flashports, Floppymäulchen A:-to-B:, Erresszwodreizwo & Zentronyx. Eswarneunzehnhundertdreiundneunzig-Klacktatur – stahlblauer Märzmorgen in Cyberia: Große Sehnsucht Hoffnung Freiheit – Zwotastmaus & Zehärrtee in sechshundertvierzig-icks-vierhundertachtzig-icks-sechzehn: Farbpalette passend bemessen für'n hübsches Mädchen in ebendiesem Alter. Hochfahren in nullkommafünf Herzklopfern. Zwohundert Kilobeit Oh-S ROMweis festgedrahtet, da kann, dank fingerkupprunder Reset-Taste (gleich neben „Turbo“: zwanzig vs. siebenkommafünf Giga, orangerot gedigitalziffunkelt), nix schiefgehen. Annika schneidersitzt sich nieder auf gekachelten Tempelboden –, #ffff55 auf #0000aa Grundvomsatze & -algorithmus (&Annika entsinnt sich, wie sie, als ganz klitzekleines Mägdgen, immer „Alogarithmus“ zu sagen pflegte; nette mathematische Verschlingung!), nix Textmodus: jedes Zeichen acht-icks-acht gemalt & Grafiken jedernorts in jegliche Datei einstickbar. Annika programmiert – Dunkelwind im Haar & violettendes Himmelsrund (mit 1 Planeten: Jupiter) über sich – direktenhändchens von der Konsole, in Curie++; Zweck des Curiepolis-PCs! & kein Mittel-zum-;}. Würfel>>schattiert()>>rotiert() in 1 Befehl; simplstes Programm mit Schlauf && Mausführung 3zeilern. Kein sklavenmoralinsaures Gesetz in Annika – nein, ein Sourcecode ist'S, ein kurzer diesmal, doch schön.

 

Ursprünglich sollten die Curiepolitaner mit ultraschnellen "Dosencomputern" arbeiten, d.h. getränkedosenförmigen Apparaten von enormer Rechenleistung, wie sie in Kapitel 12 von Clifford Pickovers Buch "Mit den Augen des Computers" (Engl.: "Computers and the Imagination") beschrieben werden. Doch dieses Konzept gefiel mir nicht mehr, es liegt viel zu nahe an modernen Smartphones, Tablets und ähnlichen modischen Gerätschaften. In Curiepolis soll der Aufbruchsgeist der Neunzehnhundertneunziger herrschen - als Computer + Internet noch für phantastische Längere Gedankenspiele taugten, die Menschen genug Chaos und Cyberkultur in sich trugen, um tanzende Sterne zu programmieren -, und nicht etwa der ermüdende Sumpf der visionsarmen Zweitausendzehnerjahre. Aus diesem Grunde habe ich den Curiepolitanern eine ungewöhnliche - manche würden sagen: anachronistische - Technologie spendiert: Die Curiepolis-PCs. Äußerst leistungsstark, mit 64 kryogen gekühlten Zwanzig-Gigahertz-CPUs in hyperkubischer Anordnung und einer Radionuklidbatterie als Energie- und Zufallszahlenquelle... im 1990er-Turmgehäuse, mit Floppylaufwerken (allerdings auch Flashspeicher-Anschlüssen), schöner, klotziger Tastatur mit Spiralkabel, deren Tasten beim Niederdrücken ein fühlbares "Klack!" erzeugen, und fest im ROM eingebautem Betriebssystem, dessen GUI in Standard-VGA-Auflösung 640x480x16 arbeitet.

Computer dieser Größe kann man natürlich nicht einfach so spazierentragen. Dennoch sollten die Curiepolitaner sie überall verwenden können. Die Lösung: Ein sogenannter "Utility Fog", Schwärme mikroskopischer Nanomaschinen, die sich auf das laut gesprochene Wort "Cyberia!" hin - dies ein von Timothy Leary für das kommende cyberdelische Zeitalter geprägter Begriff - zu einem Curiepolis-PC arrangieren. Nach der Arbeit löst sich die Maschine wieder in unsichtbare Partikel auf, doch die gesamte im Rechner enthaltene Information bleibt gespeichert (wie und wo ist eine noch zu klärende Frage), und beim neuerlichen Äußern von "Cyberia!" steht der PC wieder da wie er war...

"Du gehst quasi in die Vergangenheit zurück, um für die Zukunft Anlauf zu nehmen!" konstatierte Bachpirat einmal. Er hat eine bemerkenswerte Auffassungsgabe dafür, worum es mir in Curiepolis geht.

Als "Preisrätsel" stellte ich am Dienstag die Frage, von welchem Projekt denn Design und Betriebssystem der Curiepolis-PCs inspiriert seien? Die Antwort lautet: Temple OS. Dieses ungewöhnliche Betriebssystem wurde über 13 Jahre hinweg von einem einzelnen Mann entwickelt, dem Programmierer Terry Davis, der an Schizophrenie leidet. Er gehorchte göttlichem Befehl - wie der Name sagt, soll es sich um einen virtuellen Tempel handeln. Laut Mr. Davis bevorzugt Gott den Grafikmodus 640x480x16, da die begrenzte Farbpalette es Kindern leicht macht, Bilder für Ihn zu malen. Moderne Multimediaspiele und das Internet gefallen Gott dagegen keinesfalls, weswegen Temple OS weder über hochauflösende Grafik, noch über Soundkartenunterstützung, noch Netzwerkzugriff verfügt. Der Kerngedanke dieses experimentellen OS ist jedoch, dass Programmieren kein Mittel zu irgendeinem Zweck, sondern der hauptsächliche Sinn des Computers überhaupt sein soll - dies ist es, was mich dazu inspirierte, dem Curiepolis-PC ähnliche Eigenschaften zu verleihen. Ich stelle mir vor, dass diese Rechner kaum mit Anwendungsprogrammen bestückt sind - Systemkern, Benutzeroberfläche, ein Compiler für die Sprache Curie++, ein Texteditor, vielleicht noch ein einfaches Grafikprogramm - dies ist alles, was meine Curiepolitaner (bzw., genaugenommen, alle Menschen) zum produktiven Arbeiten mit einem Computer benötigen! (Auf ein Analogon des Internet vermögen die Curiepolis-PCs allerdings zuzugreifen; die Betonung liegt auf "Analogon" - mit dem zeitfressenden Wust von Foren, Memen und Schwachköpfigkeiten aller Art, zu dem das WWW sich leider entwickelt hat, hat das curiepolitanische Netz gewiss nicht viel gemein.)

