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Schicksalsberichte von "Trostfrauen"


Im Jahr 1941 war Huang Youliang gerade 15 Jahre alt. Eines Tages ging sie mit einer Reiskiste in Richtung der Reisfelder außerhalb ihres Dorfes, als sie plötzlich eine Stimme hörte, die ihr zurief, sie solle halten. Sie erschrak sich und sah auf einmal einen japanischen Soldat vor sich stehen. Vor lauter Schreck ließ sie die Reiskiste fallen und lief weg so schnell wie sie konnte. Auf einmal waren es mehr als zehn japanische Soldaten, die ihr nachliefen bis einer von ihnen sie schließlich erwischte. Derjenige der sie festhielt, sagte etwas, aber sie verstand ihn nicht. Einer der Soldaten nahm seine Waffe und übergab sie seinem Freund, der sie wie verrückt umarmte. Ein anderer japanischer Soldat stand hinter ihr und tastete sie wie ein hungriger Wolf ab und zog ihr den Rock aus. Danach vergewaltigte er sie wie eine wilde Bestie. Die anderen Soldaten, die daneben standen, tanzten und lachten wie verrückt. Sie wurde geschändet und hasste diese Soldaten.

Als Frau Z. 18 Jahre alt wurde, kam ein japanischer Polizist in ihr Dorf Sunshui in Taiwan und brachte sie zu einer japanischen Truppe namens Simaya. Sie sollte dort putzen, den Laufburschen machen, verkaufen, etc... Als die Japaner sie verschleppten, hatte sie noch nie vorher einen Freund gehabt und bis dahin auch keinerlei sexuellen Erfahrungen gemacht. Sie arbeitete in der Kantine der japanischen Soldaten. Anfangs bekam sie zehn Yuan, danach 20 Yuan. Diese Truppe zählte 500-600 japanische Soldaten. Unter dem Kommando des japanischen Offiziers Mazmodo stellten sich die Soldaten vor ihrem Zimmern auf. Sie verlangten von ihr sexuelle Dienste. Sie kamen einzeln ins Zimmer. Jeden Abend musste sie drei bis vier Soldaten bedienen.

Wer Huang Youliang und Frau Z. waren und was sie erlebt haben, wurde erst ein halbes Jahrhundert später bekannt.

1991 trat Kim Hak Sun, bis dahin eine unbekannte koreanische Frau, vor die Weltöffentlichkeit und berichtete über ihr Leben als eine ehemalige "Trostfrau" der japanischen Armee.

Kim Hak Sun statuierte ein Exempel für andere Frauen die das gleiche Schicksal erlebt hatten.
Mit anderen ehemaligen koreanischen "Trostfrauen" reiste sie im Dezember gleichen Jahres nach Tokio um dort vor dem japanischen Bezirksgericht eine Klage zu erheben: Die japanische Regierung sollte ihre Verantwortung eingestehen für die Errichtung und Organisation des "Trostfrauensystems", ihre Schuld zugeben, sich offiziell bei den Betroffenen entschuldigen sowie Reparationen leisten.
Nach und nach meldeten sich ehemalige "Trostfrauen" aus mehreren asiatischen Ländern zu Wort, wobei die Mehrzahl der Überlebenden sich immer noch in Schweigen hüllt. Der Mut der ehemaligen "Trostfrauen" in der Öffentlichkeit über ihr Schicksal zu sprechen, brachte ihnen weltweites Verständnis und Respekt entgegen und sie trugen ihren Teil dazu bei, dass Gewalt gegenüber Frauen im Krieg als Verbrechen gegen die Humanität kategorisiert wird. Zahlreiche Forscher, Historiker und Menschrechtsgruppen, meisten aus den Ländern der Opfer, begannen nach Material zu suchen und dieses Thema zu erforschen. Trotz heftiger Reaktionen der eigenen Landsleute, beschäftigten sich auch japanische Historiker und Journalisten intensiv mit dem Thema, suchten nach Material und Zeitzeugen und versuchten Kontakt mit ehemaligen "Trostfrauen" aufzunehmen. Die internationalen Medien veröffentlichten zahlreiche Berichte und die Geschichte der "Trostfrauen" wurde schließlich bekannt. Die Medien, wie aber auch mehrere Bücher, berichteten meist über die koreanischen "Trostfrauen", so dass der Eindruck entstand, es handelte sich hier "nur" um einen koreanisch-japanischen Konflikt. Wie viele chinesische und taiwanesische Frauen das gleiche Schicksal teilten, wird in keinem der westlichen Bücher benannt. Nur die Bücher, die von aus den beiden Ländern stammenden Autoren geschrieben wurden, enthalten hierzu Zahlenangaben, wobei es sich dabei auch zum Teil um eigene Schätzungen handelt.
Während meiner Teilnahmean dem "Women`s international War crimes Tribunal" in Den Haag im Dezember 2001, antwortete der chinesische Professor Su Zhiliang auf die Frage nach den Gründen für die geringe Berichterstattung über die chinesischen und taiwanesischen Opfer und die Schwerpunktsetzung auf koreanische Opfer, dass es daran läge, dass China wesentlich später als Korea mit der Forschung über die "Trostfrauen" begonnen hat. Nach seinen eigenen Schätzungen und seinem Stand der Forschung, meinte Su, hätte es über
200.000 bis 400.000 chinesische "Trostfrauen" gegeben. Die Mitarbeiterinnen der "Taipei Women`s Rescue Foundation" in Taiwan schätzten die Zahl der taiwanesischen "Trostfrauen" auf etwa 5.000.


