Konnersreuth als Testfall

Anhang Briefe und Dokumente

Therese Neumann an den Bischof von Regensburg am 19.5.928

Hochwürdigster Herr Bischof!

Komme mit einer Bitte zu Ihnen die mir der lb. Heiland schon gewährte Und so denke ich daß sie auch nicht nein sagen werden. Ich will aber auch gerne folgen, wenn Sie anders denken, daß es besser ist, als mir der gute Heiland erlaubte; denn wenn ich wüßte, daß es gegen seinen Willen wäre, hätte ich gleich darauf verzichtet.

Da am Montag mit meinem Zimmerl das Verputzen angeht u. ich einige Tage nicht drinnen wohnen kann, so möchte ich diese Gelegenheit benützen, was ich schon lange vorhabe, mich Gottes schöner Natur erfreuen. Und da hochw. Herr Professor Wutz zum Feste hier ist will der Vater unbedingt, daß ich mit ihm u. meiner Mutter zu meinem kl. Bruder nach Eichstätt fahre. Ich will ja nicht fort, daß ich beim Herrn Professor wohnen kann; nein ich möchte bloß die schöne Natur sehen sehen u. mich des Schöpfers freuen, Und da wir in einem Tag nicht heim können, bleibe ich in Beisein meiner Mutter bei meinem kl. Bruder. Wir können ja nicht lange aus sein; in derselben Woche müßten wir wir wieder heim. Und dann wäre noch das ein Grund in Eichstätt zu bleiben, da ich dort am verborgensten sein kann. Der hl Vater, dem es, wie ich ganz bestimmte weiß, sein Wunsch wäre, wenn wir ihn besuchen könnten, hat Herrn Professor die Erlaubnis gegeben zum Zelebrieren zu Hause. Und nach der hl. Messe fahren wir dann ganz still und unbemerkt wieder fort und kein Mensch kennt, daß ich im Auto bin. Und warum soll ich mit Herrn Professor nicht fahren? Er ist doch ein guter Priester u. hat den lb. Heiland recht gern. Und die Leute, die reden so auch. Und müssen auch verantworten, was sie reden. Das fürchte ich gar nicht. Wenn man nur dem lb. Heiland Freude macht, alles andere ist mir gleich. Ja, ich weiß wohl, daß hochw. Herrn Professor seine Ehre unberechtigter u. boshafter Weise angegriffen wurde. Aber nicht einmal von der Welt, was man leicht mitnimmt. Nein, von solchen, die uns Muster u. Vorbild sein sollen. Da ist mir viel Vertrauen und Achtung von diesen Männern geschwunden. Ich wußte doch, daß alles nicht war sei, deswegen tat es mir so weh; da müßte ich auch davon wissen, Und der Vater begreift nicht und ist fast erbittert, daß man mich lieber mit Herrn Schwarz, der einen protestantischen Chauffeur hat u. unserer Familie fast fremd ist, lieber fahren läßt als mit Herrn Professor. Er sagt immer, daß er da auch was dreinzureden habe. Und in ein Kloster läßt er mich auf keinen Fall. Ich hab ja daheim eine recht ruhige Zelle. Und mein Wunsch wäre halt, in der schönen Natur jetzt ganz ruhig u. ungestört so dahin zu fahren. Ich hab voriges Jahr viel für die Seele sowohl für den Leib gewonnen. Ach, bitte, guter Vater, sagen Sie halt "ja". Das können Sie leicht verantworten. Dann möchte ich auch wieder zum Herrn Professor seiner 85 jähr. alten guten Mutter mit kommen. Ich wäre ja nicht fremd dort, Und sollte ein Sühneleiden über mich kommen, wäre ja die Mutter mit. Und da ein geborener Konnersreuther Pater aus Amerika hier eine zeitlang ist so könnte unser Herr Pfarrer, der doch auch Erholung braucht, mit, daß wenn ich Ekstase, wie es öfters vorkommt, komme, nicht in fremder Umgebung bin. Sagen Sie halt ja, daß ich mich in der Natur zwischen mein Leiden hinein freuen kann. Vorige Woche durfte ich sehr viel leiden und diese Woche sehr wenig. In diesen Tagen ist bei uns die Kirche stark besetzt. Sie wissen ja, guter Vater, von unserer Theresienfeier. Die Leute sind ganz begeistert. Ich denke, daß dadurch dem lb. Heiland schon mehr Freude gemacht wird. Hatte auch am 17. U. 18. Himmlischen Besuch, die lb. hl. Theresia, welche sagte, daß es sie freue, daß der Geist der Liebe des Vertrauens, der Kindlichkeit, der Hingabe u. Opferfreudigkeit in der Pfarrei mehr eingeprägt wird. Sie werde in diesen Tagen besonders viel Gnaden erbitten. Dann sagte sie noch, daß ich noch viel leiden und dem lb. Heiland viele Seelen näher bringen darf. Sie ermunterte mich zum Vertrauen auf u. daß ich mich am Heiland klammern soll, wenn die Welt u. der böse Feind mich irre machen wollen. Der Heiland läßt mich nicht wanken, ich solle nur Mut haben, es wird schon alles recht. Ach, sie war so gut u. so freundlich u. lieb. Und am 17. In der Früh durfte ich den lb. Heiland zum Himmel fahren sehen. Ach, wie arg gut ist er! Wenn wir ihm nur recht viel Freude Machen könnten. Ich vergesse Sie guter Vater, keinen Tag beim lb. Heiland und verspreche Ihnen stets Ihr gehorsames u. gutes Kind zu sein. In aller Ehrfurcht um den hl. Segen bittend grüßt Sie

Ihr dankbares Kind

Theres Neumann

Wenn ich nur einmal wieder mit Ihnen sprechen könnte, jetzt würde ich Sie sicherlich kennen.

Ferdinand Neumann an den Bischof von. Regensburg am 7.10.1928

Sie werden entschuldigen, daß ich Ihnen mit einigen Zeilen belästigen muß. Aber ich fühle mich veranlaßt nun einmal zu schreiben um Ruhe zu bekommen. Da Hw. Herr Pfarrer u. meine Tochter Resl, ebenso Hw. H. Bischof Waitz, mich immer versuchten, mich umzustimmen, wegen der Verbringung meiner Tochter, in ein Kloster oder Klinik. Sie haben doch den schriftlichen Beweis in Händen und ist ja auch durch Zeugen festgestellt, das ich seinerzeit zu dem Generalvikar Scheglmann, der im Auftrag des Ordinariats zu uns kam, mich bereit erklärte, meine Tochter, zu einer Nahrungsaufnahmeprüfung im eigenen Hause zu überlassen. Damals erklärte Hw. H. Generalvikar ausdrücklich, daß es dann keine weitere Untersuchung mehr gibt, worauf dann die vier Mallersdorfer Schwestern hieher kamen, und vereidigt 15 Tage aufs genaueste und schärfste, beobachteten und untersuchten. Hernach wurden sie abgerufen, obwohl ich schon vorher erklärt hatte, sie können bleiben, auch wenn es ein halbes Jahr dauern würde. Diese Untersuchung hat ja das Ergebnis, daß sie das bischöfliche Ordinariat amtlich bekundete, daß die Beobachtung in einem Spitale oder in einer Klinik, auch keinen besseren Erfolg hätte bringen können. Und nun stellen sie von neuem wieder die Forderung meine Tochter zur Untersuchung herauszugeben. Ich wenn den Antrag gestellt hätte, während meine Tochter 6 und 1/2 Jahr hilflos dalag, daß man sie in ein Kloster, aufnehmen soll, würde ich eine ablehnende Antwort erhalten haben. Ich stehe auf dem unerschütterlichen u. festen Standpunkt, solange ich ein offenes Auge habe, daß ich meine Tochter niemals mehr herausgeben werde, selbst wenn sich die ganze Welt erheben werde. Leichter würde Eisen brechen als meine Gesinnung ändern. Ihre 4 Beobachtungsschwestern, die unter Eid ihre Aussagen beziehungsweise Aufzeichnungen auf das pünktlichste machten, müßten dann ja zu allererste da Sie, Hw. H. Bischof, den Aussagen nicht glauben wollen, wegen schweren Meineides hinter Schloß und Riegel setzen, und dann erst müßte ich mich noch besinnen. Was mein Vater befiel, das mußte ich als Sohn ohne Murren stets tun, das gleiche müssen auch meine Kinder befolgen, da gibt es keine Altersgrenzen. Dasselbe werden auch Sie, Hw. H. Bischof, wissen, daß Kinder ihren Eltern unbedingt gehorsam sein müssen. Meine Tochter wollte schon öfter den Aufforderungen in ein Kloster nachkommen, aber ich kann es nicht verantworten, u. lasse es nicht zu. Ganz besonders schmerzt es uns, daß wir so verdächtigt werden, daß wir unser Tochter Blut im Gesicht schmieren u. heimlich Nahrung zuführen sollten. Wenn die Ehre der Eltern so herabgezogen wird, das ist aber bereits das Höchste, da sinkt einem das Vertrauen. Es sind doch schon Hunderte von Professoren u. Ärzten hier gewesen, und wenn es ein Schwindel sein soll, so ist es schon traurig für die Wissenschaft, wenn sie diesen Schwindel, in der Zeit von 3 Jahren noch nicht entdeckt haben, dann ist es nicht weit her mit dieser Wissenschaft. Zu Apostel oder Christus Zeiten hat man übernatürliche Dinge auch nicht ärztlich und wissenschaftlich untersuchen lassen. Unser Heiland hat die Erweckung des Lazarus auch nicht ärztlich untersuchen lassen, ob er nicht scheintot gewesen wäre. Oder gefiel es dem Heiland, daß Thomas nicht glauben wollte? Wenn es der Heiland in unser so glaubenslosen Zeit wieder einmal sich offenbarte und uns zeigen will, daß die Menschen wieder anders werden sollen, und von der Kirche solcher Zweifel im Volk wachgerufen wird, da kann an keine Besserung gedacht werden. Wenn Sie uns, Hw. H. Bischof, als Schwindler betrachten, warum lassen Sie Besuche zu? Übrigens wenn die ganze Welt zweifelt u. spottet, wir wissen, um was es sich handelt und was es ist. Wenn man dem Hw. H. Pfarrer, welcher vom H. H. Bischof gesalbt ist, und den Eltern nicht glaubt, wie sollen dann die Leute einen ungläubigen Arzt glauben.

Ich schließe mit dem unerschütterlichen Bekenntnis zu Christus unserem Heiland und unsere katholische Kirche.

Ihr ergebenster

Ferd. Neumann u. Frau

Ferdinand Neumann an den Bischof von Regensburg am 16.12.1929

Hw. H. Bischof!

Anbei sende ich Ihnen ein Schreiben, von dem Erfolg Ihrer Predigt. Auch ich wahr sehr aufgeregt wie viele andere darüber. Wie ich im Sonntagsblatt gelesen, erklären Sie die Vorgänge hier natürlich. H. H. Bischof Sie wollten seinerzeit Resl zur Untersuchung nochmals haben. Aber eine natürliche Sache braucht doch nicht untersucht werden. Der Lebenswandel kann doch nicht untersucht werden, außer man hat eine Person jahrelang unter sich. Und dann kann man das Innere auch nicht sehen. Ich stehe noch feßt auf dem Standpunkt, was seinerzeit H. H. Schleglmann zu mir sagte, der doch in Vertretung des Bischofs geschickt wahr. Wenn die Nahrungslosigkeit geprüft ist, dann ist alles geprüft. Und die Schwestern machten doch alles genau. Sogar bei Leidensbeginn an 2 Freitagen waren alle 4 Schwestern anwesend u. Dr. Seidl mit. Obwohl sie ständig bei ihr waren, konnten sie ganz bestimmt ihr Inneres, oder ihren Seelenzustand nicht untersuchen. Resl sagte damals nach der Untersuchung sie konnte nie während dieser Zeit ruhig beten, den ihrer Gewohnheit gemäß will sie dazu allein u. ungestört sein. H. H. Bischof Ihre Predigt beweißt, das damals die Untersuchung für Sie unnötig wahr. Auf die hin bin ich in meinem Vorsatz der Untersuchung wegen neu gestärkt Es wird mich niemand zwingen können das Anrecht auf meine Kinder preiszugeben. Als sie klein u. später krank war, kümerte sich kein Mensch um sie, auch die hohe Wißenschaft nicht Der Kirche folge ich in allen was recht und billig ist.

Ehrfurchtsvoll

Gruß Ferd. Neumann

Neumann an den Bischof von Regensburg am 31.8.1930

Hw. H. Bischof!

Auf Ihr Schreiben an Hw. H. Pfarrer Naber, muß ich Ihnen Hw. H. Bischof gleich Antwort geben, wegen der Einwilligung, zu einer neuen Untersuchung. Ich habe mich schon voriges Jahr, schriftlich u. mündlich erklärt, das ich es auf keinen Fall mehr zugib, meine Tochter Theres zu einer Untersuchung herzugeben. Was ich einmal gesagt habe, das steht feßt. Ich bin doch kein kleines Kind, das heute so ist und morgen wieder anders. Was ich gesagt habe das bleibt feßt, so lange ich ein offenes Auge habe, kommt es nicht mehr vor. Sollte ich früher Sterben müßen, dann ist meine Familie der gleichen Gesinnung. Zu einem Versuchskaninchen gebe ich meine Tochter nicht heraus. Auch nicht für die Wißenschaft. Kirchlich ist sie schon damals wegen der Nahrungsaufnahme geprüft worden als die vier Schwestern 15 Tage hier wahren. Sie haben aber noch mehr gemacht, u. haben aus den Ohren Blut genommen ohne meine Erlaubniß, und die Wunden wurden auch photographiert, wobei Sanitätsrat Seidl die Platen im Besitz hat u. verschiedenen Leuten sogar die Bilder gezeugt wurden. Im Kirchlichen Verordnungsblat stand auch damals das die Untersuchung nicht gründlicher gemacht werden konte u. der Kirche ausreicht. Ich kann nicht verstehen warum Sie Hw. H. Bischof sich nicht damit zufrieden geben wollen. Ich unterwarf mich der Kirchlichen Obrigkeit gerne in allen was recht u. billig ist.

Ererbietigst

Ferd. Neumann

Anna Neumann

Therese Neumann an den Bischof von Regensburg wahrscheinlich am 31.8.1930

Sie ließen mich durch unserem hochwürdigen Herrn Pfarrer fragen, ob ich einem anderen Priester beichten u. mich anvertrauen will. Dies geht aber doch nicht so ganz ohne Weiteres. Ich habe doch zu unserem H. H. Pfarrer soviel Vertrauen u. nicht mit Unrecht. Schauen Sie, all die vielen Fremden, die ihn doch nur kurz sehen u. kennen, vertrauen ihm. Und ich ging doch schon in die Schule zu ihm u. er half uns den lb. guten Heiland kennen lernen. Und erst in meiner langen Krankheit. Wer kümmerte sich außer meinen lb. Eltern und Geschwistern um mich als H. Herr Pfarrer? Er tröstete mich immer in meinem schweren Leiden u. Schmerzen u. dazu der Blindheit. Ich merkte, daß er es ernst nimmt u. bekam volles Vertrauen zu ihm, das ich nie verliere. Und unser H. H. Pfarrer hat doch den lb. Heiland so gerne u. will immer nur, was er will u. ist so opferbereit u. gut u. entschieden. Ich weiß u. bin überzeugt, daß er mich, meinen Seelenzustand versteht. Ich vertraue mich keinem anderen Priester an, außer der lb. Heiland will es. Und er war es doch, der ihn uns gab u. schickte. Wie oft höre ich von den Fremden u. von Priestern besonders, auch schon von höheren kirchlichen Persönlichkeiten, daß ich froh sein darf um Herrn Pfarrer Naber, daß er der Mann sei, den mir der lb. Heiland zum Beichtvater u. Seelenführer gab. Wie kann ich denn einem Priester, der mich nicht kennt u. den ich nicht kenne, anvertrauen? Darin hat uns doch der lb Heiland volle Freiheit gelassen. Und ich glaube, daß es Ihnen Hochwürdigster Herr Bischof nicht ernst mit obiger Frage ist. Dies wäre ja doch so etwas Unnatürliches. Ich komme dem lb. Heiland gewiß nicht näher, was doch die Hauptsache ist, wenn ich einen fremden Herrn als Beichtvater habe. Ich schreibe fei unter Tränen, denn mir ist es wirklich hart u. tut mir arg weh, daß, nachdem ich so hübsch viel zu leiden habe, was ich aber gerne tue, weil der lb. Heiland es will, man mich seelisch so vergewaltigen will. Ich bitte um den bischöfl. Segen u. grüße ehrerbietigst

Theres Neumann

Therese Neumann an den Bischof von Regensburg am 2.2.1931

Hochwürdigster Herr Bischof

Erst ein paar Zeilen wegen dem Geld, wovon Sie schrieben. Ich lege Ihnen alles bei. Kein Geld habe ich noch nicht erhalten u. nehme auch keines an, da H. H. Pfarrer u. H. H. Benefiziat in der Pfarrei selbst mit den hl. Messen nicht fertig werden. Daß ich nicht früher an den Pater schrieb, kam daher, daß ich viel zu tun habe u. leidend bin. Und die Briefe häufen sich halt oft arg. Ist bei Euch doch auch so. Oft muß ich auch Klagen hören von armen Leuten, daß sie keine Antwort erhalten. Und alles kann man ja nicht erledigen. Der Pater soll doch das Geld dort behalten. Wir schicken doch Geld hinein u. er will's heraus haben. Hochwürdigster Herr Bischof! Noch etwas will ich Ihnen schreiben, was mich recht beunruhigt. Ich weiß, daß Sie wollen, daß Hochw. Herr Pfarrer Naber von uns wegkommt. Er hat aber doch nichts angefangen. Daß der lb. Heiland mir das Leiden gab, dafür kann doch H. H. Pfarrer so wenig wie ich. Wenn es der lb. Heiland nicht wollte, möchte ich es bestimmt nicht. Mir wäre viel lieber, wenn ich im Missionsland draußen wirken u. arbeiten könnte. Kein Mensch wurde sich um mich kümmern. Ich tät halt auch meine Pflicht u. käme auch zum Heiland. Aber so wird man soviel u. was am meisten weh tut, von den Vorgesetzten als von anderen beeinflußt oder wer weiß was noch angesehen. Und ich kann doch gar nichts dafür. Wenn der lb. Heiland es so zuläßt, trag ich es ja gern. Wenn es nur mancher Seele dann zugute kommt. Wissen's Hochw. Herr Bischof! Daß H. H. Pfarrer wegen einem einzigen Pfarrkind wegkommt, geht doch nicht. Wenn die Sache bei mir nicht wäre, würde er auch nicht darandenken, wegzugehen. Ich weiß, seine Pfarrkinder haben ihn gern u. ehren u. schätzen ihn. Und wenn es hier bekannt würde, wurde es eine große Entrüstung geben. Die Pfarrei ist durch ihn doch nicht rückwärts, sondern vorwärts gekommen. Sie sehen ja den Zuwachs der hl. Kommunionen; u. die allerwenigsten sind von Fremden. Was muß man von ihm denken, wenn er auf einmal weg soll. Dies geht ja schwer. Wenn Sie es ja unbedingt wollen, so denke ich, schreibe ich erst an den guten hl. Vater, der uns ja versteht u. auch gut gesinnt ist, daß er mir rät, was ich tun soll um im Gewissen ruhig zu sein. Ich kann es wirklich nicht ohne weiteres verantworten, daß ein Seelsorger wegen meiner von seinen Kindern weggerissen wird. Vater gibt das Anwesen halt einem Buben u. wir ziehen dann in eine andere Pfarrei u. auch Diözese. H. H. Pfarrer ist dann an seiner Ehre nicht geschadet u. Sie sind auch vieler Arbeit enthoben u. ist Ihnen viel Aufregung erspart. Ich bin überzeugt, wenn ich anderswo bin, wirkt der lb. Heiland genau so weiter, wie hier. War ich ja schon fort (nicht in Eichstätt, wo man mich vermutete) u. alles ging grad so weiter wie daheim u. H. H. Pfarrer Naber war nicht dabei. Der lb. Heiland ist ja an keinen Ort gebunden. Auf ihn vertraue ich, wenn er auch noch so viel Leiden schickt oder zuläßt. Ihn kann man ja mir nicht nehmen; dies ist ja mein Trost u. die Hauptsache. Mit dem guten Heiland trage ich ja Leiden, Verachtung u. Verkennung. Es wird doch alles noch offenbar u. man wird sehen, daß ich keine kranke Betrügerin war, wenn die Zeit dafür gekommen. jetzt harren wir halt aus in aller Geduld; wenn es nicht weh täte, wäre es kein Opfer. Ich will Sie Hochw. Herr Bischof gewiß nicht kränken mit meinen offenen Schreiben. Ich schreibe ganz, wie mir ums Herz ist. Bitte schön, schreiben Sie mir Ihre Meinung u. ich will auch tun, was ich kann. So kann es auch nicht gut weiter gehen. Auf jeder Seite das Mißtrauen. Wenn eines dem anderen mehr Vertrauen entgegenbrächte, ging alles leichter. Man hätte mehr Freude u. mancher Kummer wäre erspart, was dem lb. Heiland ja auch freuen würde. Ich vergeße Sie ja keinen Tag eigens bei ihm. Ich bitte auch um den hl. Segen u. grüße ehrerbietigst

Theres Neumann.

