Ashok Kumar [Kumudlal Ganguli] (1911 - 2001)

ASHOK  KUMĀR

[Kumudlāl Gāngulī]

(1911 - 2001)


Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1911
13. Oktober: Kumudlāl Kunjilāl Gāngulī wird als Sohn eines Rechtsanwalts in Bhāgalpur ["Gl�cksburg" im Sinne von "gl�cklich sein", nicht im Sinne von "Gl�ck haben"], Bihār, geboren.*
Er hat eine j�ngere Schwester und zwei j�ngere Br�der.**

1916-24
Gāngulī besucht die High School in Bhāgalpur.

1924-30
Gāngulī besucht das Presidency College in Kalkattā.

1930-34
Gāngulī studiert Rechtswissenschaften in Allahābād.

1934
Juni: Der bengalische Anwalt Himānshu Rāy (anglisiert "Himansu Rai") gr�ndet zusammen mit dem bayrischen Fotografen Franz Ostermayr (K�nstlername "Franz Osten") und Gāngulīs Schwager (Ehemann seiner Schwester) Sashadhar Mukherjī unter dem Namen The Bombay Talkies eine Film-Studio-GmbH.
Sie sind - v�llig zu Recht - der Auffassung, da� man ihre Produkte seit Einf�hrung des Tonfilms nicht mehr "Movies (Bewegliche [Bilder])", sondern "Talkies" (Sprechende [Bilder]) nennen sollte.


Gāngulī folgt ihnen in die Hauptstadt Maharashtras (das damals noch nicht so hei�t; man spricht auch noch nicht von "Bollywood" :-) mit dem erkl�rten Ziel, Regisseur zu werden; er beginnt als Filmlabor-Assistent.
Angeblich wollte Gāngulī nie und nimmer Schauspieler werden, weil er aus "guter" Familie stammte, w�hrend Schauspieler ein recht niedriges Sozial-Prestige hatten. Das kann man glauben, mu� man aber nicht. Tatsache ist, da� er sein Jura-Studium nicht zum Abschlu� brachte, daher die v�terliche Praxis nicht �bernehmen und in Sachen Beruf weniger "w�hlerisch" sein konnte. Richtig ist, da� Schauspieler damals noch relativ schlecht bezahlt wurden und auch deshalb kaum gesellschaftliches Ansehen genossen. Aber das sollte ja gerade er nachhaltig �ndern.

1936
Gāngulī spielt unter dem K�nstlernamen "Ashok Kumār"*** seine erste Rolle - gleich die m�nnliche Hauptrolle****, den Ranjīt - in dem Film "Jīwan Naiyā".
Die weibliche Hauptrolle spielt die - ebenfalls aus "guter" bengalischer Familie stammende - Ehefrau des Produzenten, Dewi Rāy, geb. Chaudharī [K�nstlername "Dewikā Rānī", anglisiert "Devika Rani"] (1908-1994), die seine regelm��ige Filmpartnerin wird und deren Ruf als "Indiens sch�nste Frau" sogar bis ins ferne Germany dringt.

[Bildunterschrift: 'Devika Rani - Indiens schönste Frau']

Noch im selben Jahr spielt Kumār seine zweite Hauptrolle, den Ajay, in dem Film "Janma-bhūmi", und - unter der Regie von Franz Osten - seine dritte Hauptrolle, den Pratāp, in dem Sozialdrama "Achhūt Kanyā". Der dritte Film - die Geschichte einer "romantischen Liebe" zwischen einem Brahman und einer Kastenlosen, die an den "Vorurteilen" der sie umgebenden Gesellschaft scheitert - macht in den Medien Skandal, in den Kinos Kasse und Kumār �ber Nacht zum Star.*****


Ihr meint, die Zeichen s�hen doch alle irgendwie gleich aus? Das liegt an der schlampigen Schreibung (leider nicht nur auf dem Filmplakat links, sondern auch im Vorspann des Films). Wozu dient der waagerechte Strich ("Shirorekhā") am oberen Rand des Schriftbilds? 1. zur Abgrenzung der W�rter. (Er erf�llt also die Funktion, die bei uns im Vor-Schreibmaschinen-Zeitalter das Verbindden der einzelnen Buchstaben hatte.) 2. zur Unterscheidung einiger Harfen, z.B. des "m[a]" vom "bh[a]". Bei letzterem wird er n�mlich - ebenso beim "dh[a]", beim "gh[a]" und beim isolierten "a" [erster Harf auf dem Filmplakat rechts] nicht ganz durchgezogen, sondern �berdacht nur die rechte H�lfte. Auf dem Filmplakat ist er so d�nn gezeichnet, da� man ihn kaum sieht, dto das H�kchen unter dem ersten Harf des zweiten Worts, so da� man bei fl�chtigem Hinschauen "bhabhi" lesen k�nnte. Zur Nachahmung nicht empfohlen.

1937-38
Kumār spielt in "Sāwitrī", "Prem kahānī", "Iżżat" und "Wachan" mit.


1938
Kumār spielt - wieder unter Ostens Regie - die Hauptrolle - den Rāmdas - in "Nirmalā".


1939
Kumār spielt die m�nnliche Hauptrolle - den Kamal - in "Kãgan".


September: Noch vor Abschlu� der Dreharbeiten erkl�rt Gro�britannien dem Deutschen Reich den Krieg und steckt Osten - der als noch nicht ganz 63-j�hriger volkssturmf�hig ist und somit eine milit�rische Gefahr f�r das Empire darstellt - als "feindlichen Ausl�nder" in ein Concentration Camp.
Kurz bevor die Briten Indien in die Unabh�ngigkeit entlassen, schieben sie ihn - aus Angst, er k�nnte dort wieder anfangen Filme zu drehen - ins besetzte Trizonesien ab, wo er als "alter Nazi" - er hatte 1933 einen Film mit dem verf�nglichen Titel "Der Judas von Tirol" gedreht, der zwar in keiner Weise anti-semitisch war und sogar in Roosevelts JewSA unbeanstandet lief, aber allein der Name "Judas" war halt Vorwand Grund genug - lebensl�ngliches Berufsverbot erh�lt; er stirbt wenige Jahre sp�ter an den im KZCC erlittenen Mi�handlungen.


1940
Kumār spielt die Hauptrolle - den Nirmal - in "Bandhan".


Mai: Himānshu Rāy - der seit dem Verlust Ostens f�r zwei schuftet - erliegt, noch nicht 48-j�hrig, einem Herzinfarkt. Zwischen seiner Witwe Dewi - die seine Anteile erbt - und Mukherjī kommt es bald zu erheblichen Differenzen, die auch Konkurrenten auf den Plan rufen: In Madrās (heute "Chennaī") gr�ndet S. S. Wāsan die Gemini Studios; dort werden, ebenso wie in Bombay, Filme auch auf Hindī gedreht - nicht nur auf Tamil.


Jene fr�hen Filme - egal welcher Provenienz - empfiehlt Dikigoros besonders Studierenden des Hindī in den Anfangssemestern. Da viele Schauspieler letzteres selber erst als Fremdsprache erlernt und �berdies Anweisung haben, es auch einem Publikum verst�ndlich zu machen, das nur �ber bescheidene Kenntnisse der k�nftigen Amtssprache verf�gt, beflei�igen sie sich in der Regel einer langsamen, klaren Aussprache; auch die Drehb�cher sind meist so gehalten, da� man den Dialogen mit einem einfachen Grundwortschatz folgen kann. Und noch etwas f�r Nicht-Studierende des Hindī: Sagt doch bitte nicht immer "Maadras" oder neuerdings "Tsch�nn�j" - das versteht in Indien niemand. Richtig hei�t es "Madraas" bzw. "Tschena-ii", mit langem, geschlossenem "e" und langem, deutlich vom "a" abgesetzten "i"! (Ihr nennt doch auch den obersten Drogendealer von Kābūl - hoffentlich - nicht "K�rzaj", sondern "Kars�-ii", mit stimmhaften "s" - oder?!?)

1940-41
Kumār spielt die m�nnliche Hauptrolle in "Āżād"******, den Puran in "Nayā Sãsār", den Ramesh in "Jhūlā" und den Ajit in "Anjān".


1943
Kumār spielt die Hauptrolle - den Yusuf - in "Najmā" und die Hauptrolle - den Shekar, einen zu Unrecht eingekerkerten, aber schlie�lich vom Schicksal befreiten Verliebten - in "Kism�t".
(F�r Linguïsten; Dikigoros erlaubt sich, das so zu transkribieren. Auf Englisch schreibt es sich "Kismet", auf Indisch "Kismat"; der 2. Vokal klingt aber in beiden Sprachen wie ein deutsches "Schwa".)


"Kism�t" wird zum erfolgreichsten indischen Film aller Zeiten; er l�uft in einigen Teilen Indiens - u.a. in Bengalen - fast drei Jahre lang; die darin gesungenen Schlager werden zu Evergreens.
Weder die cineastiche noch die musikalische Qualit�t k�nnen diesen Erfolg erkl�ren, wohl aber der Text des wichtigsten Schlagers: "Haut ab, ausl�ndische Besatzer, Indien ist unser!" Um durch die britische Zensur zu kommen, wurde in einer der Strophen ausdr�cklich betont, da� damit die "deutschen und japanischen Besatzer" gemeint waren; und die Zensur-Beh�rde war dumm genug, darauf herein zu fallen; da aber jeder Inder wu�te, da� es in Indien keine deutschen oder japanischen, sondern nur britische (und einige wenige portugiesische und franz�sische) Besatzer gab, wurde die Botschaft trotzdem richtig verstanden. Mit der Unabh�ngigkeit Indiens 1947 wurde der Film obsolet und - nachdem er die Rekordzeit von 187 Wochen gelaufen war - aus den Kino-Programmen genommen. Einigen Kinog�ngern d�rfte auch die [Vor-]Freude auf jene Unabh�ngigkeit im Nachhinein vergangen sein - gerade in Bengalen, wo der Film am besten besucht war. Es ist der wohl traurigte Treppenwitz der indischen Geschichte im 20. Jahrhundert, da� diese einstmals reichste Region S�dasiens zur �rmsten herab sank: Die mit der Unabh�ngigkeit verbundene Teilung f�hrte zu b�rgerkriegs�hnlichen Unruhen zwischen Hindus und Muslimen mit Mord und Vertreibung, denen - zusammen mit den gleichzeitigen, gleich gelagerten Ereignissen im Panjāb - ca. 10 Millionen Inder zum Opfer fielen, also kaum weniger als die deutschen Mord- und Vertreibungsopfer bei Kriegsende in Europa. Es folgte ein ungeahnter Niedergang in Ost- und West-Bengalen, ein Sezessionskrieg Ost-Bengalens von West-Pākistān und schlie�lich die Errichtung eines unabh�ngigen Staates Bangla Desh, der den sozialen, politischen und wirtschaftlichen Abstieg unvermindert fortsetzte und seinen Tiefpunkt wahrscheinlich noch immer nicht erreicht hat, obwohl seine Bev�lkerung heute schon die �rmste S�dasiens ist. "Bollywood" hat es bisher peinlichst vermieden, sich dieses Themas ernsthaft anzunehmen.