 

Musume kauert schreibt Programmzeilen, sieben Säulen hat das Tempelchen: die tragen ein Fastrund aus Marmor; und die achte: die steht frei im Südosten, schwarzblättermurmelnd ein Maulbeerbaum dahinter, Tim und Norbert am Altar davor. Annika & Curiepolis-PC auf Penrosenboden – Kraftfelder, Geschwirr virtueller Teilchen, gepresst in winzige Himmelskörper, Kerne aus purer bebender Spannung, zerbersten – traumhaft-flüchtiger Kollaps der Wellenfunktion – zu reellen Blitzen geladener Partikel, den Rechner mit Energieflussdichte und echten Zufallszahlen fütternd – leiser Sommersturm faucht von Kühlrippen –; unendlich das Sechseckmuster der Marmorplatten, Gaußsche Zahlenebene ohne Rand und Horizont, Annika mittdrin, lackschwarzes Schöpfchen plus Glanzsichel, arktische Fünfzehntausendkelvinaugen halbgeschlossen schimmernd im Zehärrteelicht, in tiefster Tiefe von Curiepolis Stadt – drunter, von mildem Pazifikwasser umbrodelt, nur noch menschenleere Fabriken Nahrungstanks Kraftwerke das Knäuel der Maglevröhren –, und die Nacht schwingt sich herab an alpinragenden Graphetonklippen, legt sich, olbersgefiedertes Halbrund, über Musume und Computer. Und ein augenzwinklang – zitronengelb und anheimelnd glühen Curie++anweisungen auf blaudämmrigem Fensterhintergrund, Anweisung Ausdruck Variable Struktur Klasse Schleife Funktion – für die Dauer des gerade noch psychisch fassbaren Chronons zwischen Herab und Herauf des Lides denkt Annika an Hinterföhren, Papaul Mamsch Dr. Korff sandige Lichtungen im Schilfwald, auf denen man nachmittagelang lesen kann – Erinnerungswolken mit Goldrand. (Sollte nicht, bei all dem damalig-dortigen Ärger, nur Erleichterung des Endlichvorbei! herrschen? Nee – gar nicht; im Schilfwald fühlte man sich geborgen, auch bei Dr. Korff – sehr sogar! – Lid interrupted aufwärts; Fabius ruht in seiner seidenpapierschmucken Schachtel in Annikas Tasche.) Der Curiepolis-PC braust kaumhörbar, schnurrt katzengleich, entfaltet sein Laternamagicazelt über Annika, schlummerbuntbehütend im Unendlicherlei der Gaußschen Ebene, über der es regnen soll.

 

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Auf zur nächsten Bearbeitungsphase - der Berg ruft: 27. Juni 17

 

Und wohin nun? - fragt sich der Schriftsteller, der im dichten Wald seiner Texte und Phantasien eine Lichtung erreicht hat, von der verschiedene Wege abzweigen. Nachdem ich der Felix-Vergil-Kontinuität den nötigen Feinschliff verliehen habe, muss ich mich entscheiden, an welchem Teil meines Buches ich als Nächstes weiterarbeiten möchte.

Doch die Antwort ist in diesem Fall einfach: Wir waren bis soeben auf Tlön - wir kehren zurück nach Tlön! Diesmal zusammen mit Annika und ihren curiepolitanischen Freundinnen. Der letzte Teil des 1. Bandes bedarf meiner Aufmerksamkeit. Zum einen ist er noch nicht komplett - die finale Szene, in der die Mädchen sich dem "Großvater-Ungeheuer" stellen müssen, bricht bislang bei der Besichtigung des Labors auf dem Gipfel des Mount Echo ab, und auch die Sache mit den Etyminos muss noch genauer und ausführlicher geschildert werden -, zum anderen bildet er einen thematischen Rahmen für den Rest des Buches, so dass die vorangehenden Teile sich an ihm orientieren sollten. Der Finalteil muss also felsenfest wie ein curiepolitanischer Wolkenkratzer auf seinem Graphenstahlsockel stehen, bevor ich den Rest des Buches verfeinern kann.

Das Finale spielt vorwiegend auf Tlön, im Dunskreis des Mount Echo. Es beginnt jedoch in Curiepolis, wo Annika, Hikari, Dya und Irina sich zu einem vergnüglichen Videospielabend in einer Game-Arkade treffen. Diese Anfangsszene ist bislang viel zu kurz, ich möchte sie ausbauen, insbesondere, um das Milieu von Curiepolis anschaulich zu machen. Man lernt ja mehr über Menschen, wenn man sich anschaut, was sie in ihrer Freizeit treiben, als wenn man sie an ihrem Arbeitsplatz besucht, und die Leserin interessiert sich zweifellos dafür, was meine Curiepolitaner außerhalb von Labor und Hörsaal so alles anstellen. Die Szenen "Seerosenburg" und "Mittagspause" gehen bereits in diese Richtung; das Thema sollte jedoch weiter vertieft werden. (Vor allem, da Seerosenburg streng genommen gar kein Teil von Curiepolis City selbst ist, sondern eher eine Art Vorort.)

Hierbei bin ich auf eine interessante Herausforderung gestoßen: Wie schildert man das Leben in einer Zukunftsstadt, die weder dystopisch noch hochkommerzialisiert ist? Alle Beschreibungen derartiger Städte, die ich aus der Literatur kenne, beziehen sich auf Szenerien, die entweder düster und abgewetzt sind, oder aber von Geschäften und Beutelschneidereien aller Art wimmeln. Es ist kompliziert, eine utopische Gesellschaft anschaulich zu schildern - die düsteren Gassen, der aus der Smogglocke herabsuppende giftige Regen, die grellen Neonreklamen von Einkaufshöllen, im Duster gebleckte Nagezähne riesiger Ratten, aus verrosteten Rohren fauchender Dampf: all dies passt als Stilelement nicht zu Curiepolis. Auch das falsche Idyll der "glückseligen tropischen Stadt" aus der Felix-Vergil-Kontinuität geht in eine andere Richtung. Das Problem der Utopie ist ihre Neigung zur "Geschlecktheit": Die Gebäude haben einfache, ansprechende geometrische Formen, die Wege sind sauber und übersichtlich, die Bewohner beschäftigen sich sinnvoll und rechtschaffen. Dies ist, nebenbei bemerkt, was das "Venus Project", ein utopischer Entwurf des Architekten Jacque Fresco, potentiell unheimlich erscheinen lässt: Es wirkt alles übermäßig perfekt, bis hin zu einem Gefühl der Sterilität, wie eine Kreuzung aus amerikanischem Einkaufszentrum und sozialistischer Plattenbaukolonie.

