Flora und Fauna von Mauritius und La Reunion
Karina Friedrich, Anja Stubbe

Flora

Das Meer stellt eine gewaltige Barriere dar, die auf verschiedenen Wegen von Pflanzen und Tieren überwunden werden kann: aus eigener Kraft oder durch passiven Transport wie Meeresströmungen, Winde und im Gefieder, im Körper sowie an den Füßen von Vögeln. Die erfolgreiche Ansiedlung von Pflanzen ist von drei Faktoren abhängig: dem Erreichen der Insel, dem Auffinden eines passenden Lebensraumes und der Sicherung der Fortpflanzung. Die Besiedlung der Inseln Mauritius und Réunion erfolgte in einer zu erwartenden Reihenfolge: Die ersten Lebewesen waren Seepflanzen und Larven sesshafter Seefauna; später wurde der nackte Fels mit Flechten überzogen und als die Bodenbildung auf den Inseln einsetzte, konnten von Wind, Meer und Vögeln angetragene Pflanzen Wurzeln schlagen. Die häufigen Regenfälle und das warme Klima sorgten rasch für einen dichten Bewuchs der Inseln. Sowohl auf Mauritius als auch auf Réunion lassen sich zwei inselspezifische Merkmale nachweisen: Die Artenarmut ist das Ergebnis der zufälligen Besiedlung. Die hohe Endemismen-Rate ist auf einen besonders schnellen Ablauf von Evolutionsprozessen zurückzuführen, der durch ein rasches Durchsetzen von Mutationen in kleinen, isolierten Gesellschaften gekennzeichnet ist. Hier haben sich neue Arten durchgesetzt, die sonst nirgendwo auf der Erde vorkommen. Allein 500 Blütenpflanzen sind für die Maskarenen endemisch. Jedoch ist die starke Begrenztheit des Lebensraumes ebenso ein Nachteil für die Inseln, denn ihr biologisches Gleichgewicht ist gegen Störungen stark anfällig.

Mauritius
Die ursprüngliche Vegetation der Insel besteht aus drei Teilgebieten:
1. Die Palmensavanne auf Meeresniveau in der trockenen nördlichen Ebene setzt sich aus Bäumen zusammen, die auch längere Trockenzeiten überstehen, wie z. B. die Blaue Latanpalme und die Flaschenpalme.
2. Die Ebenholzwälder in der tieferen Region mit wechselhaftem Regen und deutlicher Trockenzeit sind noch im Cabinet-Naturreservat zu finden, das 13 Ebenholzarten, Mahagonibäume, Teakholz, bois d'olive und bois de fer beheimatet.
3. Die Höhenregenwälder in Gebieten mit 4.000 – 5.000 mm Niederschlag pro Jahr befinden sich im Macchabee-Gebiet und sind in vier Schichten aufgebaut:
1) hohe starke Bäume wie bois de natte, Makak, bois tambour und bois colophane;
2) verworrenes Dickicht mit Lianen, Farnen, Bärlappgewächsen, Lilien und Orchideen;
3) hohes Gebüsch und
4) Bodenpflanzen wie Zwergpfefferarten und Erdorchideen.
Der letzte ursprüngliche Waldbestand nimmt eine Fläche von 2.000 ha ein. Bezogen auf die Gesamtfläche von 1.865 km² ist die endemische Flora auf 1 % der Inselfläche zurückgedrängt worden. Die Verdrängung der heimischen Flora geschah rapide und radikal: Die Holländer (1600-1715) exportierten Ebenholz en masse. Sie benötigten Holz für den Schiffbau und holzten die Wälder zur Gewinnung von landwirtschaftlicher Nutzfläche ab. Des Weiteren führten sie Nutzpflanzen wie Kokospalmen, Zuckerrohr, Tabak, Ananas, Baumwolle und Bananen ein. Während der Französischen Periode (1715-1810/15) wurde weiterhin der Export von Ebenholz betrieben. Die neuen Herren der Insel bauten Zuckerrohr, Baumwolle und Indigo an und führten Elefantengras zu Futterzwecken und Maniok als Hauptnahrung der Sklaven ein. In der Englischen Phase (1810/15-1968) wurde der Zuckerrohranbau fast auf die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche ausgedehnt