1944
Mukherjī und Kumār werfen Dewi Rāy den Krempel hin und gr�nden ihre eigene Filmstudio-Gesellschaft, Filmistān. Filme wie "Chal chal re naujawān", "Kiran", "Humāyūm", "Begam", "1946", "Shikārī", "Āth din" alias "Et deż (Eight Days :-)", "Chandrashekhar" und Sājan" k�nnen den Erfolg von "Kism�t" jedoch nicht wiederholen.


Auf dem mittleren Filmplakat seht Ihr eine Besonderheit der Dewnagrī und zugleich eine Inkonsequenz in deren englischer Transkription, n�mlich in der Unterscheidung von kurzem und langem "i": Normalerweise (d.h. mit Ausnahme von "u" und "ū") wird die Verl�ngerung eines Vokals durch einen zus�tzlichen Strich rechts daneben angezeigt. So wird z.B. aus dem "ka" in der Mitte durch einen weiteren Strich ein "kā". Verbindet man die beiden durch einen zus�tzlichen Bogen �ber der Shirorekhā, so wird daraus ein "i" - was auch logisch ist, denn das "i" ist ja der h�chste Vokal. Ebenso logisch ist es, das "u" durch einen Kringel unter dem Harf anzuzeigen - wie z.B. in Kumār, denn das "u" ist ja der tiefste Vokal. Da� dieser Kringel mal nach links, mal nach rechts gedreht ist, st�rt auch nicht weiter. Was aber f�r den Lernenden zumindest am Anfang �u�erst schwierig, ja verwirrend ist (und manchmal fragt sich Dikigoros, ob solche Besonderheiten - es gibt ja noch andere - nicht eine gewisse Mitschuld an der hohen Analfabetenrate in Indien haben), ist die Darstellung auch des kurzen, vermeintlich einfachen "i" links neben dem Harf. (Man kann das durchaus �sthetisch ansprechend oder sogar "sch�n" finden - aber das ist ja kein Argument, wenn es um Erlernbarkeit bzw. Lesbarkeit geht.) Wie l�sten die englischen Kolonialherren dieses Problem? Gar nicht! Sie schrieben, ganz ohne R�cksicht auf K�rzen und L�ngen, "Shikari", wie sie ja auch "Hindi" statt "Hindī" schrieben. Aber als die Inder selber das Heft - und den Griffel - in die Hand nahmen, versuchten sie zu differenzieren. Auf den Filmplakaten links und rechts seht Ihr bereits, da� das lange "ī" als "ee" transkribiert ist, also Līlā als "Leela" und Wīrā als "Veera" - freilich wenig konsequent, denn das lange ā wurde ja einfach als "a" wieder gegeben. Und ganz gel�st hat man auch das Problem mit dem kurzen "i" und dem langen "ī" bis heute nicht: Man schreibt auf Englisch noch immer "Hindi", nicht "Hindee", wie es konsequent w�re; und daran wird sich wohl auch zu Dikigoros' Lebzeiten nichts mehr �ndern.

1947
Kumār kauft die inzwischen v�llig �berschuldeten Bombay Talkies auf.

1948
Kumār spielt den Ehemann der Titelheldin in "Padminī".
Da dies der erste Historienfilm des unabh�ngigen Bhārat war, mu�te er wohl die indische Nationalheldin zum Gegenstand haben. �ber sie - und weitere Verfilmungen ihrer Geschichte - schreibt Dikigoros an anderer Stelle; er will sich hier nicht wiederholen, sondern nur noch erw�hnen, da� die ber�hmte S�ngerin Gītā Datt (anglisiert "Geeta Dutt") in diesem Film ihren ersten gro�en Hit landete.
Kumār nannte seine �lteste Tochter �brigens nicht "Padminī", obwohl das immer ein beliebter M�dchenname war (die Bombayer Firma Premier Automobiles Ltd., die den italienischen "Fiat mini" in Lizenz nachbaute, nannte ihn "Padmini" :-) und bis heute ist (nicht nur unter Schauspielerinnen und S�ngerinnen - da ist es oft nur der K�nstlername -, sondern auch eine der besten indischen Schachspielerinnen hei�t so - und das ist ihr echter Name).
Vielmehr nannte er sie "Bharatī" - weibliche Form von "Bharat", dem sagenhaften Gr�nder Indiens, nach dem die "Republik Indien" benannt ist. (Das entspricht in etwa "Hindenburgine" - was die deutschen Standes�mter seinerzeit nicht durchgehen lie�en, es gab darob einen ber�hmt-ber�chtigten Proze� -, wohl aber die indischen; gleichwohl hat sich der Name nicht �berm��ig weit verbreitet :-)


[Filmplakat] [Der Fiat Padmini] [Die Schachspielerin Padmini Rout]

Auf der Bedienungsanleitung f�r den "Premier" seht Ihr - Dikigoros zeigt Euch den Ausschnitt unten noch einmal vergr��ert - die kunstvolle Ligatur des "d[a]" mit dem "m[a]" zu "dmi", die man heute kaum noch antrifft, da sie eine der wenigen schwer schreib- und lesbaren Ligaturen ist. Bei Padminī ist das unsch�dlich, da den Namen jeder kennt und wohl niemand auf die Schnapsidee k�me, das "Padaminī" zu lesen - aber in vielen anderen F�llen ist das leider nicht der Fall - das zu verhindern ist ja der Sinn der Ligaturen!


1949
Kumār spielt den Harī Shãkar in dem Gruselfilm "M�h�l". Die abstruse Geistergeschichte, von Kumār aus eigener Tasche mit Mini-Budget produziert (der Drehbuchautor und Regisseur - Kamāl Amrohī - ist ebenso Anf�nger wie die Hauptdarstellerin - Madhubālā - und die S�ngerin der drei wichtigsten Lieder - Lātā Mangeshkar) wird von der Kritik bel�chelt, aber v�llig �berraschend zum Kinorenner. Kumār kann aus den Erl�sen die Bombay Talkies sanieren; und die vorgenannten Anf�nger[innen] werden �ber Nacht �bers Jahr (so lange l�uft der Film :-) zu Stars.


Dikigoros erinnert sich noch, wie schockiert er war, als er auf seiner ersten Indien-Reise - er konnte noch kein Hindī - h�rte, wie die Leute in Āgrā das Geb�ude, das er zuhause "Tadsch Mahaal" zu nennen sich angew�hnt hatte - mit kurzem "a" im 1. Wort und langem "a" in der letzten Silbe des 2. Wortes - aussprachen, n�mlich "Tājm�h�l", in einem Wort, mit langem, betontem Anfangs-"a" und danach zwei kurzen, unbetonten Schwas.
(Im R�ckblick ist er eher umgekehrt schockiert, da� die falsche Aussprache bei uns einrei�en konnte. Wir sagen doch auch nicht "Krone Pal�st", sondern "Kr�npalast", in einem Wort und mit Betonung auf der 1. Silbe!)

1950
Kumār spielt den Shekhar in "Samādhi", den Kunwar in "Sãgrām" und die Titelrolle in "Khilārī".


Entgegen anderen Behauptungen lief der letzte Film in England nicht als "The Player", sondern ausweislich des Plakats unter dem Originaltitel - der damals so transkribiert wurde. Heute neigt man dazu, "...dī" statt "...rī" zu schreiben, so auch Dikigoros, weil es nicht nur einen anderen Harf f�r "r" gibt, sondern einen weiteren speziell f�r "ri" (mit dem z.B. Sanskrit" geschrieben wird). Allerdings ist es auch kein eindeutiges "d" - daf�r gibt es ebenfalls einen anderen Harf -, sondern ein Laut, der dem spanischen "r" �hnelt. Wer mal ein Interview mit dem indischen Ex-Schachweltmeister Ānand auf Spanisch geh�rt hat - er spricht es sehr gut, nachdem er einige Zeit dort gelebt hat - wei� Bescheid. Aber Dikigoros bildet das Plakat noch aus einem anderen Grunde ab, n�mlich damit Angeh�rige seiner Generation mal sehen, wie man den persisch-indischen Namen "Soraya [die Sonnige]" richtig ausspricht, n�mlich nicht "So-ra-ja" - mit weichem "S" im Anlaut -, sondern "�u-ra-i-ja" - mit scharfem "S" im Anlaut, einem [kurzen] "u" statt "o" und einem deutlich h�rbaren "i" zwischen dem "a" und dem "j".

1951
Kumār spielt den Dr. Kishor in "Dīdār" und den Ratan Kumār in "Afsānā".


1952
Kumār spielt dreimal den Ashok: in "Nau Bahār", in "Tamāshā" und in "Bewafā".


(Man beachte, da� der 2. Harf im 3. Film damals - 5 Jahre nach der Unabh�ngigkeit - nicht nur in Deutschland, sondern auch in Indien als "wa" transkribiert wurde, wie es richtig ist; erst sp�ter ri� h�ben wie dr�ben die irref�hrende englische Transkription als "va" ein. Das "fā" gibt es nur in Fremdw�rtern; es wurde damals - und noch, als Dikigoros die Dewnagrī erlernte - als "ph" mit einem - auf dem Plakat gut sichtbaren - Unterpunkt geschrieben; heute l��t man ihn oft weg, was leicht zu Mi�verst�ndnissen f�hrt.)