(Zu meiner Kritik am Venus Project siehe auch meinen Artikel "Die neue Zugmaschine der Menschheit" auf NovoArgumente.)

Doch genug der theoretischen Vorüberlegungen! Hinab, hinab zwischen den Gigant-Gebäuden, in die dämmrige Tiefe von Curiepolis City. Was findet Annika dort?

 

Gelierende Luft: glasweich Gebrodel, Augenblicke lang kaum merklich – wie'ne Säule durchsichtiger Mücken, im Sommerabendlicht – ja, 'S wiedereinmal Ohwiewohl... – schweb-schaukelnd – Auskristallisation, Selbstordnung. Was regelmäßig-simpel ist, ist von Menschen gemacht oder irgn'd'ner ähnlichen Intelligenz-Form. Um die Füße der WolcknKratzer – Aprikosenrosensundown schmeichelt von sehrweitoben, Himmelsstreif aus Neonzuckerbäckerissimi mit Cirrusgepinsel drüber – um die Füße der Graphenstahlganten (blaugraurosalindgrünehoniggelbe...) purzelt'S („Schau's dir in aller Ruhe an, wir kommen dann später nach“ – Dya; „Manche sagen, das wilde Curiepolis ist das beste Curiepolis“ – Hikari; Annika: „Dachte, das wilde Curiepolis ist das Offene Land?“; Dya: „Nee-nee, das ist was anderes. Das Offene Land ist für die, die ihre Ruhe haben wollen. Das wilde Curiepolis, oder inoffizielle Curiepolis, oder wie du'S nennen magst... das ist andersrum: geht von Solchen aus, denen der Wissenschaftlich-Industrielle Komplex zu unaufgeregt ist. Na, teils von den Wissenschaftlern selber.“ Irina: „Ohne Arbeitspflicht und Kaufpflicht und Hau-auf-den-Kopp-bevor-sie-dich-draufhaun-Pflicht ezätterätäteräh hat so'n Mensch massenhaft Energieflussdichte zu verballern, die muss irgendwo hin. Oder.“ Dya: „Schwer zu erklär'n, Schau dich um, schau'S dir an.“ Also.) und krautet'S sprießt'S sprudelt'S ungehemmt-ungestüm (Ungetüm?) hervor & rankt sich fassadenwärts teils halbhundertmeterweit hinauf. Bäume hat man angewurzelt und beachtliche Pagoden aus Holz gezimmert, Teiche Hütten verbuschte Gärten, Kabel von Ast zu Ast mit glühwürmchenbunten Birnen in der Dämmerung – ewige Dämmerung: die Großgebäude türmen sich zum Gebirg, man kann sich winzig fühlen oder geborgen oder beides, kübelkühle Luft (mit Duftfibern von Öl Salzwasser Holz Beton &'m Mikrobissel Schimmlichkeit-Sinnlichkeit) –, Fraktalspiralnebel Tiere Gesichter außerabsurdes Gepilz flüssige Landschaften auf Graphetonpfeiler gespraybombt – mondschweigende Mythomaschinerie und Inschriften in tausend tausend tausend Sprachen Schriften daneben dazwischen & drüber. 'S'n .dat für einer?? Spatzenhafter Kopf auf wesentlich mechanischem Körper: dottergelbe Kunststoffschalen mit chinesischen Firmenzeichen, Kabelbaum und Platinen voll Neunzigerjahresandmaikäfern ++ buntgeringelte Ästhetik der Widerstände, irrgendwo zwisch'alldem vermutungsweis auch biologisch Urblubberndes weich und suppig: mit zwo schrittmotbrummenden Armen (die erinnern Annika aus welchem Grund immer an Notenständer) rührt er'n respektablen Suppentopf um, der auf Holzfeuer kauldroniert. (Annika hat sich's !nehmen lassen, n Schälchen zu kosten: Syngulasch mit Ingwer Süßkartoffeln Kidneybohnen & sporadischer Beimischung von Oktopus.) N veritabler Raddampfer (wie ham sie den hier hineinbekommen? Vom Meer her durchs Kanal-Kanälchenwerk bugsiert oder zerlegt & wieder zammgebaut?) schwimmt im künstlichen Teich inmitten Schilfgewedel, auf dem Deck schauen einige sich irgend'n Film an & rauchspiraln ins Abendblau. Sporadisch da-dort kracht-zischt n Eigenbau-Feuerwerkskörper. N Mädel mit nacktem Nabel & Äpfeln (& langem Rock mit mathematischen Symboln druff) tänzelt so langsamer lecktronischer Musik, ne kleine graue Katz schaut zu. Der Himmelsstreif, sechshundertmetrig hochdrüber, wird pastellkreideblau, lila. Uhrtümliches Türmchen aus Draht und Pappmaschee dudelt ha(l)bacht. Gasse zu Gasse zu Fastschonwaldpfadigem zwischen Flieder gedrungenen Tannen, in denen Lampions hängen. Gibt Nachtfalter große Libellen hierunten. Schwärmzerstreute Annika: Schlendern, murmeln, kleines Liedchen summen. Was dies? Sowas wie'n Tempel, antikisch, bunt gebänderte Stelen (Griechisches war nicht weiß), Tropengrün in Krügen, großklobiger Kathodenstrahlaltar, zeigt in while(true) Conways Lebensspiel. Linker-rechterhand statuettieren Norbert Wiener et Timothy Leary, halten Wacht. Annika kichert (selbst kaum gewiss: weshalbworüber), sagt mit feierlicher Gebärde: Cyberia! Schon glimmert'S in der Luft, unsichtbare Schwärme sammeln verquicken sich, sekündlich später steht er da: Feiner Curiepolis-PC, Turmgehäuse mit Kühlrippen hüfthoch. Eswarneunzehndreiundneunzig-Klacktatur, handliche Zwotastmaus & Zehärrtee in sechshundertvierzig-icks-vierhundertachtzig-icks-sechzehn: Farbpalette passend bemessen für ein hübsches Mädchen in ebendiesem Alter. Vierundsechzig Kerne à zwanzig Gigaherz krüogen in hüperkubischer Ordnung, Hochfahren in nullkommafünf Herzklopfern. Zwohundert Kilobeit OS ROMweis festgedrahtet, da kann nix schiefgehen. Annika schneidersitzt sich nieder, auf'n gekachelten Tempelboden, fängt an zu programmiern, das ist der Zweck des Curiepolis-PCs, kein Mittel-zum-END.