Bitte verzeihen Sie, daß ich schrieb. Ich sagte H. H. Pfarrer nichts u. lies ihm es nicht lesen.

Therese Neumann an den Bischof von Regensburg am 13.4.1931

Hochwürdigster Herr Bischof!

War heute wieder bei der Post, ob noch keine Nachricht da sei, wegen des Geldes von Pater Wilhelm. Ich lege die Bestättigung der Post bei. Ich kann Ihnen nicht mehr darüber schreiben, als ich Ihnen im Februar darüber schrieb, daß ich kein Geld erhalten habe. Schickte ja Ihnen doch damals den Scheck mit. Sonst könnte ich denselben ja nimmer haben. Und H. H. Pfarrer weiß in der Sache nicht mehr, als ich ihm sage, daß ich kein Geld erhalten. Aber der Vater war letzthin sehr aufgeregt, wie er Ihre Vermutung wieder hörte, indem Sie schrieben, daß das Geld ohne Zweifel ausgehändigt wurde. Es tut ihm halt sehr weh, wie mir ja auch, da wir doch niemand betrogen. Er hat ja ein Geschäft u. noch nie hörten wir dergleichen. Er hat uns alle wohl ehrlich, mit der Arbeit seiner Hände groß gezogen. Und so ein Wort von jemand, den man vertrauen soll, tut doppelt weh. Sie haben ja einen Beweis auch nicht für Ihre Verdächtigung. Wir übergaben jetzt die Sache Hr. Dr. Gerlich, der in den gleichen Angelegenheiten sich gut auskennt. Vielleicht bringt er die Sache in's Reine. Ist ja so notwendig. Sie müssen halt sich noch etwas gedulden.

Und noch etwas drückt mich: Sie kennen ja die Photographiegeschichte, Hochwürdigster Herr Bischof! Und denken Sie nur, was wir für Schwierigkeiten damit hatten. Der amerikanische Geistliche wollte mir ja die Sache erst leugnen. Aber ich fühlte deutlich, daß er doch Abzüge aus den Akten von den Wunden hatte. Und so sagte er dann bloß mehr daß es ein Geheimnis zwischen Ihnen hochwürdigst. Herr, seinem Erzbischof u. ihm sei. Ich sagte ihm aber, daß es an erster Linie mich selbst betrifft u. daß ich mit dergleichen nie einverstanden sei. Er meinte auch, daß es mich nichts angehe, daß es Sache des Heilands sei. Ich erwiderte darauf, daß wenn der lb. Heiland so etwas haben wolle, er es mir nicht merken u. fühlen lassen würde Er fuhr, als er mit Vater auch schwere Auseinandersetzungen hatte, schnell auf die Post nach Waldsassen u. so konnte er am Freitag zum Vater sagen, daß er nichts mehr habe. Mit solchen Sachen wird halt Vater immer energischer gegen den Gedanken mich fortzutun. Die Schwestern photographierten mich seinerzeit ohne seinen Willen, auch gegen den meinen. Er will jetzt die Platten um jeden Preis, Der lb. Heiland wird schon helfen, daß wieder Ruhe wird. Er läßt halt so Prüfungen auch zu.

Übermorgen fahre ich ad etliche Wochen fort, um mich etwas zu zet amehmef in aller Hochachtung grüßt u. bittet um den hl. Segen

Therese Neumann an den Bischof von Regensburg am 31.8.1931

Hab eine Bitte auf dem Herzen. Ich weiß, daß Sie nicht gerne damit einverstanden sind. Aber wenn Sie wissen, um was es sich handelt, dann sagen Sie gerne ja. Ich will am 9. bis 15. September einige Tage fort. Eine Schwester fährt auch mit. Ich soll Taufpatin von einer, mir gut befreundeten Jüdin machen. Sie ist schon fast 30 Jahre alt u. ist Lehrerin. Die hl. Taufe ist ganz verborgen in einer Hauskapelle. Kann hier nicht sein, wegen der Mutter der Konvertitin. Ich nehme an, daß Sie nichts dagegen haben. Sie ist ja sehr gut vorbereitet. Wir beten schon lange darum. Endlich ist es soweit. Ist arm und wird von einem braven Familienvater in München unterstützt zum Studium. Den lb. Heiland hat sie recht gern, sie ist sehr eifrig. Daß wir heuer bis nach Chur zu den lb. guten Hochwürdigsten Herrn kamen, den wir schon länger gut kennen, kam daher, daß wir eine Schwester, die operiert werden sollte in den hohen Bergen unterbringen mußten u. in der Nähe dort waren. Ich hab da doch den lb. Heiland dadurch nicht beleidigt. Ich freute mich arg an all den Schönheiten, die er uns zur Freude erschaffen u danke ihm immer noch dafür. Sind Sie mir deshalb böse. Ich will Ihnen ja folgen, will Ihnen keinen Verdruß machen. Wie gerne würde ich einmal mit Ihnen, Hochwürdigster Herr Bischof reden u. alles sagen, was ich auf dem Herzen habe. Ich weiß ja, daß man mich schon oft verleumdet hat. Ich denke aber, daß Sie durch H. H. Pfarrer die Wahrheit wissen. Er ist ja so wahr u. aufrichtig. Letzthin schrieb mir die Frau Gleich wieder, daß Sie an sie für mich ungünstig geschrieben haben. Ich habe bestimmt nichts unrechtes gesagt. Ich sagte bloß: "Vater, gebt's ihr den Ausweis nimmer, sonst kommt sie ein anders Mal wieder, dann kennen wir sie nicht, dann malt sie mich doch!" Von Ihnen Hochwürdigster Herr war keine Rede. Ich bringe Ihr Schreiben, ich sei lieblos u. so redet kein treues Kind der Kirche, nicht aus dem Sinn. Ich trage es ja gern; aber es tut arg weh. Ich will mich nicht beschönigen; aber Ihnen, da Sie mein Bischof sind, darf ich's sagen, daß all mein Tun u. beten u. leiden für die Mitmenschen gehört, dem lb. Heiland zulieb u. auch dem Nächsten. Dies kann doch nicht gegen die Kirche sein. Ich will doch treu der hl, Kirche leben u. sterben. Ich will ja nur, daß dem lb. Heiland viele Seelen näher kommen. Und da mache ich keinen Unterschied zwischen den Leuten, Überhaupt hat man ja mehr Mitleid mit den Armen, Erst letzhin waren 3 arme Wanderer bei uns die den lb. Heiland wieder finden wollten, Sie bekamen ja keinen Schein, aber ich dachte, in der Not muß man zugreifen. Ich redete diesen Männern gut zu u. dieselben beichteten alle, was einer schon jahrzehntelang nimmer getan. Da hab ich auch einen Zweifel, wo ich Sie, Hochwürdigster Herr Bischof fragen will, was ich tun soll. War neulich ein älterer Mann, ein Jude, bei mir, der nach Wahrheit sucht u. sich am Freitag entschloß, den lb. Heiland anzuhängen u. sich taufen zu lassen. Dies

geht aber nicht so schnell. Er will deshalb wiederkommen. Ich weiß aber, daß es Ihnen nicht ritt ist, da Sie sagten: "Ja, die Reichen kommen schon vorbei!" Wir wußten aber erst doch nicht, ob er reich oder arm sei. Für mich war das Eine: Er ist Jude u. will zum Heiland; für den tue u. leide ich, was ich kann. Wie meinen Sie Hochwürdigster Herr! Kam ich's so halten! Oder wie soll ich es dem machen! Ich möchte doch Ihnen nicht immer Verdruß u. Unannehmlichkeiten bereiten. Ich will Ihnen doch auch Freude machen, damit der lb. Heiland sich freuen, denn er freut sich doch, wenn wir in Frieden leben. Verspreche Ihnen, Sie keinen Tag beim lb. Heiland zu vergessen. Um den hl. Segen bittet

ergebenst

Theres Neumann

Und Sie Hochwürdigster Herr sind doch viel in Anspruch genommen. Ich bitte den lb. Heiland jeden Tag für Sie, damit er Ihnen recht viel Gnade gibt, Ihr schweres Amt in jetziger Zeit gottgefällig zu verwalten. Dann sage ich Ihnen ein recht herzliches "Vergelt's Gott't" dafür, daß Sie gesorgt, daß meine Eltern, die so viel im Feld zu tun haben u. ich mit alten Briefen zum Lesen im Rückstand bin, die Besuche weniger sind. Gerade in den Ferien kommen soviele hierher, die bloß so neugierig sind. Zugleich habe ich eine Bitte: Wenn Sie so gut wären Hochwürdigster Herr Bischof u. keinen Erlaubnisschein mehr nach Konnersreuth oder gar an Konnersreuther schicken lassen würden! Da sind etliche Familien, die lassen sich Scheine schicken und verkaufen dann dieselben, wo oft gar die Namen nicht stimmen. Eine Familie Mayer Josef ließ sich wiederholt 20 M für einen Ausweis zahlen. Der Mann war schon wiederholt in Regensburg mit Motorrad um Ausweise. Früher, als man im Ordinariat bloß Ausweise mit pfarramtlicher Empfehlung erteilte, kann dergleichen doch schwer vorgekommen sein. Auch kamen die Zeit vor Juli Besuche oft, die 2 Ausweise hatten u. uns damit arg plagten. Ich sage Ihnen aufrichtig Hochwürdigster Herr Bischof, ich bring gern jedes Opfer, um den lb. Heiland Freude zu machen und red den Leuten gern zu, zu tun was der lb. Heiland will u. tröste sie gern, wenn sie in Not sind und Kreuz zu tragen haben. Aber oft werd ich schon ungehalten, wenn es bloß Neugierde ist. Vielfach werden meine Worte verdreht u. Vieles höre ich wieder, was ich nie gesagt. Nun ja, dies kann man ja nicht verhindern u. will es den Heiland zuliebe tragen. Aber bitten möchte ich nochmals nach Konnersreuth keinen Ausweis zu schicken. Und noch bitte ich um den hl. Segen und grüße Sie

ehrfurchtsvollst

Theres Neumann

Von Ende September bis Mitte Oktober hab ich vor mich in einem befreundete Kloster zu verstecken.

Ferdinand Neumann an den Bischof von Regensburg am 17.10.1932

Hochwürdigster Herr Bischof

Im Spätherbst 1926 hat das hochw. Ordinariat Regensburg wiederholt verlangt, ich sollte meine Tochter ins Krankenhaus nach Waldsassen verbringen, damit Dr. Seidl sie auf ihre Nahrungslosigkeit beobachten könne. Ich habe die Forderung des Ordinariates als Eingriff in mein Hausrecht damals auf das entschiedenste abgelehnt, weil sonst jeder Arzt kommen könnte, und eine solche Untersuchung auch ganz wertlos gehalten, weil sie doch von Ungläubigen nicht angenommen wird. Im Sommer 1927 erklärte ich mich auf Drängen des hochwürdigen Herrn Generalvikars Schegelmann, der im Auftrag des hochwürdigsten Herrn Bischofs Antonius gekommen war, bereit, meine Tochter in Konnersreuth beobachten zu lassen, da man mir das Versprechen gab, dann bestimmt nicht mehr eine Untersuchung von mir zu verlangen, was ich mit einem Eide bestätigen kann. Ich gab damals die Erlaubnis zu einer Beobachtung unter meiner Aufsicht, auf eine Zeitlänge, wie sie die Ärzte für notwendig hielten, meinetwegen auf ein halbes Jahr. Die Ärzte erklärten eine Frist von 14 Tagen als ausreichend, weil das Körpergewicht bei Nahrungslosigkeit das deutlich zeigen müßte. Es hat ja geheißen in einem amtl. Schreiben, daß die Untersuchung in einer Klinik hätte auch nicht besser gemacht werden können. Man hat mir damals allerlei versprochen, was nicht eingehalten wurde, und darüber hinaus ohne meine Erlaubnis Dinge vorgenommen, die ich nicht geduldet hätte, wenn ich davon gewußt hätte. Man hat mir damals die Wahl des Arztes, die doch jedem freisteht, nicht gewährt und einfach Dr. Seidl geschickt, ohne mich zu fragen, ob ich wegen seines Verhaltens zu meiner Tochter während ihrer langen früheren Krankheit, noch zu ihm Vertrauen habe. Ich war darum sehr zornig, als damals Dr. Seidl nachts 12 Uhr ohne mein Vorwissen mit Hilfe der Schwestern ins Haus einzudringen versuchte. Die Schwestern hat man mir ohne meine Erlaubnis ins Haus geschickt. Man hatte mir versprochen, nur die Nahrungslosigkeit beobachten zu wollen, hat aber dann Blut entnommen durch Einschnitte in die Ohren, welche von Zeit zu Zeit wieder aufbrachen. Meine Tochter sah nur ein Glas, worin der Urin und Gurgelwasser gegossen wurde, woran sie sich sehr ekelte. Man hat auch am Freitag während des Leidens den Urin öffentlich vor den Leuten hingestellt. Man hat in dem kleinen Zimmer mit Aether die Instrumente zweimal gewaschen und dadurch meine Tochter in schwere Ohnmachten gebracht, worüber sich ein anwesender Fachmann und die Mutter sehr erregten. Man hat photographische Aufnahmen gemacht, ohne jede Erlaubnis von unserer Seite. Die Platten sind heute noch im Besitz von Dr. Seidl, was nicht angängig ist. Voriges Jahr hörte ich ich dazu, daß vom Ordinariat Regensburg Abzüge weitergegeben wurden. Mein Einspruch, hochwürdigster Herr Bischof, blieb ohne Antwort. Die Untersuchung von 1927 wurde in zwei amtlichen Erklärungen des Regensburger Ordinariates unterschrieben und für die Kircheninteressen vollständig genügend bezeichnet. Da die Überwachung durch die vereidigten Schwestern keine Sekunde unterbrochen wurde, so sehe ich nicht ein, warum die damalige Feststellung heute nicht mehr genügt. Die Nahrungslosigkeit und das Gleichbleiben des Gewichtes wurde von den Schwestern beeidigt und von den Ärzten Ewald und Seidl bestätigt. Die Erklärung von Ewald, daß der Urin nach der Untersuchung kein Hungerurin mehr gewesen sei, wurde mir von Fachärzten dahin er. klärt, daß das Azeton durch schlechte Aufbewahrung verflüchtigt ist. Der Urin stand nämlich wochenlang unverschlossen. Seidl wußte um die schlechte Aufbewahrung. Aber erst lang nachher erfuhr er, wie er selbst zugab, von der Bedeutung dieser Nachlässigkeit. Sie werden verstehen, hochwürdigster Herr Bischof, daß in mir ein bitteres Gefühl aufsteigt, wenn ich an die bisher gemachten Erfahrungen denke. ich glaube nun nicht, daß eine neue Untersuchung in dieser Sache jene bekehren wird, die bisher nicht an die Nahrungslosigkeit geglaubt haben; umso weniger, als jetzt seit drei Jahren jede Möglichkeit der Untersuchung von Ausscheidungen aufgehört hat. Außerdem haben mir meine Erfahrungen mit Ärzten jedes Vertrauen zu ihnen genommen, daß ich ihnen meine Tochter, die, wie Sie wissen, zu verschiedenen Zeiten, besonders an Freitagen, wehrlos ist, anvertraue. Ich möchte auch nicht, daß anläßlich der Beobachtung von Nahrungslosigkeit noch öffentlich bekannt gegeben würde, daß die "Schamhaare" meiner Tochter normal sind, wie Ewald es für nötig gefunden hat. Es sträubt sich fast die Feder, so etwas zu schreiben, aber es zwingt mich dazu. Als katholischer Bauer kann ich mir das nicht gefallen lassen, von einem kommunistischen Ewald, wenn er auch wissenschaftlich ist. Wo ist da der Schutz des jungfräulichen Schamgefühls? Meine Tochter kann sich ja unter anständigen Menschen kaum mehr sehen lassen. Ist das Beobachtung der Nahrungslosigkeit? Die offenkundige Lüge eines Professors wie Ewald, er habe am Freitag mit Resl ganz normal gesprochen, hat mir auch jeden Glauben an den Wert einer ärztlichen Feststellung genommen. Außerdem ist nach meiner Meinung die Feststellung der Nahrungslosigkeit durch Ärzte nicht wertvoller als die Beobachtung und Feststellung durch Andere. Übrigens ist meine Tochter nicht krank, daß sie einen Arzt braucht. Ich müßte daher, da mir die Vaterfürsorge für meine Tochter, welche zu vielen Zeiten wehrlos ist, nur von unserem Herrgott, sonst von niemand, abgenommen werden kann, verschiedenes zuerst wissen: An welche Art Haus gedacht ist? Wohin Resl gebracht werden sollte? Welche Art Leute meine Tochter untersuchen sollen? Wie alt sie sind? Welchen Glauben sie haben und ob sie im Bekenntnis der Wahrheit schon erprobt sind? Denn Sie selbst haben Ende 1928 Prof. Kern Erlaubnis gegeben zu einer Untersuchung, die von einem Deutschen Professoren-Stigmenausschuß, dessen Mitglieder nur Protestanten sind, in einem eigenen Haus vorgenommen werden sollte. Später hätte sich dieser Ausschuß auf die Untersuchung der Ausscheidung beschränkt.

Von Ihrem Plan habe ich erst durch Dritte erfahren müssen, dabei wurde mir erzählt, daß Prof. Kern meine Tochter ohne Weiteres als Überbleibsel der magischen Zeit bezeichnet hat. Ich weiß zwar nicht, was das sein soll, aber es hat mich gleich mißtrauisch gemacht, was der u. die andern mit meiner Tochter machen wollten. Ich müßte jetzt darum wissen, auf welche Art und Weise die Nahrungslosigkeit meiner Tochter und namentlich das Ausbleiben der Ausscheidungen kontrolliert werden soll. Ganz allgemein müßte ich bitten, was alles und auf welche Weise beobachtet werden soll. Ich bin gern bereit, in allem, was möglich ist, Ihnen, hochwürdigster Herr Bischof, zu dienen. ich möchte aber zuerst verlangen, daß ich Einblick bekomme in den Untersuchungsakt von 1927. Es erhielten ja schon viele fremde Personen Einblick, welche kein Recht dazu haben. Man hat mir z. B. auch erzählt, daß die Schwestern im Protokoll die Erklärung abgegeben haben, die Theres bete fast nichts. Meine Tochter hat sich damals bitter beklagt, daß sie nicht eine Sekunde allein mit dem Heiland reden konnte, denn die ganze Nacht hindurch war sie hell beleuchtet, u. da sie sich gegen die Wand kehrte, beleuchtete man sie jede Minute mit der Taschenlampe ins Gesicht. Soll man da ungestört beten können? Ich verlange auch, daß die Platten und Abzüge, welche bei der Untersuchung aufgenommen wurden u. bei Dr. Seidl sind, an mich ausgehändigt werden; ich habe schon oft erkennen müssen, daß Frau Dr. Seidl sich durch Herzeigen der Bilder wichtig macht und Dr. Seidl selbst sagte es meiner Tochter ins Gesicht, daß er durch Veröffentlichung der Bilder sich viel Geld verdienen könnte. Ich verlange darum auch eine eidesstattliche Versicherung von Dr. Seidl, daß er keine Bilder weitergegeben hat als jene ans Ordinariat. Vorn Ordinariat selber muß ich um eine Erklärung bitten, daß man am Ordinariat in Regensburg keine Abzüge weitergegeben hat noch weitergeben wird.

