Schwanzmädchen an die Gitarren!
von Toti Bacher für Music-Scene
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Mit schnoddrigem Glamrock, massig Make-up und sexy Hüftschwung bewegen sich die Gutter Queens stilsicher zwischen gutem und schlechtem Geschmack. Eine Gratwanderung, bei der garantiert kein Höschen trocken bleibt.

Sex sells. Und dass sich mit nackter Haut und lüsternem Blick nicht nur hervorragend Waschmittel verkaufen lässt, ist eine – gähn – altbekannte Tatsache. Nur sieht das Ganze bei den Gutter Queens natürlich etwas anders aus. «Wir wollen nicht mit unsrem Outfit blenden, denn ohne geilen Sound bleibt längerfristig auch das geilste Aussehen wirkungslos», stellt Sänger und Gründungsmitglied Jim Juvenile klar und klimpert verführerisch mit den Wimpern. Gitarristin Sarah Mephïsta Memphis pflichtet ihm bei und schmiert sich grosszügig Glitter aufs Décolleté; kann ja nie schaden. Zweifellos, die Gutter Queens geizen nicht mit Reizen. Dennoch sind die fünf Rockschlampen aus Zürich überzeugt, dass ihr Sound ohne Schminke, Federboas, Hotpants und hochhackigen Pumps ganz genau gleich funktionieren würde.

Musikalisch reiner Sex

Schon möglich. Denn was standhafte Heteros ernsthaft in Versuchung führt und Homophobiker in Angst und Schrecken versetzt, ist weniger eine berechnende Inszenierung als vielmehr die perfekte stoffliche Manifestation des Gutter-Queens-Sounds – der musikalischen Verkörperung von Sex, basierend auf arschcoolem Glamrock, uraltem Punkrock-Getrampel und etwas Sleaze als Gleitmittel. So flutschte es bereits unter dem Gründungsnamen Juvenile Crime recht gut. Und seitdem sich die Hobbymusiker vor knapp zwei Jahren selbst aus der Band verabschiedeten und somit indirekt die Gutter Queens gründeten, werden die Kritiker erst richtig besinnungslos gemacht. Die faseln dann von Bands wie Hanoi Rocks, Stooges oder auch den New York Dolls und liegen damit gar nicht mal so falsch. Die Gutter Queens selbst sehen sich schon eher in der Tradition neuerer schwedischer Schweinerockbands, was ja wiederum keinen grossen Unterschied macht. Jedenfalls machen sie auf Samplern auch im Vergleich mit Combos wie Electric Frankenstein oder den Toilet Boys eine betörend gute Figur.

Rockschlampen in Bestform

Fit fürs Aufnehmen gemacht wurden die Gutter Queens von Voco Fauxpas, der sich als Coproduzent, Berater und «technisches Mädchen für alles» zuerst im Übungsraum einnistete und sich schliesslich mit fünf Rockschlampen in Bestform im Studio verkroch. Eine erste Kostprobe dieser furchtbar fruchtbaren Zusammenarbeit ist die bereits im Oktober letzten Jahres erschienene, wunderschöne pinkige Vinyl-Single «Teenage Wasteland»/«Get Glamed With Rock'n'Roll» (Sheep Records). Die nächsten beiden Stücke, «Hot In Hollywood» mit der B-Seite «Suffragette City» (ja, der Bowie-Klassiker), werden diesen August auf die Menschheit losgelassen. Und wenn alles klappt, sind noch dieses Jahr die Aufnahmen für das Debütalbum angesagt.

Posen wie die Weltmeister

Bis dahin sind die Gutter Queens relativ häufig auf heimischen Bühnen zu begutachten, denn nachdem sich der Beginn ihrer Livekarriere mehrheitlich im benachbarten Ausland abspielte, sind nun auch die Eidgenossen ihrem Sex-Appeal erlegen. Wurde auch Zeit. Denn wenn Elvira Tarantella gar nicht weiblich-zart einen harten, fiesen Bummtschäff trommelt, wenn Bassist Calmo Sideburn mit lüsternem Blick und lecker-knackigen Schenkeln über die Bühne stakt und sich Gitarrist Zygi The Wild One namensgerecht im Rhythmus krümmt, dann packen die Gutter Queens in Sachen Posing selbst Metal-Transen wie Mötley Crüe locker ins Schminkköfferchen, – auch wenn sie bereits nach der Hälfte jedes Gigs mit ihrem schlampig-verschmierten Make-up aussehen, als ob man mit ihnen einen Acker gepflügt hätte.

Gutter Queens «Teenage Wasteland»/«Get Glamed With Rock'n'Roll» (Single Kebab 015 auf Sheep Records, Zürich)
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