Mitte
April fand im Kasseler FrauenLesbenZentrum eine Veranstaltung zur
aktuellen Situation von Frauen in Afghanistan statt. Eingeladen waren
Tahere Milani und Mahnaz Alipoor, Mitglieder der afghanisch-iranischen
Frauenorganisation “8. März”. Wir
dokumentieren das Interview, das Martina von Transista, der
feministischen Redaktion von Frauen im Freien Radio Kassel, mit
Tahere und Mahnaz gemacht hat (Auszüge) sowie Taheres Vortrag. Obwohl
Interview und Vortrag bereits vor drei Monaten entstanden sind und es
jetzt eine neue, von der afghanischen Ratsversammlung “Loya Jirga”
bestimmte Regierung gibt, hat sich an der Situation im Land nicht viel
verändert. Einige der Vermutungen und Einschätzungen von Tahere und
Mahnaz haben sich inzwischen als zutreffend erwiesen. “Ohne
Aufhebung der Scharia gibt es für Frauen keine Freiheit” Martina:
Bitte stellt euch und eure Organisation kurz vor! Mahnaz:
Ich bin Mahnaz. Ich bin Iranerin und lebe seit 1990 in Göttingen.
Seit einem Jahr arbeite ich bei der Frauenorganisation “8. März”
mit. Tahere:
Mein Name ist Tahere Milani. Ich komme aus Afghanistan und bin auch
Mitglied in der Organisation “8. März”, in der Frauen aus
Afghanistan und aus dem Iran organisiert sind. Die Zusammenarbeit von
afghanischen und iranischen Frauen basiert zum Teil darauf, dass wir
einfach eine gemeinsame Sprache haben. Aber noch wichtiger ist es,
dass die Situation der Frauen in Afghanistan und im Iran sehr ähnlich
ist. Im Moment liegt mir die Situation von afghanischen Frauen
allerdings am meisten am Herzen. Martina:
Gibt es eure Organisation nur in Deutschland? Mahnaz:
Wir haben
verschiedene Einheiten, zum Beispiel in England, der Schweiz,
Frankreich und Kanada. In den usa haben wir leider noch keine Einheit.
Unser Hauptsitz ist aber in der brd, weil hier viele iranische und
afghanische Frauen ziemlich gut organisiert sind. Es gibt zum Beispiel
Gruppen in Bremen, Göttingen, Hannover, Berlin und Köln. Martina:
Wie sind eure Kontakte nach Afganistan und in den Iran? Gibt es dort
ähnliche Organisationen, und wie arbeitet ihr zusammen? Und was macht
ihr konkret hier in der brd? Mahnaz:
Im Flüchtlingslager Quetta in Pakistan waren einige Frauen sehr aktiv
im “8.-März-Komitee”. Sie haben sich organisiert und 1998 dort
das erste Mal den Internationalen Frauentag gefeiert. Wegen des ähnlichen
Namens haben sie dann Kontakt aufgenommen mit unserer Organisation.
Sie machen eine Zeitschrift, die heißt übersetzt “Botschaft der
Frau”. Das erste Exemplar haben sie uns geschickt, und wir haben sie
kopiert und hier verteilt. Wir sammeln Geld für diese Zeitschrift,
damit sie weiter arbeiten können. Tahere:
Die Frauen in Quetta sind aktiver als wir, natürlich, denn sie haben
den direkten Kontakt nach Afghanistan. Sie gehen heimlich über die
Grenze und arbeiten in Afghanistan im Untergrund. Das muss momentan so
sein, denn sie sind gegen die Taliban, gegen die Nordallianz und auch
gegen den König Zahir Shah. Zwar können die Frauen nicht offen und
öffentlich arbeiten, aber immerhin ist die Zeitschrift öffentlich
erhältlich. Martina:
Hier wird ja in den Medien verbreitet, dass sich die Situation für
die Frauen in Afghanistan verbessert hat. Ihr sagt, das sei Heuchelei.
Hat sich gar nichts verbessert? Wie ist die Situation jetzt? Tahere:
Im Fernsehen wird manchmal gezeigt, wie Mehlsäcke oder Decken
verteilt werden. Die ZuschauerInnen sollen glauben, dass sich die
Situation verbessert. Aber es ist für die afghanischen Frauen nicht
besser geworden. Das Leben in Afghanistan ist seit 24 Jahren von Krieg
und Unterdrückung geprägt, und das kann sich natürlich nicht von
heute auf morgen ändern Es
gibt jetzt ein paar Schulen für Frauen. Aber das reicht nicht: Die
Frauen haben Hunger und keine Arbeit. Viele Frauen sind krank, aber es
gibt keine Medikamente, keinen Arzt, keine richtigen Krankenhäuser.