Das vorbildliche Engagement der taiwanesischen Frauenorganisationen wird deutlich auf der Taiwan Women Web.

Im Dezember 2000 organisierte der koreanische Rat ein internationales Tribunal in Tokio. Betroffene Frauen aus mehr als 17 Ländern nahmen daran teil. Dieses Tribunal stellt für die Opfer eine letzte Chance dar, ihr Recht einklagen zu können. Im Dezember 2001 traf sich das internationale Tribunal in Den Haag.
Wo aber blieb die Stimme der chinesischen und taiwanesischen "Trostfrauen"? Wer kümmerte sich um sie? Wie erging es den Überlebenden nach dem Krieg? Auf der Suche nach Antworten auf diese und andere Fragen reiste ich im August 2002 in die Volksrepublik China und nach Taiwan um dort Material zu sammeln. Glücklicherweise bot sich die Gelegenheit, ehemalige chinesische und taiwanesische "Trostfrauen" kennen lernen zu können. In den Gesprächen mit den Überlebenden sowie mit anderen Chinesen und Taiwanesen klärte sich, woher die Abneigung gegenüber der "Trostfrauen"-Thematik stammt und warum sich die Opfer jahrelang in Schweigen hüllten. Die Hauptursache liegt in der chinesischen Tradition, den konfuzianischen Tabus und die Einstellung der chinesischen Gesellschaft gegenüber Sexualität. Darin liegen die Ursachen für das doppelte Trauma der "Trostfrauen". Das erste Trauma durchlebten die Frauen durch die Vergewaltigungen und Misshandlungen während des Krieges. Das zweite Trauma erlebten sie in der Zeit nach dem Krieg, die für viele der Betroffenen die Unterdrückung des Leidens, Armut, Einsamkeit, den Verlust des Selbstwertgefühls und die Erfahrung der Diskriminierung durch die eigenen Leute bedeutete. Nach zahlreichen Unterhaltungen mit Chinesen und Taiwanesen, die sich mit diesem Thema befassen, entstand nun der Eindruck, dass die chinesische und taiwanesische Regierung größeren Wert auf ihre guten Beziehungen zu Japan legen, als auf die Rehabilitierung und die Unterstützung ihrer eigenen Landsleute.
Es scheint als warte die japanische Regierung darauf, dass die Zeit das Problem der "Trostfrauen" auf "natürliche Weise" lösen wird und als hoffe sie, dass dieses Kapitel der Geschichte zusammen mit den Überlebenden stirbt. Die Zahl der Überlebenden "Trostfrauen" schrumpft täglich. Bis heute weigert sich die japanische Regierung eine offizielle Entschuldigung auszusprechen und Reparationen zu leisten. Die japanische Regierung zögert die offiziellen Entschuldigungen hinaus. Japanische Nationalisten behaupten, diese Frauen waren freiwillige "Sexuelle Mitarbeiter" der japanischen Armee, die für ihre Arbeit auch finanziell entlohnt worden wären. Im Jahr 1998 behauptete der damalige japanische Premierminister Hashimoto, die meisten der betroffenen Frauen hätten diese Arbeit verrichtet um Geld zu verdienen. Hashimoto rechtfertigte das Handeln seiner Soldaten mit den Bedürfnissen der Soldaten damals. Für die Überlebenden verursachte die Einstellung der japanischen Regierung zusätzlichen Schmerz. Die Forderungen des koreanischen Rats wurden nicht erfüllt. Statt selbst die Verantwortung zu übernehmen und Wiedergutmachung zu leisten, organisierte die japanische Regierung einen privaten Fonds, der aus freiwilligen Spenden alimentiert wird. Dieser "Asien Women`s Fond" wurde nur von einigen Ländern der Betroffenen akzeptiert, jedoch nicht von Korea. Die koreanischen Überlebenden betrachten diesen Fond als ein Ausweichmanöver der Regierung und wollen keine Almosen von einer privaten japanischen Organisation. Daher ist es wichtig über das Leiden der Opfer zu berichten und Druck auf die japanische Regierung auszuüben, sodass sie endlich zu ihrer geschichtlichen und moralischen Verantwortung steht . Genau ist sich dafür einsetzen, dass keine Regierung das Recht hätte, diese Art von Verbrechen durchzuführen ohne dafür bestraft zu werden.
Auch wenn die Mehrzahl der Betroffenen ihre verlorene Ehre nie zurück erhalten wird, sollte ihre Geschichte weiter erzählt werden mit der Hoffnung, dass die Menschheit ihre Lehre daraus zieht und derartiges nie wieder passieren kann.
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