Zum Schlusse möchte ich noch sagen, daß eine Untersuchung oder Beobachtung eines Geistlichen wie Prof. Wunderle nicht mehr vorkommen darf. Denn die Frechheit dieses Herrn, am Freitag meiner hilflosen Tochter die Brustwunde in Gegenwart mehrerer Herren, mit Beihilfe des Dr. Seidl, ohne Erlaubnis unsererseits zu untersuchen, ärgert mich heute noch, sowas mußte ich mir im eigenen Hause gefallen lassen, was wird erst geschehen, wenn sie allein unter Fremden ist. Die sonderbare Predigt im Dom zu Regensburg über meine Familienangelegenheit hat mich deswegen sehr verstimmt, weil Ihr privates Schreiben der Öffentlichkeit preisgegeben wurde und man nicht einmal meine Antwort abwarten konnte. Ich denke, das sind Geheimsachen, die nur zwischen Ihnen und mir besprochen werden, wenigstens, solange sie nicht erledigt sind.

Unlängst schickten Sie mir, hochwürdigster Herr Bischof, den Bürgermeister, daß er mich in Gegenwart des H. Herrn Pfarrer und H. H. Benefiziat zur Zustimmung bewegen sollte. Ich denke, daß eine Familienangelegenheit auf solche Weise zu einer Gemeinsache werden soll. Unsereiner weiß ja ganz genau, daß es sich beim Bürgermeister nur um das Geld bei den Fremden handelt. Mehr über den Bürgermeister zu sagen, halte ich hier nicht für notwendig.

Hochachtungsvollst ergeben

Ferdinand Neumann

Ferdinand Neumann an den Bischof von Regensburg am 23.1.1933

Kürzlich teilte mir H. H. Pfarrer Naber mit, daß H. H. Generalvikar ihm schrieb, daß es nicht schön sei, solange keine Antwort zu geben. Waren doch erst die Weihnachtsfeiertage, wo wir uns mit derlei, dieselben nicht verderben lassen wollten. Uns kam es schon eigen vor, daß man so kurz vor Weihnachten meine Tochter in die Lepsche Klinik zu tun kam. Auch kam ein recht schmerzlicher Sterbefall in der Familie vor. Hernach war ich wegen meinen kranken Arm fort. Und was will und soll ich denn für eine Antwort geben? Hab ja schon im ersten Brief ausführlich meine Bedingungen geschrieben. Ich kann nicht mehr, als mein erstes Schreiben wiederholen. Bleib auch darauf bestehen, Haben ja Sie selbst H. H. Bischof von berechtigten Wünschen geschrieben. Weshalb soll ich den meine Gesinnung ändern. Da in Ihren ersten Schreiben von keiner Klinik die Rede war, wohl erst im zweiten wo sogar schon die Ärzte gewählt sind, so bin ich von neuem mißtrauisch geworden. Ich fühle mich als Vater verpflichtet noch mehr vorsichtiger zu sein. Das erste Mal war auch nur die Rede von Beobachtung der Nahrungslosigkeit, wurden aber die schamlosesten Sachen mit ihr gemacht. Noch etwas ärgert mich schon recht. Kam neulich ein Frater, der versicherte, das was er gesagt, er jederzeit auf Eid nehmen kann. Er gab es uns auch schriftlich. H. H. Generalvikar erzählte ihm: Wir in Konnersreuth können machen was u. wie wir wollen; wir (die Bischöfe und das Ordinariat) wollen nicht die Pfeiffendekel* des Herrn Neumann sein. Ist doch ein eigenartiger

Ausdruck. Solche Ausdrücke gebrauchen bei uns nur gewisse Leute im Wirtshaus bei vorgeschrittener Zeit. Von einen Geistlichen hab ich so etwas nie gehört, da vergeht einem schon die Lust zu schreiben. Hier in Konnersreuth ist es schon hübsch bekannte Man kann ja . nimmer unter die Leute gehen. Müssen denn die Fremden alles wissen? Wenn öfters manches wieder erzählt wurde, so zweifelten wir, ob es auch unten in Regensburg gesagt wurde. Jetzt ist einem auch die Predigt des H. H. Dompredigers klar. Mir währe es schon lieb, wenn die Sache mehr unter uns bliebe. Wäre viele Hetze erspart

Hochachtungsvollst ehrerbietigst

Ferd. Neumann

*Anm.: Diesen Ausdruck habe ich nie in meinem Leben gekannt, niemals gebraucht, speziell niemals von Konnersreuth oder Familie Neumann. Am 30. Jan. 1933 habe ich das dem Pfarramt Konnersreuth mitgeteilt und ersucht um Namen und Kloster des betr. Fraters, damit ich mich an seinen Oberen wende.

R. 30.1.1933

Höcht Gen. V. K

Therese Neumann an Prälat Geiger in Bamberg am 2.10.1934 (von Eichstätt aus)

In der großen Sorge und Schwierigkeit, die uns durch das Buch von Dr. Wittry entstand, möchte ich mich an Sie wenden. Ich denke, Ihnen kann so ein Mißbrauch auch nicht recht sein. Kann denn da nicht abgeholfen werden? Sind Sie doch so gut, H. H. Prälat, und sagen und beantragen Sie doch sofortige Einziehung des Buches, bis die Unrichtigkeiten und vor allem die Bilder entfernt sind. Wegen den Bildern ist mir fei ganz schrecklich. Ich muß mich ja doch so schenieren. Ich wollte immer verhindern, daß Vater das Buch in die Hand bekommt und jetzt bin ich schon längere Zeit fort u. da brachte ein Mann ihm dasselbe. Ist furchtbar Ich fürchte, Vater nimmt das Gericht zu Hilfe, da wir schon 2 Jahre wegen den Bildern von den Wunden mit Hölzl (Photograph) Streit haben. Diesem ist's sicher eine willkommene Gelegenheit, jetzt nicht mehr zurückhaltend zu sein. Er hätte die Sachen schon um Tausende von Dollar verkaufen können, sagte er immer am Gericht aus. So hätte ich gemeint, wenn man doch das Buch einziehen und vernichten würde. Ja ich begreife nicht, wie Dr. Wittry unser Vertrauen so arg mißbrauchen kann. War Vater seinerzeit so willig und ließ mich von ihm untersuchen. Dies muß ihm jetzt schon weh tun. Wenn er seinerzeit seine Absicht gekannt hätte, er würde ihn um keinen Preis zu mir gelassen haben. Da begreift man immer besser, wie notwendig es ist, daß Vater gerade in diesem Punkt so energisch ist. Er ist doch mein leibhaftiger Schutzengel, sonst wäre ich offen der Welt preisgegeben. Und erst unser guter Herr Pfarrer! Mutter schrieb mir heute, daß er nicht wohlauf und frisch sei. ja, ich weiß schon, warum. Ihm ist diese Sache doch furchtbar peinlich. Er ist doch so zurückhaltend und mit Recht. Mich erbarmt er, weil er so gut ist. Und er kann doch nichts dafür. Ich versprach ihm schon, als ich von daheim fortfuhr, an Sie zu schreiben, damit die Sache eingestellt wird. Denken Sie, Herr Prälat, wie es uns geht, wenn in Regensburg die Sache bekannt wird. Aber so peinlich und so beschämend die Sache für uns ist, so müssen wir doch vor unserem Heiland bekennen, daß wir unsererseits nichts dafür können. Ja mir tut die Sache um des guten Heilands schon weh, denn dies gibt doch viel Anlaß zum Kritisieren und ärgern. Ich bin überzeugt, daß dadurch die Absicht Gottes nicht gefördert, sondern vereitelt wird. Man wird nicht fertig, sondern je mehr man sich hineinvertieft, desto dürsterer kommt's einem vor. Ach, wie die Menschen einander weh tun können! Wohl macht einem der gute Heiland auch viel Freude, indem er uns oft mit Menschen zusammenführt, die es aufrichtig mit einem meinen. Ich bin schon die 4. Woche hier und fühle mich wie daheim. ja ich schreibe Ihnen nicht, um Ihnen vorzujammern, sondern um Sie eindringlich zu bitten, uns zu helfen, damit diese schreckliche, für mich beschämende Sache mit dem Buch eingestellt wird. Wirken Sie doch auf Dr. Wittry ein. Und nun noch besten Gruß.

Therese Neumann

Therese Neumann an den Bischof von Regensburg am 27.11.1934

Verzeihen Sie, daß ich nicht so schnell meinem Versprechen, Ihnen in der arg peinlichen Sache zu schreiben, nachkomme. Mußte mich, da ich doch länger fort war, erst wieder eingewöhnen u. jeden Tag war etwas Anderes. Zudem bin ich froh, an diese Angelegenheit nicht denken zu müssen. Einesteils ist sie mir zu schrecklich und dann doch kommt sie einem zu dumm u. zu dick gelogen vor. Aber um der Sache willen, der Wahrheit u. der Ehre der Kirche zuliebe muß doch etwas geschehen u. Hr. Lama muß unbedingt erklären, daß dies nicht wahr sei. Wir haben doch darüber schon gesprochen, hochwürdigster Herr! Ich denke, Sie kennen jetzt unsere Einstellung zu Lama. Ich nahm ihn schon ein paar Jahre trotz bischöflicher Erlaubnis nicht an, weil ich merkte, daß er arg geschäftlich sei u. nicht Wert auf Wahrheit legt. Ich sagte ihm, als er das letzte Mal bei mir war, dies ganz offen, worauf er erwiderte, daß wir daran schuld seien, da er nicht beikäme. Er müsse deshalb nur hören, was ihm Besucher sagen. Meiner Ansicht nach ist dies falsch und höchste gefährlich. Davon die vielen falschen Gerüchte u. Verleumdungen. Unlängst erfuhr ich, daß er schon wieder ein Jahrbuch über Konnersreuth geschrieben hat. Ich hab es nicht gesehen u. will es auch gar nicht sehen. Aber es wird halt mit der Wahrheit wieder so genommen sein, wie in den bisher erschienenen Jahrbüchern. Dies tut einem furchtbar weh.

Hochwürdigster Herr Bischof! Wie ich Ihnen schon mündlich erklärte, ist es bestimmt nicht wahr, daß ich zu Lama über einen hl. Vater etwas gesagt, weder was Gutes, noch weniger erst gar was Schlimmes. Mit ihm allein hab ich, so viel ich mich erinnere, nie gesprochen. Bloß einmal kurz, wo er mir ein Anliegen sagte. Soviel ich von den Meinen weiß, ist er auch nicht im erhobenen Ruhezustand gewesen. Wohl erinnere ich mich, daß er einmal zu mir, so ungefähr sagte, er wisse von einer anderen extatischen Seite, was ganz Schweres über Papst oder so ähnlich. Ob mir da nichts bekannt sei! Da ich nicht wußte, was er meinte mit Papst u. noch ein Wort wie illegitim oder so ungefähr, sagte ich "nein". Ich wußte bestimmt nicht, was er sagen wollte. Weiß aber bestimmt, daß ich kein Wort sagte, als "nein". Mehr kann ich nicht sagen. Das Nähere wird H. H. Pfarrer, der doch genau weiß, was vorgeht, schreiben. Die Sache mit der Teufelsaustreibung, veranlaßte ja sein Bruder, wo auch dieser sich auf mich, ganz unrechtmäßigerweise berief, und nun noch recht ehrerbietige Grüße

Therese Neumann

Therese Neumann an den Bischof von Regensburg am 27. 1 I. I934

Ihrem Wunsche entsprechend will ich noch kurz meine Meinung betreff den Besuchern schreiben, sogut ich mich ausdrücken kann. Am liebsten wäre es mir persönlich, wenn gar niemand käme, wie ich Ihnen ja schon mündlich sagte. Anderseits habe ich das Gefühl, daß das, was der Heiland wirkt u. er mir zu leiden gibt, bestimmt nicht meinetwillen, sondern der Seelen willen ist u. ich deshalb nicht verantworten kann, zu sagen, ich laße niemand zu mir. Aber bitten möchte ich, nicht jeden Neugierigen oder Schreibern, welche Geschichten machen wollen oder solchen, welche nur müßige Sachen, wie Heiratsangelegenheiten, oder Geldangelegenheiten, halt so weltliche Sachen, die doch nicht so ernst u. wichtig sind oder Krankheiten, welche ich wegbeten oder wegleiden soll u. die dann enttäuscht sind, wenn ich sage, wir bitten den lb. Heiland, daß er uns Kraft gibt, unser Kreuz in seinem Geiste zu tragen, Scheine zu geben. Auch kommen manche, welche Familienzwistigkeiten haben. Wenn man denen dann gut zuredet u. vom Frieden redet u. vom verzeihen spricht, solche unzufrieden sind. Auch so krankhaft, überfromme oder überängstliche Frauen, mit denen man stundenlang nicht fertig wird u. immer wider von vorne zum jammern anfangen u. die mit keinem Beichtvater zufrieden sind, kommen häufig. Wenn man dann vom folgen dem Beichtvater sagt, kommen oft ganze Reihen von "Aber". Ja, was soll ich mit solchen anfangen? Mit solch eigensinnigen Leuten u. mit so weltlich eingestellten Besuchern, welche ich erwähnt, wenn Sie zurückhaltend wären. Mehr Freude u. mehr Eifer hat man an solchen Seelen, welche ernstlich dem Heiland näher kommen wollen oder Andere ihm näher zu bringen suchen. Schwer seelisch ringende u. suchende Seelen, welche auf Abwegen sind oder lau geworden sind u. doch guten Willen haben. Solche, welche ernstlich nach Wahrheit suchen, sind mir lieb, wenn man auch mehr Arbeit damit hat. Es ist schon schwer, für Sie, die Leute auszusuchen. Aber halt in der Hauptsache, meine ich. Wenn Sie vielleicht wie früher pfarramtlidie Empfehlungen verlangen oder für andersgläubige sonst eine bestimmte Sicherheit, ist es am besten. Der Ortspfarrer kennt doch seine ihm Anvertrauten am besten.

Und noch etwas möchte ich bitten. An Konnersreuther, oder überhaupt nach Konnersreuth keinen Schein oder gar Telegram zu schicken. Wird zuviel Geschäft gemacht, welches ich hintertreiben will. Wer hieher will, kann sich rechtzeitig einen Schein besorgen. Die Geschäftsleute hier halten die Leute oft Tage u. sogar Wochen auf. Wird den Leuten müßig Geld abgenommen, welche dann oft über meine Eltern oder mich kritisieren, daß sie nicht zu mir können. Die Geschäftsleute aber hielten sie auf. So meinte ich, grundsätzlich keinen Schein nach hier schicken, dann können die Konnersreuther den Leuten keine unnötige Hoffnung machen. Noch bitten möchte ich, wenn es Ihnen recht ist, solche Scheine wie beiliegend, auszustellen. Die anderen Scheine, nur unten mit Tinte geschrieben "Herr Neumann möge entscheiden" schicken erst die Leute an uns u. warten auf Antwort u. so ist die Arbeit doppelt. Ich meine, entweder einen solchen beigelegten Schein oder gleich einen abweisenden.

Hochwürdigster Herr Bischof! So meine ich, wenn es eingeführt wäre, kämen nicht so viele Leute zusammen und Sie hätten auch unten nicht so viel Arbeit. ich denke, dies wird so am entschiedensten sein. Man kann es doch nicht allen recht machen. Aber so wäre es keine müßige Zeitvertragerei oder Spielerei. Man bringt ja um des lb. Heilands willen gern jedes Opfer. Und mein einziges Verlangen ist, dem Heiland Freude zu machen. Ihm Seelen näher zu bringen. Dafür ist mir nichts zu schwer. Hier in Konnersreuth soll doch kein Ferienaufenthaltsort oder Sommerfrische sein. Deshalb bin ich auch dagegen, wenn Lehrerinnen u. dgl. ihre großen Ferien oder Weihnachts oder Osterferien verbringen wollen. Und nun noch recht herzlichst "Vergelts Gott" für alle Mühe, grüßt ehrerbietigst

Therese Neumann

Ferdinand Neumann an den Bischof von Regensburg am 21.12.1936

Hochwürdigster Herr Bischof!

Die zwei Hochw. Herren Domkapitulare waren bei mir und haben mir erklärt, daß ein "Befehl" von Rom gekommen sei, meine Tochter Therese müßte sich beobachten lassen. Nachdem meine Tochter schon im kirchlichen Auftrag einer 15tägigen ärztlichen Beobachtung nach genauen Anweisungen unterzogen worden war, kann ich mir nicht recht vorstellen, daß von Rom eine neue Beobachtung verlangt wird, wenn über die erste nach Rom berichtet worden ist. Auch ist mir seinerzeit versichert worden, daß nur eine einmalige Beobachtung stattfinde und keine zweite folge. Bevor ich zu dieser neuerlichen Beobachtung mich äußere, muß ich bitten, mir zwei Wünsche unbedingt zu erfüllen.

  1. Ich bitte um eine amtliche beglaubigte Abschrift des römischen Erlasses, damit ich ihn von meinen Freunden erklären lassen kann; denn aus den Angaben der beiden Herren bin ich nicht klar geworden, weder an wen sich der Befehl eigentlich richtet, noch auch was er genau enthält, noch auch, woher er sein Recht nimmt, da ich mir mein Vaterrecht nicht nehmen lasse, solange meine Tochter auf meine von natürlichem und weltlichem Recht geschützte Familiengemeinschaft angewiesen ist.

  2. Erbitte ich mir die schriftliche Zusicherung, daß meine 15 Punkte unter namentlicher Aufführung eingehalten werden. Wenn und nur wenn diese zwei Sachen erfüllt sind, bin ich sofort bereit, über eine neue Beobachtung zu verhandeln. Ich kann doch auf Grund des natürlichen und kirchlichen Rechtes nicht verpflichtet werden, meine Tochter für eine Untersuchung herauszugeben. Umso unverständlicher wird mir bei längerer Überlegung, warum denn die zwei Herren von einer Exkommunikation reden konnten, wenn man Rom nicht Folge leistet.

P.S. Ich bitte Sie um die Adresse der römischen Behörde, damit ich ihr die Abschrift meines Berichtes selbst schicken kann mit Aufklärung aus früherer Zeit; denn ich will gegen Rom nicht ungehorsam sein, wo man von mir als katholischen Laien Gehorsam verlangen kann.

Im übrigen hätte ich erwartet, daß nach 10 Jahren, Konnersreuth gegen die flegelhafte Behandlung eines Arztes, wie Deutsch, der nie in Konnersreuth war, von Regensburg aus geschützt worden wäre, da man nach 10 Jahren doch wissen könnte, daß wir keine Schwindler sind und für jeden vogelfrei ist.

Euer Exzelenz ergebenst

Ferdinand Neumann

Ferdinand Neumann an das Bischöfliche Ordinariat am 5.1.1937

An die Hw. Herrn!

Sie haben auf mein Schreiben ihre Antwort an Herrn Pfarrer Naber gerichtet. Da die Therese meine Tochter ist, lehne ich jede Form einer Unterhaltung mit Ihnen ab, solange Sie mir nicht direkt auf mein Schreiben Antwort geben. Nach wie vor verlange ich auch den Wortlaut der römischen Anweisung, da ich nicht glauben kann, daß man in Rom, der Hüterin des Naturrechtes, das heiligste Naturrecht, das Vaterrecht missachtet. Wir haben unsererseits nie einen Kult gewollt oder gefördert, zu dem die Kirche Stellung nehmen mußte! Wir haben sogar niemals ohne Erlaubnis des Ordinariats irgend einen Besuch angenommen, so daß unser Haus immer Privathaus geblieben ist, in dem der Vater allein zu bestimmen hat, was geschehen soll, oder nicht, und das Recht lasse ich mir niemals nehmen. Gerade im letzten Vierteljahr hat auch Regensburg unser Haus als Privathaus behandelt, und jetzt wäre es plötzlich öffentlich rechtlich. ich bestehe jetzt auf einer direkten Verhandlung mit Rom, da ich auf Grund vieler unangenehmer Erfahrungen Regensburg als befangen ablehne. Die Art und Weise des Vorgehens seitens Regensburg erinnert mich übrigens stark an die Methoden, wie sie heute auf Grund des Sterilisierungsgesetzes üblich geworden sind!