1953
Kumār spielt die m�nnliche Hauptrolle - den Shekhar Rai - in "Parinītā", der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Sharat Chandra Chattopadhyay aus dem Jahre 1914.
(Einmal mehr geht es um das Thema "Geld- oder Liebesheirat", mit einem - wenig glaubhaften - Happy-end: letztere obsiegt :-)


Warum bildet Dikigoros hier zwei Plakate zum selben Film ab? Um zu zeigen, da� auch die Dewnagrī Schw�chen hat. Einige Zeichen, die uns redundant erscheinen, sind es gar nicht, da sie unterschiedliche Laute bezeichnen, f�r die uns blo� das "Ohr" fehlt. Aber andere sind es halt doch: So wird z.B. noch immer das alte "H�nge-n" aus dem Sanskrit mit geschleppt, wie auf dem linken Plakat, obwohl das "Nasen-n", das auf dem rechten Plakat zu sehen ist, exakt den selben "n"-Laut bezeichnet.

1955
Kumār spielt den K�m�l Rauy in der Kom�die "Bandish.


1956
Kumār spielt den Prakash Mehtā in "Ek hī rāstā" und den Ashok in "Bhāi - Bhāi".


(Wer meint, da� die beiden Filmbr�der einander nicht sehr �hnlich sehen sei versichert, da� sie es sogar "in real life" sind: Den j�ngeren Bruder Rāj spielt Kumars Bruder Kishur. Im �brigen hat der - ziemlich weit her geholte - Plot jedoch keinen biografischen Bezug zur Realit�t :-)

1957
Kumār spielt den Shãkar in "Bãdī" und den Jugal in "Rāginī".


Wieder eine Inkonsequenz der englischen Schreibweise: das lange "ā" wird als "aa" transkribiert, aber das lange "ī" - fr�her gerne "ee" geschrieben" - wird genauso transkribiert wie das kurze, n�mlich "i". Was soll das?

1958
Kumār spielt den Brijmohan Sharma in der Kom�die "Chaltī kā nām gādī", den Rajesh in "Sitārõ se āge" und den Prem Kumār alias Rakesh in "Hāwrā brij" (engl. "Howrah Bridge").
(Die spricht sich "Haav[d]raa" - nicht "Haura" o.�. - und f�hrt �ber den Hūgli, denn Kålkattā liegt nicht am Ganges; aber das wissen Dikigoros' Leser ja schon von einer anderen seiner "Reisen durch die Vergangenheit" :-)


Der letzte Film erinnert Dikigoros irgendwie an die Argonatensage, nur da� Rakesh nicht wie Iason auf die m�rderische Jagd nach dem Goldene Vlies zieht, sondern auf die ebenso m�rderische Jagd nach dem goldenen Drachen; schlie�lich verhilft auch ihm eine ihren eigenen Clan verratende Medea (die freilich den weder griechischen noch indischen Namen "Edna" tr�gt :-) zum Erfolg. Er f�hrt sie - und den Drachen - heim und heiratet sie; aber wie Filme so sind, bricht er an dieser Stelle ab, so da� wir nicht erfahren, ob die Beziehung wom�glich genauso tragisch endet wie in der Sage.

1959
Kumār spielt den Inspektor Dās in der Neuverfilmung von "Kãgan" und den Verteidiger in "Dhūl kā phūl".


1960
Kumār spielt den Amar in "Kalpanā".


Warum l�dt Dikigoros hier noch das drittklassige rechte Filmplakat auf, obwohl er doch bereits das erstklassige breite Plakat links gefunden hat? Weil auf der Verkleinerung des letzten oben rechts nicht sichtbar wird, wie unterschiedlich die Schreibweise - trotz gleicher Zeichen! - ist: Beide weisen zu kurze Unterzonen auf, aber links wirken sie unter den eng zusammen gekniffelten, fast eckigen Zeichen wie abgebissen, w�hrend sie rechts unten bei viel zu weit auseinander gezogenen Zeichen verk�mmert und verbogen wirken. Eines ist dabei jedoch bemerkenswert, n�mlich die Ligatur zwischen "l[a]" und "p[a]". W�hrend die Form links korrekt - und Standard - ist (auch Dikigoros schreibt es so), wirkt die leicht erweiterte Form rechts doch irgendwie lesbarer.
Kumār spielt den von seinem eigenen Schwiegersohn in spe des Mordes verd�chtigten Richter Badrī Prasād in "Kānūn".
Offensichtlich ein Fremdwort, das wohl gerade wegen seiner Zweideutigkeit - "Recht" und/oder "Gesetz" - als Filmtitel herhalten mu�. (Oder sollte es gar dreideutig gemeint sein, mit "Justiz" als 3. Bedeutung?!?)
Es ist der erste indische Film ohne Musikeinlagen; und Dikigoros - der �ber den ersten deutschen Film ganz ohne Hintergrundmusik an anderer Stelle geschrieben hat - kann in etwa nachvollziehen, wie sich das Publikum dabei gef�hlt haben mu�.


Die Kritik ist nicht m�de geworden, die juristischen Ungereimtheiten der Proze�f�hrung - auf beiden Seiten - aufzuzeigen; aber Dikigoros kann seinen Lesern aus eigener, Jahrzehnte langer Praxis als Rechtsanwalt versichern, da� dergleichen auch in deutschen Gerichtss�len vorkommt. (Allerdings ist ihm noch kein Fall eines Doppelg�ngers vorgekommen, den selbst ansonsten zuverl�ssige Zeugen mit dem Original verwechseln :-) Aber wenn einige - speziell westliche - Kritiker diesen Film f�r ein blo�es "Pl�doyer gegen die Todesstrafe" halten, dann haben sie die Anfangsszene verpennt oder nicht richtig verstanden: Was der Angeklagte da sagt - dessen pl�tzlicher Tod fast ebenso unwahrscheinlich ist wie das Auftauchen eines Doppelg�ngers (jedenfalls hat Dikigoros auch so etwas noch nie erlebt :-) - l�uft doch darauf hinaus, da� eine langj�hrige - oder gar lebensl�ngliche - Freiheitsstrafe f�r einen Unschuldigen nicht weniger schlimm ist als die Todesstrafe. (Der Rest der Unwahrscheinlichkeiten ist dagegen geschenkt - schaut sie Euch selber an und bildet Euch ein Urteil; Dikigoros hat den Film ja verlinkt :-)

1961
Kumār spielt den Nawab Badruddin - Vater der Hauptgestalt - in "Dharm putr".
Der pseudo-historische Streifen - tats�chlich ist es eine Romanverfilmung - macht Skandal und flopt, da bald kein Kinobetreiber mehr riskieren will, da� sein Etablissement von Randalierern demoliert wird, und kein noch so neugieriger Zuschauer zwischen die Fronten rivalisierender Schl�gertrupps geraten will. (F�r die gro�z�gig vergebenen Filmpreise kann sich der Produzent nichts kaufen :-)


Dikigoros w�rde das in einem Wort zusammen schreiben, also "Dharmputr"; aber da die indische und die englische Beschriftung des Filmplakats in diesem Punkt (ausnahmsweise mal :-) �bereinstimmen, beugt er sich dem und schreibt den Titel getrennt. Nicht �berein stimmen sie dagegen in der Schreibweise des letzten Harf. In der Regel wird das kurze, unbetonte Endungs-"a" im heutigen Hindī nicht mehr mitgesprochen; aber es gibt Ausnahmen; und in den meisten F�llen k�nnte man argumentieren, da� es ja theoretisch zumindest mitgeschrieben wird. Aber gerade das wird es hier nicht; vielmehr endet das Wort mit einem "r", das keinerlei Unklarheiten aufkommen l��t. Die Dewnagrī kennt mehrere unterschiedliche Formen des "r": Zun�chst den selbst�ndigen Harf "r" (wie in Kumār), der theoretisch silbentragend ist; und der Vokal dieser Silbe ist, wenn nichts weiter dabei steht, ein "a" - wie bei jedem anderen Harf auch. Praktisch wird dieses "a" am Wortende aber meist verschluckt; man sagt also z.B. "Kumaar", nicht Kumaara". Dann gibt es das nicht-silbentragende, zwingend vokallose H�kchen-"r", das einem anderen Harf beigef�gt wird, wobei die Stellung unterschiedlich ist: Wenn es vor der Silbe gesprochen wird, setzt man es �ber den Harf, wie hier in "dharm" (das also nie "dharam" gesprochen werden kann - auch wenn der Depp von Uploader in der Tube es so transkribiert hat :-). Wenn es nach der Silbe gesprochen wird, gibt es zwei M�glichkeiten: Normalerweise steht es unter dem Harf; die einzige Ausnahme ist das "tr", wie hier in "putr", wo es mittig steht; und um klar zu stellen, da� auch das "t" in diesem Fall vokallos ist, wird dessen Bogen zur H�lfte abgeschnitten. Es kann also weder "putra" noch "putara" noch sonstwie hei�en, sondern nur "putr"! (Dagegen k�nnte es theoretisch "Dharma" hei�en; aber da das nicht mal in der englischen Fassung behauptet wird, kann Dikigoros seinen Lesern und sich weitere Ausf�hrungen dazu ersparen :-)

1962
Kumār spielt den Rāju in "Rākhī" und den Dr. Prakash in "Ārtī".
Ihm wird der Filmfare Award verliehen.

           

Es herrscht Uneinigkeit/Unklarheit, f�r welchen Film er ihn erhielt; der Streit ist jedoch m��ig, da er als bester Schauspieler ausgezeichnet wurde - das war auch f�r mehrere Filme m�glich.
(Klar ist dagegen, da� der Gestalter des linken Filmplakats keinen Preis gewinnen konnte: "kh" schreibt sich nicht "r+w", sondern mit sch�n durchgezogenem Strich; so wie es da geschrieben steht, w�rde es "raarawii" gesprochen und �berhaupt keinen Sinn ergeben :-)

1963
Kumār spielt - erstmals f�r Wāsanas Gemini Studios - den Harishchandr Khannā in dem (Zwischen-)Zwei-Familien-Drama "Grihasthī".
Der Film - ein Plagiat Remake des vier Jahre �lteren "The remarkable Mr. Pennypacker" -, dessen �u�erst verworrene Geschichte in einem ganz unwahrscheinlichem Happy-end gipfelt, hat gro�en kommerziellen Erfolg - auch der Titelsong "Jīwan jyot jale" wird ein Riesenhit - und zieht eine Flut �hnlicher Streifen - nicht nur auf Hindī - nach sich. Damit hat das indische Kino sein zweites Lieblings-Thema gefunden.