In der aktuellen Situation sind viele wieder nach Pakistan oder in den
Iran geflohen. Dort leben sie bei winterlichen Temperaturen im Zelt. Mahnaz:
Der jetzige Innenminister, Junis Kanuni, hat beispielsweise noch vor
seinem Abflug nach Bonn zur Konferenz eine Frauendemonstration in
Kabul verboten, und in Herat wurden demonstrierende Frauen
zusammengeschlagen. Diese Leute wurden also zu der Konferenz
eingeladen, um die Übergangsregierung zu bilden. Wir hatten
natürlich etwas dagegen und haben in Bonn demonstriert.
Offensichtlich ist von den Herrschenden in Afghanistan eine Trennung
von Staat und Religion nicht erwünscht; zum Teil haben sie bereits
deutlich gesagt, dass sie eine islamische Regierung und die
Beibehaltung der Scharia wollen. Martina:
Tahere, du hast gerade gesagt, dass eine Änderung von unten erfolgen
müsse. Gibt es aber trotzdem vielleicht die Möglichkeit, dass in der
momentanen Umbruchsituation – die Übergangsregierung ist ja nur
befristet im Amt – doch Spielräume für eine andere Opposition
entstehen, für Frauen, für irgendwelche progressiven Gruppen? Tahere:
Wir freuen uns natürlich, wenn es eine Reform gibt, auch über
Kleinigkeiten. Aber man kann am Beispiel des Iran sehen, dass trotz
der Reformen von Präsident Khatami immer noch viele Menschen
umgebracht oder in den Knast gesteckt werden. Solange Afghanistan eine
islamische Regierung hat und die Scharia existiert, wird sich nichts
ändern. Viele
Frauen in Afghanistan sind Analphabetinnen. Sie können zur Zeit nicht
an Politik denken, weil sie andere Sorgen haben. Aber eine
Organisation wie “8. März” ist dort aktiv, verteilt Informationen,
analysiert die Übergangsregierung und setzt sich für Änderungen ein. Ich
denke auch nicht, dass die momentane Regierung wirklich nur eine Sache
des Übergangs ist. Seit gestern ist der ehemalige König wieder in
Afghanistan. Die “Übergangsregierung” wird am stärksten von der
Nordallianz bestimmt, und die will an der Macht bleiben. Zahir Shah
ist auch für diese Regierung, denn er kann ohne die Nordallianz
nichts ausrichten: Er hätte dann keine Polizei und keine Armee. Martina:
Ich habe im Fernsehen Bilder gesehen, von denen ich den Eindruck
bekommen habe, dass es in Afghanistan auch Leute gibt, die etwas
anderes wollen und zum Beispiel auch die Scharia ablehnen. Gibt es in
der Bevölkerung so eine Stimmung? Und gibt es Hoffnungen für die
Zukunft? Mahnaz:
Wenn die Trennung zwischen Staat und Religion nicht durchgesetzt wird,
sehe ich für Afghanistan keine gute Zukunft. Solange die Scharia in
Afghanistan angewandt wird, gibt es für Frauen keine Freiheit; die
Scharia-Gesetze sind frauenfeindlich. Es gibt immer wieder die
Argumentation, Afghanistan sei nun mal ein islamisches Land, und da
gelte eben die Scharia. Aber das ist Unsinn: In vielen islamischen Ländern
wird die Scharia nicht mehr praktiziert. Sie ist kein Teil irgendeiner
“islamischen Kultur”, sondern in einigen Ländern gesetzlich
verankert. Die
Frauen müssen sich organisieren, damit es eine grundsätzliche Änderung
gibt. Seit die Taliban weg sind, können die Frauen immerhin ihre Häuser
wieder verlassen. Diese Voraussetzung für eine Organisierung sollten
sie nutzen. Der
erste Schritt für die Verbesserung der Lage der Frauen in Afghanistan
ist der Rückzug der amerikanischen und ausländischen Kräfte aus dem
Land, da sie die reaktionären Kräfte in Afghanistan unterstützen
und nächster Schritt ist die Trennung von Staat und Religion und die
Außerkraftsetzung der Scharia, als eine frauenfeindliche Gesetzgebung,
die gegen die Menschenrechte verstößt. Die
Befreiung der Frauen kann nur durch sie selbst geschehen! In
den Ruinen Kabuls gibt Zakia ihren 10 Kindern immer noch