Zuckerrohrfelder, die heute verbreitetste Vegetationsform (Foto: Andrea Srugies)
Weitere Gründe für den Rückgang lagen in eingeführten und mitgeschleppten Pflanzen, die zur Verdrängung der natürlichen Flora beitrugen sowie neuen Tierarten und einer höheren Anzahl an Tieren, die mit Vorliebe junge Sprösslinge und Triebe sowie Früchte und Samen fraßen und somit eine Fortpflanzung der Pflanzen unmöglich machten. Die endemischen Pflanzen hatten perfekte Anpassungsformen in ihrem begrenzten Ökosystem ausgebildet, um Zyklonen und den einheimischen Tieren Widerstand zu bieten, doch nach der Besiedlung durch Europäer standen sie der Invasion durch mitgebrachte und mitgeschleppte Pflanzen und Tiere hilflos gegenüber. Um den tropischen Wirbelstürmen standzuhalten, hatten einige Baumarten wie Ebenholz, Mahagoni und Teak besonders hartes Holz ausgebildet. Andere Bäume bedienten sich ihrer Brett- oder Stützwurzeln (wie bei bois de natte, bois d'olive, bois colophane), um eine höhere Standfestigkeit zu erlangen. Die Baumkronen bildeten ein dichtes Schattendach zum Schutz des Bodens vor zu starker Sonneneinstrahlung und ebenso zu heftigen Niederschlägen. Und der Stockwerkaufbau des Regenwaldes schuf einen größeren Lebensraum für die Pflanzen und Tiere, so dass auf sehr begrenztem Raum dennoch eine große Artenvielfalt erreicht werden konnte.
Die Pflanzen hatten und haben keine Pfahlwurzeln ausgebildet, da sie auf felsigem Untergrund wachsen müssen und somit keine Möglichkeit haben, ihre Wurzeln tief in die Erde hineinzustoßen. Anstelle dessen dient ein dichter Wurzelteppich zur Verankerung im Boden, der drei bis vier Mal größer als der Durchmesser der Baumkrone ist. Weiterhin besitzen viele Arten die Fähigkeit, nach einer Beschädigung beim Durchzug einer Zyklone sofort wieder auszuschlagen. So sprießen aus einem umgestürzten Baum auf der gesamten Länge wieder neue Triebe. Manche Bäume, wie der bois de rivière und der tambalacoqü (Drontenbaum), tragen erst Blüten, wenn die Insel von einem Sturm heimgesucht wurde. Um sich vor gefräßigen Tieren zu schützen, haben einige Arten Dornen oder Stacheln ausgebildet. Die Küstenpflanzen statten ihre Samen mit einem Schwimmgewebe und einem speziellen Salzwasserschutz aus. Außerdem haben diese Pflanzen eine extrem hohe Sand- und Salztoleranz entwickelt. Als Beispiel für eine sinnvolle Anpassung an die Lebensbedingungen soll die Kasuarine (Filao) genannt werden, obwohl sie zu den im 18. Jahrhundert aus Australien und Malaysia eingeführten Arten zählt. Filaos gedeihen an leicht salzigen Küsten und erinnern an Lärchen oder Kiefern; haben aber keine Nadeln, sondern lange, schachtelhalmartige Blätter. Sie gehören zu den wenigen Pflanzen, die Zyklonen überstehen, denn sie sind sehr elastisch und bilden ein riesiges Wurzelwerk aus. Deshalb werden Filaoshaine oft als Küstenschutz angelegt. An dieser Stelle soll noch auf zwei Besonderheiten im Pflanzenreich aufmerksam gemacht werden, die auch auf Mauritius und Réunion gefunden werden. Wenn von Heterophyllie gesprochen wird, heißt das, dass die Jungblätter völlig anders als die Blätter der ausgewachsenen Pflanzen aussehen. Dies ist ein weiterer Schutzmechanismus gegen Pflanzenfresser. Die Triebe, die aus erwachsenen Pflanzen sprießen, sind auch in der Jugendform. Somit kann ein Baum beide Blattarten gleichzeitig tragen, wie beispielsweise der bois d'eponge und der bois de rat. Der Traveller's Tree - in der deutschen Übersetzung "Baum der Reisenden " - wird mehr als 10 m hoch und gehört zur Familie der Bananengewächse. Seinen Namen erhielt er durch den Fakt, dass er Reisende vor dem Verdursten bewahrt hat, denn im Blattschaft dicht am Stamm sammelt sich Regenwasser. Der Baum ist in allen tropischen Ländern der Erde zu finden. Doch wie bereits mehrfach erwähnt wurde, hatte die einheimische Flora in der Vergangenheit, hat in der Gegenwart und wird auch noch in der Zukunft mit großen Problemen zu kämpfen haben. Unkräuter wie die Framboise marron (Kletterpflanze mit Stacheln; erwürgt in kurzer Zeit 8 - 10 m hohe Bäume) und die Chinesische Guave (in Brasilien beheimatet, fruchtbare Pflanze, schnellwachsend, Verdrängung endemischer Setzlinge durch Raum- und Nahrungsentzug)richten verheerende Schäden unter der endemischen Vegetation an. Affen entrinden Bäume und fressen die Früchte und Samen, so dass keine Vermehrung der einheimischen Flora möglich ist. Das Wild verzehrt mit Vorliebe Jungpflanzen, Schweine graben Setzlinge aus sobald sie keimen. Des Weiteren greifen Pilzkrankheiten heimische Jungpflanzen an. Wenn jedoch Zyklonen über die Insel "fegen", werden meist nur der angepflanzte Wald und die landwirtschaftlichen Nutzpflanzen stark geschädigt, denn endemische Arten haben Anpassungsstrategien entwickelt.