 

Kleines Preisrätsel zum Spaß: Von welchem Outsider-Projekt ist das Design des Curiepolis-PC inspiriert??

 

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Neues Nachtprogramm - Das Busland, einst und jetzt: 23. Juni 17

 

Ich habe mich auskuriert! Die Arbeit an Curiepolis geht weiter, und zwar gleich im großen Stil. Das bedeutet: Ein neues Nachtprogramm-Video ist bereit. Diesmal geht es, vielleicht wenig verblüffender Weise, um die Tlön-Kontinuität, die ich im Laufe der vergangenen Monate von Grund auf überarbeitet habe, damit sie - ein Text, den ich ursprünglich im Jahre 2012 verfasste - ein fester Bestandteil der Curiepolis-Handlung werden kann. In dem Video vergleiche ich einen Auszug aus der alten Rohfassung mit der neuen, umgearbeiteten Form.

 

 

Es ist hochinteressant, zu beobachten, wie die eigene Schreibtechnik sich im Laufe einiger Jahre wandelt. Vermutlich könnte jemand, der nicht "in meinem Kopf drinsitzt", und daher den analytischen Blick von außen auf das Ganze richten kann, viele weitere Unterschiede zwischen der alten und neuen Fassung entdecken, die mir selbst verborgen geblieben sind. Daher gibt es hier das Skript zum Video (einschließlich der Textauszüge) zum Download:

 

Nachtprogramm-Skript: "Das Busland, einst und jetzt"

 

Neulich schrieb ich einige Anmerkung zum Thema "Autos in Curiepolis" und stellte dabei fest, dass Straßenfahrzeuge in meinem Kosmos eine eher untergeordnete Rolle zu spielen pflegen. Dies ist allerdings so nicht ganz korrekt. Eine Form von Kraftwagen gibt es, die sogar sehr prominent vorkommen: Busse. Der von mir im Video vorgestellte Abschnitt bezieht sich auf das Busland, das Felix Vergil auf seinem Weg zur GROSSSTADT durchqueren muss. Hier geben Regionalbusse den Ton an! Warum habe ich sie bei meiner Auto-Betrachtung vergessen? Das mag daran liegen, dass mir Busse an für sich weniger wie Autos, sondern eher wie eine Art auf Reifen rennender Züge vorkommen. Fahrzeugtechnisch ist das zwar falsch (denn sie sind letztenendes verlängerte Autos), aber bezüglich der Art, wie man sich mit ihnen fortbewegt und welches Gefühl dabei entsteht, schweben sie zwischen Autos und Zügen, wohl etwas näher auf der Seite der Züge - man steigt an fest vorgegebenen Stellen in sie ein, sie fahren in geregeltem Rhythmus ein bestimmtes Liniennetz ab und kehren nach getaner Arbeit immer wieder ins Depot zurück. Doch wie der Name sagt, geht im Busland ihre Agenda über "Fahrgäste von da nach dort bringen" hinaus...!

 

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Arbeitsunterbrechung wegen Krankheit: 18. Juni 17

 

Ich gehöre zu den Menschen, die kaum arbeiten können, wenn sie sich nicht körperlich in Topform fühlen. Alles andere ist relativ zweitrangig: Ich kann unterwegs oder zuhause, ruhig oder angespannt, glücklich oder betrübt sein - aber wenn ich mich weich und diesig fühle, mein Kopf brummt und die Glieder weich werden, dann steht der Turbosatz still, das Kraftwerk des Dichter-Technologen geht vom Netz. So war es auch vergangenen Freitag: Gegen Nachmittag spürte ich plötzlich Mattigkeit, leichtes Kopfweh, mein Appetit - der normalerweise sehr gut entwickelt ist - hatte sich fast völlig verflüchtigt. Lediglich die Vorstellung von Obst vermochte meinen Gaumen zum Wässern zu bringen - klarer Fall: Mein einmal-jährlicher gastrointestinaler Infekt hatte zugeschlagen. 2016 hatte dieser unerwünschte Gast meines Körpers mich beim Einkaufen mit Kreislaufschwäche umkippen lassen, was einen höchst unerquicklichen Tag im Krankenhaus zur Folge hatte. Diesmal wollte ich es also vorsichtig angehen lassen: Ich legte mich ins Bett, schnappte mir die Mumin-Bücher von Tove Jansson zur Lektüre; jedoch nicht bevor ich mir einen größeren Vorrat an Obst und Tee verschafft hatte.

Mein Immunsystem ist ziemich robust. Jetzt fühle ich mich bereits besser als am Samstag, und ich hoffe, morgen - spätestens übermorgen - die Arbeit an Curiepolis wieder aufnehmen zu können. Ein paar garstige kleine Viren vermögen einen Dichter-Technologen nicht ins Bockshorn zu jagen.

Janssons Geschichten über die Muminfamilie sind Kinderbücher im besten Sinne des Wortes, d.h.: Bücher, die u.a. auch von Kindern mit Genuss gelesen werden können. Literarisch hochwertige Arbeiten - auch in Curiepolis ist die eine oder andere Anspielung auf das Mumintal zu finden.

 

Annika zupft Hikaris Blusenärmel: „Du. Die, vor der mich alle gewarnt haben – welche ist das denn?“ Hikari: „Ach, Dya, Dya Rienzi. Die ist grad nicht da, auf einer Fortbildung in Nereide, glaube ich. Kommt morgen zurück. Triffst sie im Insitut.“ Die brandrot Zwiebelfrisierte zu Annikas Linken: „Wer weiß! Vielleicht hat sie ausprobiert, wie hoch man reines Pe-Uh-Zwoneununddreissig stapeln kann und sich dabei in sehr dünnes, sehr heißes Gas verionisiert. Würde zu ihr passen.“ Hikari: „Tihi. Du wieder. Annika, darf ich dir vorstellen: Karelia Mikron. Gewöhnungsbedürftig, aus Schweden.“ „Hmhm!“ (Karelia streng mit vollem Munde.) Hikari: „Ja, richtig. Verzeih. Ich meinte Norwegen.“ Karelia mümmelt ihr Mundvoll Aprikosentorte mit Zitroneneis beschleunigt schlundwärts: „Werd dich gleich mit ein paar Tricks vertraut machen, die ich auf den Straßen von Helsinki gelernt habe. Aber hast in gewisser Weise recht, da schwedophone Finnin.“ „Wir sind doch jetzt alle Curiepolitaner“ – Annika besänftigend. „In Finnland wollte man sie nicht mehr haben, da sie als Staatssicherheitsrisiko galt. Eine Art russische Besatzung in eine Person aufkonzentriert!“

 

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Eilmeldung: Curiepolis bei Arno-Schmidt-Tagung!