verschimmeltes Brot. Najia, die 16-jährige Witwe, hält ihr Kind im
Arm und bettelt neben anderen Frauen. Zainab bemüht sich im Flüchtlingslager
immer noch, am Leben zu bleiben. Schon seit langem sehen wir keine
Bilder mehr aus Afghanistan im Fernsehen, als ob Afghanistan plötzlich
von der Landkarte verschwunden sei. Und wenn wir doch etwas über
Afghanistan erfahren, geht es um Hamid Karzai, der in prunkvollen Sälen
neben Bush und anderen führenden amerikanischen Politikern sitzt,
vollauf damit beschäftigt, den Amerikanern zu Diensten zu sein und zu
intrigieren. Bis vor kurzem, d.h. in der Zeit seit dem 11. September
und während der amerikanischen Invasion, haben die Medien
ununterbrochen über die Taliban, über Hunger, Heimatlosigkeit und
die so genannten humanitären Hilfen der Amerikaner und des Westens
berichtet. Es erweckt den Anschein, dass alles ein friedliches und
gutes Ende genommen hat. Die Folge der so genannten humanitären Hilfe
wird der Weltbevölkerung nicht gezeigt. Der Westen ist nicht bereit,
die immer noch bestehenden Lager zu zeigen. Sie zeigen nicht die Straßen
in Afghanistan und was nach dem Krieg aus den Frauen geworden ist. Die
Straßen sind leer, nichts mehr zu sehen von den Journalisten und
Reportern, die über jede Sekunde der Vorgänge in Afghanistan
berichteten und die Kameras über die fröhlichen Gesichter der
afghanischen Frauen und Kinder kreisen ließen und von dem Leid in der
Talibanzeit und der Freude nach deren Sturz erzählten. Die Weltbevölkerung
soll nicht mehr darüber nachdenken, wie dieses Volk, diese Frauen und
Kinder, jetzt leben, ob sie weiterhin unter konservativen islamischen
Gesetzen leiden müssen. Wir hören nun viel von Hamid Karzai und
seiner Regierung und seinen amerikanischen Beratern. Wir hören viel
von G.W. Bush und seine Drohungen. Aber was wirklich in diesem Krieg
passiert ist, wird verschwiegen. Amerika
ist mit der Parole “Freiheit für die afghanischen Frauen” in
Afghanistan einmarschiert, und mit der Parole “Befreiung des
afghanischen Volkes von dem Elend der Taliban” hat Amerika
Afghanistan bombardiert. Die USA waren immer um das Wohlergehen des
Volkes besorgt, so dass sie zusammen mit ihren Bomben Nahrungspakete
abgeworfen haben. Sie veranstalteten in Bonn eine Konferenz mit den
konservativen Islamisten und den Anhängern von Zahir Shah, um über
die Zukunft von Afghanistan zu entscheiden. Die Übergangsregierung
ist keinesfalls vom afghanischen Volk, sondern von den USA und den
westlichen Mächten eingesetzt worden. Die von dieser Regierung
angestrebte Stabilität dient der Sicherung der Interessen der USA und
nicht denen des afghanischen Volkes. Man gab 2 Frauen ein
Teilnahmerecht an dieser Konferenz, denen man später in der Regierung
Posten gab. Allerdings hatten diese Frauen nur propagandistische
Rollen, und der Paschtu-Clan hat diese Frauen nicht geduldet und die
Sitzung verlassen. Es
bleibt die Frage, wieso die Taliban, die immer von der amerikanischen
Regierung unterstützt wurden, in Ungnade fielen, und das alles im
Namen der Verteidigung der Rechte der afghanischen Frauen. Wie kann
man laut rufen, dass man das Leben des heimatlosen und hungernden
afghanischen Volkes verbessern will, aber Streubomben werden statt
Saat zu streuen. Man kann nicht über die Befreiung der Frauen
sprechen und gleichzeitig reaktionäre und patriarchalische Stammesführer
wieder bis an die Zähne bewaffnen und später zur Macht verhelfen.
Die jetzige Situation in Afghanistan zeigt, dass die Befreiung des
Volkes und der Frauen nur durch sie selbst erfolgen kann. Interessanterweise
haben die meisten der Regierungsmänner eine dunkle Vergangenheit. Z.B.