Warum schreibt Dikigoros den Titel anders als er auf dem Filmplakat steht? Und warum bildet er wieder zweie ab? Weil es auch in Indien Rechtschreib-Reformen gegeben hat - und �hnlich wie in der BRDDR nicht immer zum besseren. 1963 schrieb man auf Hindī noch "Grahasthī", mit aspiriertem "t" - aber das h�tte man in lateinischen Buchstaben nicht so dargestellt, weil es nicht wie englisches "th" gesprochen wird, sondern vielmehr wie stark - st�rker als im Deutschen - aspiriertes "t". Rechts ist die H�lle einer modernen DVD zu sehen; und da wird es mit nicht-aspiriertem "t" geschrieben. Dagegen wird der Titel auf beiden Plakaten in Dewnagrī mit "i" in der 1. Silbe geschrieben; er braucht sich also �ber die englischen Rechtschreibung - mit "a" in der 1. Silbe - nicht weiter auszulassen.
Kumār spielt den verarmten, aber kastenbewu�ten Nawab Buland Akhtar in "Mere M�h�būb".
(Das wird nicht etwa positiv dargestellt - ganz im Gegenteil: Der Bruder der niedrigkastigen T�nzerin "opfert" sich, d.h. er heiratet statt der Schwester des Nawab, die in ihn verliebt ist, eine reiche Frau, mit deren Mitgift er den Nawab selbstlos vor der Pleite rettet. Wie Frau Dikigoros in solchen F�llen zu sagen pflegt: "Wer das glaubt, der glaubt auch, da� Zitronenfalter Zitronen falten!" :-)
Der Film erh�lt 7 Filmfare-Nominierungen (darunter drei f�r den Titelsong: Musik, Text und Gesang) und einen National Film Award f�r den zweitbesten Hindī-Film des Jahres; offenbar sind Kinog�nger, Kritiker und Kulturpolitiker der ewig gleichen Leierdes ewig jungen Themas "Liebes- oder Geld-Heirat" noch immer nicht m�de, obwohl es allm�hlich auch cineastisch nicht mehr originell, sondern ziemlich ausgelutscht ist.


Man kann das zweite "�" auch verschlucken, wie es der englische Titel "Mere Mehboob" andeutet - und Dikigoros selber w�rde das auch tun -; aber ausweislich des Titelsongs ist es hier eindeutig mitzusprechen.
Kumār spielt den Sāyā in der Gauner-Kom�die "Ustādõ ke ustād", den �ltlichen Anwalt Ashok in "Gumrāh", den Bikash Ghosh in "Bandinī" und den Pyare in "Merī sūrat terī ānkhen"


"Gumrāh" ist ein neuerlicher Angriff auf die "veralteten" Br�uche Indiens: Ein junges M�dchen, das eigentlich in einen jungen Maler verliebt ist, heiratet statt dessen, als ihre Schwester stirbt, deren Witwer und wird damit gar nicht gl�cklich.
Da� es bei den Juden einen ganz �hnlichen Brauch gibt, w�rde dagegen kein Filmregisseur zu thematisieren, geschweige denn zu kritisieren wagen - es w�re sein letztes Engagement gewesen. Tats�chlich war es in der Praxis meist umgekehrt - da ja der �ltliche Ehemann f�r gew�hnlich eher starb als seine junge Frau: Ein Mann mu�te die Witwe seines verstorbenen Bruders heiraten - denn anderswo wird sie keinen neuen Mann finden -, und zwar auch dann, wenn er bereits verheiratet war, also in Bigamie. Heute ist das in Bhārat verboten - nicht in ganz Indien, denn im muslimischen Pākistān ist es selbstverst�ndlich erlaubt, ebenso in Nepāl, wo auch Frauen bis zu vier Ehem�nner haben d�rfen -, nicht dagegen bei den Juden, die es weiterhin praktizieren.
"Mein Gesicht, Deine Augen" - ebenfalls eine Romanverfilmung - erinnert im Ansatz an das zwei Jahre �ltere "Dharm putr", macht jedoch, da weichgesp�lt entsch�rft, keinen Skandal.

1964
Kumār spielt - an der Seite von Mīna Kumār und Pradīp Kumār - den Yogi Kumargiri in "Chitralekhā". (Das war der Name einer Courtisane am Hofe des ber�hmten Maury-K�nigs Chandragupt.)
Es ist die zweite Verfilmung des gleichnamigen Romans von Bhagwatī Charan Warmā aus dem Jahre 1934. Die erste war der kommerziell erfolgreichste Film des Jahres 1941 - aber das Remake flopte, obwohl es vom selben Regisseur - Kidar Sharma - gedreht wurde, obwohl es kein popeliger Schwarz-Wei�-Film mehr war, sondern einer in den pr�chtigsten Farben, und obwohl einige der - wieder von Lātā Mangeshkar gesungenen - Lieder zu Riesenhits und Evergreens wurden.
Wie kann das sein? Nun, anno 1941 hatte noch nicht jeder indische Haushalt ein Radio oder einen Plattenspieler; wer also die Filmhits h�ren wollte, mu�te ins Kino gehen - 23 Jahre sp�ter hatte sich das grundlegend ge�ndert. Und die Farbenpracht? Na, schaut Euch doch mal das Filmplakat an: Stellt Ihr Euch so einen indischen Hofstaat des 4. Jahrhunderts v.C. vor? Oder nicht vielmehr einen spanischen 2.000 Jahre sp�ter? Eben - das fand das indische Publikum wohl auch, und das schreckte es ab!


�brigens zu Unrecht: Das Plakat wird der Kost�mausstattung des Films in keiner Weise gerecht. Und noch etwas: Mit der Lupe erkennt man am rechten oberen Bildrand ein "kh[a], das ebenso schlampig geschrieben ist wie bei "Rākhī" - vielleicht vom selben Anpadh, pardon, das Wort hatten wir ja noch nicht, bitte noch 14 J�hrchen Geduld, vom selben Legastheniker verbrochen?!? Manchmal k�nnen eben auch Filmplakate dazu beitragen, da� ein Film flopt. (Aber sicher nicht alleine - Dikigoros erw�hnt es nur colorandi causa :-)

1965
Kumār spielt die m�nnliche Hauptrolle in "Ādhī rāt ke bād".


1966
Kumār spielt den Pratap in "Dādī mā[n]" und den Gopal in der Neuverfilmung von "Afsānā".


1967
Kumār spielt den Arjun Singh in "Jewel Thief" - eine Paraderolle.


Es gibt viele Sprachen, die sich zu Dikigoros' Lebzeiten mehr oder weniger stark ver�ndert haben, sei es in Vokabular, Aussprache und/oder Rechtschreibung: die griechische, die malaiische, die russische und auch die deutsche; aber den Vogel abgeschossen hat wohl die hindinglische. Schaut Euch an, wie der englische "Juwelendieb" anno 1967 auf dem Filmplakat transkribiert wurde und wie ein halbes Jahrhundert sp�ter auf der DVD-H�lle: Mal "Jīyūl thīf" - also ungef�hr nach der Aussprache, wobei der f-Punkt unter dem "ph" fehlt -, mal "Jwel thīf" - also ungef�hr nach der Rechtschreibung, wieder ohne f-Punkt. Blo� auf die Idee, das mal ordentlich zu �bersetzen, scheint noch niemand gekommen zu sein! (Warum nicht? Wer oben den Link zu Padminī angeklickt hat, kennt schon eine m�gliche Antwort: "Jewel" ist die englische Verballhornung eines indischen Wortes, das eigentlich etwas ganz anderes bedeutet; eine "R�ck�bersetzung" verbietet sich also - und warum sollte man ein neues Wort erfinden, wenn sich das Fremdwort bereits eingeb�rgert hat?) Beide Transskriptionen sind mangelhaft bis ungen�gend und fallen von einem Extrem ins andere: Das "Je" am Anfang kann man vern�nftiger Weise weder als "Jī" - mit langem "i" - wiedergeben, noch kann man den Vokal ganz unter den Tisch fallen lassen, indem man das "j" direkt an das folgende "we" klebt. (Wie Dikigoros es transkribieren w�rde? Entweder "Jūw�l" oder "Jū�l", denn das "w" kann zur Not weg fallen - obwohl die Inder das mit den verschluckten Konsonanten bekanntlich enger sehen als die Europ�er und Amerikaner :-)
Kumār spielt den Nawab Sikandar Mirzā in "Bahū begam" und den Shanti Swarup in "Meh�rbān".
(Letzteres ist wieder ein Angriff auf die "traditionellen" gesellschaftlichen Werte "Vorurteile": Die leiblichen S�hne sind die B�sen, die ihre durch einen B�rsenkrach verarmten Eltern im Stich lassen, w�hrend der gute Adoptivsohn ihnen selbstlos hilft.)