Da ich also förmlich an die höchste kirchliche Instanz appellieren will, habe ich ein Recht auf Bekanntgabe des Wortlautes der römischen Entscheidung.

PS. Für Hochw. H. Domkapitular Wührl ist mein Privathaus, solange ich lebe, immer geschlossen, da ich sein rücksichtsloses Benehmen gegen meine schwere herzkranke Frau niemals vergessen werde.

Ergebenst

Ferdinand Neumann

Ferdinand Neumann an den Bischof von Regensburg am 27.1.1937

Hochwürdigster Herr Bischof!

In Ihrem Schreiben an Herrn Pfarrer Naber nehmen Sie, Hochwürdigster Herr Bischof, keinerlei Acht auf meinen letzten Brief, worin ich mitteile, daß ich nun meinerseits den Beschwerdeweg nach Rom zu ergreifen mich gezwungen sehe. Ich muß Regensburg nach

all dem Vorausgegangenen als befangen erklären und werde diese meine Auffassung im Schreiben nach Rom begründen. Sie selbst möchte ich nur daran erinnern, daß Sie nun schon dreimal Anstalten getroffen haben, über meine Tochter selbständig zu verfügen ohne mich irgendwie zu verständigen. Erstmals durch Ihre Verhandlungen mit dem protestantischen Professor Kern (1928), dem Vertreter eines sogen. (protest.) Stigmenausschusses, dann mit drei katholischen Ärzten (1932), wobei Sie auf mein Verlangen nach Bekanntgabe der Namen und der Untersuchungsmethode überhaupt nicht antworteten und schließlich heuer ein drittes Mal. Auch diesmal waren schon zwei Ärzte im Krankenhaus Regensburg bereit und ich hätte "bedingungslos", wie das Ordinariat mitteilte, meine Tochter hergeben müssen. Auch diesesmal kenne ich die Ärzte nicht und weiß nicht, was sie vorhaben. Sie halten es offenbar für sehr überflüssig, mich vorher zu befragen. Ja, man hat mich durch Androhung mit Exkommunikation zwingen wollen, was doch einer Besprechung ziemlich ähnlich sieht. Zwar leugnen diese Herren das im Schreiben vom 24. Dezember 36, aber für diese Tatsache stehe ich nicht allein mit meinem Eide ein. Soweit ich als einfacher Bauer verstehe, ist auch der Satz der beiden Domherren von "Heiden und öffentlichen Sündern" nicht am Platz. Ich bin belehrt worden, daß dieser Satz nur gilt, wo ein kirchliches Gesetz oder Recht vorliegt; insofern ärgert mich heute noch die öffentliche Bloßstellung meiner Familie auf der Domkanzel von Regensburg (2. Oktober 1932), was nur nach einer groben Indiskretion möglich war. Man hätte meine Antwort auf Ihren damaligen Brief anständigerweise abwarten müssen. Für dieses Unrecht hat man niemals eine Entschuldigung mir gegenüber für nötig befunden.

Im Jahre 28 haben Sie eine Kommission von drei Herren geschickt (darunter zwei Professoren), um den Eintritt der Freitagsblutungen in der Donnerstagnacht zu beobachten; die Herren haben aus eigener Schuld den Eintritt der Blutungen versäumt, dann aber doch ein Gutachten ausgefertigt, daß wir die Eltern die Sache mit Blut präparieren. Sie haben dieses Gutachten als vollwertig in Freising vorgelegt, obwohl Sie um die Nachlässigkeit Ihrer Herren wußten und sich Herrn Dr. Gerlich sel. darüber aussprachen. Wäre der Herr Kardinal Ihnen nicht entgegengetreten, hätten die anderen Herren Bischöfe uns als Schwindler betrachten müssen.

Seit Jahr und Tag dulden Sie es, daß Professor Waldmann, der ein einziges Mal in Konnersreuth war, an ihrer Hochschule meine Tochter und uns ganz öffentlich in seinen Vorträgen in Mißkredit bringt.

Herr Generalvikar und Weihbischof Höcht gibt seit Jahren Erlaubnisscheine aus und unterläßt es, wie durch Zeugen erweisbar ist, doch nicht, uns, wo es geht, zu verdächtigen. Warum dieses Doppelspiel?

Vor allem komme ich nie über den Punkt hinweg, daß Sie die amtliche Erklärung Ihres Vorgängers selig und Ihres Ordinariates, das heute ungefähr noch das gleiche ist, über die erste Untersuchung (1927) nicht gelten lassen wollen; war doch ein Bischofswort und ich meine, an einem Bischofswort sollte man nicht deuteln dürfen.

Außerdem kann ich gar nicht verstehen, daß Sie von dem wahrheitswidrigen Geschreibsel eines Dr. Deutsch, der wie ich sicher hörte, jüdischer Konvertit ist und nie in Konnersreuth war, sich ohne weiteres so beeindrucken lassen. Eine solche Einstellung legt die Gefahr nahe, daß auf das Geschwätz irgendeines obskuren Doktors meine Therese unbeschränkt oft ein Versuchskaninchen machen muß. So etwas ist mit dem natürlichen Recht und mit der Würde eines Menschen überhaupt nicht vereinbar. Wir haben nie jemanden eingeladen Resl zu besuchen, und haben auch nie verlangt, daß jemand die Konnersreuther Sache glaubt, wir haben aber ein Recht zu verlangen, daß niemand uns für Schwindler erklärt, der dies nicht beweisen kann und Konnersreuth überhaupt nicht kennt. Das gilt auch für die Herren von Regensburg. Darum wird es mir allmählich unerträglich, daß man mein Haus je nach den wechselnden Berichterstattungen wie einen Taubenschlag auf und zusperrt. Die Ehre meiner Familie behandelt man dabei wie ein Nichts.

Das Gerede von der Volljährigkeit meiner Tochter ist deswegen gegenstandslos, weil Resl heute genau so erwerbsunfähig ist wie während ihrer Lähmung von 1918-1925. Für sie käme deshalb auch ein Eintritt in ein Kloster nicht in Frage, sondern sie bleibt nach wie vor auf die Hilfe ihrer Eltern angewiesen, was das Bürgerliche Gesetzbuch ganz besonders schützt.

Als eine besondere Härte empfinde ich und meine Familie es, daß man jetzt immer die Weihnachtszeit benützt, um mit der Forderung nach Einlieferung in eine Klinik oder Krankenhaus zu kommen. So machte man es 1932 und so auch diesmal. Ich glaube, wir hätten nach all der Plage durch Fremde im Jahr über ein Anrecht, auf ein halbwegs ungestörtes Weihnachtsfest in der Familie. Man hat es uns heuer wieder gründlich verdorben.

Hochwürdigster Herr Bischof! Ich habe diesen Brief mit aller Freimütigkeit geschrieben, weil ich meine, so am besten Gott und der Wahrheit zu dienen. Wer mit ernster Absicht und unvoreingenommen nach Konnersreuth kommt, dem haben wir nie Schwierigkeiten gemacht die Wahrheit zu erforschen. Wir verlangen nicht von ihm, daß er unkritisch etwas hinnimmt, sondern nur, daß er mein und meiner Tochter natürliches Recht respektiert und keiner Unwahrheit Zeugnis gibt. So möchte ich es auch weiter halten und zu diesem Zweck habe ich seinerzeit meine 15 Punkte aufgeschrieben. Was diese 15 Punkte selber anlangt, so sind sie in meinem, an Sie eingeschriebenen Brief vom 17.10.32 enthalten. Bei meinem Besuch im Februar 3 merkte ich jedoch genau, daß Sie den Brief nicht mehr im Gedächtnis hatten.

Ew. Bischöflicher Gnaden

ergebenster

gez. Ferd. Neumann

Konnersreuth 12

Der Bischof von Regensburg an Hl. Offizium am 30.1.1937

Euere Eminenz!

Im Schreiben der S.C. Sancti Officii vom 11.1.37 beauftragten mich Euere Eminenz, über die 15 Punkte zu berichten, von welchen der Vater der Theresia Neumann sprach, als ihm das Schreiben der S.C.S. Officii vom 15. November 1936 mitgeteilt wurde.

Vater Neumann hat von diesen Punkten öfter gesprochen, aber sie nie aufgestellt und zu unserer Kenntnis gebracht. Deshalb ließ ich ihn durch den Ortspfarrer Naher am 19. Januar ersuchen, diese 15 Punkte zusammenzustellen, damit ich sie zur Kenntnis der S.C.S. Officii bringen kann. Er gab erst Antwort, nachdem ich ihn telegraphisch gemahnt hatte. Das Antwortschreiben lege ich bei. Darin beauptet er, daß die 15 Punkte in einem an mich gerichteten Brief vom 17. November 1932 enthalten seien. Ich lege auch diesen Brief in Abschrift bei, damit Euere Eminenz sehen können, daß die Behauptung des Vaters Neumann nicht richtig ist. Er stellte da mehrere Fragen, sagte aber nicht, unter welchen Bedingungen er seine Tochter zur Untersuchung in eine Klinik gibt, weil er nach meiner Ansicht dies überhaupt nicht tun will. Im anliegenden Schreiben vom 27. Januar stellt Vater Neumann verschiedene unrichtige Behauptungen auf. Ich habe nie den protestantischen Professor Kern mit einer Untersuchung betraut oder betrauen wollen. Ich habe dem Vater Neumann immer versichert, daß ich bei der Untersuchung alle seine Wünsche erfülle, daß ich nur treukatholische Ärzte zu einer Untersuchung Heranziehen und nur eine katholische Klinik auswähle. Ich habe mich verbürgt, daß bei der Untersuchung nichts vorgenommen wird, was gegen seine berechtigten Wünsche sein könnte, und vor allem nichts, was auch nur im leisesten die Schamhaftigkeit verletzen konnte. Aber alle diese Zusicherungen waren umsonst. Vater Neumann blieb bei seiner Weigerung. Er behauptet, daß ihm von meinem Vorgänger das Versprechen gegeben wurde, daß eine zweite Untersuchung nicht mehr vorgenommen wird. Aber Herr Prälat Dr. Scheglmann, der damals im Auftrag des Herrn Bischofs Henle mit Vater Neumann verhandelte, versichert mit aller Entschiedenheit, daß ein solches Versprechen nie gegeben wurde. Vater Neumann beklagt sich, daß Domkapitular Wührl rücksichtslos gegen seine kranke Frau gewesen wäre. Das ist völlig unwahr, wie auch der Begleiter des Herrn Domkapitulars Wührl bestätigt. Wohl aber ist wahr, daß Vater Neumann und seine Frau mit vielen Besuchern, auch mit bischöflichen, unfreundlich und abweisend waren und daß er gegen den Priesterstand die schuldige Ehrerbietung vermissen ließ. Es wurde viel und bitter geklagt über liebloses Benehmen der Familie Neumann. Den Herrn Dr. Deutsch, der nach dem Urteil des zuständigen Herrn Erzbischofs von Paderborn ein kernkatholischer Arzt ist, beleidigt Vater Neumann aufs schwerste.

Ich habe dem Vater Neumann den Auftrag der S.C.S. Officii genauso übermittelt, wie es im Schreiben vom 17. November angeordnet war; ich habe aber auch das Schreiben selbst ihm zeigen lassen. Trotzdem behauptet er, daß er nicht wisse, "an wen sich eigentlich der Befehl richtet, noch auch, was er genau enthält, noch auch, woher er sein Recht nimmt". Er will "eine beglaubigte Abschrift des römischen Erlasses, damit er ihn von seinen Freunden erklären lassen kann". Diese "Freunde" sind ihm also glaubwürdiger und vertrauenswürdiger als sein Bischof. Unter diesen Freunden meint er einige Priester, die ihn immer beeinflußt haben, daß er den Wunsch seines Ordinarius und der bayerischen Bischöfe nicht erfülle.

Um die Ausführung des Auftrages vom 17. November zu erleichtern, hatte ich für die Untersuchung ein katholisches Krankenhaus mit Ordensschwestern und zwei kernkatholischen Ärzten vorgeschlagen. Aber auch dies lehnte Vater Neumann ab; die Ärzte, die er gar nicht kennt, und von denen einer täglich zur hl. Kommunion geht, hat er sogar als Heuchler bezeichnet; ich habe die Jahre her immer im Guten auf Vater Neumann einzuwirken versucht, habe seine Tochter und ihn gegen den Vorwurf des Betruges oft in Schutz genommen. Auch jetzt habe ich zwei katholische Ärzte, welche in der Öffentlichkeit gegen Theresia Neumann auftreten wollen, gebeten, sie möchten wenigstens vorläufig davon abstehen. Aber auf die Dauer kann ich das nicht mehr verhindern. Es verlangt auch der Katholikenfeind Dr. med. Aigner, daß die Regierung und Öffentlichkeit gegen Therese Neumann einschreite. Ein großes scandalum ist zu befürchten. Daher ist meine Ansicht, daß die S.C.S. Officii die Ausflüchte des Vaters nicht beachten, sondern auf sofortige Untersuchung bestehen soll. Zugleich sollten auch jene Priester als inoboedientes erklärt werden, welche weiterhin die Familie Neumann in ihrer Weigerung bestärken. Die Schreiben des Vaters sind von solchen Geistlichen verfaßt und von ihm nur unterschrieben. Er selbst ist ungebildet und könnte solche Schreiben nicht abfassen. Dem Pfarrer soll es verboten werden, daß er die Ther. Neumann außerhalb der Kirche Beichte hört und ihr hinter dem Altar die Kommunion spendet. Theresia Neumann kann gehen und reisen, daher braucht sie keine Ausnahme in der selsorglichen Betreuung.

Ferdinand Neumann an den Bischof von Regensburg am 10. 3.1937

Dieser Tage erfuhr ich von meiner Tochter Therese etwas, das meine Einstellung zu einer erneuten Untersuchung von Grund auf ändert. Bei der von Ihrem Vorgänger angeordneten Untersuchung hat Professor Ewald ohne mein Wissen und ohne jede Erlaubnis meine Tochter auf ihre jungfräuliche Unversehrtheit untersucht. Meine Tochter hat es sich gefallen lassen müssen ohne in Lage zu sein, dagegen zu protestieren; dabei hätte Ewald meine Einwilligung haben müssen; und sie hat alt die Jahre über aus Scham darüber geschwiegen. Ich gestehe Ihnen ehrlich, daß, wenn ich damals davon erfahren hätte, ich die Ärzte samt den Schwestern, trotz bischöflicher Anordnung zum Haus hinaus gejagt hätte. Daß man unter dem Titel, Beobachtung der Nahrungslosigkeit, bischöflicherseits einem Arzt, noch dazu einem Protestanten, Vollmachten zugesteht, die es nicht verhindern, ein unbescholtenes Mädchen wie eine Dirne auf der Polizeistation auf ihre Jungfräulichkeit zu untersuchen, finde ich unerhört und schamlos nach jeder Richtung. Damit ist jeder Disput über eine ärztliche Untersuchung ein für allemal geschlossen. Anscheinend finden Sie ja das nicht so schlimm, da Sie vor 3 Jahren, als Theres bei Ihnen war und davon sprach, wie peinlich ihr jene Untersuchung durch Professor Ewald gewesen, Unterleibsuntersuchungen nicht so bedenklich gefunden haben, zumal sie im Krankenhaus täglich stattfänden, die übrigens auch nicht ohne Einwilligung des Kranken vorgenommen werden dürfen. Die katholische und wohl auch die sonstige Öffentlichkeit würde jedenfalls für diese bodenlose Frechheit dieses Protestanten kein Verständnis haben, denn schließlich geben Stigmen und Nahrungslosigkeit kein Grund für eine solche unerhörte Schamlosigkeit, die man sonst kaum normalen Menschen anzutun wagen dürfte. Jedenfalls passiert es mir nicht mehr, daß man in dieser schamlosen Weise das Vertrauen meiner Familie mißbraucht, da ja selbst die bischöfliche Anordnung keinen Schutz bedeutet hat. Nun erst verstehe ich richtig die ganze Frechheit eines Ewald, wenn er unter grober Verletzung seiner ärztlichen Schweigepflicht in der weitesten Öffentlichkeit über die normalen Schamhaare meiner Tochter berichtet. Ich schreibe diesen Brief mit der Hand, damit meine Kinder nichts erfahren von der Schmach, die man meiner Tochter und damit meiner Familie unter bischöflicher Deckung anzutun wagte.

In aller Ehrerbietung

Ferdinand Neumann

Der Bischof von Regensburg an Pfarrer Naber am 13.3.1937

Herr Neumann hat mir in einem Brief, der offenbar von anderer Seite aufgesetzt wurde, in äußerst verletzender Weise Vorhalt gemacht wegen der seinerzeitigen Untersuchung auf virginitas intacta durch Herrn Prof. Ewald. Ich weiß von einer solchen Untersuchung nichts und bin selbstverständlich auch schon deswegen nicht verantwortlich dafür, weil sie nicht unter meine Regierungszeit fallen konnte. Ich muß aber auch meinen hochwürdigsten Vorgänger gegen solch unbegründete und ungezogene Vorwürfe schützen. Würde ich den Brief an Prof. Ewald weitergeben, wäre gerichtliche Klagestellung die unfehlbare Wirkung; denn Herr Prof. Ewald könnte sich nicht in solcher Weise beschimpfen lassen, wie es hier geschieht. Der Brief enthält auch die Behauptung, ich hätte vor drei Jahren, als "Theres bei mir war und davon sprach, wie peinlich ihr jene Untersuchung durch Prof. Ewald gewesen, Unterleibsuntersuchungen nicht so bedenklich gefunden". Diese Behauptung weise ich als unwahr mit Entschiedenheit und Entrüstung zurück. Ich habe nie mit Theres Neumann über ein so delikates Thema auch nur ein Wort gesprochen. Ich ersuche Sie, Herrn Neumann zu veranlassen, daß er diese Behauptung und die dem Bischöflichen Stuhle gemachten Vorwürfe in aller Form zurücknimmt, ich müßte sonst dem Hl. Stuhl Bericht erstatten und ihn bitten, daß er die Ehre meines Herrn Vorgängers gegen solche Beleidigungen und Schmähungen in Schutz nehme.

Ferdinand Neumann an den Bischof von Regensburg am 30.3.1937

Hochwürden Herr Pfarrer Naber hat mir vor einigen Tagen einen Brief Ew. Exzellenz, datiert 13.3.37 zur Kenntnis gegeben mit der Bitte, hierzu Stellung zu nehmen. Dieses möchte ich hiermit unter Formulierung folgender Punkte tun:

  1. Der Brief, den ich unterm 10. 3. 37 an Fw. Exzellenz richtete, ist mit meinem Namen "Ferdinand Neumann" gezeichnet. Ich stehe daher für den ganzen Inhalt des Briefs Punkt für Punkt ein. Darüber, ob und wen ich etwa bei der Abfassung meines Briefs herangezogen habe, bin ich niemand Rechenschaft schuldig.

  2. Ich stelle fest, daß Professor Ewald die von mir erwähnte peinliche Untersuchung meiner Tochter vorgenommen hat. Sollte durch Feststellung dieser Tatsache sich irgendjemand beleidigt fühlen, so ist mir mit einer Beleidigungsklage ein Dienst erwiesen; meine Tochter wird dann gegenüber jedem Kläger die Schwurhand für die von mir festgestellte Tatsache erheben.

  3. Ich habe dem hochseligen Vorgänger Ew. Exzellenz keinerlei Vorwürfe gemacht, sondern lediglich darauf hingewiesen, daß auch "die bischöfliche Anordnung keinen Schutz bedeutet hat". Ich spreche also nicht von einer meine Tochter preisgebenden, sondern von einer nicht genügend schützenden Anordnung. Demgemäß besteht für Fw. Exzellenz objektiv kein Anlaß, die Ehre Ihres hochseligen Vorgängers mir gegenüber zu verteidigen. Der Text meines Briefes bot jedenfalls nicht die geringste Handhabe zu einer solchen Auffassung.