Herr Hamid Karzai (der Präsident). Er gehört zum Paschtu-Clan und
war der Verbindungsmann zwischen CIA und den Taliban. General Dostum (Vertreter
des Innenministers) hat sowohl in der Besatzungszeit der Sowjets als
auch in der Zeit der Mujaheddin seine Gegner unter grausamer Folter
getötet. Der
Sender arte brachte zwei Sendungen über Afghanistan. Eine
dieser Sendungen handelte von Afghanistan nach der Machtübernahme der
Übergangsregierung und die angebliche humanitäre Hilfe der USA und
des Westens. In diesem Bericht sind Witwen zu sehen, die in den Straßen
Kabuls betteln. Ihre Zahl hat allein in Kabul mindestens 250.000
erreicht. Heimatlose Kinder leben in den Gassen und Ruinen von Kabul
und Herat. In dem Bericht sehen wir, dass nur 100 dieser Kinder Obdach
gefunden haben. Zur Unterstützung von Witwen gibt es keine Projekte
und Pläne. Die Frauen – sogar die, die Kopftuch und Schleier satt
haben – sind gezwungen, sich mit dem Schleier zu bedecken. Sie
wissen sehr gut, dass ein Großteil der jetzigen Regierung diese Zwänge
aufgestellt hat. Die Frauen haben schon bald, nachdem sie die Regeln
der Übergangsregierung über sich haben ergehen lassen müssen,
gemerkt, dass keine Rede von Säkularität sein kann und die Übergangsregierung
und die zukünftige Regierung auf jeden Fall eine religiöse sein wird.
Der 1. Antrag einer Frauenorganisation aus Kabul auf Demonstration und
eine Verordnung nach gleichen Rechten für Frauen wurde abgelehnt.
Junis Khanuni, der Innenminister der Übergangsregierung, hat
unmittelbar nach dem Sturz der Taliban zu jungen Männern, die ihren
Bart rasiert hatten, gesagt, dass der Sturz der Taliban keinesfalls
der Sturz der Scharia (Verhalten nach den islamischen Regeln) bedeutet.
Die Männer dürfen sich nicht durch Rasieren gegen die Scharia äußern. Man
kann die Aussage einer Bettlerin aus Kabul, die ihren Namen aus Angst
in dem Report von arte nicht sagen wollte, auf viele Frauen
Afghanistans verallgemeinern. Sie erzählte einem italienischen
Journalisten: “Ich bin eine ausgebildete Frau. Ich habe englische
Literatur studiert. In der Talibanzeit verlor ich meine Arbeit, und
nachdem ich meinen Mann verlor, war ich gezwungen zu betteln. Zukunft
hat für mich keine Bedeutung.” Sie sagte weiter: “Solange die
ausländischen Journalisten hier sind, wird viel über die Frauen und
ihre Rechte gesprochen. Wenn sie erst weg sind, enden die Gespräche
auch. Wir kennen die Regierenden bereits aus vergangenen Zeiten, und
gerade sie haben uns die Burka aufgezwungen.” Während nichts für
die Besserung der Situation der Frauen gemacht wird, werden viele
Moscheen für das Freiheitsgebet gebaut. Niemand von den Regierenden
hat über eine Säkularisierung und einen demokratischen Staat geredet.
Sie betonen aber immer, dass Afghanistan ein islamisches Land ist und
auf der Grundlage des islamischen Gesetzes regiert wird. Hamid
Karzai ist ein Regierungsmann mit gespaltener Zunge. Wenn er in Paris
sitzt, unterschreibt er die Resolution über Frauenrechte. Wenn er mit
persischsprachigen Journalisten für seine Landsmänner spricht, ist
er nicht bereit, auch nur auf das kleinste bisschen von der
islamischen Scharia zu verzichten. Natürlich
wird die Übergangsregierung gezwungen, einiges für die Frauen zu
unternehmen, aber der Umfang wird begrenzt sein. Da immer billige
Arbeitskräfte benötigt werden – wie Nikolas Kristof, ein
Journalist der New York Times sagt: “Sie werden für ein paar
Pennies ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen” –, müssen
einige oberflächliche Änderungen an der Situation der Frauen
vorgenommen werden, denn die Frauen Afghanistans könnten einen Teil
dieser Arbeitskräfte ausmachen. Man verzichtet also auf einige wenige
der furchtbaren und brutalen Bestrafungen, wie Junis Khanuni sagt:
“Wir bestrafen die Diebe nicht mehr wie es früher üblich war
dadurch, dass wir ihnen die Hände abhacken; ihnen werden nur noch die
Finger abgehackt!” Abdullah Abdullah, der Außenminister, sagte:
“Die Steinigung wird nicht abgeschafft, aber es werden kleinere
Steine genommen, um die Frauen zu steinigen.” Frauen
werden bestimmt studieren können, und ihnen werden einige Rechte
zugestanden. Aber dies alles betrifft nicht Najia (die bettelnde Witwe)
und Zakia (die Frau mit den hungernden Kindern, die wegen Diebstahl
vielleicht ihre Finger verlieren). Nun
werfen wir einen Blick auf das Frauengefängnis (arte-Reportage
über Afghanistan). Dieses Gefängnis ist ein Erbe der Taliban. Die
Gefängnisinsassinnen tragen Kopftücher. Es sind Frauen, die in der
Talibanzeit verhaftet wurden. Eine von ihnen wird gefragt, was der
Grund ihrer Verhaftung ist. Sie sagt “Mein Mann ist ein Taliban.