1968
Kumār spielt den zu lebenslangem Zuchthaus verurteilten M�rder Shiwnāth, der kurzzeitig entflieht, um seiner Tochter - als Bettler verkleidet - anl��lich ihrer Hochzeit den v�terlichen Segen ("Āshirwād" - so auch der Filmtitel) zu geben. Kumār erh�lt daf�r erneut den Filmfare Award und den National Film Award als bester Schauspieler.
Die Schlu�szene ist sicher r�hrend; aber angesichts der Vorgeschichte werden sich viele Zuschauer gefragt haben: Warum hat der Bl�dmann nicht die goldene Br�cke beschritten, die ihm falsche Zeugen, die meinen, da� er "moralisch" im Recht war, zu bauen bereit sind, sondern die Tat gestanden und sich verurteilen lassen? So darf ein gesetzestreuer Jurist nat�rlich nicht fragen; aber ein Filmemacher h�tte schon mal thematisieren k�nnen, ob unsere - und die indische und �berhaupt jede Dikigoros bekannte - Auslegung des Notwehr- bzw. Nothilferechts nicht verkehrt ist. L�uft sie nicht auf den cynischen Spruch hinaus: "Wat wollnse denn? Kommse wieder, wennse tot sind!"? Mu� man wirklich zuwarten, bis jemand ein M�dchen vergewaltigt, bevor man ihr zu Hilfe kommt? Allerdings bliebe auch dann, wenn man diese erste Frage mit "nein" beantwortet, noch die zweite des Notwehr- bzw. Nothilfeexzesses: Mu� man jemanden in einem solchen Fall gleich totschlagen, oder reicht es nicht aus, ihn kampf- bzw. handlungsunf�hig zu machen? Oder war es vielleicht nur eine K�rperverletzung mit Todesfolge? Das ist, wie die Juristen sagen, keine Frage des "objektiven", sondern des "subjektiven Tatbestands".
�ltere Leser erinnern sich vielleicht an die ebenso �berraschende wie eindrucksvolle Schlu�szene von "Blinde Spiele", einer der besseren Folgen der ZDF-Krimiserie "Der Kommissar". H�tte die T�terin im Proze� ausgesagt: "Ich war so w�tend auf den Kerl, weil er meine Mutter zum Ehebruch verleitet hat", dann w�re das Mord aus "niederen Beweggr�nden" gewesen. (Rache gilt als solcher, wiewohl es meist der edelste Beweggrund �berhaupt ist - das wird Euch jeder Albaner, jeder Kurde und jeder andere "Ehrenm�rder" versichern :-) H�tte sie gesagt: "Als der Kerl mich zu Boden gesto�en hat, bin ich direkt neben der Pistole gelandet, da habe ich sie einfach genommen und abgedr�ckt", dann w�re das Totschlag im Affekt. H�tte sie zwischen "und" und "abgedr�ckt" noch ein "blind" eingef�gt und das glaubhaft 'r�bergebracht, dann w�re es K�rperverletzung mit Todesfolge. H�tte sie gesagt: "Ich dachte, da� der Kerl meinem Bruder etwas antun w�rde, er hatte ihn doch schon am Kragen gepackt", dann w�re das schlimmstenfalls ein Nothilfeexzess gewesen. (Selbst daran k�nnte man zweifeln, denn wie man kurz zuvor gesehen hat, war sie ja zu schwach, um mit blo�en H�nden Hilfe zu leisten.) H�tte aber ihr Bruder als Zeuge ausgesagt: "Der Kerl war drauf und dran, mich zu erw�rden, da habe ich mit letzter Kraft meiner Schwester zugerufen: Hilfe, der bringt mich um!" dann w�re das legitime Nothilfe gewesen. Ihr seht: zwischen Lebensl�nglich und Freispruch mu� im objektiven Tatbestand gar kein Unterschied bestehen! (Und, wenn Ihr Dikigoros noch diese ganz unjuristische Bemerkung gestatten wollt: Ihm pers�nlich hat keines der beiden Opfer leid getan :-)
Nachtrag auf Lesermail: Ja, auch in Deutschland gab es "Ehrenmorde": Anno 1208 wurde ein schw�bischer Hurenbock Pferdefreund von einem Bayern in die ewigen Jagdgr�nde geschickt, dem er die Verlobte weggenommen hatte (seine eigene Tochter - um sie an einen Anderen zu verschachern)! Die Mehrheit der nachgeborenen "Rechtshistoriker" bezeichnete das als "Mord an einem K�nig", eine Minderheit als "T�tung eines Usurpators"; aber der T�ter selber h�tte es wohl als "strafende Gerechtigkeit" bezeichnet - und damit war er v�llig im Recht, denn er war selber ein Pfalzgraf, der das tun durfte; erst 27 Jahre sp�ter wurde das durch den "Mainzer Landfrieden" verboten - aber selbst den erlie� 1. jemand, der dazu kaum befugt war, 2. galt er erstmal nur an Sonn- und Feiertagen, und 3. hielt sich eh fast niemand daran. Das l��t sich also zwar vergleichen, aber schwerlich gleichsetzen. Nachtrag Ende.



Hatte Dikigoros oben bei "Dharm putr" geschrieben, da� das nicht-silbentragende H�kchen-"r", das vor dem Harf gesprochen wird, dar�ber geschrieben wird? Ja, und das wollt Ihr bitte w�rtlich nehmen, denn die Dewnagrī ist keine Buchstaben-, sondern eine Silbenschrift. (Manche KorinthenkackerLinguïsten bestreiten das und behaupten, es sei ein Konstrukt sui generis; aber das ist Wortklauberei, denn "reine" Silbenschriften gibt es �berhaupt nicht, sie operieren allesamt mit mehr oder weniger vielen Sonderzeichen und Zus�tzen; Dikigoros w�rde im Zweifel von einer "erweiterten Silbenschrift" sprechen.) Das H�kchen steht also nicht �ber dem Konsonanten der Silbe, sondern �ber der Silbe insgesamt, und das kann man hier besonders sch�n sehen - anders als in F�llen, wo es vor einem einfachen, kurzen Harf gesprochen wird, der praktisch nur aus dem Konsonanten besteht, wie "Dharm[a]" oder "Dew[a]nagrī; dann k�me es nicht drauf an bzw. w�rde nicht weiter auffallen. Aber hier wird es vor einem "wā" gesprochen, d.h. einem "w[a]" mit Verl�ngerungsstrich; und da steht das H�kchen-"r" nicht �ber dem "w[a]", sondern zwingend �ber dem Verl�ngerungsstrich! (Wenn die Dewnagrī keine Silbenschrift w�re, m��te man das "...warad" lesen, und das w�re schlicht falsch :-)

1969
Kumār spielt den Richter Ajay Wermā in "Do bhāi" und den Shãkarnāth in "Pyār kā sapnā".
�ber diese abstruse Geschichte kann Dikigoros nur den Kopf sch�tteln. (Und er meint nicht, da� sich die Londoner Nebenbuhlerin der weiblichen Hauptrolle als lang verloren geglaubte Enkelin der m�nnlichen Hauptrolle und damit als dea ex machina entpuppt - das ist geschenkt :-) Da� ein junger Mann dem westlichen Lebensstil verfallen ist, soll vorkommen, da� seine Eltern dagegen sind auch, und da� es noch "brave" M�dchen gibt, die lieber mit der Mama auf Pilgerreise gehen dto. Aber da� es 1969 noch m�glich war, da� ein Ehemann seine gerade angetraute Ehefrau gleich nach der Hochzeit - die nat�rlich von den Eltern arrangiert ist, pfui aber auch! - verl��t, um auf Auslandsreise zu gehen, ohne je ihr Gesicht gesehen zu haben (er hat nichtmal den Brautschleier gel�ftet - aber gab es keine Fotos?), das geht doch auf keine noch so fantasievolle Kuhhaut! Aber eigentlich noch viel schlimmer ist, was uns da als "Traumfrau" vorgestellt wird: Da� sie fromm ist, nicht raucht und nicht s�uft, ist selbstverst�ndlich; aber da� sie die englische Sprache - und die englischen Tischmanieren - erlernt haben mu�... Waren die einstigen Kolonialherren damals nicht mehr - und noch nicht wieder - so verha�t, da� ihre Lebensart das Ideal verk�rperte? [Sie mu� auch m�hsam Franz�sisch lernen - warum gibt es eigentlich im Hindī kein "�", obwohl gerade Dillī - wo die Khaŗi Boli doch beheimatet ist - nur zu oft das Opfer von Einf�llen der Turkv�lker war, in deren Sprachen es reichlich vorkommt? Fragt Dikigoros was leichteres - oder schickt ihm eine Antwort, wenn Ihr eine wi�t!] Aber der Film stellt diese Frage gar nicht, geschweige denn, da� er sie beantwortet -; er speist uns vielmehr mit dem �blichen Happy-end ab: Der mi�ratene Ehemann lernt in London unbekannter Weise seine Ehefrau kennen (sie ist ihm unter falschem Namen nachgereist :-) und verliebt sich in sie, und damit ist alles in Butter Ghī.


Warum ist auf dem Plakat rechts das "kā" klein gedruckt? Weil es in der Dewnagrī ebenso wenig eine Gro�- und Kleinschreibung gibt wie im Alt-Griechischen, im Alt-Lateinischen, im Chinesischen oder Japanischen. Im letzteren w�rde man zwischen dem Kanji f�r "Liebe" und dem Kanji f�r "Traum" ein "no" in Hiragana einf�gen. (Im Deutschen klatscht man die beiden statt dessen zusammen, mitsamt einem Genitiv- oder "Fugen"-s.) Das "kā" hat hier keine eigene Bedeutung; es macht lediglich das Substantiv "pyār" zu einem Adjektiv. (Ist Euch schon mal aufgefallen, da� es im Deutschen kein entsprechendes Adjektiv gibt? "Lieblich" ist der Wein; aber das hat nichts mit "Liebe" zu tun, sondern blo� mit der H�he des Zuckergehalts :-)

1970
Kumār spielt den Jagatrām in "Sharāfat" und den Uma Shãkar in "Jawāb".


Dikigoros' Hindī-Lektor (Vetter eines Regisseurs, der mit Kumār zwei seiner erfolgreichsten Filme drehte - und seinen erfolglosesten) pflegte zu sagen: "Vergessen Sie alles, was Sie im Arabisch-, Persisch-, Chinesisch- oder Japanisch-Unterricht �ber asiatische Schriftsysteme gelernt haben; die Dewnagrī eignet sich nicht f�r kalligrafische Experimente!" Aber wenn er das Plakat rechts so betrachtet... Vom v�llig �berkandidelten "Ja" am Anfang ganz abgesehen, gibt es hier keinerlei Rechtfertigung, die Shirorekhā zu unterbrechen, geschweige denn gleich dreimal. (Vor allem die Trennung des "wa" von seinem Verl�ngerungsstrich, der es zum "wā" macht, ist ein absolutes No-go! :-) Beim Plakat links h�tte man das noch als besonderen Gag rechtfertigen k�nnen, denn der Film soll ja zeigen, wie zerbrechlich die Fassade der "Hochanst�ndigkeit" (wof�r die Inder interessanter Weise blo� ein - arabisches - Fremdwort haben :-) in Wahrheit ist; aber da ist - am unteren Bildrand - alles ganz korrekt geschrieben.