 

Wunderbar: Soeben habe ich Nachricht bekommen, dass mein Curiepolis-Vortrag "Das Längste Gedankenspiel" ins Programm der 32. Jahrestagung der Gesellschaft der Arno-Schmidt-Leser (12. - 15. Oktober 17) aufgenommen wurde!!

 

 

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Tlön-Leseproben: 13. Juni 17

 

Es ist soweit - noch kann ich's selbst kaum glauben: Feinschliff der Tlön-Kontinuität ist abgeschlossen!

Die letzten Tage waren ebenso anstrengend wie aufregend. Wort für Wort mit Felix Vergil und Plurabelle quer durch die GROSSSTADT... ätherisches, fast überirdisches Gefühl, wenn man plötzlich merkt: Das war der letzte Satz. Fertig, komplett. Eine dicke Portion Arbeit liegt in der Vergangenheit.

Wieder habe ich eine Leseprobensammlung zusammengestellt, ähnlich "Curiepolis zum Kennenlernen", doch diesmal ausschließlich aus der Tlön-Handlung. Hier ist sie:

 

"8 Leseproben aus der Tlön-Kontinuität" als .pdf zum Download! (11 MB)

 

Die Sammlung enthält folgende Auszüge:

  1. Also dachte Felix Vergil
  2. Plurabelle
  3. Ankunft in der GROSSSTADT
  4. Die Chauchatstr.; Eckige Unendlichkeit
  5. Entstehung der GROSSSTADT
  6. Ankunft des Mount Echo
  7. Wiedersehen mit Peter Ananke
  8. Kernforschungszentrum

 

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Von der Wichtigkeit des Ernstseins: 11. Juni 17

 

Aus Mustapha Crescents Lebensgeschichte:

Nach einiger Zeit wurde die Landschaft safrangelb, pulvriger Sand leuchtete zwischen Grasflecken, die zunehmend längergestreckten Hügel gaben ein ums andre Mal den Blick auf zitterndes Meergrau frei. „Wir sind da, es wird ernst“, verkündete mein Vater – der Zug bremste ab – „Lidell College fünf Minuten“, rief der Schaffner ins Abteil, „Sie wollten doch nach Liddell, richtig?“ – und ich fragte mich, was es genau sein sollte, das nun so schrecklich „ernst“ werden würde: Den Erwachsenen war es ja ständig ernst um irgendetwas – Ernsthaftigkeit, so argwöhnte ich, war die schmale Felsentreppe, die auf die Marmorklippen des Erwachsenseins hinaufführte – wer die Wichtigkeit des Ernstseins nicht verstand, der wäre verurteilt zum ewigen Jüngersein.

 

Ein wenig literarisches Rumgealber darf in einem Roman nicht fehlen! Immerhin kann aus Spaß sehr schnell Ernst, und der Ernst hundertzwei Jahre alt werden...

 

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Apostrophe: 9. Juni 17

 

James Joyce waren sie zuwider, er benutzte sie prinzipiell nicht. In Curiepolis, einem Haus von Geschichten, deren jede unzählige weitere Geschichten enthält, die wiederum von geschachtelten Vollzugsebenen bis in unauslotbare Tiefen erfüllt sind, stellt sich die Frage nach Einsatz und Aussehen der Apostrophe in besonderer Weise. Wörtliche Rede in wörtlicher Rede in wörtlicher Rede - ursprünglich wollte ich für jede Ebene eine spezielle Apostrophvariante reservieren (Gänsefüßchen unten, oben, angeschrägt, gerade, einzeln, doppelt...), so dass die Leserin einen Handlauf am Rande der Strömung erhält, um sich orientieren zu können, wer auf welcher Vollzugsebene gerade mit wem redet. Gerade in der Tlön-Kontinuität ist dies relevant, da sie in besonders hohem Maße "geschachtelt" ist. Ich habe mich jedoch entschlossen, nur die einfachen "Unten-Oben-Apostrophe" zu verwenden:

 

„[...] Dies alles erzählte mir der hurtige Halbreale, während wir dem Mündungsdelta des großen Flusses entgegenflogen. „Aber jetzt“, sagte er, als schon die langgestreckten, von grauen, scharfblättrigen Sträuchern bedeckten Sandbänke in Sicht kamen, die die Nähe des Meeres verrieten – verwitterte Poller ragten aus dem Dunst, drauf reglos Möwen – Hooooouuuuuuuuuuuuu! Hooooooooooooooooooooouut! schnöberte'ΔS aus salzigem Nassgehauch, wasserölig-maschinisch diesellangsamläufig schobS sich heran! Braunlockige Ölrauchstrahlen, orgelwuchtiger Rumpf; Libellenvogel Awka von Mountecho: „Nun bringen wir dich zurück, dorthin, wo du hingehörst“ – und schnell wie ein Hyperschallflugzeug, doch ohne jede Druckwelle, flogen wir zurück zur GROSSSTADT, Hooouuut!, Sandbänke, Möwen und vom Möwenguano wolkenweiße Poller tief unter dem Horizont zurücklassend; zischschnellten in weitem Bogen über Hauptbahnhof, STADTzentrum, Universitätshauptgebäude, botanischen Garten. Kontrollierte Schlingerbewegung: hinab in die Chauchatstrasse, berührungslos durch Mauern, Metall, Beton – noch schnell den Kausalitätspfeil nachregeln: wieder Nacht, sexzwonzwanzich insemorning. In der Eckigen Unendlichkeit tanzte ich mit Esmeralda, Hand an schnackiger Taille. „Schon spät, oder früh? Bäckerei macht gleich auf. Sollen wir?“ „Schokohörnchen? Nichts wie.“ In die freie, kühle, wandernde Luft hinaus, Straßengeräusch verträumtes Gemurmel. Aus dem Bäckereicafé laternt'ΔS häusheimlich, wir setzen uns, stückfrühen.“

 

Plurabelle erzählt Felix Vergil von ihrem Gespräch mit Awka von Mountecho, dem Anführer der Halbrealen (auch genannt Libellenvögel), derweil nähern die beiden sich dem Mittelpunkt der Chauchatstraße, wo Jenny und Verena im Eiscafé-plus-Computermuseum auf sie warten. Meine Feinschliff-Überarbeitung ist schon ein Stückchen hinaus über die "geografische Mitte" der Tlön-Episode (S. 42 von insgesamt 78). Die Beschränkung auf eine einzige Form von Apostrophen gefällt mir zum einen wegen ihrer Einfachheit und Eleganz, zum anderen, weil ich auf diese Weise die Zahl der Ebenen vergrößern kann, ohne je Gefahr zu laufen, dass mir die Symbole ausgehen.