Aufgrund von Differenzen bin ich von ihm weggelaufen, deswegen hat er
mich ins Gefängnis geworfen.” Man fragt sie, warum sie immer noch
im Gefängnis sitzt. Sie antwortet, “Weil mein Mann hier Gefängniswächter
ist!” Ein junges Mädchen, das ebenfalls festsitzt, wird nach Grund
ihrer Verhaftung gefragt. Sie sagt: “Ich bin mit einem Mann, den ich
liebte, von zu Hause weggelaufen, deswegen hat mein Vater mich hierher
gebracht.” Man fragt die Gefängniswächterin, warum sie nicht frei
gelassen wird. Sie antwortete darauf, dass sie auf Wunsch ihres Vaters
im Gefängnis ist!So in etwa sieht die Lage der Frauen in Afghanistan
aus. Die Übergangsregierung von Karzai hat am Anfang ihrer
Regierungszeit das Frauenthema zur Propagandazwecken missbraucht und
es danach in Vergessenheit geraten lassen. Die Übergangregierung ist
bemüht, den reaktionären Stammesführern ihre Machtbeteiligung zu
sichern. Man kann nicht gleichzeitig sowohl reaktionären und kriegssüchtigen
Stammesführern, die konservative Ideen und Einstellungen zu
Frauenrechten haben, die Machtbeteiligung garantieren als auch über
Frauenbeteiligung im Aufbau von Afghanistan reden. Zwischen den
Interessen der Frauen, die sich für Gleichberechtigung einsetzen, und
denen der reaktionären Stammesführer, die ihre frauenfeindlichen
islamischen Gesetze in die Tat umsetzen wollen, liegt eine tiefe
Schlucht!Die Regierung Karzai vertritt die Interessen des Kapitals,
das darum bemüht ist, dass Öl und Gas aus der kaspischen Region
weiter nordwärts fließt. Diese Regierung hat sich mit allen reaktionären
Stammesführern geeinigt und sie an der Macht beteiligt, solange diese
Reaktionäre einverstanden waren, dass die Ressourcen in Afghanistan für
die Großmächte und vor allem die amerikanische Regierung gesichert
bleiben. Um mehr Profit zu erzielen, würde das Kapital jeder
unmenschlichen Regierung an die Macht verhelfen, genau wie es die
Taliban und Bin Laden und jetzt die Mujaheddin (jetzige Nordallianz)
finanziell und militärisch jahrelang ausgerüstet hat.Wie in der
Kolonialzeit sind in Bonn offiziell die reaktionären Stammes-Älteren
an die Macht gebracht worden. Die westlichen Mächte entscheiden und
regieren die Völker Afghanistans, ohne deren Beteiligung. Sie führen
in Afghanistan Krieg gegen ihre früheren Diener, die in Ungnade
gefallen sind, und behaupten dabei, dass sie um die Befreiung der Frau
von den Grausamkeiten der Taliban bemüht sind. Die USA haben in ihrer
Geschichte mehrmals gezeigt, dass hautpsächlich ihre eigenen
Interessen die Motivation ihrer Vorhaben sind, und eine Regierung wie
die jetzige Übergangsregierung und die Taliban sind ihre Verbündeten.