1971
Kumār spielt den Rajaji in der 2. Neuverfilmung von "Kãgan" und den Anwalt Shukla in "Adhikār".
(Beide Filme werden auch nach England exportiert, als "The Bangle" bzw. "Justice".)


1972
Kumār spielt den Shahābuddīn in "Pākīżā", den Chaudharī Rāmprasād in "Żindagī, żindagī" und den Koch in "Garam masālā".
Dikigoros erw�hnt diese an sich unwichtigen Filme vor allem wegen dreier Vokabeln:
1. Der muslimische Westen von British Indien erhielt 1947 auf Betreiben Jinnahs den Namen "Pākistān", was sich zwar theoretisch - mit einigen willk�rlichen Verrenkungen - als Abk�rzung seiner Provinzen [mi�]verstehen lie�e, aber tats�chlich "Land der Reinen" bedeutet; der Film lief denn auch in England unter dem Titel "Pure One [Der Reine]". (A propos England: Dort ist - damals schon! - die schlechte Angewohnheit eingerissen, langes "ā" als "ah" zu transkribieren, auch wenn es gar nicht aspiriert wird - zur Nachahmung nicht empfohlen!)
2. Das indische Wort f�r "Leben" kannte fr�her jeder - zumindest jeder Brite. Wenn der [Vize-]K�nig - oder sonst ein wichtiger W�rdentr�ger - zu Besuch kam, riefen die Jubelperser Jubelinder Menge "Żindābād!" - "Er lebe [hoch]!" Heute h�rt man dagegen allenfalls noch "Amrika murdābād!" - "Amerika verrecke!" 50 Jahre nach diesem Film hat Dikigoros sogar Verst�ndnis f�r diesen Satz, denn die USA sind nicht mehr seine USA, wo er einst die sch�nste Zeit seines Lebens verbrachte; aber auch Deutschland ist ja nicht mehr, was es mal war, und es w�rde ihn nicht wundern, wenn die Leute demn�chst auch "J�rm�nī murdābād" riefen.
3. Das Wort "Mahārāj[a]" wird im Ausland immer noch als "Gro�f�rst" o.�. Herrschertitel [mi�]verstanden. Das ist lange her; heute ist es die (scherzhafte :-) Anrede f�r einen Koch. Das liegt daran, da� Familien, die sich einen eigenen Koch leisten konnten, daf�r nat�rlich nur jemanden aus der h�chsten Kaste nahmen - ein niederkastiger Koch h�tte das Essen ja verunreinigt. Verarmte Mahārājen konnten daher jederzeit als K�che arbeiten; im Laufe der Zeit ging die Bezeichnung auf den ganzen Berufsstand �ber.


Fortsetzung in Sachen kalligrafische - oder sollte Dikigoros besser "kakografische" schreiben? - Experimente: Das Kinoplakat ganz rechts ist nicht nur schlecht beschriftet, sondern in einem Punkt sogar falsch: Schlecht ist die - freilich auch auf dem Plakat ganz links angedeutete - Tendenz, alle Bestandteile der Harfen gleich hoch zu schreiben, d.h. sie bis auf den Boden durch zu ziehen. Das macht sie zwar nicht wirklich verwechslungsf�hig, wenn man genau hin schaut; aber es erschwert - �hnlich wie die oben beklagte Unterbrechung der Shirorekhā - die Ganzworterfassung, auf die man doch im "modernen" Schulunterricht so gro�en Wert legt! (Dikigoros stellt das immer wieder fest, wenn er seine alten Aufzeichnungen nachliest, denn auch er selber neigt[e] zu dieser Unart :-) Das "ma" ist, korrekt geschrieben, eben nicht genau so hoch wie das "ga", das "sa" und das "la". Und wenn man dann noch die linke H�lfte vom "ga" vollst�ndig einrollt, sieht es bei fl�chtigem Lesen tats�chlich fast wie ein schlecht, d.h. zu lang geschriebenes "ma" aus. Aber der Gipfel - im wahrsten Sinne des Wortes - ist das "r" �ber dem "ma". Dikigoros hat alle m�glichen indischen W�rterb�cher gew�lzt, nicht nur das, nach dem er selber Hindī gelernt hat, sondern auch �ltere und j�ngere Auflagen, um fest zu stellen, ob "garam" jemals "garm" geschrieben wurde; aber au�er in der j�ngsten Online-Ausgabe von Collins Dictionary hat er nichts dergleichen gefunden. (Und die ist v�llig unzuverl�ssig, denn dort wird behauptet, da� man es auch "garma", "grma" oder "grm" schreiben bzw. transkribieren k�nne - blo� "garam" kennen die nicht :-) Nein, hei� [f�r Temperaturen] bzw. scharf [f�r Gew�rze - wie in diesem Film] (�brigens eine Parallele zum Englischen, wo beides "hot" hei�t) schrieb und schreibt sich korrekt "garam", d.h. zwingend mit dem Harf "ra". Man kann letzteres nicht einfach durch ein Oberh�kchen ersetzen, denn dann hie�e es "garm", und das ist falsch.
Nachtrag auf emp�rte Lesermail einer britischen Inderin: Ja, meine Liebe (f�r Nicht-Inder: das ist die ganz normale, h�fliche Anrede, auch f�r Unbekannte, nur da� man es dort umdreht, also "Mein[e] Liebe[r], ja" sagt :-), "Life, life" ist der tollste Film aller Zeiten, jedenfalls der tollste, den Ihr (dto) je gesehen habt. (Dikigoros wei�, wie das ist; als er jung war, kannte er auch nur ganz wenige Filme: Fernsehen gab es noch nicht - jedenfalls nicht in seinem Elternhaus -, und Kino war [zu] teuer :-) Aber er findet Arztfilme grunds�tzlich doof unwichtig, und an diesem st�rt ihn besonders, da� er fr�he Emanzipations-Tendenzen aufweist, die so gar nicht in das damalige Indien passen: Obwohl vom Plot her eigentlich C.R. die Hauptperson sein m��te - der das Krankenhaus gestiftet hat und nun als Patient dort einliegt - hat man dazu die - von Sunil Dat gespielte - Chef�rztin gemacht. Dazu noch die alberne Liebesgeschichte, nat�rlich wie gehabt mit Kastenhindernissen... Nein, damit k�nnt Ihr ihn nicht hinter dem sprichtw�rtlichen Ofen hervor locken! (Und bevor ihm noch jemand mailt: Er wei�, da� auch "Pākīżā" ordentlich Kasse gemacht und Filmpreise abger�umt hat; dennoch h�lt er den Film nicht f�r wichtig.) Nachtrag Ende.
Kumār spielt eine der beiden m�nnlichen Hauptrollen - den "Rājā" (kein F�rst, sondern der Name eines von zwei kleinen Ganoven auf Diamantenjagd, so ziemlich den einzigen, die weder morden noch ermordet - sondern nur ein bi�chen gefoltert - werden :-) - in der Kriminalkom�die "Wiktoriyā nambar 203".
Der Film hat einen Riesenerfolg und zeigt die zunehmende innere Spaltung Bhāratas entlang der Sprachgrenzen auf: Die Bollywood-Filme verbinden nicht mehr, d.h. sie animieren nicht mehr dazu, Hindī zu lernen; sie werden vielmehr in den einzelnen Regionalsprachen nachgedreht (nicht blo� synchronisiert oder untertitelt, sondern als "remakes", mit anderen Schauspielern und abgewandeltem Drehbuch).
(Kumār spielt - gerade in den 1970er Jahren - noch in vielen anderen Filmen mit, die Dikigoros hier nicht alle besprechen kann; er beschr�nkt sich auf diejenigen, die Rūpindar Singh unter Berufung auf Dewindar Bir Kaūr in seinem Nachruf in der Tribune vom 15. Dezember 2001 erw�hnt hat - mit einer Ausnahme, auf die er gleich zur�ck kommt.)


Was f�llt auf? Zun�chst mal der Name: Die Briten schleppen noch immer die lateinische Schreibweise f�r die Siegesg�ttin (deren Namen auch die altmodische Pferdekutsche tr�gt, die auf den ersten drei Plakaten deutlich, auf dem vierten kaum erkennbar abgebildet ist - die Frau mit dem Messer hei�t "Rekhā") mit sich herum. Die alten R�mer hatten kein "W", sondern schrieben "V". Die Inder haben kein "V" - wozu auch? Wenn es "w" gesprochen wird, dann schreiben sie es auch so, und wenn es "f" gesprochen wird, dann schreiben sie es - wie die alten Griechen - "ph" (korrekter Weise mit einem Punkt drunter, aber das hatten wir ja schon). Die alten R�mer hatten auch kein "k", sondern schrieben es, ebenso wie das "g", zun�chst "C" (sie hatten nur Majuskeln; die karolingische Minuskel wurde erst im Mittelalter von den Franken erfunden); sp�ter erg�nzten sie das weich gesprochene "C" um ein H�kchen, das so zu unserem "G" wurde. Die Inder haben dagegen - fein s�uberlich getrennt und nicht verwechslungsf�hig - ein "k", ein "kh", ein "g" und ein "gh", und das erste steht eben hier. Au�erdem haben sie zwei "t" und zwei "th" - je einmal f�r origin�r indische und f�r Fremdw�rter (wie hier). Ob die alten R�mer zwischen dem "i" und dem "a" noch ein "j" sprachen, entzieht sich Dikigoros' Kenntnis; die Briten tun es jedenfalls, schreiben es aber nicht mit; die Inder tun es auch - und sie schreiben es mit. Der letzte Buchstabe ist ein langes "ā", mit Doppelstrich geschrieben und auch gesprochen - und gesungen, wie Ihr im Titelsong h�ren k�nnt, wenn Ihr den Link angeklickt habt; die letzte Silbe wirkt dadurch betont. Das n�chste Wort bedeutet "Nummer [engl. number]"; aber anders als die Deutschen und die Engl�nder k�rzen die Inder das nicht falsch ab - weder "Nr." (das Endungs-"r" wird doch gar nicht mitgesprochen!) noch "no." (ein "o" wird doch weder geschrieben noch gesprochen!) -, sondern korrekt, n�mlich "nã", mit einem Nasalierungspunkt �ber dem "na", wie auf dem 2. Plakat. Auf dem 3. fehlt er, aber das ist Schlamperei; und das 4. d�rft Ihr nicht ernst nehmen, das hat wieder ein halber Legastheniker verbrochen, denn er schreibt auch "Wiktorīyā" - mit langem "i" - statt "Wiktoriyā, und statt eines Abk�rzungspunkts setzt er hinter das "na" einen Doppelpunkt. Auf der DVD-H�lle ganz rechts taucht der Anuswār dann wieder auf, gefolgt von einer Zahl, die einen daran erinnert, da� die Ziffern, deren Erfindung wir f�lschlich den Arabern zuschreiben, tats�chlich von letzteren bei den Indern abgekupfert wurden. Dennoch haben die Inder deren urspr�ngliche Formen heute so gut wie aufgegeben zugunsten der europ�ischen. Dies ist die letzte Dikigoros bekannte Ausnahme, deshalb bildet er sie hier mit ab - nicht ohne auch sie zu kritisieren. Warum hei�t eine Ligatur "Ligatur"? F�r alle Nicht-Lateiner: Weil sie zwei Schriftzeichen verbindet. Aber alle 4 Hindī-Plakate haben ein "ka", das aussieht, als h�tte ein hungriger Kater das rechte Drittel abgeknabbert, weil er es f�r einen M�useschwanz hielt. Das geh�rt zusammengeschrieben mit dem folgenden "to"! Wof�r sind - oder waren damals noch - die Plakate handgemalt? Bei schlechten Schreibmaschinen h�tte man eine Ausrede gehabt. (Dikigoros erinnert sich noch, da� das Indologische Seminar der Universit�t Bonn so ein Ding hatte; er erstarrte jedesmal fast vor Ehrfurcht, wenn ein wissenschaftlicher Mitarbeiter darauf etwas Lesbares zustande brachte, und sei es auch mit Methode Adler und schlecht geschlossenen Ligaturen; er selber schrieb lieber - und schneller - per Hand :-)