Nationalblume Trochetia boutoniana
(Foto: Sandra Zukunft)
Zu den endemischen Pflanzen zählen Ebenholzbäume, bois d'olive, bois de natte, bois de fer, bois puant, bois d'eponge, bois de rat, bois colophane, makak, tambalacoqü, Flaschenpalme, Hurrikanpalme und die Nationalblume Trochetia boutoniana (französisch: boucle d'oreille, zu deutsch Ohrring-Baum). Die Nationalblume ist ein weit verzweigter Busch oder niedriger Baum mit ovalen, ledrigen Blättern mit dichten Härchen an der Unterseite. Ihre glockenförmigen roten Blüten werden 5 - 6 cm lang. Als natürlicher Lebensraum werden die Hänge des Mont Brabant angegeben. Auf Mauritius sind noch fünf weitere Spezies der Gattung Trochetia zu finden, von denen vier endemisch sind: uniflora, triflora, blackburnia und parviflora (galt als ausgestorben). Importierte Pflanzen sind die Kokospalme, der Baum der Reisenden, die Kasuarinen, Eukalyptusbäume (aus Australien,Anpflanzungin ehemaligen Sumpfgebieten), Flamboyants (aus Madagaskar, feuerrote Blüten, Blütezeit von November bis März), Banyan- Bäume (aus Indien; Merkmal: Luftwurzeln; Fortpflanzung durch Vögel: Vögel fressen Samen >>Samenausscheidung auf anderen Bäumen >>Pflanze lebt dort erst als Schmarotzer >>erwürgt später ihren Wirt mit Luftwurzeln >>Name: Würgefeige) sowie eine Vielzahl an Zierpflanzen, wie Hibiskus, Lilien, Bougainvilleas, Weihnachtssterne, Oleander und Anthurien.
Zu den landwirtschaftlichen Nutzpflanzen gehören Zuckerrohr, Kartoffeln, Mais, Erdnüsse, Obst (Ananas, Bananen, Papayas, Mangos, Lychees, Zitrusfrüchte, Kokosnüsse), Gemüse (Bohnen, Tomaten, Avocados), der Parfümstoff Ylang-Ylang und Schnittblumen. Der botanische Garten von Pamplemousses - ehemals
Royal Botanic Garden - trägt seit 1988 den Namen Sir Seewoosagur Ramgoolam Botanic Garden (1. Premierminister des Landes; Nationalheld). Seine schmiedeeisernen Tore und Zäune waren das Geschenk des dort ansässigen Franzosen und Naturliebhabers Francois Lienard. 1862 wurde dieser Zaun auf der Weltausstellung in London mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Heute sind im botanischen Garten circa 500 Pflanzenarten, darunter 80 Palmenarten, 40 einheimische Maskarenenbäume und wichtige endemische Bäume zu sehen. Die Geschichte des Gartens begann im Jahr 1729, als ein französischer Siedler etwa die Hälfte des heutigen Grundstückes von 93 ha erwarb. 1735 kaufte Gouverneur Mahe de Labourdonnais das Land, baute ein Wohnhaus namens "Mon Plaisir" und legte einen Gemüsegarten an, der der Versorgung von Port Louis und von Handelsschiffen diente. 35 Jahre später ging der Garten in das Eigentum von Pierre Poivre über (Verbindungen nach China, Java, Indien, den Seychellen), der neue Pflanzen nach Pamplemousses brachte, das Gewürzmonopol der Holländer brach, indem er Pflanzen und Samen nach Mauritius schmuggelte und die endemische Flora schützte und förderte. Ab 1810 waren die Gärten das Eigentum der Regierung; und seit 1913 stehen die Gärten unter der Aufsicht des Ministeriums für Landwirtschaft. Heute stellt der botanische Garten eine der umfangreichsten tropischen Anlagen überhaupt dar. Der Garten beheimatet Pflanzen wie Bambus, Papyrus, Ficus-Bäume, Talipotpalme, brasilianische Königinnenpalme, Flaschenpalme, Schraubenpalme, Riesenseerosen, Lotus, Ebenholz und Mahagonibäume sowie Riesenfarne.