Damit sie ihre Interessen durchsetzen können, würden sie jedes
Verbrechen am Volk begehen. Sie versuchen, ihre schlimmsten Verbrechen
mit Hilfe der Medien sogar als etwas Positives darzustellen.Alle
Vorhaben und Pläne der Übergangsregierung sind entweder von den USA
direkt geplant oder haben den Segen der USA, sonst dürfte man nicht
mal daran denken geschweige denn sie in die Tat umsetzen. Es ist
vielleicht interessant, sich einige der Aktivitäten der USA, die im
Namen von “Befreiung und Demokratie” durchgeführt wurden,
anzuschauen.Im irakischen Teil von Kurdistan haben die USA das
Selbstbestimmungsrecht des kurdischen Volkes ausgenutzt und eine
Regierung, die nach amerikanischer Vorstellung ist, eingesetzt. Seit
diese Regierung, die die Interessen der USA, der Feudalherren und der
reaktionären Kräfte vertritt, an der Macht ist, sind wir ZeugInnen
zahlloser Verbrechen gegen Frauen und ihre Freiheit. Unter dem Vorwand
des “Schutzes der Familienehre” lässt die kurdische Regierung
Frauen brutal umbringen. Frauen, die sich unehrenhaft verhalten haben,
werden die Ohren und die Nase abgeschnitten. In Fortsetzung dieser
Vorgehensweisen werden die reaktionärsten Kräfte weiterhin von den
Großmächten unterstützt und an die Macht gebracht. Diese Regierung
haben die USA nach dem Golfkrieg unter der Parole “Demokratie für
Kurdistan” eingesetzt.Palästina: Der Osloer Vertrag, geplant von
den Regierungen der USA und Israels, der zur Entstehung des autonomen
Palästina führte, zwang die PalästinenserInnen, unter noch
schlechteren Bedingungen zu leben. Das Ergebnis dieses Vertrages sehen
wir jeden Tag im Fernsehen.Ein anderes Beispiel ist die Unterstützung
der USA von Ländern wie Kuwait und Saudi-Arabien. Kann jemand Zweifel
daran haben, dass diese 2 Länder nach Israel die nahesten Verbündeten
der USA in Mittleren Osten sind? Bezweifelt jemand, dass die USA im
Westen immer hinter diesen Ländern stehen? Hat jemand Zweifel daran,
dass in Saudi-Arabien und in Kuwait die mittelalterlichen und
frauenfeindlichen Gesetze mit derselben Intensität wie in Afghanistan
unter den Taliban befolgt werden? Und dass sich die Taliban ohne die
Hilfe von Saudi-Arabien und Pakistan und von den USA auch nur einen
Tag an der Macht hätten halten können?Wundert sich niemand, dass die
USA, die sich antifundamentalistisch und sozusagen als Beschützer der
Frauenrechte zeigen, die Herrscher in Saudi-Arabien und deren Gesetze
unterstützen und kein bisschen besorgt über die Lage der in Burkas
gehüllten Frauen sind? Und kein bisschen besorgt um die in den Harems
gefangenen Frauen der Scheichs der Familie Saud und den Handel mit
Frauen? Wenn
man sich die Pläne der Bush-Regierung für Frauen in den USA anschaut,
wundert man sich über die genannten Beispiele nicht mehr.Der Angriff
auf die Rechte der Frauen und die Bemühungen, den Frauen männerdominierende
und frauenfeindliche und religiöse Werte und Gesetze aufzuzwingen,
gehörte zu den ersten Maßnahmen der Bush-Regierung. Die Regierung
hat eine Summe festgesetzt, mit der religiöse Gedanken und Inhalte an
den Schulen und in den Medien propagiert werden sollen. Bestimmte
Gesetzesvorschläge wurden gemacht, um die Säkularität in den
amerikanischen Gesetzen einzuschränken. Es wird mit aller Macht darum
gekämpft, das Abtreibungsrecht in Frage zu stellen und einzuschränken.
Kurz nach dem Regierungswechsel haben die USA die finanzielle Unterstützung
für weltweit geführte gesellschaftliche Projekte, in denen
Abtreibung auch nur erwähnt wurde, eingestellt.Sexuelle Aufklärung,
die seit dem Beginn der Freiheitsbewegung der Frau in den
amerikanischen Schulen unterrichtet wird, gerät durch diese Regierung
unter Beschuss. Stattdessen sollen die Vorteile der Jungfräulichkeit
unterrichtet werden.Die USA greifen überall auf der Welt nach
Belieben ein und nennen diese Eingriffe “Bekämpfung von Terror und
Dienste zur Befreiung der Menschen”.So wird es aber nicht
weitergehen. Die afghanischen Frauen und alle Frauen dieser Welt
werden nicht erlauben, dass die USA in ihrem Namen ihre Verbrechen
ausweiten. Die Vorgänge in Afghanistan und an anderen Orten dieser
Welt addieren sich zum Erfahrungsschatz der Geschichte der
Frauenbewegung. Viel haben wir bisher gelernt, und das wichtigste
dabei ist die Tatsache, dass die USA und ihre Verbündeten nirgendwo
auf der Welt zur Befreiung der Frauen beigetragen haben. Dies kann man
am Beispiel Afghanistans sehr gut sehen. Die afghanischen Frauen
wollen allen Frauen Folgendes mitteilen: Die USA und ihre Verbündeten
sind nicht zu unserer Befreiung in Afghanistan. Vielmehr sind sie die
Ursache der Produktion und Reproduktion der Unterdrückung der
Frauen.Jede politische Bewegung, die die afghanischen Frauen dazu
bringen soll, dass sie sich für einen dieser Verbündeten entscheiden,
ist schwer im Irrtum. Jeder, der versucht, die Angriffe der USA zu
rechtfertigen, zeigt nicht nur seine politisch falsche Einschätzung,
sondern erschwert auch die Bestrebungen nach Freiheit und
Selbstbestimmung unserer Mitmenschen. Die Befreiung der afghanischen
und aller Frauen der Welt kann nur durch sie selbst und nur durch tief
greifende Kritik dieses Systems erfolgen und nicht dadurch, dass wir
uns dem System ergeben. Die primäre Forderung der afghanischen Frauen
ist die Trennung von Staat und Religion. Dafür haben sie sich
eingesetzt und gekämpft. Jede Abweichung davon wäre eine Selbsttäuschung
und würde die Unterdrückung der Frauen verlängern.