Curiepolis wird in mindestens zwei Varianten erscheinen: Curiepolis/h (auf Holz, d.h. gedruckt) und Curiepolis/s (aus Sand, also elektronisch). Für Curiepolis/s ließen sich grafische Wege ersinnen, um die Vollzugsebenen optisch zu trennen - man bedenke, dass Apostrophe ja in der Literatur eine ähnliche Rolle spielen wie die Schweifklammern in den Sprachen C/C++/Java. Eine klare, naive Trennung - links Ebene 0, rechts Ebene 1 - wie Arno Schmidt sie ab "KAFF auch Mare Crisium" benutzte, ist allerdings im Curiepolis-Multiversum nicht mehr sinnvoll. Schmidt war der kreativste deutschsprachige Autor des 20. Jahrhunderts; seine energieflussdichtenreiche Sprache - literarische Plasmalanze - ist ein im Labor des Dichter-Technologen unverzichtbares Werkzeug! Doch der DT hat entdeckt, dass Schmidts "Berechnungen 1 + 2" - Strukturierung von Geschichten nach dem Modell geometrischer Kurven - nicht weit genug gehen: er zog die fraktalen Gebilde nicht in Betracht, da Nino's Computerlein eben ein simpler Tischrechner war und nicht Turing-vollständig...

 

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Autos im Curiepolis-Kosmos: 8. Juni 17

 

Eisenbahnzüge, Flugzeuge, gelegentlich Schiffe bzw. Boote, nicht zu vergessen Raketen: Die einzige Fahrzeugart, die in meinem Curiepolis eher ein Schattendasein fristet, ist der landläufige Personenkraftwagen. "Züge, Flugzeuge; doch Autos nie", bemerkte meine Mutter, als sie vor Jahren einer Bekannten meine kindlichen Spielgewohnheiten erläuterte. Als ich klein war, hatten meine Eltern kein Auto; diese Sorte von Maschinen spielte in meinen längeren Gedankenspielen keine Rolle. (Die einzige Ausnahme war ein kleines Aufziehauto, das mir einmal eine japanische Touristin in Rom schenkte.) Es dürfte wenig verblüffend sein, dass Autos in Curiepolis kaum vorkommen, auf der Insel selbst existieren überhaupt keine frei lenkbaren Bodenfahrzeuge, nur Magnetschwebebahnen und Drohnen.

 

„Wie kommt denn eigentlich ein Autowrack in die Chauchatstraße?“ „Wer weiß, woher. Asphaltkruste und Trottoirplatten bebten dampften zu dieser Zeit immer noch gelegentlich, vor allem nachts – hier knirschte ein Stengel von irisierendem Chromstahl hervor, dort tausendfüßerte sich ein Kupferkabel durch einen Spalt, frisch einisoliert in gelbe, grüne, braune Gummimasse, zuckend, erfolglos nach einer Spannungsquelle tastend –: die Eingeweide des Tlön waren noch verstimmt: stießen gärenden Reste pyrochemischer Energieflussdichte ab – dieses tristglückliche Auto also, wie-auch-immer in die Chauchatstrasse verschlagen... hatten die Dampfexplosionen – als die Laven das Flusstal erreichten: Ufergebüsch zerflammt brausend! Das erste orangerote Rinnsal tastet nach blankem Wasser, helles Orgelbrüllen, Dampfstrahl, in den die Sonne, durch Qualmschichten herbstnachmittagend, einen schmuddeligen Regenbogen malt – wie ein Kind, das die Farben des Aquarellkastens unachtsam verpanscht –; der Lavastrom berührt den Fluss auf breiter Front: unerträglich ohrenzersplitternde Serie von Donnerschlägen, hallt das Flusstal hin und wieder, Garben von Dampf, Geröll, schwarzrotem Klump, halb erstarrt, halb noch flüssig – hatten die Dampfexplosionen das Auto – „Junge Forellen in Kräuerbutter, n Zitronenmond obenauf, zum Nachtisch Apfelstrudel“ – Hilfselektrotechniker bei der Flusstaluferbahn, stämmiger Mann anfang zwanzig mit schulterlangem Messinghaar (nach Schichtende; bloß nicht sofort nachhause: Streit mit der Freundin (um was?? ach Omegachen, was schrecklich Banales, die zwei können sich nicht einigen, ob Geranien oder Fuchsien – sie findet Geranien langweilig, er Fuchsien beleidigend rosa; wie stets in solchen Fällen: tagelanges Gezänk! Dann doch lieber in den Landgasthof und alle Blumenkastensorgen in Mandelbutter ertränken)); Auto abstellen auf – er weiß nichts vom Chaos, das zwanzig Kilometer flussab bereits nichtet, die mattgraue Himmelfarbe schiebt er auf die Jahreszeit, das schwellende Grollen auf seinen Magen und den Motor, der müsste mal wieder – Münzfernrohre – bei hundertsechsunddreißigkommafünf Grad: „Rattenturm“ auf der Flussinsel Haukersand, bei hundertneunundsiebzig Grad: Einmalig-einzige Messingdampfmaschine der Papiermühle von Buchholzpforten, zwohundertzwölf Grad: Ältester Walnussbaum des Kontinents –, Gusseisengeschnörkel, dahinter der Fluss, schwarzgrün gegen Beton, Asphalt, Stein, Sand, Algen, moderndes Holz strudelnd; Parkplatz direkt am Flussufer, das Wasser ungewöhnlich glatt, fiebrig, schwerölartig schwarz – unser Hilfselektrotechniker achtet nicht drauf – grübuliert kurz: Wälze ich zuviel auf den neuen jungen Kollegen ab? Habe das Kerlchen – Gesicht wie ne Wühlmaus, Dreitagebart, eher kläglich – sämtliche Schaltkästen im Triebwagen A116 abklappern lassen, und der machts türlich, ohne mit der Wimper zu zucken, guckt lediglich so'n bissel leidend – aber ich brauchte eben Pause und frische Luft, da wollt ich mir das Bürschchen mal ne Stunde vom Leib – aag! Raphaela, kannst dir deine Blumenkästen sonstwohin – meinetwegen überhaupt keine Blumen, es muss nicht jeder welche auf'm Balkon – aber mit schriller Stimme, mit dieser traurig-grantigen Zerfstimme; sie wäre auch dann nicht besänftigt, wenn ich die Fuchsien – junge Forellen, was heißt'n das eigentlich? Wie jung? Soweit ich weiß, sind die jungen grünlich, sie haben ein grünliches Schuppenkleid; durchs Fernrohr? Jetzt nicht, möcht auch keine Münze verlumpen; der Landgasthof – Blick auf den Fluss, fast turmartiges Gebäude – eher: so ne Bastion oder sowas, schwarzes Fachwerk auf kalkweißem Grund, enorme Giebel, sehen aus wie Ohren, „Zur fröhlichen Müllerstochter“ – kann ich die Raphaela nicht gegen die Müllerstochter? – durchs Tor, halbe Treppenwendel rauf, da stehts schon am Eingang: „Sonderangebot: Junge Müllerstöchter nee Forellen“, darf nicht soviel vor mich hingrummeln, das ist nicht gesund, mit Blick auf den Fluss, bitte; doch nicht der Hilfselektrotechniker ist'S, der grummelt grumort. Butter zermondgelbt auf grüngeschmurgelten Schuppen, draußen wird es dunkel, schon so spät? Nein. Ob die Dampfexplosionen wohl, die Atmosphäre in höchstem Aufruhr schüttelnd, einen Trupp von Tornados lostraten?, die, mit Heulen flussauf taumelnd, Flusswasser, in plötzlicher Dunkelheit weiß zischend, in die Höhe rissen? – und Münzfernrohre, Auto, Blumenkästen mit Ginster und sonstigem Immergrün, das Schild „Zimmer frei“? vor dem Landgasthof selber machten sie wohl halt – unser Hilfselektrotechniker, noch mit Stückchen junger Forelle auf der Gabel, die hält er wie ein Dirigent seinen Taktstock – aufgesprungen am Fenster, „mein Auto!“ schreit er nicht, äugt nur geweitet, sieht sein Auto in der Trombe munter kreisen, denkt: „Pflanzen wir eben doch Fuchsien!“ – das Bürschchen, das letzte Woche bei der Flusstaluferbahn anfing, soll am nächsten Tag langsamer treten, hat sich'S verdient-verdünnt (nee, wenn man das Dreitagebärtlein weiter verdünnt, kippts um); der Hilfselektrotechniker setzt sich: „Noch einen Apfelstrudel und einen Kaffee bitte!“ „?“ „Mit Milch und Zucker.“ Das Auto hörte auf den Namen Gabriel, hat der Tornado es durch schlackheißes Gewölk von Schwefelflocken, Bimssteinsplittern, rußschwarzem, beinahe siedendem Wasser gewirbelt und schließlich, nach einem Flug von einigen Minuten, auf der frisch aus dem Tlöninneren ausgeworfenen Chauchatstrasse landen lassen? – klirr! die Scheiben, flatsch! die Reifen, ächzqietschbrech! das Getriebe, die Kardanwelle? Wir werden es nie erfahren.