Höhenwald mit Tamarinden auf der Insel La Réunion (Foto: Andrea Srugies)

La Reunion

Auf Réunion findet sich eine ähnliche Ausgangsvegetation wie auf Mauritius, was durch die Nähe der Inseln zueinander und ein ähnliches Klima erklärt werden kann. Der einzige große Unterschied liegt in der stärkeren Gliederung der Vegetationsstufung durch die größeren Höhenunterschiede. Die farbigen Wälder, französisch bois des coleurs, die aufgrund der unterschiedlichen Rinden- und Holzfarben ihren Namen erhielten, finden sich an der Küste und an den Hängen sowie auf 1.300 – 1.900 m Höhe in permanentem Nebel. Die farbigen Höhenwälder sind wie ihre Verwandten, die Höhenregenwälder, auf Mauritius stockwerkartig aufgebaut. Sie sind bei Bebour und in den Cirques de Cilaos und de Salazie zu finden. Der endemische Höhenwald Tamarin des hautes setzt sich aus einer Akazienart, die mit Baumfarnen, Bambus und Tamarinden vergesellschaftet ist, zusammen.Die Hochgebirgsvegetation (Abb. 5/9) wächst auf einer Höhe um 2.000 m und muss krasse Temperaturunterschiede zwischen Nachtfrost und Tageshitze erdulden. Als weitere, die Lebensumstände erschwerende Faktoren kommen dazu, dass der Niederschlag schnell im lockeren Lavaboden versickert und dass die lange Trockenheit durch die Luftfeuchtigkeit ausgeglichen werden muss.