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Stoppt
Bush in Berlin!
Sie
können planen, aber die Geschichte machen wir!
Am 22 und 23 Mai 2002 wird der US-Präsident Bush in Berlin sein. Wir nehmen seinen Besuch zum Anlass gegen die Kriegshetze der USA und seine Verbündeten zu protestieren.
Nach dem Bombardieren von Afghanistan im Namen der „Bekämpfung von Terrorismus“ und nach der Unterstützung der israelischen Regierung durch die US-Regierung bei der Besetzung von Palästina kommt Bush mit blutigen Händen nach Berlin, um weiter mit seinen Verbündeten gegen unsere Existenz zu planen.
Neoliberalismus und ihr Krieg vernichten Tag für Tag Kinder, Frauen und Männer in unseren Ländern.
Bei diesem Besuch planen Bush und Schröder den Einsatz ihrer Armeen in Irak, Iran, Libyen, Nordkorea usw.
Der Widerstand der Palästinenser gegen die israelische Besatzung und die weltweite Bewegung gegen die Herrschaft der Konzerne und ihren globalen Krieg lässt uns hoffen, dass wir ihre Pläne Irak anzugreifen und den Mittleren Osten an den Rand eines Atomkrieges zu führen stoppen können.
Es ist an der Zeit, unsere Stimmen zusammen mit der Stimme aller unterdrückten Menschen gegen die Herrschaft der Imperialisten und ihre Kriegsführung zu erheben.
Es ist an der Zeit aufzustehen und Widerstand zu leisten.
Die eigentlichen Kriegsziele waren und sind immer noch die Zivilisten. Frauen und Kinder wurden und werden bei den Bombardements in Irak, Afghanistan und Palästina ermordet.
Bei der systematischen Ausplünderung und Unterdrückung unserer Länder sind Frauen und Kinder die ersten Opfer des Hungertodes. Der Imperialismus bedeutet für uns nichts Anderes als Armut, Arbeitslosigkeit. Diese zwingen viele Frauen in unseren Ländern das Einzige, was sie anbieten können, nämlich ihren Körper zu verkaufen. Wir wollen weder den Kriege noch die Herrschaft! Genug ist genug!
Wir rufen allen freiheitsliebenden Menschen auf, gegen die Kriegsvorbereitung der Imperialisten zu protestieren.
Lasst uns den Bush-Besuch in Berlin mit unseren Widerstand zu einem Fiasko machen!
Zusammen können wir ihre Pläne für weitere Vernichtung unserer Existenz zu Nichte machen.
Widerstand ist nicht Terrorismus, Krieg aber schon!
Göttinger Einheit der Frauenorganisation 8.März (iranisch, afghanisch)
8March Seite: http://www.geocities.com/hashte_mars/
email:
[email protected]
“Sagt
den Amerikanern,dass wir genug Schmerz und Leid
,Zerstoerung
und Armut hatten"-Zitat eines Fluechtlings aus Kabul
Vereinigt euch gegen die
Vergewaltigung an Afghanistan!
Versetzt
euch in die Lage der Menschen die taeglich den Raketen der Cruise ausgeliefert
sind!
Versetzt
euch in die Lage der Menschen, die in einem Moment ihre naechsten, in Folge der
amerikanischen Bomben verloren haben!
Versetzt
euch in die Lage der Mutter, die vor ihren Augen ihr Kind zerfetzten sieht!
Versetzt
euch in die Lage des Maedchens, deren schon halb zerstoertes Haus, nun
vollkommen zerstoert ist!
Versetzt
euch in die Lage der fluechtigen Mutter, die hinter den Grenzen beobachtet wie
der anfaenglich warme Koerper ihres Saeuglings immer mehr abkuehlt und
schliesslich vollkommen erstarrt!