 

...mit gelegentlichen Ausnahmen! Das kaputte Auto, das irgendwie in die Chauchautstraße gelangte, damit Studentin Springinsfeld in ihm einen Katalog für Fertigbetonteile finden kann, der sie zur Eröffnung der "Eckigen Unendlichkeit" inspiriert, ist eine davon. Notabene: ein Wrack! Schlägt sich hier eine tiefsitzende Abneigung des Autors gegen Kraftfahrwagen nieder? (Ich habe stets gefunden, dass diese Art von Maschinen etwas Kleingeistiges an sich hat.) Ich denke nicht; rostige Wracks, durch die der Wind zieht, sind lyrisch. Mir fallen zwei weitere Autos ein (in diesem Fall funktionstüchtige), die in Curiepolis eine Rolle spielen. Eines ist Egbert der Große, mit dem Rudolf auf dem Nordwestkontinent unterwegs ist, um Dr. Owlglass in der Geisterstadt Atomic City zu treffen; das andere ein namenloses Gefährt, mit dem die Landschaft rund um den Mount Echo bzw. Firth of Dwight erkundet wird. Beide Fahrzeuge werden in positivem Licht gezeigt.

 

Mount Echo, der chthonische Koloss, dessen Vorgebirge zu dem unter salzkühlem Nebel ruhenden Fjord Donaldson abfallen, den fast jeder kennt und dennoch vergisst, bis er ihn, auf einer ziellosen Autofahrt in nördlicher Richtung... – denn wer trägt sich nicht insgeheim mit dem Plan, einmal ohne Karte und Navigator, elektronische Musik downtempo aus den Lautsprechern, ohne festes Vorhaben und Ziel ins milde Grau des Nordens zu fahren, glücklich eine Zigarette nach der anderen rauchend bei spaltbreit geöffnetem Fenster –... bei solch einer Fahrt ins Graue also plötzlich vor sich sieht, und halblaut zu sich selbst sagt: „Ach, der Mount Echo! Das ist er also.“ – und dann stößt man den letzten Rauchball aus der zum Glutstummel zerknisterten Zigarette aus, und beginnt den Mount auf schmalen Landstraßen zu umfahren – dann und wann muss man, da diese Straßen schmal sind, rechts an den Rand um einen Regionalbus vorbeizulassen, denn diese Spezies ist inzwischen bis in die Polarregionen vorgedrungen – einen halben Tag kann es in Anspruch nehmen, den Weg um den Mount herumzufinden, denn die Sträßchen verlaufen in unübersehlichsten Bahnen, kreuz und quer über die mit gestrüpptem Ginster und kleinen Birkenhainen bedeckte Ebene, nur seltenst in die Richtung, in die man möchte – oder aber, man steckt sich kurzentschlossen eine unverbrauchte Zigarette an, sagt lauthals: „Ho humm!“ und hält auf den Mount zu: die Vorhöhen hinaufserpentinend, durch dämmrige Nadelgehölze und vorüber an eisigen Geröllfeldern – eine Zahnradbahn erspäht man im Nebel, die führt hinunter zur Schiffslände am Fjordufer, man hätte, wenn man gewollt hätte, auf das Auto verzichten und über Wasser und Gleis herkommen können; doch kann man dabei elektronischen Tschill hören und munter Zigarette auf Zigarette qualmen??