Allein durch die schnelle Zersetzung abgestorbener Pflanzenteile und den ständigen Abwurf der Rinde kann eine Humusschicht gebildet werden, die dann zur Ansiedlung weiterer Pflanzen führt. Auf der Stufe der Hochgebirgsvegetation wachsen Pflanzen wie petit tamarin des hauts, harte immergrüne Sträucher, wie die branles, sowie Ginster, Johanniskraut, Heidekrautarten, Kreuzdorngewächse und Korbblütler. Die Verdrängung der heimischen Flora vollzog sich ähnlich wie auf Mauritius durch den Export der Edelhölzer, die Holznutzung für den Schiffbau, Rodung zur Erweiterung der landwirtschaftlichen Nutzfläche, importierte Pflanzen, die die heimischen Arten verdrängten sowie neue Tierarten und eine höhere Anzahl an Tieren, die die endemischen Pflanzen fressen und zertrampeln und importierte Pflanzen durch ihren Kot verbreiten. Die heutige Situation auf der Insel zeigt einen großen Anteil an landwirtschaftlichen Nutzpflanzen, wie Tee, Tabak, Kaffee, Bohnen, Linsen, Zuckerrohr, Ananas, Bananen, Mangos, Lychees, Zitrusfrüchte, Kokosnüsse, Maniok, Mais, Reis, Weizen, Ylang-Ylang, Vetyver, Geranium und nicht zu vergessen Vanille. Vanille ist die einzige von etwa 20.000 Orchideenarten, die als Gewürz genutzt wird. Ihr Ursprungsgebiet liegt in Mittelamerika und den Namen erhielt sie von den spanischen Eroberern. Sie nannten sie einfach "Die Schote" - span. vaina (Verkleinerungsform vainilla). Die Pflanze gedeiht im Unterholz des Regenwaldes, wo sie sich an Vacoas und Filaos hochrankt. Die Vanille bevorzugt Temperaturen um 25 - 28 °C und Niederschläge über 1.500 mm/a, deshalb wird sie ausschließlich unterhalb der 300-m- Isohypse an der passatexponierten Küste angebaut. Die Pflanze gelangte 1819 nach Réunion, trug aber keine Früchte. Eine wirtschaftliche Nutzung war erst ab 1841 möglich, als der Sklave Edmond Albius ein Verfahren zur künstlichen Befruchtung entdeckte. Bereits 7 Jahre später konnten 50 kg Vanilleschoten nach Frankreich geliefert werden, bis 1898 stieg der Export auf 200 t. Heute liegt die Produktion bei circa 30 - 40 t Schoten, denn das synthetische Vanillin ersetzt vielfach das Original, erreicht aber weder dessen Geschmacks- noch Duftvielfalt. Zu den endemischen Pflanzen zählen tamarin des hauts, die Latanier-Palme, Ebenhölzer, Orchideen, der Fanjan (prähistorischer Baumfarn) und der Calumet - eine endemische Bambusart, die an riesige Schachtelhalme erinnert. Im Jungstadium ist es nur 20 - 30 cm hohes Gras, aber nach einigen Jahren setzt plötzliches Wachstum auf 6 m innerhalb von 3 Monaten ein. Danach hat die Pflanze ihre maximale Höhe erreicht. Importierte Pflanzen sind unter anderem Flamboyants, Filaos, Banyans, Bougainvilleas, Agaven, Gummibäume, Orchideen, Eukalyptus und Nutzpflanzen

Dodo (STAUB 1993)

Fauna

Mauritius
Die Fauna und Flora der Inseln Mauritius und La Réunion sowie der Lebensraum der Arten haben stark unter der menschlichen Besiedlung gelitten. Durch die Ab holzung der üppigen Wälder wurde der Lebensraum für die ursprüngliche Fauna zerstört. Es starben viele Arten aus, die durch andere Arten, welche die Holländer, Portugiesen, Engländer und Franzosen ins Land brachten, ersetzt wurden. Besonders betroffen war hierbei die einheimische Vogelwelt. Viele Vögel landeten in den Kochtöpfen oder fielen den importierten Affen und Ratten zum Opfer. Bis auf einige Fledermaus- und Vogelarten ist die ursprüngliche Fauna Mauritius’ vollkommen ausgerottet.