  4. Ich muß daran festhalten, daß Ew. Exzellenz vor vier Jahren (Februar 1933) sich in dem von mir behaupteten Sinn zu meiner Tochter geäußert haben; ich nehme an, daß Ew. Exzellenz sich der Unterredung nicht mehr genau erinnern und bitte daher für meine Behauptung als direkten Zeugen an den bei der Unterredung anwesenden Professor Dr. Franz Wutz, Eichstätt, als indirekte Zeugen einige befreundete Theologen, darunter auch einen hochwürdigsten Herrn Bischof, denen gegenüber Professor Wutz von der Anschauung Ew. Exzellenz in fraglicher Sache einen Tag nach der Unterredung in Regensburg Kenntnis gab, um deren Auffassung in der Sache kennen zu lernen; im übrigen ist Professor Wutz bereit, eidlich zu bezeugen, daß er im Zusammenhang mit der Frage der Unterleibsuntersuchungen Ew. Exzellenz darauf hinweisen zu sollen glaubte, daß einfache Bauersfrauen solch peinliche Untersuchungen nicht ohne weiteres hinnehmen würden, daß weiterhin keine kirchliche Gewalt seines Wissens das Recht hätte irgendjemanden die Vollmacht über den Körper eines anderen einzuräumen. Bei dieser Gelegenheit verglich Professor Wutz das uns heute unverständliche Verhalten eines Konrad von Marburg in einer derartigen Forderung eines kirchlichen Vorgesetzten.

Aus all dem Gesagten heraus muß ich es zwar lebhaft bedauern, daß Fw. Exzellenz am Inhalt meines Briefes Anstoß genommen haben, ich bin jedoch in gar keiner Weise in der Lage, auch nur ein Wort davon zurückzunehmen. Es wäre für mich eine ehrliche Genugtuung, wenn Ew. Exzellenz den ganzen Briefwechsel, insbesondere den Briet vom 10.3.37 und dazu die von mir seinerzeit aufgestellten Punkte in Rom zur Vorlage bringen.

Pfarrer Naber an den Bischof von Regensburg am 8.9.1937

Im Auftrag Eurer Exzellenz habe ich das Dekret der S.C. Sacri Officii vom 14. Juli I937, eine neue Untersuchung der Theres Neumann betreffend, dieser u. ihrem Vater eröffnet u. ihr im Namen Eurer Exzellenz noch einmal nahegelegt, daß sie im Krankenhaus Regensburg die Untersuchung vornehmen lasse. Von beiden erhielt ich die Antwort, sie stünden noch auf dem gleichen Standpunkt wie im Dezember vorigen Jahres den beiden von Exzellenz geschickten Herren Domkapitularen gegenüber: Theres Neumann ist mit einer neuen Untersuchung bedingungslos einverstanden, der Vater aber will von einer neuen Untersuchung erst dann mit sich reden lassen, wenn die von ihm seinerzeit aufgestellten 15 Punkte erfüllt sind. Weiter ist er nicht zu bringen. Schon im Dezember vorigen Jahres habe ich Theres, die zu meiner Freude mit größter Ruhe zu einer neuen Untersuchung sich bereit erklärt hatte, gegen den Vater, der ihr deshalb Vorwürfe machte, in Schutz genommen u. bin dann unmittelbar darauf auch vor den beiden Domkapitularen, die ich natürlich zuerst ihre Überredungskünste ausprobieren lassen wollte, in etwa für die Untersuchung eingetreten, freilich so, daß es nicht wieder zu einer Szene kommen konnte, wie seinerzeit vor der ersten Untersuchung, wo ich dem Vater erklärte, wenn er einer Beobachtung nicht zustimme, könnte ich nicht mehr in sein Haus kommen, worauf ich glatt zur Antwort erhielt, dann werde ein anderer kommen, u. die Theres in Ohnmacht fiel. Vorkommnisse bei der auch von der Kirchenbehörde veranlaßten Beobachtung i. J. 1927 u. verschiedenes Andere haben den Vater so mißtrauisch gemacht, daß er es für seine Vaterpflicht hält, seine Tochter weitgehendst vor Untersuchungen zu bewahren. Die Verantwortung hiefür nimmt er, da er offensichtlich zu tiefst vor allem von der Nahrungslosigkeit seiner Tochter überzeugt ist, lachend auf sich. Die Theres schreibt sie dem Heiland zu, wenn sie betet: "Heiland, Du hast mit diesen außerordentlichen Dingen angefangen, wir haben an so etwas gar nicht gedacht. Du mußt also auch alles zu einem guten Ende führen." Unter diesen Umständen sehe ich zur Feststellung der Nahrungslosigkeit keine andere Möglichkeit als, alle, die als Zeugen dafür in Betracht kommen, eidlich darüber zu vernehmen.

Übrigens ist ja im Lexikon für Theologie und Kirche im Artikel "Neumann Theres", den, wie ein Hochschulprofessor von Regensburg öffentlich behauptet hat, Exzellenz selbst verfaßt haben, zu lesen: "Für die Zeit der Beobachtung vom Jahre 1927 ist ein vernünftiger u. berechtigter Zweifel an die Tatsache der Nahrungslosigkeit ausgeschlossen." Und weiter: "Zuzugeben, ist, daß kein Grund besteht, eine Betrugsabsicht der Therese Neumann anzunehmen. Die Stigmata wurden von einwandfreier ärztlicher Seite für echt erklärt, entstanden u. erhalten ohne künstliches Zutun." Wie lange es ein Mensch ohne jegliches Essen u. Trinken aushalten kann, hat seinerzeit das bischöfliche Ordinariat selber von der zuständigen Wissenschaft erfragt, etwa 11 Tage.

Exzellenz! Theres Neumann leidet viel, ungeheuer viel, u. der jüngste Tag wird es einmal klar zeugen,, was sie dieser Welt, die das Kreuz hinauswerfen will, mit ihrem gekreuzigten Heiland hätte sein können u. sollen; das schwerste Kreuz aber, das ihre Leidenskraft zu brechen droht, sind ihr die Schwierigkeiten mit den Kirchenbehörden. Am 29. April dieses Jahres, dem Jahrestag ihrer Seligsprechung, ist ihr die hl. Theresia v. K. J. erschienen u. hat sie zu ihr gesagt: "Liebes Kind! Geh', nimm doch jedes Leid u. jede Prüfung willig u. freudig hin! Die Seelen warten darauf. Werd' doch nicht mutlos! Vertrau blindlings! Erhältst so viele Beweise der Liebe. Durfte dir doch schon öfter die Zusicherung unserer Hilfe geben. Wir verlassen dich auch weiter nicht. Mußt deinen Beruf ganz ausfüllen, mußt auch dem verkannten, verachteten u. verfolgten Heiland immer ähnlicher zu werden trachten." Verkennung, Verachtung, Verfolgung! Ich bin erschrocken bei diesen Worten und hab den Heiland gebeten: "Ach, laß mich doch ja nicht ein Werkzeug dazu werden!"

Pfarrer Naber an den Bischof von Regensburg am 8.9.1937

Wollen gnädigst gestatten, daß ich auf diesem privaten Weg einiges anführe zur Charakterisierung von Dr. Deutsch, unseres anscheinend ganz wütend gewordenen Gegners, der aber offenbar ein Vertrauensmann Eurer Exzellenz ist u. sich der Kenntnis von Schriftstücken im bischöflichen Ordinariat rühmt, die vernichtend für Konnersreuth sein sollen. Ein sehr christlich gesinnter Arzt aus der Gegend von Dr. Deutsch, der katholischerseits als Unlversitätsprofessor gewünscht worden ist, schreibt mir: "Sehr überrascht hat es mich, von meinem Onkel zu hören, daß Dr. Deutsch ihm Schreiben aus dem bischöfl. Ordinariat Regensburg gezeigt hat, in dem steht, daß man sehr dankbar sei für die Arbeit von Dr. Deutsch. Es ist ja wohl leider so, daß auch auf "wissenschaftlichem" Gebiet Arbeiten, wenn sie nur gewissen Dingen Abbruch tun können, ohne scharfe Kritik angenommen werden. Immerhin muß dann doch verlangt werden, daß die primitivsten Forderungen der "Wissenschaft" erfüllt werden. Eine solche grundsätzliche Forderung ist aber auf dem Gebiet der Medizin, daß der Arzt, der irgendwelchen Wert auf Zuverlässigkeit legt, sich vor sog. Ferndiagnosen zu hüten hat. Also, wenn Herr Dr. Deutsch wirklich überzeugt ist, für das Wohl der Kirche kämpfen zu müssen, so soll er auch diese allerprimitivste Forderung erfüllen u. keine Ferndiagnose stellen."

Derselbe Arzt schreibt: "In meiner Klinik lag eine Dame, die ich operiert hatte. Wir kamen damals auch mit auf Therese Neumann zu sprechen u. da fragte die Dame sehr interessiert, was ich denn davon halte. Es stellte sich heraus, daß sie früher eine Patientin von Dr. Deutsch gewesen war u. daß dieser ihr das Manuskript seiner Arbeit über Therese Neumann mit nach Hause gegeben hatte, es durchzusehen. Ich sagte darauf der Dame: Ich kenne Dr. Deutsch nicht, nur diese Arbeit. Aber ich will Ihnen mal eine Eigenschaft sagen, die Herr Dr. Deutsch ganz gewiß nicht hat, u. die ist: Demut. Da sah mich die Frau ganz groß an u. sagte: "Nein, demütig ist er ganz gewiß in keiner Weise! Ist sogar so, daß ich immer schon gesagt habe, daß die Herren, die bei ihm Assistenten sind, eigentlich kein Ehrgefühl haben können, sonst müßten sie alle fortlaufen, weil er sie so entsetzlich herrisch behandelt."

Von dem gleichen Arzt habe ich vor mir liegen eine vernichtende Kritik des offenen Briefes von Dr. Deutsch "Wie steht's um Konnersreuth?" "Die neue Schrift von Dr. Deutsch", schreibt er einleitend, "hat mich mindestens ebenso erschüttert wie ihn das vortreffliche Buch von Dr. Josef Teodorowicz."

Ein Mann, der früher im Finanzamt zu Lippstadt tätig war, erzählte mir, er habe Deutsch einmal konsultiert u. sei von ihm so grob angefahren worden, daß er sich nicht- anders mehr habe helfen können, als auch mit einer Grobheit zu erwidern. Er, Dr. Deutsch, habe auch Steuerhinterziehung sich zu schulden kommen lassen, so daß er an Strafen u. Nachzahlungen etwa 80000 RM leisten mußte. Dort in Lippstadt nenne man das neue Finanzgebäude "Deutsch'es Haus", weil das Geld von Dr. Deutsch zu diesem Bau geholfen habe.

Ich schreib das alles nur, weil ich verhindern möchte, daß Exzellenz mit diesem Dr. Deutsch, der in's Gesicht jedenfalls sehr schön tun kann, in Verlegenheit kommen.

Von Lama will eine Gegenschrift gegen Dr. Deutsch herausgeben, worüber Theres Neumann sehr ungehalten ist. Ich hab sogar Erzbischof Teodorowicz auf wiederholte Anfragen nicht mehr geantwortet, um zu verhindern, daß der Streit weiter geführt werde.

Ferdinand Neumann an den Bischof von Regensburg am 12.9.1937

Hochwürdigster Herr Bischof!

Herr Pfarrer Naber hat mir den Brief Eurer Exzellenz vom 28. August bekannt gegeben. Dabei ist mir aufgefallen, wie aus dem Datum des Schreibens vom hl. Offizium (4. August 1937), hervorgeht, bezieht sich dieser Beschluß nicht auf einen Wunsch der bayerischen Bischöfe, der erst vor kurzem von diesen ausgesprochen wurde und die neue Sachlage berücksichtigte, sondern bezieht sich anscheinend auf einen früheren Wunsch der bayerischen Bischöfe. Sonst habe ich mich sehr gefreut, daß das hl. Offizium in Rom meiner Meinung recht gibt, wo ich immer gesagt habe, daß die Untersuchung meiner Tochter nicht ein Befehl und Gehorsamsache ist. Auch habe ich mich gefreut zu hören, daß bei einer solchen Untersuchung nichts Ungeziemendes und Ungebührliches vorkommen soll, das ist leider bei der letzten Untersuchung vorgekommen, man braucht z. B. bloß den Bericht des Prof. Ewald und das was ich in meinem vorletzten Brief leider feststellen mußte. Damit so etwas nicht mehr passieren kann, habe ich die 15 Punkte festgesetzt. Ich erkläre also: Ich bin zu jeder Verhandlung wegen einer Untersuchung bereit, wenn diese Punkte beachtet und eingehalten werden. Ich bitte, meine 15 Punkte und meine Mitteilungen über vorgekommene Unziemlichkeiten dem hl. Offizium mitzuteilen.

Bemerken möchte ich noch, daß ich von Anfang an eine Verantwortung der höheren kirchlichen Autorität für die Ereignisse in Konnersreuth oder eine öffentliche Anerkennung derselben weder verlangt noch erwartet habe. Ich meinte, die kirchliche Autorität müsse nur dafür sorgen, daß nichts gegen Glauben und Sitten vorkommt. Ich habe ja immer gesagt, am liebsten ist es mir, wenn ich im Hause meine Ruhe habe und ich war daher froh, als das bischöfliche Ordinariat damals die Besuche einschränkte.

In aller Ehrerbietung untertänigst

Ferdinand Neumann

Pfarrer Naber an den Bischof von Regensburg am 21.10.1937

Selbstverständlich habe ich den Brief Eurer Exzellenz vom 21. Sept. sofort Herrn Neumann vorgelesen, inzwischen auch auf Erledigung gedrängt, aber die dringende landwirtschaftliche Arbeit hat halt offenbar darauf vergessen lassen. Den Mahnbrief Eurer Exzellenz vom 20. Okt. habe ich natürlich auch alsogleich übermittelt.

Exzellenz wissen, daß ich von Anfang an den Standpunkt eingenommen habe betreff der außerordentlichen Vorkommnisse bei Theres Neumann: genau achtgeben, ob nicht etwas gegen kirchliche Lehren u. Sitte Verstoßendes sich zeigt. Wenn ja, dann unerbittlich dagegen einschreiten; wenn nein, den Dingen einfach ihren Lauf lassen, damit man nicht mit vermeintlicher Klugheit schließlich störend in die Pläne Gottes eingreift. Der Heiland hat mit dem, was er bei Therese Neumann gewirkt, ganz gewiß etwas Besonderes gerade für unsere Zeit im Auge gehabt. Wer verhindert, daß es sich auswirken kann, lädt eine schwere Verantwortung auf sich. Ich fürchte auch, daß gar manche es als Blamage auslegen werden, wenn die Kirche jetzt etwas als verdächtig erklärt, das 10 Jahre hindurch genau so war wie jetzt u. nicht beanstandet wurde. Es hat mich sehr gewundert, daß, wie Exzellenz schreiben, die, also alle bayerischen Bischöfe am 25. August eine neue Untersuchung der Theres Neumann gewünscht haben, also auch die 3 Suffragane von Bamberg, deren Einstellung zu Konnersreuth ich zu kennen glaubte. Bleibt, wenn Vater Neumann nicht nachgibt, nur mehr der hl. Vater in Rom. "Laßt mir das Kind in Ruhe!" Auch ein Unterschied zwischen dem letzten u. ersten Schreiben der Congr. S. Officii! Ein offensichtlicher Rückzug. Exzellenz wollen, das möchte ich inständigst bitten, aus meinen offenen Worten keine Unehrerbietigkeit gegen die Kirchenbehörde herauslesen; es war ja vielleicht niemand froher als ich, daß Theres Neumann einer neuen Untersuchung glatt zugestimmt hat; ich möchte nur verhindern, daß die Kirche, die Theres Neumann so sehr liebt als Stiftung ihres gekreuzigten Heilandes u. für die doch die ungeheuren Opfer sind, die sie bringt, eine der Sache abträgliche Äußerung macht. Kürzlich sind u. a. 2 Ministerialräte, ein Polizeimajor, ein Oberamtmann u. 2 protest. Pastoren bei Theres Neumann gewesen, alle waren sehr ergriffen; die 2 Pastoren haben hernach begeisterte Dankschreiben geschickt. Ein polnischer Fliegerhauptmann hat mir vor einigen Wochen erzählt, er habe mit einem schweren Flugzeug von Warschau nach Lemberg fliegen wollen. Da in über 1000 m Höhe habe der Motor zu versagen angefangen; er sei auf 100 m heruntergekommen u. habe nun landen wollen, aber nichts als Sumpf u. Wald vor sich gesehen. Da habe er nach der Theres Neumann gerufen u. siehe da, der Motor sei noch eine Stunde lang gelaufen u. er habe glatt landen können. Für diese Hilfe sich zu bedanken, war er nach Konnersreuth gekommen. Tausende von Menschen habe ich in den letzten 11 Jahren an den Leidensfreitagen bei Theres Neumann gesehen; die ohne sichtlich ernsten Eindruck weggegangen, werden sehr wenige gewesen sein. Eine Unmenge von Briefen aus aller Welt - letzthin waren es an einem Tage ca. 180 zeugen von dem großen Vertrauen zu Theres.

Exzellenz! Es ist mir, dem alten Pfarrer u. Theres Neumann, dem einfachen Landkind, wahrlich nicht um die Gunst auch nur eines Menschen zu tun. Theres betet: "Heiland, laß mich doch wenigstens Kartoffel essen u. Wasser trinken, damit ich sagen kann: ich esse und trinke u. sie Ruhe hätte. Laß mich in die Missionen gehen, in den letzten Winkel, daß die Welt nichts mehr von mir weiß." Der Heiland, das weiß ich aus vielfältiger Erfahrung, zeigt sich auffallend dankbar gegenüber denen, die aus reiner Absicht für sein Wirken hier eintreten. Solchen Heilandsdank wünschte ich vor allem aus aufrichtigem Herzen in höchstem Maß meinem hochverehrten Oberhirten. Seiner in diesem Sinn täglich in Gebet u. Opfer gedenken zu wollen, erlaubt sich in tiefster Ehrerbietung zu versichern

Naber, Pfr.

Pfarrer Naber an den Bischof von Regensburg am 20.11.1937

Vater Neumann war eben darüber, Exzellenz zu antworten, als ihm einiges in die Quere kam, was ihn sehr ungehalten machte u. veranlaßte, die Sache zunächst wieder zur Seite zu legen.

Es kam ihm nämlich das Antwortschreiben Eurer Exzellenz an Herrn Professor Mayr auf dessen Bericht über Theres Neumann zur Kenntnis u. ein Artikel von Dr. Deutsch in Nummer 18 des Wiener Korrespondenzblattes für den kath. Klerus vom 25. Oktober dieses Jahres.

Am 24. Okt. habe er, so erklärte Vater Neumann, den H. Bischof um Entschuldigung gebeten, daß er noch keine Antwort gegeben habe, weil er noch so sehr von den notwendigen landwirtschaftlichen Arbeiten in Anspruch genommen sei; am 28. Oktober habe dann der H. Bischof selbst die Bedingungen für eine neue Untersuchung vorgeschlagen, aber schon am 30. Okt., weil er noch keine Antwort erhalten hatte, an H. Professor Mayr geschrieben, das sei ein unkatholisches, liebloses Verhalten, bei so einem Mann könne Christus nicht sein. Er lasse sich gerne tadeln, wenn er die Gebote Gottes oder der Kirche übertrete, aber dafür, daß er das Vertrauen zu allen ihm nicht genau bekannten Ärzten verloren habe, könne er nicht, daran sei das Verhalten so vieler Ärzte seiner Tochter gegenüber schuld, vor allem Dr. Deutsch, der sich als der urkatholischste Arzt ausgebe u. Vertrauensmann des H. Bischofs zu sein scheinen aber so gemein sich seiner Tochter u. der ganzen Familie gegenüber aufführe, daß man das Vertrauen auf minder katholische Ärzte u. wenn sie auch vom Bischof bestellt sind, erst recht verlieren müsse. Er habe die Pflicht, seine Tochter, die in Familiengemeinschaft mit ihm lebe u. hilflos sei, zu schützen, u. das wolle er tun, so lange er ein offenes Auge habe.

Besonders empört hat Vater Neumann der genannte Artikel von Dr. Deutsch. Er sagte: "Wenn Dr. Deutsch schreibt: ,Zeugenaussagen sind u. bleiben immer unsicher', dann bräuchte man ja auch den Ärzten nicht zu glauben, wenn sie uns dieses oder jenes als Ergebnis ihrer Untersuchung meiner Tochter vortragen. Es ist also mit so einer Untersuchung dann auch nichts gedient."

Exzellenz! Ich bin in große Verlegenheit gekommen, ob Theres Neumann dem Wunsch der Kirche nach einer neuen Untersuchung entspreche.