 

Der Kombi, in dem Annika et al. zusammen mit den Anankes zum Familientreffen im Landgasthof fahren, ist ein weiteres Beispiel für Personenkraftwagen im Curiepolis-Multiversum. (Und "chthonisch" gehört ohne jeden Zweifel zu meinen Lieblingsworten!)

 

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Genesis der GROSSSTADT: 6. Juni 17

 

Er erreicht den Hügelkamm. Vor ihm dräut die Hochebene bis an den Horizont, Vulkanlandschaft mit schwarzen Lavahalden, giftblauen Seen. Der blasse Unzufriedene erklimmt eine Geröllhalde – seine Halbschuhe, für solche Spaziergänge völlig ungeeignet, werden staubig und zerbeult, doch was kümmert ihn das nun - bis an den Rand des nächstliegenden Kratersees. Gläsernstarr das Wasser. Es ist nämlich äußerst saures Wasser – eigentlich fast gar kein Wasser, sondern konzentrierte Schwefelsäure, ätzend und nur für dickhäutige Bakterienwinzlinge als Lebenselixier geeignet. Eigenbrötler Eusebius zieht einen der überanspruchten Halbschuhe (den linken) aus, wirft ihn mit einem Schrei – nicht so sehr ein Wutschrei als Herausbrüllen von Langeweile und Ungeduld – weit von sich in die Säure.

Aufzischen, Sprühen, der Schuh – feines, etwas überkandideltes Fabrikat mit Silberschnallen: gekauft zu seiner missglückten Hochzeit (die Braut machte sich am nächsten Morgen davon mit dem Kaffeetafelporzellan und einem Glockenwecker aus Messing) – versinkt, zerfällt. Eusebius der Blasse schaut ihm hinterher, betrachtet die wieder stille Oberfläche, unsicher, ob er noch den anderen Schuh hineinwerfen soll (denn auf zwei Socken ist der Heimweg einfacher als auf einem Schuh und einem Socken). Aber das braucht er nicht. Der See wallt plötzlich blubbernd und schäumend auf, eine Feder aus Rauch und vulkanischen Gasen schießt aus dem Zentrum eines wachsenden Strudels. Lavaadern, vulkanische Klüfte und Höhlen im Erdinneren grollen, rumoren, bersten krachend. Eusebius der Unzufriedene weicht flüchtend zurück – strauchelnd, rutschend auf schlingerndem Schutt –, entsetzt, dass die ganze Hochebene explodieren, die Glückselige Stadt unter Vulkanasche begraben und man ihn zur Verantwortung ziehen wird. Doch seine Befürchungen sind unnötig: Nicht an der Oberfläche entläd sich die glutzitternde Macht, sondern unterirdisch pflanzt sie sich fort, als brodelnde, polternde Kettenreaktion von schmelzendem und explodierendem Gestein läuft sie durch den Tlönmantel, fort von der Glückseligen Stadt nach Norden, unter dem Ozean hindurch.

 

Weshalb man seinen Schuh nicht in Kraterseen werfen sollte! Oder vielleicht doch? Denn:

 

Im Boden zuckt es. Da, da!, was ist das? Schwellungen laufen über das rissige Tlönreich, verschmelzen zu pulsierenden Blasen, aus denen'S metallisch hervorkrautet: Ranken, Nadeln, verzweigende Stränge aus blankem Stahl recken sich, sprießendes Gechrom. Kupferstrünke, Stalagmiten aus Mangan, Nickel, Kobalt, Aluminium treiben aus, entfalten sich zu blattlos glänzendem Wald, sirrend vor Hitze. Im Kohlbeet, zwischen den Wäscheleinen der Arbeitersiedlungen brechen silberne Stämme hervor und solche von Blei, Zinn, Zink, Titan – drängen den knisternden Zaun – erst letzten Frühling hat man ihn grün gestrichen! – beiseite, stoßen Hüttenwände und Dächer in den Staub. Stechender Geruch erfüllt die Luft, verbranntem Haar ähnlich: Tief im Boden brodelstöhnt'S wie in einem gewaltigen chemischen Reaktionskessel. Kunststoffe: Plastik, Styropor, Nylon, synthetischer Gummi, Plexiglas, Polyester, Bakelit quellen aus aufplatzenden Minikratern, erst in unförmig schwammhaften Klumpen, dann in Stangen, Fäden, Platten, T-Stücken, die mit dem Wald der Metalle verwachsen, zu komplizierten, sich riesenhaft türmenden Strukturen, Säulen, Bergen.

Nun verschluckt der Tlön die Steine. Feldeier, graugemütliche Findlinge, elegante Kiesel, Schutt, Geröll, gerade erst erkaltete Lava werden in die Tiefe gesogen; Minuten später wieder ausgespien als lehmgraue Betonstrahlen. Dazwischen ergießen sich bitterköchelnde Asphaltströme, zitronengelb leuchtende Glasschmelze. Der Tlön bebt, zuckt, und baut: Metalle, Kunststoffe, Beton, Glas fügen sich zu Häusern, vielstöckigen Wohnblocks. Wolkenkratzer, sich endlos streckende Fabrikhallen, gläserne Bahnhofsgewölbe, schmucke Villen, Elendssiedlungen. Straßen und blanke Eisenbahngleise schlängeln sich wie wucherndes Wurzelgehölz hierhin, dorthin. Aus dem Boden keimt die GROSSSTADT.

 

An dieser Szene brauche ich recht wenig feinzuschleifen - sie ist schon durch mehrere Bearbeitungszyklen hindurchgegangen, allerdings finde ich immer noch das eine oder andere Wort, das ersetzt, getilgt, ausgebaut oder verschoben werden sollte, den einen oder anderen Satz, der umbaubedürftig ist. Insbesondere habe ich mich entschlossen, das Wort "Erde" konsequent durch "Tlön" zu ersetzen. Die Leserin vergesse nicht, wo wir uns befinden: Tlönmantel, Tlönkruste, Tlönreich, Blumentopftlön. Im Deutschen ist es gebräuchlich, die oberste Bodenschicht mit dem gleichen Begriff zu belegen wie den gesamten Planeten; warum sollte es auf Tlön, einer Welt mit adjektivbasierter Sprache, anders sein?

 

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Fabian Herrmann, 2016 ‒ 17

 

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