Zum Gl�ck gibt es im Hindī kein Gro�- und Kleinschreibung - auch nicht bei Namen oder am Satzanfang;
daher kann man die Tasten doppelt belegen. Das "angeknabberte k" steht in der 3. Zeile, 3. Taste, oben

Und nun zur versprochenen Ausnahme: Kumār spielt den wohlhabenden Thākur Wirendra Singh in "Rākhī aur hathkadī". Zur allgemeinen �berraschung ger�t der Film - mit dem man ein drittes gro�es Thema des indischen Films zu etablieren gehofft hatte (er wurde sogar in die UdSSR exportiert, wo er als "Meisterwerk" beworben wurde) - zum Flop, dem gr��ten in Kumārs Karriere. Warum? Fragt Dikigoros was leichteres - der Geschmack des Kinopublikums ist bisweilen unergr�ndlich.


Was ein Rākhī (�brigens wieder genauso falsch geschrieben wie oben, aber das nur am Rande) ist, wei� inzwischen auch in Europa und Nordamerika jeder - oder etwa nicht [mehr]? In Dikigoros' Generation war es noch so, da� jedes Hippie-M�dchen, das nach Indien reiste, ihrem Bruder ein solches B�ndchen f�rs Handgelenk - Zeichen geschwisterlicher Liebe - mitbrachte. (Dikigoros verkneift sich das Wort "Armband", denn Inderinnen tragen Armreifen, und zwar nicht nur einen, wie ihre Geschlechtsgenossinnen im Westen, sondern mehrere, mindestens ein halbes, wenn nicht ein ganzes Dutzend an jedem Unterarm - sehr sch�n zu sehen auf dem 3. Bild. Und die sollten, wenn der Geldbeutel das zul��t, aus Gold oder zumindest vergoldet sein, nicht aus so billigem Zeug wie die Bruderb�ndchen.) Und was ist das Gegenteil davon? Richtig, ein Set Handschellen - "hathkadī"!
Die russische Fassung hat einen ganz anderen Titel - und obwohl das eigentlich in ein anderes Kapitel seiner Sammlung von Schauspieler-Lebensl�ufen geh�rte, hat Dikigoros diesen Film gerade wegen des 4. Plakats eingef�gt. Wie Ihr vielleicht wi�t, hat der gro�e Lomonosow - Feind aller �berfl�ssigen Fremdw�rter (mit Ausnahme der deutschen, schlie�lich hatte er in Deutschland studiert :-) - im 18. Jahrhundert versucht, diese auszumerzen, indem er neue, "echt russische" Ersatzw�rter kreïerte. Aber einige hatte er vergessen, andere haben sich behauptet, weil sein Ersatz zu umst�ndlich war, und wieder andere gab es zu seiner Zeit noch nicht. In die erste Kategorie f�llt "Sutenër" - von franz�sisch "Souteneur [Zuh�lter]". Das war nicht weiter tragisch, denn der Volksmund sagte ohnehin "Kot [Kater]" (und "Kisulja [K�tzchen]" f�r die Nutte :-), so wie der franz�siche Volksmund "Maquereau [Makrele]" sagte. Aber "masterskoje proïswedenije"? Diese seine Wortsch�pfung w�rde doch gar nicht auf die Zeile passen - da ist "Schedewry" (von "Chef-d'œuvre") doch irgendwie praktischer. Und in die 3. Kategorie f�llt das Wort in der letzten Zeile. (Aber f�r "Kin�" w�re wohl selbst einem Lomonosow kein "russisches" Ersatzwort eingefallen :-)

1973
Kumār spielt den Bahadur Atal Rai in der Kom�die "Do phūl" und den Pflegevater der weiblichen Hauptgestalt, Asha, in "Hifāzat".


1974
Kumār spielt den Dr. Winyak in "Paise kī gudiyā", den Professor Shyāmlāl Guptā in "Ujālā hī ujālā" und den Rājā Uday Singh in "Prem nagar".


Ausnahmesweise mu� Dikigoros hier mal ein Szenenfoto mit abbilden; denn das - gezeichnete - Kinoplakat wird dem Film einfach nicht gerecht.
Ansonsten zieht er die alten Kinoplakate den neuen DVD-H�llen mit Fotos grunds�tzlich vor; es gibt immer noch positive Ausnahmen, wie man hier unten sehen kann:


1975
Kumār spielt Mr. Khanna, den Vater der Titelheldin, in "Milī", und den Vater eines im 1965er Krieg gefallenen Soldaten, der die Genugtuung hat, den Sieg im 1971er Krieg mit zu erleben, in "Ākraman". (Das bedeutet "Invasion", und da� es ein altes Sanskrit-Wort ist - das wahrscheinlich schon die Aryer mitgebracht haben, als sie nach Indien kamen - erkennt man an der Schreibweise mit dem "H�ngeschlaufen-n". Es ist eines der wenigen Sanskrit-W�rter, die sich nicht nur gegen die gleichbedeutenden Fremdw�rter der arabischen, persischen und t�rkischen Invasoren behauptet hat, sondern auch gegen das englische. (Obwohl Dikigoros keinen Inder kennt, der nicht auch das Wort "inweshan" verstehen w�rde :-)


(Dikigoros vermag die Begeisterung ob jenes "Sieges" nicht so recht nachzuvollziehen - f�r ihn war das ein Krieg der verpa�ten Chancen, denn mit der blo�en Unabh�ngigkeit Bangla Deshas war ja f�r Bhārat nicht viel gewonnen. Aber vielleicht war das nach vier Jahren noch nicht richtig abzusehen; und vielleicht sch�tzt Dikigoros das damals M�gliche auch zu optimistisch ein: Was, wenn bei einer Annexion Ost-Bengalens und/oder einem weiteren Vordringen gen Westen die USA unter den beiden Pappnasen Nixon und Kissinger auf Seiten Pākistānas in den Krieg eingetreten w�ren, dto die Volksrepublik China, mit der sie gerade im Begriff waren, sich auszus�hnen? W�re die Sowjet-Union dann bereit und in der Lage gewesen, ihrem Verb�ndeten Bhārat wirksam beizustehen?

1977
Kumār spielt Mr. Wermā in "Drīm garl".


"Dream girl" schreibt sich auf Dewnagrī "drī+ma ga+rla", spricht sich aber - s.o. bei "Tājm�h�l" - "Driimg�rl", in einem Wort, mit langem, betontem "i" und kurzem, unbetontem "�". Wenn Ihr, liebe Leser, mal in die Verlegenheit kommt, Euch in Indien mit Englisch behelfen zu m�ssen, dann tut es bitte richtig, d.h. sprecht indisches Englisch; denn wenn Ihr es so vernuschelt, wie es die Engl�nder und vor allem die Amerikaner heute tun, dann wird man Euch nicht verstehen. Es ist eigentlich ganz einfach: Die Inder haben das Englische so bewahrt, wie es ihnen die Briten im 17. Jahrhundert mitgebracht haben, d.h. beinahe so gesprochen wie geschrieben und weitgehend unvernuschelt. Sie sagen also nicht "g�al", sondern "garl" oder "g�rl", mit deutlich zu h�rendem "r". Und das gilt auch f�r Begriffe, die es im 17. Jahrhundert noch gar nicht gab. Die Deutschen und die Engl�nder sagen z.B. "Intan�t", wobei sie das "a" zum "schwa" vernuscheln und das "r" halb - oder ganz - verschlucken; die Amerikaner vernuscheln auch noch das "t" und sagen "Innan�t". Die Inder sagen dagegen "Intarnet", mit langem, geschlossenem "e" und deutlich h�rbarem "t" und "r"; und sie schreiben "ĭtarnet" (mit einem Anuswār [Nasalierungspunkt] �ber dem Harf "i" statt eines folgenden Harf "n[a]" - der theoretisch auch m�glich w�re), damit niemand etwa auf die Idee kommt, "inatarnet" zu sagen! (Ihr Gott des Internets ist �brigens Ganesh - wer sonst -; aber dar�ber schreibt Dikigoros an anderer Stelle.)