Die Dronte (Dodo)
Das bekannteste Tier und Wahrzeichen von Mauritius ist die Dronte (Raphus cucullatus). Volkstümlich auch Dodo genannt, ist sie bereits seit Jahrhunderten ausgestorben. Verwandte des Vogels gab es auch auf den Nachbarinseln La Réunion und Rodrigues. Im Naturkundemuseum von Port Louis steht eines der wenigen vollständigen Skelette und eine Rekonstruktion dieses Laufvogels. Die Dronte war insgesamt größer als ein Schwan und hatte die Form eines „zu dick geratenen Huhns“. Besonders markante Merkmale waren die kurzen Stummelbeine, ein krummer Schnabel, Federn, die erst hinter den Augen begannen, und die Flugunfähigkeit.

Das ausgewachsen 20 - 25 kg schwere Tier hatte im Laufe der Zeit seine Flügel und den Schwanz zu kleinen Federbüscheln reduziert. Da die Dodos keine natürlichen Feinde besaßen, hatten sie ihre Flugfähigkeit verloren. Mit der Ankunft des Menschen kamen jedoch Feinde auf die Insel. Bis hierhin drohte auch den Eiern und Jungvögeln niemals Gefahr, die Erdbrüter konnten demnach mit einem Nachkommen pro Jahr auskommen. Seit dem 16. Jahrhundert wurden Fressfeinde wie Ratten, Schweine, Ziegen und Affen, die sich auch von Eiern und Jungvögeln ernährten, auf die Insel gebracht. Auch der Mensch lernte das Dronte-Fleisch zu schätzen, denn es war eine willkommene Abwechslung auf dem Speisezettel der Seefahrer. Das Fleisch wurde hierzu gepökelt. Die Tiere wurden jedoch teilweise auch nur aus Spaß an der Freude erschlagen. 1681 wurde zum letzten Mal von einem Dodo auf Mauritius berichtet. Das englische Sprichwort „Dead as a Dodo“ zeugt von der Ausrottung dieses einzigartigen Vogels.

Vogelwelt
In den Regenwäldern von Mauritius lebte einstmals eine große Anzahl farbenprächtiger Vögel. Viele dieser Arten fielen der Veränderung ihrer Lebensräume durch den Menschen zum Opfer. An Stelle der ausgerotteten Tiere wurden andere Arten heimisch. In den letzten Resten der ursprünglichen Waldökosysteme im Südwesten von Mauritius haben zumindest neun der endemischen Vogelarten wie z. B. der Kestrel, die Rosen- oder auch Rosataube, der Mauritiussittich oder der Mauritiusraupenfänger eine letzte Zuflucht gefunden. Der Mauritius-Turmfalke oder Kestrel ist der einzige Greifvogel auf Mauritius und der seltenste Falke der Erde. Er war einst der seltenste Vogel der Welt. 1974 existierten auf Mauritius nur noch vier Tiere dieser Art. In den folgenden Jahren wurde ein intensives Schutzprogramm entwickelt, im Laufe dessen die gefährdeten Vögel in Gefangenschaft gezüchtet und wieder ausgewildert wurden. Dabei spielten Aufzuchtstationen in Großbritannien eine entscheidende Rolle. Inzwischen soll es wieder über 400 Tiere geben, wovon zahlreiche erfolgreich ausgewildert werden konnten. Der Mauritius-Falke steht jedoch weiterhin auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten und wird durch Programme der Wildlife Foundation geschützt. Die genetische Verarmung der Population ist irreparabel. Auch die Rosentaube oder Pink Pigeon gilt als die seltenste Taubenart der Welt. Sie war einst auf der gesamten Insel verbreitet. Mit der Ankunft des Menschen verlor sie jedoch durch neue Fressfeinde wie Katzen, Ratten und Affen ihren Lebensraum. Durch Programme der Wildlife Foundation wurde der Bestand von 15 - 20 Paaren (1985) bis heute auf 80 - 100 Paare erhöht. Es gab auch bei dieser Art bereits mehr oder weniger erfolgreiche Auswilderungen. Die ökologischen Nischen der verdrängten endemischen Arten wurden durch eingeschleppte Arten ersetzt. Besonders oft sind in Siedlungen und auf kultivierten Flächen Rotohrbülbüls, Sperbertäubchen, Haussperlinge oder auch Madagaskar- Webervögel zu beobachten. Häufig sind die typischen Nestbauten der Webervögel als kugelartige Gebilde in den Baumkronen zu entdecken. In bewaldeten Gebieten trifft man auf Mosambikgirlitze, Perlhalstauben oder auch Madagaskar- Turteltauben. Von den drei Maskareneninseln bietet Mauritius als einzige zahlreichen Zugvögeln Rastplätze mit reichlichem Nahrungsangebot. Ein großes Schwemmgebiet ist Anziehungspunkt für Seeschwalben und Watvogelarten.