Exzellenz wissen, daß dieselbe im Dezember vorigen Jahres in Gegenwart der beiden von Ihnen geschickten Domkapitulare Wührl und Doeberl willig und bedingungslos eine Erklärung unterschrieben hat, daß sie zu einer neuen Beobachtung bereit sei. Sie hat diese Erklärung völlig unbeeinflußt abgegeben und ohne jeden Hintergedanken, etwa weil der Vater doch nicht zustimmen werde. Niemand hier wußte ja von einem Dekret des Hl. Officiums, die beiden Herren habe ich direkt zu Theres Neumann geführt und das Zimmer alsbald wieder verlassen, so daß sie ganz allein mit ihr verhandeln konnten. Als sie unterschrieben hatte, kam sie aus ihrem Zimmer herunter und erklärte dem Vater mit größter Seelenruhe, daß sie, weil Rom es wünsche, sich zu einer neuen Beobachtung bereit erklärt habe, worauf dieser sehr unwillig wurde, und ich gezwungen war, die Theres gegen ihn in Schutz zu nehmen.

Wie konnte es nun kommen, daß das Hl. Officium am 4. August Eure Exzellenz beauftragen konnte, Theres Neumann einzuladen, sich einer neuen Untersuchung zu unterziehen, da ihm doch jene Erklärung der Theres vorliegen mußte? Wie konnte Exzellenz am 28. August 37 mich beauftragen, bis längstens 10. Sept. zu berichten, ob Theres Neumann sich bereit erkläre zu einer neuen Untersuchung?

Wie ist es ferner zu verstehen, daß Exzellenz unterm 30. Okt. 37 schreiben: "Man schreibt so viel von den großen Opfern und Leiden der Therese Neumann und dieses verhältnismäßig kleine Opfer, das die Kirche von ihr wünscht (einer neuen Untersuchung nämlich) will sie nicht bringen. Ich kann das nicht begreifen."

Wie kommt es, daß Dr. Deutsch unterm 25. Okt. schreiben kann: "Bischof Buchberger hat, wie ich bestimmt weiß, bis in die letzte Zeit immer wieder zu erreichen versucht, daß Theres Neumann sich einer wirklich wissenschaftlichen Untersuchung in einem Krankenhaus unterziehe. Auch das Hl. Officium hat gefordert, daß eine Beobachtung in einem Krankenhaus stattfinden müsse, und was ist geschehen? Theres Neumann ebenso wie ihre Angehörigen haben alle diese Forderungen der Kirchenbehörde restlos abgewiesen." Das ist eine glatte Verleumdung der Theres Neumann in der breiten Öffentlichkeit, die Dr. Deutsch unter allen Umständen zu widerrufen gezwungen werden muß. Theres Neumann ist nicht vogelfrei, sie hat auch Anspruch auf ihre Ehre. Übrigens handelt es sich um des Heilands Sache, für die man alles daransetzen muß. Nachdem Dr. Deutsch sich auf Exzellenz ausdrücklich beruft und man deshalb auf den Gedanken kommen könnte, Exzellenz hätten ihm das Material zu seiner falschen Behauptung geliefert, bitte ich Sie demütigst, mit Ihrer Autorität ihm vorzuhalten, was seine Pflicht ist.

Exzellenz! Gestatten Sie noch ein offenes Wort! Es hat denen, die die äußeren Vorgänge bei Theres Neumann und diese selbst seit Jahren zu beobachten Gelegenheit hatten und darunter sind Leute aus allen Ständen und Stellungen und Bildungsgraden, die unbedingtes Vertrauen beanspruchen können und insbesondere jenen, die durch Konnersreuth zur katholischen Kirche gekommen, sehr zu denken gegeben, daß man kirchlicherseits einen entscheidenden Einfluß bei Beurteilung des Falles Theres Neumann eigentlich nur solchen gewährte, die überhaupt nichts oder nur sehr wenig von den zu beurteilenden Erscheinungen beobachtet hatten wie Deutsch, Hermann, Masoin, Richstätter, Pater Bruno, Pater Siwek, Waldmann, Killermann usw., während die, die entweder ständig oder viel oder doch öfter um Neumann waren, einfach zur Seite geschoben wurden, weil sie nicht kritisch genug erschienen. Warum gilt das Urteil des so nüchternen Hochschulprofessors Wutz nicht, nicht das Gutachten des Hochschulprofessors Mayr, der in theologischen Fragen doch Fachmann ist, nicht das Urteil anderer Hochschulprofessoren, nicht das Urteil der Bischöfe von Speyer, Berlin und Eichstätt, die Theres Neumann gut kennen, nicht das Urteil jener Ärzte, die besonders in letzter Zeit Theres Neumann beobachtet haben und gerade das Gegenteil von Dr. Deutsch behaupten?

Exzellenz! Wenn ich an das Vorkommnis bei Gemma Galgani mit Arzt und Bischof denke, kommt mir die Frage: Wird der Heiland in Klinik oder Krankenhaus den von der Wissenschaft verlangten Beweis geben? Wenn nicht, ist dann Theres Neumann eine Betrügerin? "Steig herab vom Kreuz", haben die damaligen Wissenschaftler gerufen, "und beweise damit deine Gottessohnschaft!" Der Heiland ist nicht herabgestiegen, bald darauf aber von den Toten auferstanden und in den Himmel aufgefahren, und keiner jener Wunderforderer durfte dabei sein.

Exzellenz! Ich bin betreffs des Ausgangs der Sache der Theres Neumann völlig ruhig. Der sie angefangen, wird sie auch zu einem guten Ende führen. Er wird den Knoten aufs äußerste sich verwickeln lassen und ihn dann zerhauen.

Therese Neumann an den Bischof von Regensburg am 21.11.1937

Hochwürdigster Herr Bischof!

Bin in den letzten Wochen in furchtbare Seelenot gekommen, weiß mir gar keinen Ausweg mehr. Sie werden und müssen mir helfen. Ich bitte Sie herzlichst darum. Von meinem Vorhaben redete ich weder mit Hochw. Herrn Pfarrer, noch mit meinen Eltern darüber. Aber es muß doch zu einer Entscheidung in der neuen Untersuchungssache kommen. Ist immer so ein Schreiben hin und wider, welche gar keinen Wert hat. Man muß doch ernst machen und dies tue ich jetzt. Wollte mich gar nicht einmischen, nachdem ich voriges Jahr, um diese Zeit bei den 2 H. H. Domkapitularen mich für eine neue Untersuchung bereit erklärt. Ich dachte immer, mehr kann ich nicht und war ruhig; bloß eines war mir damals nicht recht, daß die beiden Herren sagten, ich solle zu den Meinigen sagen, daß ich bloß eine Reise mache, in die Schweiz oder so ungefähr wohin. Darüber erschrak ich schon, denn so ähnliches gabs bei uns nie. Wir waren von klein auf gewöhnt offen zu sein. In diesem Punkt widersprach ich die beiden Herren. So hab ich jetzt Angst, diese Herren haben Ihnen gar keine Unterschrift nicht gegeben, sonst hätten Sie doch an H. H. Prof. Mayr nicht geschrieben, daß ich mich geweigert hätte. Ich wolle das Opfer nicht bringen. So stehe ich vor H. H. Prof. Mayr als Lügnerin da. Zu ihm sagte ich heuer, daß mir eine neue Untersuchung recht sei und ich unterschrieben habe dafür. Und von Ihnen hört er aber das Gegenteil. Denken Sie nur, wie peinlich dies für mich ist, da ich doch in Eichstätt besser daheim bin als hier oben. Mich hat es schon oft gereut, daß ich Ihnen folgte, als ich Ihnen sagte seinerzeit, daß ich nach Eichstätt wolle und Sie mir erwiderten: "Tu doch das nicht. Meinetwegen, wenn die Untersuchung abgeschlossen ist. Aber vorerst nicht!" Hätte ich es gemacht, wäre uns viel Elend erspart geblieben. Aber der Heiland wird es halt so zulassen. Ihm zuliebe gern jedes Opfer! Die Seelen brauchens, hat heuer die kl. hl. Theresia zu mir gesagt. Manchmal meint man ja, es geht nimmer und doch gibt der gute Heiland Kraft zum Ausharren!

Hochwürdigster Herr Bischof! Ich bitte Sie, geben Sie mir doch Bescheid, was ich tun soll? Geben Sie mir selber Antwort, da H. H. Pfarrer und die Eltern nichts wissen, wie schon oben erwähnt. Ich schreibe des Nachts im Bett. Ich bitte nochmals um Antwort und Ihren guten Rat.

Hochwürdigster Herr Bischof! Soll und darf ich mich von daheim fortschleichen heimlich zur Untersuchung?

Wie soll ich es machen? Sie wissen, daß ich schwer gehen kann. Will es die hl. Kirche so haben? Was soll ich nach der Untersuchung tun? Wohin soll ich dann gehen? Heim darf ich dann nimmer. Da kenne ich meine Eltern zu gut. Noch etwas drückt mich. Wer für mich dann sorgt, da ich keine Unfallrente mehr bekomme? Ich brauche doch Kleider und vor allem eine warme Stube, da mich viel friert.

Geben Sie mir gleich Antwort und Rat, sonst muß ich an den guten hl. Vater selber schreiben und um Rat bitten. Wollte ihn heuer gern besuchen, da wir vom vorigen Jahr eine Karte haben, wo er mir schreiben ließ, ich möge nur kommen, aber bald. Und bald darauf wurde der gute Herr so krank, wo ich dann viel für ihn betete und litt.

Hochwürdigster Herr Bischof! Sie verstehen meine Fragen. Ist frei nicht leicht für mich, die Eltern, denen ich so schrecklich viel Dank schuldig bin, zu hintergehen. Mein Gewissen wird nicht ruhig beim Gedanken. Wenns aber die hl. Kirche will, dann mache ich es doch. Bloß müßten Sie die Verantwortung übernehmen. Ich getrau mir es nicht. Das 4. Gebot war uns von klein auf heilig. Sehen Sie, wie schwer es für mich ist, und schreiben Sie Ihre Meinung bald. Ich weiß keinen anderen Rat. Denken Sie nur, ich will doch nicht schuld sein, daß mein Vater, der doch seine Pflicht Gott und der Kirche gegenüber treu getan, unkatholisch handeln und der Heiland nicht bei ihm sein könne (wie Sie selber H. H. Prof. Mayr geschrieben), nachdem der doch jeden Tag zur hl. Kommunion geht. Er erfuhr es von Eichstätt her, wo die Herren Professoren eins sind. Was eben da einer weiß, wissen die anderen auch. Der Zusammenhalt zwischen den Herren dort gefällt mir schon immer. Litt unlängst an einem Freitag wieder unten, wo man spürt, daß man keine Feinde dort hat. Da ist man halt daheim, trotz Leiden und Opfern.

Ach, Hochwürdigster Herr Bischof! Was hab ich denn der Kirche, der ich doch treu stehe, getan, daß sie mich so heimsucht, verfolgt u. ausliefern will? Nur gelitten, geopfert u. geblutet für ihre Interessen. Immer suchte ich ihr Seelen zuzuführen, Abtrünnige näher zu bringen, Gute zu stärken in dem Kampf. Was redete ich oft gut zu u. dachte nicht daran, daß ich auch selber noch von ihr verstoßen werde. Ist schon hart und furchtbar! Redeten die Leute oft von Gnade, die mir der Heiland erwiesen. Strafe ist es! Harte Strafe, sage ich. Schwer ist es schon, auch zu meiner lb. Familie, die so ungeheuere Opfer oft schon für mich gebracht und zu unserem guten Herrn Pfarrer, der mich von Jugend an im Guten unterwiesen und zu dem, nicht nur ich, sondern die ganze Pfarrei, ja all die Tausende von Fremden, welche hierher kommen, mit Ehrfurcht und Liebe aufschauen. Wie oft hörte ich schon: "Haben Sie aber einen braven, heiligmäßien Pfarrer." Ja, dies kennt man aber auch an der Pfarrei. Die ist schon auf der Höhe, Gott sei Dank, nicht mehr heim zu können. Ich bringe halt dies Opfer dem lb. Heiland zuliebe auch noch. Die Leute werden ja, wenn ich mich fortgeschlichen, über meine Eltern schimpfen, da sie nicht besser acht gegeben. Wenn jetzt die Fremden so kommen und können nicht zu mir und sie wissen wollen, warum nicht, sagt der Vater immer, weil er mich nicht fort läßt, dann reden sie alle noch mehr zu, auf seiner Meinung zu bleiben. Unter Tausend Personen sind keine zehn von denen, die da sind an Freitagen, die für eine neue Untersuchung sind. Sie sagen halt immer: "Uns genügt, was wir sehen, wir brauchen nicht mehr." Bloß etliche Kritisierer, die an allem was aussetzen und etliche übergescheite redeten dem Pfarrer eigen daher. Diese kann man aber fast an den Fingern zählen; abgesehen von denen, welche das meiste wissen, da sie noch nicht da waren wie unsere großen Gegner, Deutsch, Richtstätter, für welche ich aber auch bete und opfere. Noch etwas vergaß ich oben, was auch wichtig ist, wenn ich nimmer heim kann. Sie müssen für eine brave, ehrliche Person sorgen, welche mich betreut an den Freitagen und wenn ich schwer leidend bin, da ich da hilflos wie ein Kind bin, was eigentlich der Hauptgrund mit ist, warum Vater so gegen eine neue Untersuchung ist. Deshalb ist er immer mit seinem Schreiben an Sie, wegen seinen Bedenken anscheinend noch nicht fertig. Haben Sie halt noch Geduld mit ihm. Zudem wurde er unlängst sehr aufgebracht über den unverschämten, gewissenlosen Artikel von Deutsch und über Ihre Antwort an H. H. Professor Mayr. So unterbrach er seine Arbeit. Ich denke und dränge, daß er Ihnen bald fertig schreibt. Ich warte jetzt auf Ihren guten Rat.

Mit ehrerbietigsten Grüßen

ergebenst

Theres Neumann

Der Bischof von Regensburg an Pfarrer Naber am 22.11.1937

Nun habe ich geduldig monatelang versucht, vom Vater Neumann eine zusagende Antwort zu erhalten. Ich habe so lang zugewartet, daß ich von der Apostolischen Nuntiatur an den Auftrag der S.C.S. Oficii gemahnt worden bin. Ich habe dem Vater Neumann, um ihm die Antwort zu erleichtern, selbst die Bedingungen für die Untersuchung vorgeschlagen, so daß er bloß mit ja oder Nein hätte zu antworten brauchen. Seitdem ich das letzte Mal geschrieben habe, ist fast ein volles Monat vergangen und ich habe keine Antwort bekommen. Und trotzdem glauben Sie mir Vorhalt machen und verschiedene Fragen an mich richten zu sollen.

Sie schreiben, daß Therese Neumann sich zu einer Untersuchung bereit erklärt habe. Sie wissen aber auch recht gut, daß diese Erklärung völlig wertlos ist, weil sie durch die Weigerung des Vaters aufgehoben wird. Sie erwähnen mein Schreiben an Professor Dr. Mayr. Daß der Herr Professor dieses Schreiben, das übrigens nur an eine selbstverständliche Pflicht eines katholischen Mannes erinnert, ohne mein Wissen an Vater Neumann weitergibt, entspricht nicht dem Takt und der Diskretion, die ich von ihm hätte erwarten dürfen.

Herr Dr. Deutsch hat sein Verhalten und seine Artikel selbst zu verantworten. Ich habe ihn nicht dazu veranlaßt, sondern im Gegenteil wiederholt gebeten, mit seinem Urteil in der Öffentlichkeit zurückzuhalten, bis die Frage einer neuen Untersuchung endgültig entschieden ist. Dr. Deutsch hat so schwere Vorwürfe erhoben gegen die Familie Neumann, daß es dieselbe ihrer Ehre schuldig ist, zu beweisen, daß diese Vorwürfe unbegründet und ungerecht sind.

Sie drücken Ihre Verwunderung aus, daß ich nur auf Gegner von Konnersreuth höre, nicht auf die Freunde. Ich höre auf beide nicht, sondern habe mir mein Urteil nur auf Grund meiner eigenen Beobachtungen und Erfahrungen gebildet und habe auch mit einem endgültigen Urteil immer zurückgehalten. Nicht die Gegner und nicht die Freunde von Konnersreuth tragen für die dortigen Verhältnisse und Vorkommnisse die Verantwortung. Auch der Pfarrer von Konnersreuth hat sich als katholischer Priester nicht an sie zu halten, sondern an seinen Oberhirten. Das ist eine so elementare und strenge Pflicht, daß ich nicht sollte an dieselbe erinnern müssen.

Übrigens handelt es sich ja in der jetzigen Lage nicht um einen Auftrag, der von mir ausgeht, sondern den völlig unabhängig von mir die S.C.S. Officii gegeben hat. Wenn eine solche Stelle einen Wunsch ausspricht, so ist es für einen Katholiken selbstverständlich, daß er den Wunsch erfüllt. Daß Vater Neumann das nicht tut, wird jeden treuen Katholiken wundern und schmerzen, daß aber selbst der zuständige Pfarrer verschiedene Wenn und Aber gegen diesen Wunsch hat, muß sie traurig und bedenklich stimmen.

Ich habe nunmehr den Auftrag der S.C.S. Oficii auszuführen.

Ferdinand Neumann an den Bischof von Regensburg am 24.11.1937

Hochwürdigster Herr Bischof!

Sie wollen entschuldigen, wenn meine Antwort etwas lange auf sich warten läßt. Ich bin mit dem besten Willen nicht früher dazu gekommen. In der Untersuchungssache teile ich Ihnen nach reiflicher Überlegung folgendes mit:

Ich bin ursprünglich nicht völlig abgeneigt gewesen, nochmals zu einer Untersuchung meiner Tochter mich herbeizulassen, wenn die von mir gesetzten, gerechten Anforderungen in den 15 Punkten erfüllt gewesen wären. Nun schreiben Sie in einem Ihrer letzten Briefe, daß die 15 Punlrte nicht sehr wichtig sind, für mich sind und bleiben sie die Grundlage. Zum Beispiel die Auslieferung der Platten von Dr. Seidl und Ordinariat Regensburg, die ohne unsere Erlaubnis gemacht wurden. Oder Aufklärung über den Wert des Eides der Schwestern, was sie eigentlich beeidigt haben, denn ihre Beobachtung hat nach Erklärung der vorgesetzten Stelle genügt, so daß nun die philosophisch theologischen Untersuchungen beginnen könne. Diese haben seit zehn Jahren darin bestanden, daß die Professoren Engert und Waldmann unter Ihren Augen uns runter reißen durften. Sie haben an Herrn Prof. Mayr geschrieben, daß die Nahrungslosigkeit ein Wunder sei, das im Interesse der Kirche festgestellt werden soll. Professor Engert bzw. Student Mayer von Marklkofen wie auch Professor Waldmann haben im Offertenblatt unterstellt, daß Nahrungslosigkeit kein Wunder zu sein braucht. Sie wissen darum und können diese Artikel auch nachlesen. Nebenbei behauptet Prof. Plank, daß es für Naturforscher überhaupt keine Wunder gibt. Die Sache mit dem Dr. Deutsch bringt mich, je länger ich mir seine Unverschämtheiten überlege, von meiner Absicht ganz weg.

Jetzt wird die Sache auf einmal so dargestellt, als ob die Untersuchung von 1927 gar keinen Wert habe. Ich sage mir nun so: Wenn die Untersuchung von 1927 nur für die 14 Tage etwas beweist und nichts für vorher und nachher, dann beweist die neue mit 4 Wochen auch nichts mehr als für die paar Wochen. Wenn aber die Untersuchung von 1927 etwas bewiesen hat, wie im Amtsblatt festgestellt worden ist, dann brauchts keine Untersuchung mehr. Im übrigen könnte nach den 4 Wochen ein anderer Arzt wieder daherkommen und 5 Wochen verlangen und in ein anderes Krankenhaus, weil ihm die katholischen Schwestern im Krankenhaus nicht genügend verlässig sind und so fort. Damit kommt man überhaupt an kein Ende. Dabei hat mir Dr. Schegelmann Generalvikar seinerzeit versprochen, daß dies die erste und letzte Untersuchung sei, das kann ich jederzeit mit Eid beweisen.