Versetzt
euch in die Lage der Frau,welche Jahre lang
der Taliban und nun dem Tod gegenueber steht!
Diese
sind die wahren und schrecklichen Konsequenzen einer kriegerischen
Vergewaltigung, welche Amerika, England und andere
Verbuendete gegen das afghanische Volk begonnen haben.Der groesste
Terrorist der Welt, hat gemeinsam mit anderen kleinen und grossen Terroristen
und einem grossen Arsenal erschreckend ein kleines schwaches Land
angegriffen.Die staerkste und weit entwickelteste Technologie wurde gegen das
aermste Land eingesetzt, um ein schon ueberwiegend zerstoertes Land vollkommen
zu zerstoeren. Dies ist die Logik eines unfairen und reaktionaeren Krieges!
Die
wahren Gangstar betreten den Bildschirm und klopfen die Kriegstrommeln.
Die
profesionellen Moerder schreien ihre Graeultaten hinaus um der Rest der Welt
Angst einzujagen.
Die
verbrecherichste Macht der Welt will mit dem Massaker an dem Volk eines Landes
seine eigene Zerbrechlichkeit verstecken, damit seine Macht nicht weiter in
Frage gestellt wird.All dies geschieht im “Namen der Gerechtigkeit”,
“Freiheit des afghanischen Volkes", "Freiheit der afghanischen
Frauen". Das sind nicht mehr als unverschaemte Luegen.
Es
ist unvorstellbar,dass ein schreckliches System bestehend aus Ungerechtigkeit
versucht in der Welt Gerechtigkeit auszuueben.
Das
groesste patriotistische Land hat in der Vergangenheit immer wieder
die frauenfeindlichsten Laender der Welt, wie die islamische Republik
Irans und das Taliban-Regime unterstuetzt, es hatte nie und es wird auch nie
Mitleid mit einer afghanischen Frau haben.
Diejenigen
die reaktionaere Kraefte wie die Taliban und bin Laden selbst erzogen haben und
fuer ihren eigenen wirtschaftlichen und politischen Vorteil, ihnen den Weg zur
Macht geoeffnet haben, werden kein Mitleid mit dem afghanischen Volk haben, und
hatten auch nie solches.
Das
afghanische Volk wird fuer den Wechsel der alten und neuen Diener bestraft.Die
neuen Diener, welche vom gleichen Schlag sein werden und die Lage der
afghanischen Frauen und Maenner nicht aendern werden.Nicht nur das tausende
unschuldige Menschen im Feuer dieses Krieges zu Asche werden, die Ruinen der
Staedte Kabul, Khantar, Masarsharif und...auf den Koepfen der hungrigen Kinder
fallen werden, bevor dies geschieht muss gegen diesen gewaltaetigen Krieg
gemeinsam angegangen werden.Es muss gegen diese imperialistische
Gewalttaetigkeit gekaempft werden. Man muss einen Massenwiderstand weltweit
gegen diesen Krieg organisieren.Man muss eine starke Bewegung schaffen, welche
nach dem 11.September gekeimt wurde und taeglich waechst, um den
imperialistischen Kriegsfuehrenden entgegen zu stehen und ihre imperialistische
Arroganz zu zerstoeren.
Die
Frauenbewegung war immer ein Bestandteil des Widerstandes gegen den Krieg und
stand in der ersten Reihe. Iranische und afghanische Frauen koennen und muessen
eine wichtige Rolle in dieser Szene spielen. Sie haben viel Leid erlebt und
oftmals waren sie die Opfer der Vereinigung und Trennung von modernen und
zivilisierten Feinden mit den mittelalterlichen Feinden.
Freiheitsdurstige
Frauen und Maenner!
Dies
ist eine schreckliche Graeultat gegen die unterdrueckten Menschen Afghanistans.
Diese Graeultat ist die Unverschaehmtheit der Geschichte! Es ist die Pflicht
eines jeden freiheitsdurstigen Menschen sich dagegen zu stellen. Organisiert
ueberall auf der Welt Beschwerden gegen diese imperialistische Gewalttat.
Schliesst
euch in Verteidigung des unterdrueckten afghanischen Volkes der Anti-Kriegsbewegung
an, zeigt mit eurer zahlreichen Anwesenheit, dass keine Grenzen dieser Welt die
Unterdrueckten auf ihrem Weg zur Freiheit voneinander trennen kann.
Fauenorganisation
des 8.Maerz (iranisch, afghanisch)
8-Oktober-2001
Zan-Postfach 850442-51029 Koeln_Germany
e-mail:[email protected]
Website: http://www.geocities.com/hashte_mars/