Noch etwas zum Schriftbild: Dikigoros hatte das letzte H�kchen-"r" - das nach dem Harf gesprochene und demzufolge unter dem Harf geschriebene - noch nicht vorgestellt, weil noch kein Filmplakat dazu Anla� gab. Hier kann er das nun endlich nachholen und dabei zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Diese Kombination ist n�mlich zugleich sein Hauptargument daf�r, den Harf am Wortanfang nicht als "r" zu transkribieren - s.o. bei "Khiladi" -, sondern als "d". Wie sollte man diese Kombination sonst transkribieren - etwa als "rr"?!?

1978
Kumār spielt den Dr. Gupta - Vater der weiblichen Hauptgestalt - in "Anpadh.


Ein merkw�rdiges Wort. Wenn es sich so spricht wie es sich auf Englisch schreibt - und das tut es, es war damals in aller Munde, besonders in Bezug auf Frauen, wie ja auch in diesem Film -, warum wird es dann mit "na" geschrieben, statt entweder ein nasaliertes "a" zu schreiben oder eine Ligatur "npa"? Dikigoros vermutet, da� es sich urspr�nglich "anapadh" sprach, wie unser Pendant "Analfabet". (Wer es besser wissen sollte darf ihm gerne mailen; aber bitte keine blo�en salbungsvollen Hinweise, da� es heute noch ebenso viele Analfabet[inn]en in Indien gibt - das mag zwar stimmen, aber nur wegen der Bev�lkerungszunahme; prozentual hat sich das schon erheblich gebessert.)

1980
Kumār spielt den Dwarka Prasad Gupta in der Kom�die "Khūbsūrat".


1985
Kumār spielt den Nigam in "Tawāyf".


1986
Kumār spielt den Abdul Rahmān in "Pyār kiyā hai pyār karenge".


Warum hat Dikigoros von dem halben Dutzend Filmen, in denen Kumār in diesem Jahr mitgespielt hat, gerade diesen ausgew�hlt, und dazu noch so ein mieses Plakat, auf dem er nicht mal namentlich erw�hnt, geschweige denn abgebildet ist? Na, gerade weil das so ein mieses Plakat ist, das besonders deutlich zeigt, wie un-indisch der Typ, der es verbrochen hat, denkt: Man kann ja schon mal Buchstaben teilweise �bereinander setzen, wenn der Platz sonst zu knapp wird - aber dann doch bitte in der richtigen Reihenfolge! Man kann das "a" nicht penetrant oben auf setzen, egal ob es vor oder nach einem anderen Buchstaben kommt. Es mag Sprachen geben - oder gegeben haben, wie das Alt- Uralt- Linear-Griechische -, in denen man von links nach rechts und von rechts nach links schreiben konnte (und auch einige, in denen man bis vor kurzem noch von links nach rechts und von rechts nach links und von oben nach unten schreiben konnte, wie das Chinesische und das Japanische), aber die Harfen der Dewnagrī werden ausschlie�lich von links nach rechts geschrieben. (Und innerhalb der Harfen macht nur das kurze "i" eine Ausnahme - deshalb hat Dikigoros das hier nicht moniert, auch nicht beim "hai", obwohl das gar kein "i" ist, sondern Bestandteil eines "ai" - aber auch das wird - als diakritisches Zeichen oberhalb der Shirorekhā - von rechts nach links geschrieben.) Leider hat Dikigoros kein Filmplakat auf Hindī gefunden; wenn ihm noch eines unterkommen sollte, dann wird er das zum Vergleich nachtragen.

1989
Oktober: 28 Jahre nach "Dharm putr" holt die traurige Wirklichkeit auch Kumārs Heimatstadt Bhāgalpur ein: Die einstige Hauptstadt des Aryer-K�nigreichs Ãgā wird Schauplatz b�rgerkriegs�hnlicher K�mpfe (verharmlosend als "communal violence" bezeichnet) zwischen Hindūs und Muslimen.

1991
Kumār spielt den Pandit Satyadew in "Maut kī sażā".


1995
Kumār spielt den Ajīt Khannā in der Kom�die "Merā dāmād".


F�llt Euch etwas auf, liebe Lieser? Richtig: Fr�her waren indische Kinoplakate - und DVDs - zweisprachig beschriftet. Allm�hlich verschwindet dieser gute alte Brauch; und da mindestens eine meist auch noch falsch geschrieben ist, findet man sich bald wohl gar nicht mehr zurecht - oder h�ttet Ihr auf den ersten Blick gesehen, da� es hier um ein- und denselben Film geht?!?

1996
Kumār spielt erneut den Arjun Singh in "Return of Jewel Thief".
Das ist freilich nicht mehr die Hauptrolle, da der Film kein Remake, sondern eine Fortsetzung ist; neuer Held ist der Sohn des alten Juwelendiebs; der Vater wirkt nur noch im Hintergrund.


Man beachte die schlampige Schreib- und Ausdrucksweise in beiden Sprachen auf dem Kino-Plakat: Richtig m��te es auf Englisch "The return of the jewel thief" hei�en; und die Hindī-Schreibweise "ritarn āph jwail thīph" (beide Male ohne Punkt unter dem "ph") ist mehr als fragw�rdig.
Damit beendet Kumār seine Film-Karriere und tritt in den Ruhestand.
Die indische Wikipedia f�hrt als seinen letzten Film "Ānkhon men tum ho" aus dem Jahre 1997 auf, allerdings ohne mitzuteilen, welche (namenlose Neben-?)Rolle er darin gespielt haben soll. Solche unsubstantiierten Angaben �bernimmt Dikigoros grunds�tzlich nicht. (Er l��t sich aber gerne eines Besseren belehren; wer es also wissen sollte, darf ihm gerne mailen - auch auf Englisch oder Hindī, aber bitte nicht auf Urdu oder Bangali :-)

2001
10. Dezember: Kumudlāl Gāngulī alias "Ashok Kumār" stirbt in Bombay alias "Mumbai".


*Ein scheinbar ganz simpler, eindeutiger Satz, der indes gleich mehrere Anmerkungen erfordert:

**Auch seine Br�der wurden Schauspieler und drehten z.T. mit ihm zusammen; m�glicherweise geht darauf sein Spitzname "Dādāmunī [big brother/gro�er Bruder]" - im Ausland f�lschlich auch "Dadamoni" oder "Dada Moni" geschrieben, auf Bengalisch "Dādāmuni", mit kurzem "i" - zur�ck, unter dem er in Indien bekannt ist.

***Irgendwo las Dikigoros mal, da� "nur die Griechen" die Namen ihrer alten G�tter und Halbg�tter bis heute als Vornamen verwenden. Das mag f�r Europa zutreffen; in Asien tun das jedoch auch die Inder. Der Nachname schreibt sich auf Bengalisch "Kūmār" - mit langem "ū". Beides zusammen bildet das indische Pendant zu "Max Mustermann"; viele "Celebrities" nennen sich so, nicht nur Schauspieler, sondern auch - und vor allem - Sportler und sogar Politiker. Dikigoros ist nicht sicher, ob diese Praxis �lter ist als Kumudlāl Gāngulī; m�glicherweise wurde dieser Name erst durch ihn bekannt, und es wurde Mode, ihn zu imitieren. (Auch bei uns wurde ja der Name "Otto Normalverbraucher" durch einen Schauspieler - Gert Fr�be - popul�r, allerdings nicht als dessen Pseudonym, sondern durch die Rolle, die er 1948 in dem Film "Berliner Ballade" spielte :-)

****�ber das Zustandekommen dieses Engagements kursiert eine abenteuerliche Geschichte: Der eigentliche Hauptdarsteller soll mit Dewikā Rānī, der Hauptdarstellerin und Ehefrau des Produzenten Himānshu Rāy, "durchgebrannt" sein. Der habe die Rolle daraufhin kurzerhand mit seinem Labor-Assistenten Kumār besetzt. Sehr glaubhaft ist das nicht, denn Dewikā Rānī drehte den Film offenbar zuende und spielte auch sp�ter noch h�ufig mit Kumār zusammen in den Filmen ihres Mannes. Ausschlaggebend d�rfte vielmehr gewesen sein, da� sein Schwager Mukherjī sich f�r ihn aussprach.

*****Auch �ber diese Besetzung wird eine Episode verbreitet, wonach der deutsche Regisseur Kumār als Schauspieler im Allgemeinen und als Hauptdarsteller dieses Films im Besonderen f�r v�llig ungeeignet hielt und erst von Himanshu Rai mit sanftem Druck "�berredet" werden mu�te, ihn zu akzeptieren. Dabei hatte Osten v�llig Recht: Kumār sah nicht aus wie ein Brahman, Dewikā Rānī nicht wie eine Kastenlose, und �berhaupt waren die Rollen v�llig unglaubw�rdig: F�r gew�hnlich ist der Sohn eines Lebensmittelh�ndlers kein Brahman, und die Tochter eines Bahnw�rters keine Kastenlose; sie h�tten also von der Kaste her ohne weiteres heiraten k�nnen, ohne darob der sozialen �chtung zu verfallen. W�re Indien damals schon unabh�ngig gewesen, w�re der Film wahrscheinlich verboten worden; den britischen Kolonialherren jedoch kam der Film gerade recht, um Ressentiments gegen das Kastenwesen - das sie am liebsten zerst�rt h�tten - zu sch�ren; und sie sorgten daf�r, da� er �berall ungehindert gezeigt werden konnte. Kumār selber identifizierte sich mit der Filmgestalt in keinster Weise; seine eigene Ehe - die er im selben Jahr schlo� - war innerhalb seiner Kaste "arrangiert"; nach eigenem Bekunden hatte er die Frau, die seine Mutter sich als Schwiegertochter ausgesucht hatte, vor der Hochzeit nie gesehen. Dennoch (oder gerade deshalb :-) war die Ehe dem Vernehmen nach sehr gl�cklich und hielt, bis da� der Tod seiner Frau sie zwei Tage vor ihrer Goldenen Hochzeit schied.

******"Freiheit" - kein indisches, sondern ein persisch-arabisches Fremdwort (das "ż" als "j" mit Unterpunkt geschrieben und wie weiches/stimmhaftes deutsches "s" gesprochen) und ein gewagter Titel in jenen Tagen, denn das Motto "Āżād Hind" hatte sich auch die indische Unabh�ngigkeits-Bewegung unter Subhās Chandr Bōs auf die Fahnen geschrieben, die gegen die britische Kolonialherrschaft k�mpfte.


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