Die Herren Ärzte machen Ihnen, Herr Bischof, jetzt große Versprechungen, daß nichts Taktloses vorkommt, das haben sie Ihrem Vorgänger selig gerade so gemacht. Trotzdem habe ich es erleben müssen, daß man über die Schamhaare meiner Tochter in einer Zeitschrift schreiben durfte und daß man an meiner Tochter Untersuchungen vorgenommen hat, wie sie sich ärger eine Dirne auch nicht gefallen lassen muß. Und das mit dem Dr. Wunderle und die Brustwunde meiner Tochter ohne unser Wissen betrachtet hat, was nicht einmal ich als Vater je getan habe, habe ich auch noch nicht vergessen und werde es nicht vergessen. Diese Dinge treiben mir heute noch den Zorn und die Schamröte ins Gesicht und es wird meine väterliche Pflicht sein dafür zu sorgen, daß so etwas nicht mehr vorkommt. ich werde mein natürliches Recht jetzt unter allen Umständen verteidigen. Nun noch ein Wort zu dem Dr. Deutsch: Dieser unverschämte Mensch hat meine Tochter und unsere ganze Familie mehr oder weniger verblümelt als Schwindler und hysterische Personen dargestellt, denen aller Lug und Trug zuzutrauen ist. Niemand, Herr Bischof, gar niemand hat uns gegen diese Unverschämtheiten in Schutz genommen. Im Gegenteil, der Dr. Deutsch darf in seiner hysterischen Wichtigtuerei dauernd seine Ausfälligkeiten zuerst in Maschinenschrift verbreiten, dann sie in einen katholischen Verlag drucken, dann sie in fremde Sprache übersetzen lassen, dann in Zeitschriftartikeln die Sache noch weiter breit treten und so weiter, ohne daß ihm irgendjemand entgegentreten würde. Sie selber, Herr Bischof, wissen ganz genau, daß die Resl niemals den Gehorsam verweigert hat, wie Dr. Deutsch behauptet hat, vergl. zuletzt noch die Erklärung an die beiden Domherren im Dezember vorigen Jahres. Warum haben Sie diese Verleumdung nicht richtig gestellt? Ich habe die Erlaubnis verweigert sonst niemand. Ich habe das jetzt satt und nehme die Wahrung meiner Familienehre selbst in die Hand. Es braucht niemand uns und meine Tochter besuchen. Wir brauchen auch keine Bestätigung irgendwoher. Wenn wir jemand wollen, dann tun wir ihm Botschaft, im übrigen sind wir alle froh und glücklich, wenn alle unerbetene Lauferei aufhört und wir in der Stille unseres Heims unseren Frieden haben.

Ich bin ein alter Soldat und weiß, was Gehorsam ist. Insofern ärgert es mich schwer, daß Sie dauernd Wunsch und Gehorsam verschieben. Ich verweigere keinen Gehorsam, sondern einen Wunsch, und zwar für immer und aus triftigen Gründen. Wie Sie den Herrn Prof. Mayr gegenüber von einem kleinen Opfer reden, beweist nur, daß Sie nicht wissen, was das für einen christlichen Vater heißt, seine Tochter ausliefern nach all meinen sehr üblen Erfahrungen. Ich habe nur noch den letzten Wunsch, daß der Herr Bischof diesen und meine letzten Briefe nach Rom schickt, andernfalls ich es selbst tun müßte.

In aller Hochachtung

Euer Bisdlöfl. Gnaden

ergebenst

Ferdinand Neumann

Vorstehenden Brief schrieb ich schon am 24. November, zögerte immer noch, denselben fortzuschicken.

Der Bischof von Regensburg an Therese Neumann am 25.11.1937

Auf Ihren Brief möchte ich Ihnen folgendes antworten: Sie sind längst großjährig und können daher in der Frage der Untersuchung selbständig entscheiden. Aber weil Sie in Bezug auf Wohnung und Pflege auf das Vaterhaus angewiesen sind, will ich nicht raten, daß Sie gegen den Willen des Vaters handeln. Suchen Sie auf ihn einzuwirken, daß er die Erlaubnis gibt! Ich habe es ihm und Ihnen wirklich so leicht gemacht, als es überhaupt möglich ist, ich habe Sorge getragen, daß Sie in ein katholisches Krankenhaus aufgenommen und von katholischen Ärzten untersucht werden, und habe mich dafür verbürgt, daß alles unterbleibt, was gegen Sitte und Takt verstoßen würde. Ein Wunsch des Hl. Vaters in einer so wichtigen Sache muß doch für eine katholische Familie Befehl sein. An einer Weigerung müssen alle guten und braven Katholiken irre werden; die Gegner der Kirche aber werden sagen, daß Sie eine Untersuchung fürchten, weil die behauptete Nahrungslosigkeit eine Täuschung oder mindestens ein Irrtum ist. Sie haben es zu verantworten, wenn der Kirche Betrug vorgeworfen wird, wenn viele in ihrem Unglauben bestärkt und viele in ihrem Glauben irre werden. Umgekehrt können Sie so leicht den Beweis liefern, daß es wirklich ein Gnaden- und Wunderwirken Gottes gibt. Und wie wertvoll wäre dieses gerade in der jetzigen Zeit! Wie würden die Feinde des Glaubens und der Kirche besiegt! Ich habe so lange gewartet mit der Ausführung des Auftrages, den ich von der Hl. Kongregation erhalten habe, weil ich es immer noch nicht glauben will, daß eine katholische Familie sich so ablehnend gegenüber dem Hl. Stuhl verhält und eine so unabsehbar große Verantwortung auf sich nimmt. Ich will auf Ihren Brief hin noch einmal eine kurze Zeit zuwarten in der Hoffnung auf eine Lösung, die der ohnehin so furchtbar bedrängten Kirche nicht neue Leiden bringt.

Therese Neumann an den Bischof von Regensburg am 29.11.1937

Hochwürdigster Herr Bischof!

"Vergelts Gott" für Ihr Schreiben vom 25. des Monats. Hat mich doch etwas beruhigt. Wußten Sie ja, in welch schwerer Lage ich war. Ganz verstehe ich Sie noch nicht, da Sie schreiben, weil ich bei der Familie wohne, raten Sie nicht, fortzulaufen; wenn ich aber nicht so leidend wäre, bräuchte ich wohl nicht auf die Eltern achten, da ich großjährig sei, wie Sie schreiben Bis jetzt meinte ich immer und redete in diesem Sinne den Leuten auch so zu, daß ein gutes Kind auf die Eltern hört und ihren Rat schätzt, auch wenn man schon erwachsen ist. In meinem Fall jetzt aber 2 Seiten folgen, die nicht die gleiche Anschauung haben, ist nicht leicht. Ich hätte es auch für undankbar den Eltern gegenüber gehalten, wenn ich davon gelaufen wäre. Ich glaube, ich hätt nicht ruhig sterben können. Ich meine, das 4. Gebot gab Gott der Herr nicht für die kleinen Kinder alleine, sondern mehr in der Hauptsache für die großen Kinder. Die kleinen müssen schon folgen, der Strafe wegen. Uns wurde immer von klein auf schon gesagt, daß wir die Eltern ehren und achten müssen, auch wenn sie schon alt und die Kinder nimmer auf sie angewiesen sind. Bis jetzt galt uns dies als Gebot. Hatten auch allen Grund mit Hochachtung zu den Eltern aufzuschauen, da wir wußten, welch große Opfer arme Eltern bringen, wenn sie 10 Kinder ehrlich groß ziehen, wie es bei uns der Fall war. Da ist man gewöhnt, gut von ihnen zu denken. Und was gute Eltern wert sind, werden Sie auch aus Erfahrung wissen. Aber durch Ihr Schreiben die letzte Zeit her, kommt man in Zwiespalt in sich selbst und man grübelt nach und kommt zu keinem Resultat. Schwierigkeiten, die nicht so leicht zu lösen sind.

Hochwürdigster Herr Bischof. Ihrem Wunsch gemäß habe ich auf die Eltern eingeredet. Vater sagt: "Ich ändere meine Gesinnung doch nicht alle Tage. So lange ich ein offenes Auge habe, mir unser Herrgott hilft, kommst mir nicht aus dem Hause in eine Klinik. Ich habe einmal "Ja" gesagt u. gehalten u. dies genügt, die Herren müssen aber auch sein Wort halten. Ein halbes Jahr hätten die Schwestern bleiben dürfen. 14 Tage genügten damals nach Aussage der Ärzte. Die Herren erklärten mir damals im Namen des Bischofs, daß wenn die Sache einmal gemacht ist, keine 2. Untersuchung folgen würde. Und jetzt ist man wieder soweit. Da kommst du aus der Untersuchung nimmer raus." Deutsch schreibt auch, sagt er weiter, daß alle Zeugenaussagen wertlos seien. Was sind dann die Ärzte? Und wenn sie gar erst so überkatholisch tun, wie dieser Deutsch, der so verleumdet u. lügt, da trau ich dann den weniger katholischen Ärzten erst recht nicht. Wenn dir aber was passiert, trag ich vor unserem Herrgott allein die Verantwortung, da du viele Zeit hilflos, wie ein Kind bist. Welch ein schlechter Vater müßte ich da sein. Ich kenne meine Vaterpflicht genug." Weiter meint er: "Erst wenn meine Bedingungen, welche ich seinerzeit ans Ordinariat schrieb, erfüllt sind, lasse ich weiter verhandeln. Vor kurzem sah ich ein Schreiben an Sie vom 30. Oktober datiert liegen, was er nicht fortgeschickt, da der Artikel von Dr. Deutsch und Ihr Schreiben an H. H. Prof. Mayr dazwischen kamen. Da war er für Unters. nicht zu haben mehr. Ich sagte den Eltern, daß ich mich schon mit dem Gedanken trug, mich einfach von daheim fortzuschleichen. Sie erwiderten: "Wärest du halt die 61/2 Jahre einmal davon, wo sich kein Doktor aus sich u. kein Bischof um dich gekümmert. Du weißt, was wir da alle mitsammen durchgemacht. War nicht immer so leicht. Wir ließen dich da nicht im Stich, wie wir auch jetzt noch für dich uns sorgen. Schau, die letzten Jahre her kümmerte sich niemand, ob wir durch die vielen Fremden die Haus- und Feldarbeit verrichten konnten. Die Leute haben seinen Erlaubnisschein und mußten zu seinem Recht kommen, ob wir Zeit hatten oder nicht. Wir brachten diese Opfer auch unserem Herrgott zuliebe, der aber seinen Segen uns sichtbar gab."

Hochwürdigster Herr Bischof! Soll ich dauernd mit den Eltern in Streit leben und immer drängen? Ich folgte Ihnen; mehr tu ich aber jetzt nimmer. Ich will nicht, daß es in unserem Haus wieder so geht, wie damals, als unser H. H. Pfarrer dem Vater erklärte, daß er das Haus nimmer betrete, wenn er mich nicht fortlassen worauf dieser einfach erwiderte: "Da könne man dann auch nicht helfen." Wissens wenn es so geht, so hin u. wider, ist es nicht schön. H. H. Pfarrer hat man es damals von mehr Seiten, die darum wußten, schwer verübelt, daß er sich in so häuslichen Angelegenheiten mische. Wohl mußte er mich vor einem Jahr in Schutz nehmen, als ich meine Unterschrift so schnell für eine neue Untersuchung gab, ohne erst mit den Eltern darüber gesprochen zu haben. Die beiden Herren vom Ordinariat brachten ja etwas Durcheinander ins Haus. Ein Bruder war eben zur selben Zeit von seiner 12jährigen Militärdienstzeit zurückgekehrt. Dieser war sehr aufgebracht, daß man sich solche Sachen im Haus gefallen lassen müsse. (Die Herren waren nicht gerade freundlich mit meinen Eltern). Am meisten ärgerten sich die Geschwister darüber, daß ich so geheim tat u. im Sinne der beiden Herren sagte, daß ich nur Ferien halte in der Schweiz u. daß mit Kirchenausschluß gedroht wurde u. mit Kommunionverweigerung. Der Soldat meinte, wenn so, so viele Kirchenaustritte gibt, darf die Kirche doch nicht mit solchen Mitteln arbeiten. Ich mußte ihm schon versprechen, unter allen Umständen auf die Eltern zu hören. So wird oft der Hausfriede gestört. Über noch einen Ausdruck in Ihrem Schreiben grüble ich nach, hochwürdigster Herr Bischof! Sie schreiben, daß wenn ich nicht fortgehe, die Leute in ihrem Unglauben bestärkt u. viele in ihrem Glauben irre werden. Dies kann ich aber nicht glauben. Wer guten Glauben hat u. bis jetzt hieher gekommen, wurde mit der Gnade Gottes besonders am Freitag gestärkt, u. wenn er ferne stand, kam er näher. Ich hatte auch keine andere Absicht, als dem guten Heiland Seelen näher zu bringen. Dazu war mir kein Opfer zu schwer. Schrieb Ihnen doch schon letzthin darüber. Fragen Sie solche, die mit guter Absicht da waren. Keiner von denen, die zur hl. Kirche fanden, ging wieder zurück. Heute bekam ich von einem braven, edlen Konvertiten, der in angesehener Stellung ist, ein Schreiben, wo er am Schluß die eigenartige Bemerkung machte: "Auch ich gedenke Ihrer in diesen Tagen besonders in der Meinung, daß jedermann Achtung habe vor Ihrer persönlichen Freiheit u. niemand einen Zwang ausüben möge." Warum er so schreibt? Ich schrieb ihm doch nicht, daß ich momentan wieder so arg mitgenommen werde von der Kirche. Unterdrücke fast immer, wenn ich gefragt werde, um ihre selbst willen. Ich will doch nicht, daß man noch mehr redet von der Gewaltherrschaft, wie man immer wieder hören muß. Da war ich vor Wochen bei einer guten protestantischen Familie zu Gast. Hab bei ihr gewohnt, da wir gut befreundet sind. Dort kamen wir auf die Unters. zu sprechen u. ich mußte um der Wahrheit willen erzählen, daß unser Bischof uns schon seit vielen Jahren drängt u. befiehlt, daß ich mich in eine Klinik sperren lasse. Die guten Leute ]konnten, wie so viele andere, es nicht glauben, da ich doch nicht krank sei. Heute bekam ich auch ein Schreiben von einem Arzt, der heuer vor dem Nürnberger Parteitag da war, weil er dorthin wollte, da er Sturmbannführer sei, wie obiger Mann auch, wo ich vor kurzem wohnte. Er schickte eine große Abhandlung mit seinem Urteil dazu; aber in entgegengesetzter Richtung wie Dr. Deutsch. Dies kann ja auch nicht anders sein, da er, wie ich heuer schon hörte, ein offener, ehrlicher Charakter sei u. selber geschaut u. gehört, nicht wie der scheinheilige Deutsch aus der Ferne urteilt. Er sagte damals schon, als wir auf Dr. Deutsch zu sprechen kamen, unter anderem: "Ist eine Schmach für unseren Stand, daß dieser Deutsch so schlampig u. in solch hinterhältiger Art arbeitet. Solch einer, der urteilt, ohne gesehen zu haben, ist nicht wert, daß man ihm hört. Ist eben nicht ernst zu nehmen." Weiter sagte er zu mir: "Was man nur immer mit der Nahrungslosigkeit will? Was ist's denn mit ihren Wundmalen? Die gab Ihnen doch unser Herrgott, daß sie halt auch da sind. Welcher Arzt, der sie gesehen, hat sie schon natürlich erklärt? Ich könnte es nicht. Wenn ich Ihr Vater wäre, würde ich stramm hinter Ihnen stehen u. Sie unter keinen Umständen zu derlei Zwecken preisgeben, die an sich nutzlos sind."

Hochwürdigster Herr Bischof! Sehen Sie, so bin ich Vater gegenüber machtlos. Von so vielen Seiten wird er bestärkt. Ich bitte den lb. Heiland, daß nur sein hlgst. Willen an u. mit mir geschehen möge. Und der Heiland meinte es bis jetzt nur gut mit uns. Um den hl. Segen bittend, grüßt

ehrerbietigst

Theres Neumann

Therese Neumann an den Bischof von Regensburg am 14.3.1939

Hochwürdigster Herr Bischof!

Würde Sie mit diesem Schreiben nicht belästigt haben, wenn nicht Dr. Engert an Herrn Ministeralrat Schondorf, der mit seinem Sohn katholisch wurde, auf einer Karte geschrieben hätte: "Ich kann Ihnen nur das Eine mitteilen, daß der Aufsatz "Um Konnersreuth" mit ausdrücklicher Genehmigung und Förderung unseres Hochwürdigsten Herrn Diöz. Bischof Buchberger geschrieben ist." Und an den Rechtsanwalt des Fürsten Walburg Zeil schrieb er auch: "Ich bemerke noch, daß die letzte Korrektur des Aufsatzes von der Hand des H. H. Bischofs selbst vollzogen wurde." Hochwürdigster Herr Bischof! Um der Wahrheit willen, bitte ich Sie, daß Sie Dr. Engert veranlassen, in der nächsten Nummer des Korrespondenz Blattes, unter der fett gedruckten Überschrieft "Um Konnersreuth" folgende Berichtigung bringen muß; nicht in Verbindung mit seinem neuen Artikel: "lch habe in No 2 des Korrespondenz Blattes geschrieben: In diesem Schreiben klagt Theres Neumann u.s.w. Sie habe sich schon einmal gefügt und der Heiland sage ihr: sie brauche sich nicht ein zweites Mal fügen u.s.w. Ich erkläre hiemit: Theres Neumann hat weder dem Wortlaut noch dem Sinn nach, in jenem Brief so etwas an den Hochwürdigsten Herrn Bischof geschrieben." Ja, Hochwürdigster Herr Bischof! Dies verlangen wir unbedingt von Dr. Engert. Er muß dies richtig stellen, sonst sind wir gezwungen, das Gericht zu Hilfe zu nehmen. Hier dreht es sich nicht um meine, sondern um des lb. Heilands Ehre, der dies gesagt haben soll. Sie können ja in meinem Brief nachlesen, um sich über die Wahrheit zu überzeugen. Wir haben ja auch noch die Abschrift hier. Nicht wahr ist auch folgende Behauptung, wo wir auch Berichtigung verlangen müssen: "Das Bluten kommt immer, wenn niemand zugegen ist." Denken Sie nur, da bin ich ja gar eines Betruges verdächtig gemacht. Ich erkläre an Eidesstatt, daß ich nie etwas künstliches gemacht, weder an den Wunden noch sonst wie. Wenn es sein muß, rufen wir den Hochwürdigsten Herrn Kardinal Faulhaber, Fürsterzbischof Waitz, den Bischof von Speyer und andere, welche alle, sogar des Nachts, bei Leidensbeginn zugegen waren, öffentlich zu Zeugen dagegen auf. Herr Sanitätsrat Seidl beobachtete sogar mit einem Glas das Beginnen des Blutens der Herzwunde. Er kam, wie obige Herrn alle, selbstverständlich nicht zu spät, wie seinerzeit Dr. Martini, welchen Herr Pfarrer Naher erst holen mußte und der dann erst kam, als das Leiden schon angefangen. Die Besucher auch jetzt an den Freitagen können ganz klar sehen, wie ein frisches Blut bei gewissen Visionen neu nachfließt. Auch sollte berichtigt werden, die Verdächtigung, bei der Untersuchung 1927 sei ich täglich ausgegangen und meine Familie hatte ungehindert Zutritt zu mir. Ich erkläre: "Es waren ständig 2 Schwestern um mich." Wer aber Engert liest, meint, ich sei ohne die Schwestern aus dem Haus gegangen und die Eltern kamen zu mir ohne das die Schwestern bei mir waren.

Hochwürdigster Herr Bischof! Eine Berichtigung müssen wir fordern, betreff wohnen außer dem Elternhause. Dr. Engert schreibt: "Sie wohnt häufig anderswo in einem Haus das eine gütige Hand für sie gekauft mit einer Schwester und einem Bruder." Wie oft war ich seit dem Tode des Hochw. Herrn Professor Wutz dort? Im Mai 14 Tage, als meine Schwester krank war und im Dezember 12 Tage um zum Namensfeste des lb. Verstorbenen sein Grab zu besuchen und eine Wallfahrt nach Altötting zu machen. Noch etwas! Engert schreibt, ich hätte im Brief an Sie geschrieben: Ein protestantischer Arzt und eine befreundete protestantische Familie sagen mir, daß ich hier nicht zum Gehorsam verpflichtet sei. Bitte, lesen Sie meinen Brief nach! Die protestantische Familie ist bei der gut katholischen Familie Walburg Zeil im Dienst. Der Mann ist Direktor des bekannten großen Eisenfuchs. Ich schrieb doch, daß die Familie es nicht glauben konnte, daß man mich in eine Klinik sperren wolle, da ich doch nicht krank sei. Der nach Engert protestantische Arzt ist katholisch und der Bruder eines katholischen Geistlichen. Er hat sich doch blos gegen seinen Kolegen Dr. Deutsch und gegen eine neue Untersuchung ausgesprochen, aber nicht gesagt, daß ich nicht zum Gehorsam verpflichtet sei. Lesen Sie bitte, genau nach! Engert bringt auch gegen Dr. Winthuis so ein Durcheinander über Ihren Brief an mich daher. Sie wissen doch selber, daß Sie ganz einfach geschrieben haben: "Weil Sie in Bezug auf Wohnung und Pflege auf das Vaterhaus angewiesen sind, will ich nicht raten, daß Sie gegen den Willen des Vaters handeln. Suchen Sie auf ihn einzuwirken, daß er die Erlaubnis gibt." Und dies habe ich auch getan, wenn man es mir auch nicht glaubt. Hochwürdigster Herr Bischof! Ich hatte gehofft, daß auf Ihr Ausschreiben vom Dezember 1937 bin, in dem Sie, soviel ich noch weiß, den Wunsch äußerten, es möge in der Sache nicht weiter gestritten werden, Ruhe eintreten würde. Nun scheint der Streit von neuem durch Dr. Deutsch und Engert los gegangen zu sein. Wenn man aber die Wahrheit nur schreibt, ist kein Grund zu Streit.

Hochwürdigster Herr Bischof! Ich kann Ihnen versichern, daß es mir furchtbar leid ist, wenn ich höre, es sei geschrieben worden, weil man von vorne herein annehmen muß, daß vieles sich mit der Wahrheit nicht verträgt, was geschrieben wird. Hochwürdigster Herr Bischof! Wollte Sie schon zu Anfang der schweren Fastenzeit bitten, zu erlauben, daß wenigstens ein oder zwei mal das hl. Meßopfer bei mir, auf meinem schönen Hausaltärchen gefeiert werden darf, wie früher. Konnte in der hl. Weihnachtszeit sehr wenig in die hl. Messe gehen wegen Herzschwäche und Gelenkrheumatismus. Sind Sie so gut und erlauben Sie es wenigstens ein mal. Die hl. Fastenzeit ist heuer nicht nur schwer durch das Leiden, welches der lb. Heiland schickt, sondern hart kommt es einem auch an, wenn man ab dessen noch verfolgt wird, von da her, wo man Verständnis erwartet. Eines stärkt und tröstet einem bei allem Leid, der Hinblick auf den lb. Heiland. Soll es uns da besser ergehen? Er gibt die nötige Kraft zum Ausharren. Die Ewigkeit ist lange genug, um auszuruhen. Dann wird alles klar und offen sein, worauf wir uns jetzt schon freuen. Aber jetzt wollen wir kein Gramm weniger leiden, als der gute Heiland will. Sein Wille über alles! In all mein Leiden und Gebet seien Sie Hochwürdigster Herr Bischof mit eingeschlossen. Um den hl. Segen bittet in aller Ehrerbietung ergebenst

Theres Neumann

Hochw. Herr Bischof! Eben kommt mir beim Suchen nach einem Couvert ein Brief des Hochwürdigsten Herrn Kardinal Faulhaber in die Hände, datiert vom 29. Okt. 1928 aus Rom, wo er unter anderem schreibt: "Ein Professor, der mit dem Herrn Bischof von Regensburg kam, hat das Wort gesprochen, das Du in Deinem Briefe erwähnst: Er hätte nicht gesehen, daß das Blut wirklich aus den Augen kam. Ich habe es inzwischen richtig gestellt, wie es in Wirklichkeit ist." Sehen Sie, Hochwürdigster Herr, wie begründet mein erwähnen im Schreiben eben ist, wo ich auf Hochwürdigsten Herrn Kardinal u. Andere hinwies. Mit dem Prof. ist Martini gemeint.

Gestern bekamen wir auch beiliegendes Schreiben des Fr. Johannes, welcher vergangenen Freitag mit einem uns befreundeten Kommerzienrat hier war. Ist auch von Martini die Rede. Ähnliche Schreiben kommen jetzt mehr. Diejenigen welche sich hier überzeugen konnten, sind über Engert erbost. Bestens grüßt

Theres Neumann.

Therese Neumann an den Bischof von Regensburg am 13.3.1944

Verzeihen Sie, wenn ich Sie belästige. Ich möchte Sie demütigst bitten, heuer doch wieder wie früher zu erlauben, daß wenigsten einmal die hl. Messe in meinem Zimmer, in der hl. Fastenzeit gefeiert werden darf. Bitte, erlauben Sie's doch gütigst! Wenn ja, dann dürften Sie auch gleich die Erlaubnis zum Binieren geben. Letzten Sonntag wären aber 4 Priester dagewesen, 2 vom Freitag her noch. Sage Ihnen gleich recht herzlichst Vergelts Gott für Ihre Güte. Verspreche Ihnen, daß ich weiter für Ihre Gesundheit beten und leiden will.

Hochwürdigster Herr Bischof! Dies sind keine leeren Worte. Sie wissen doch, wie ich damals in dem schönen Mallersdorf, wo es mir so gut gefallen hätte, erschrocken bin, als ich Sie so krank sah. Ich versprach damals Ihrer treu besorgten Pflegeschwester, daß ich ganz besonders für Sie beten und wenn es der lb. Heiland will, leiden werde, wie seinerzeit für den hochwürdigsten Herr Kardinal, der es spürte. Ich bat den guten Heiland auch so, er soll Ihnen helfen, daß Sie es auch spüren. Ich denke, er ließ nicht umsonst bitten. Er half Ihnen doch so gut, bevorstehende Firmungsreisen zu halten. Er gab Ihnen doch die nötige Kraft! Im September, ja schon im Juli, August fing eine eitrige Nierenbeckenentzündung bei mir an, wo ich fast dem Sterben nahe war. Opferte alles für Sie auf. Zur Zeit geht es wieder recht hart. Die Freitage sind auch wie früher; aber der gute Heiland gibt schon die nötige Kraft!

Hochwürdigster Herr Bischof! Sag Ihnen auch recht herzlichst Vergelt's Gott, daß Sie uns wieder einen guten Herrn geschickt. Ist recht eifrig und brav. Geht nicht in den Häusern müßig zum Schwätzen rum. Arbeitet gut mit Herrn Pfarrer zusammen. Hoffentlich hilft der lb. Heiland, daß wir noch einen braven Lehrer bekommen. ja um der lb. Kinder willen. Aber nun hielt ich Sie lang auf! Verzeihen Sie bitte gütigst! Um den hl. Segen bittend, grüßt Sie

ehrerbietigst

Therese Neumann

Viele Grüße der lb. Pflegeschwester.

Therese Neumann an den Bischof von Regensburg am 27.3.1949

Hochwürdigster Herr Bischof!

Verzeihen Sie, wenn ich Sie belästigen muß. Hätte eine Bitte! Haben Sie die Güte und erlauben Sie, daß wie alle Jahre auch heuer wieder, in der schweren Fastenzeit, einmal in meinem Zimmer auf dem schönen Hausaltar die hl. Messe gefeiert werden darf. Ich kann nicht in die Kirche der hl. Messe beiwohnen. Das Freitagsleiden ist wieder wie alle Jahre und zudem bin ich auch noch so leidend. Wenn Sie ja sagen, so ist's ein großer Trost für mich. Ich schließe Sie, so wie ich es Ihnen versprochen habe, eigens jeden Freitag ein mit all Ihren großen Sorgen und Arbeiten.

Hochwürdigster Herr Bischof! Sie sandten doch einmal so einen bösen Zeitungsartikel, wo wir Ihnen berichten sollten. Hochw. Herr Pfarrer wollte gleich schreiben. Aber ich war so lange sehr schwer krank, daß man nichts machen konnte. Wir bekamen doch ein neues Kirchendach. Um zu sparen nahmen wir zu den 4 Mann Arbeitern nur Schulkinder, welche die Dachziegeln hinauf und herunter reichten. Ich war bei den Kinder von früh bis abends und half so gut ich konnte, wo ich mich aber so erkältete, daß ich doppelseitige Lungen und Rippenfellentzündung bekam. Das dauerte sehr lange und so blieb die Sache vergessen. Um der Wahrheit willen, muß ich Ihnen aber doch schreiben, wie es war. Verteitigen kann man aber jetzt doch nimmer, da schon so spät. Ach, wird ja soviel geschrieben, was nicht wahr ist. Jetzt schreibt man, ich sei in der Schweiz. Hat aber auch was gutes. Es kommen nicht soviel Fremde, wo wir froh sind. Ich lege Ihnen die Richtigkeit bei, von den seinerzeitigen Schreiben. Nochmals meine obige Bitte wiederholend, grüßt Sie ehrfurchtsvollst und bittet um den hl. Segen

dankbarst

Theres Neumann

Hochwürdigster Herr Bischof 1

Will Ihnen hier so gut ich's noch weiß, berichten, wie die Sache mit dem Norwegner seinerzeit war. Ich nahm nach Ostern voriges Jahr keine Besuche an, da ich von der Fastenzeit her schwach war. So telephonierte Hochw. Herr Stadtpfarrer von Mitterteich an und bat mich, ich solle den Norweger annehmen, wo ich "ja" sagte. Ich war erstaunt, daß nicht ein Mann, sondern 7 oder 8 Leute waren. Ich bestand darauf, nur den einen, dem ich's versprochen, anzunehmen u. wir setzten uns ins Zimmer im Pfarrhaus, wo ich mit meiner Schwester im Garten leicht beschäftigt war. ich merkte gleich, daß der Mann nicht katholisch und dazu Schreiber sei, aus den Fragen. Ich gab ihm ruhig Antwort und als er fragte, ob ich mich photografieren lasse, sagte ich ganz entschieden: "nein". Ich ging dann wieder zu meiner Schwester und auf einmal merkten wir, daß jemand über den Bretterzaun klettert und zu photografieren versucht, wo ich aber mich schnell versteckte. Er kam dann nochmals und fragte, wann ich heimgehe. Ich dadite er frägt, daß er mich erwischt, worauf ich sagte: "Erst am Abend." Am anderen Tag richtete ich mit den Ministranten Blumen vor der Sakristei zum Schmücken der Kirche her. Ich merkte, daß mich jemand photografiert hat und schau auf und schon ruft die Tochter des Herrn Hauptlehrer: "Resl, der hat dich jetzt erwischt. Sie lief hin und wollte ihm den Film abnehmen, was er nicht tat. Ich ging an's Telephon und bat die Gendarmerie, man möge doch dem Mann der mich ohne meine Erlaubnis, trotz daß ich's ihm verboten, gefilmt hat. Er fuhr ihm nach, gen Mitterteich zu u. bekam den Film. Ich legte denselben auf den Tisch, wo die Kinder drüber kamen. Einige Zeit darauf kam die Militär Regierung und wollte Bescheid wissen und verlangte den Film, welchen ich ihnen gab, nachdem ich den Vorgang genau erzählt. Dieselben haben sich entschuldigt, daß sie nicht aus Eigenem kommen, sondern daß man in Frankfurt, Beschwerde gegen mich erhoben und sie schauen müssen. Weiter hörte ich nichts mehr. In dem Artikel steht doch, daß die Wirtin so geschimpft! Ich frug sie und sie sagte auch, es sei nicht wahr. Auch hat jemand gesehen, daß 100 von Personen zusammenliefen, als er mich filmte. Daß die Polizei den Film belichtet, ist nicht wahr, wie in dem Artikel steht. Dies hat meine 7 jährige Nichte Benedikta Härtl getan. Auch steht in dem Artikel, daß mir die Amerikaner 5 Dollar geben. Ich habe noch keinen einzigen Dollar von einem Amerikaner, der mich besucht, angenommen; ja mir hat noch bestimmt keiner einen Dollar angeboten. Ich finde, der Artikel ist so dumm und so gehäßig geschrieben, daß man gleich merkt, daß dies nicht stimmt. Was ich geschrieben, kann ich jederzeit beeiden. Ich habe den armen Menschen in mein Gebet und Leiden eingeschlossen. Vielleicht ist er schon zur Einsicht gekommen. Ich lege Ihnen Hochwürdigster Herr Bischof alles bei, daß Sie im Bilde sind. In aller Ehrerbietung grüßt

dankbarst

Theres Neumann

Therese Neumann an den Bischof von Regensburg am 21.3.1950

Hochwürdigster Herr Bischof!

Kaum getraue ich mich heuer um Erlaubnis zu bitten, weil ich weiß, wie schwer ich bei Ihnen verleumdet worden hin und Sie's als Wahrheit angenommen haben. Sonst hätten Sie ja nicht die Geistlichen vom Dekanat deshalb zusammen kommen lassen. Will nicht jammern, aber mir war es deshalb so schwer, weil's gerade der Sterbetag meiner lb. Mutter war. Die geistlichen Herren hier in der Umgebung kennen die Verhältnisse gut und lachten über den "verrückten Kolb Brief", wie ich immer wieder höre.

Hochwürdigster Herr Bischof! Es würde zu weit führen, auf alle Einzelheiten im Brief einzugehen, da ich ziemlich leidend bin. Ist's den was unrechtes, daß ich einen kleinen 17jährigen Ponny mit einem ganz einfachen Gummiwägelchen habe? Kann doch wegen der Fußwunden schwer gehen. Erzählte es Ihnen bei meinem letzten Besuch so offen. Daß Sie sehen, daß es wirklich kein Luxusfahrzeug ist, lege ich ein Bild bei. Weiter nimmt sie schwer Anstoß, daß ich's im Pfarrhof habe. Daheim hab ich keinen Platz. In ein Gasthaus, wo man sonst Fuhrwerke einstellt, kann ich es ja doch nicht tun. Meine Schwester, die Haushälterin im Pfarrhaus ist, überwacht halt das Tier, weil, wenn ich leidend bin, meine kleine Neffen es nur versorgen.

Wegen der Spritzen, die ich bekommen soll, wissen wir hier alle gar nichts. Ich bekomme auch bestimmt keine. Daß ich einen eigenen Leibarzt haben soll, Dr. Mittendorfer, ist auch neu. Ich habe keinen bestimmten Arzt, weil mir ja keiner helfen kann. Kann ja auch keine Medizin nehmen. Wohl fragt man gelegentlich, wenn man krank ist, den Arzt, ohne daß er etwas tut. Als meine lb. Mutter krank war, kam fast täglich ein braver, verheirateter Flüchtlingsarzt von hier. Somit sind eigentlich die bösen spöttischen Bemerkungen im Kolb Brief hinfällig. Herr D. Mittendorfer aber hat die Pflicht, sich mit Frl. Kolb ins Benehmen zu setzen. Hatte noch keine Gelegenheit, ihn den Brief lesen zu lassen.

Das, was meine Bruder angeblich gesagt haben sollen, ist glatte Erfindung. Sie sind bereit, unter Eid zu sagen, daß keiner die abscheuliche Äußerung getan: "Ich esse nicht, ich fresse."

Die Sache wegen den 2 Herren aus Münster ist sehr einfach. Ich erinnere mich noch recht gut. Die kamen in die Sakristei und sagten, daß ihnen ein Fräulein von mir erzählte und sie wollen mich nur sehen. Ich drauf: "Dann sind wir eigentlich schon fertig; ich will erst noch in der Kirche fertig machen, dann fahren wir nach Kappl zur Fatima Andacht." Ich wünschte ihnen noch alles Gute und versprach ihnen, ihre Anliegen mit einzuschließen. Sie gingen dann fort. Was soll ich da nicht recht gemacht haben? In Eichstätt soll ich auch ungezogen gewesen sein. Ich solle einer Nachbarin vom Hause Wutz Schimpfnamen gegeben haben. Dazu kann ich sagen, daß kein Anlaß ja dazu war. Ich weiß nichts davon und meine Schwester, die noch dort ist, weiß auch nichts.

Wegen unserem Hausaufbau hat man sich geirrt. Er war nicht das 1. sondern das 4., welches geflickt wurde. An sich sind dies ja Nebensächlichkeiten!

Um so schrecklicher aber ist der Absatz auf Seite 5 im Kolbbrief.

Darnach soll Hochw. Herr Pfarrer mir geraten haben, den Heiland zu bitten, er möge die Leidensekstasen aussetzen lassen. Unerhört so etwas! Erstens bin ich nie an einem Donnerstag abends weggefahren, wo wir eine Autopanne gehabt hätten. Und dann hab ich den lb. Heiland noch nie gebeten, daß er die Leidensekstase nicht kommen lassen möge. Hochwürdigster Herr Bischof! Ich sage Ihnen auf's Ehrenwort, daß mein Beten immer so ist: "Heiland, tu mit mir, was du willst; du verstehst alles am besten; aber helfen mußt mir!" Eine andere Gesinnung hatte ich noch nie.

Noch etwas muß ich berichtigen, wegen der beschriebenen exotischen Vögel. Da hab ich einen einzigen Exoten nur und 7 Stck. einheimische, wovon 3 Stck. mir Buben brachten, denen ich das Leben rettete, wovon einer nur einen Fuß hat. Daß ich mich in der Kirche unnötiger Weise unterhalten soll, verstehe ich nicht. Mir sind die Besuche und das Reden im Zimmer oft zuviel von den Fremden. Kommt vor, daß wenn ich durch die leere Kirche gehe, mich jemand anhält, und bittet, daß ich sein Anliegen mit einschließen soll. Wenn ich aber mit den Kindern die Kirche schmücke, muß man diesen doch sagen, was man will. Fremde Geistliche sind der Ansicht, daß unsere Ministranten bestimmt nicht lebhafter sind als wo anders. Frl. Kolb geht anscheinend nicht viel mit Kindern um.

Daß ich eine Glocke im Werte von 11 tausend M der Kirche geschenkt haben soll, ist nicht wahr, da unsere 3 Glocken nicht mehr gekostet. Dazu ihre Bemerkung, daß ein Amerikaner einem Nachbarn 100 Dollar angeboten für das Zeigen unseres Hauses. So freigebig ist man nicht. Über 18 tausend Amerikaner hab ich schon angenommen. Keine 10 Dollar bot man mir noch an. Hab auch noch keinen Dollar hier angenommen. Dies ist aber auch allgemein bekannt.

Und zu meinem großen Garten mit Gewächshaus. Er ist schon kleiner, als Frl. Kolb annimmt. Er mißt 3 X 4 m und das Gewächshäusl 2 X 3 m. Lächerlich einfach! Aber wenn man schon schreibt, wäre man doch verpflichtet, sich erst genau zu informieren. Sie wollte, wie sie selbst berichtet, für eine große amerikanische Zeitung schreiben. Und da kam sie hier nicht zu ihrem Ziel und ist anscheinend verärgert. Ich versteh mich nicht mit Schreibern, die über Konnersreuth schreiben, ganz gleich, ob dafür oder dagegen. Als ich den Brief bekam, ging ich zu Weiß ins Gasthaus, wo sie wohnte. Dort sagte man mir, "dies sei eine eigenartige rätselhafte Person, aus der man nicht klug wurde. Sie war sehr anspruchsvoll, verlangte am Freitag sogar Schinken. Wir waren froh, als sie fort war."

Hochwürdigster Herr Bischof! ich hab Ihnen offen geschrieben, sogut ich konnte. Sie müssen ja die Wahrheit wissen. Es wäre ja noch viel zu schreiben. Was sie für eine Auffassung hat wegen den Leiden für die armen Seelen? Da kann man überhaupt nichts sagen. Will keinen Haß auf sie haben. Sie muß ihr Schreiben selbst verantworten.

Hochwürdigster Herr Bischof! Bitten möchte ich recht herzlich, daß Sie mir, wie alle Jahre in der hl. Fastenzeit, die gütige Erlaubnis geben, daß in meinem Zimmer auf den schönen Hausaltärchen einmal am Palmsonntag die hl. Messe gefeiert werden darf. Um den hl. bischöflichen Segen bittend grüßt

ehrerbietigst

Theres Neumann.

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Letzte Änderung: 26. Dezember 2002