Reptilien
Auf Mauritius begegnet man nur kleineren Reptilien. In den Zuckerrohrplantagen leben vor allem Chamäleons und Eidechsen. Es existieren keine Giftschlangen auf der Insel. Die einzigen Schlangen sind auf der Insel Ronde im Norden von Mauritius zu finden. Hier haben die auf dem Boden lebende Mauritiusboa und die auf Bäumen lebende und lebend gebärende Kielschuppenboa Existenzgrundlagen gefunden. Relativ häufig sind kleine Geckos auf Mauritius. Die vollkommen harmlosen Tiere leben als an den Wänden und Decken sitzende Insektenvertilger in den Häusern der Insulaner. Neben den Galapagos- Inseln existierten auch im Indischen Ozean reiche Populationen von Riesenschildkröten. Die mauritianische Riesenschildkröte war dem Menschen ebenso wie der Dodo ausgeliefert. Da die Tiere monatelang ohne Nahrung überleben konnten, waren sie eine willkommene Fleischreserve auf den Schiffen. Die heute auf der Insel ausgestellten Riesenschildkröten gehören zu einer Art, die ursprünglich auf dem Atoll Aldabra, welches sich ca. 400 km nördlich von Madagaskar befindet, heimisch ist. Einige Exemplare befinden sich zum Beispiel im Botanischen Garten von Pamplemousses. Die einzigen drei überlebenden Exemplare der mauritianischen Art werden auf der Ile-Aux- Aigrettes in einem Naturreservat geschützt.

Säugetiere
Die Klasse der Säugetiere war vor der Ankunft der ersten Menschen nur durch wenige Arten vertreten. Es existieren zwei endemische Arten von Fledermäusen auf der Insel. Bereits im 16. Jahrhundert kamen Ratten, die viele andere Arten vernichteten, von den Schiffen der Seeleute auf die Insel. Indische Mungos wurden zur Bekämpfung der Nager auf der Insel angesiedelt. Sie leben heute in allen Regionen und sind häufig auf den Straßen zwischen den Zuckerrohrfeldern zu sehen. Des Weiteren wurde von den Holländern Rotwild aus Java eingeführt. In geschützten Weidegebieten wird der Bestand auf über 20.000 Tiere geschätzt. Jäger dürfen 3.000 der Hirsche im Jahr erlegen. Auch in Tamarin befindet sich ein Gebiet, in welchem die Hirsche eingezäunt leben, um so Schäden an Pflanzen zu verhindern. Vor 400 Jahren wurden außerdem durch die Portugiesen, die Mauritius mit ihren Schiffen erreichten, kleine Makaken ("Jacot-danse") aus Asien auf die Insel gebracht. Die Affen kommen aus den Wäldern ins flache Land und durchstöbern Pflanzungen und Siedlungen nach Nahrung. Sie räubern Eier aus Nestern, so dass es durch die Makaken bereits zur Ausrottung vieler Vogelarten kam. In der einfachen Bevölkerung werden sie hoch angesehen und dienen durch ihr schmackhaftes Fleisch auch als Nahrungsmittel.

Unterwasserwelt
Die Korallenriffe rings um Mauritius sind Lebensraum einer farbenprächtigen Fischfauna. Papageienfische zeigen die unterschiedlichsten Farben und nagen mit ihrem schnabelartigen, harten Gebiss an den Korallen. Sie zermahlen die Kalkbrocken und stoßen durch ihre Kiemen reinen und weißen Sand aus, der einen nicht unwesentlichen Anteil des Küstensandes der Insel ausmacht. Der Rotfeuerfisch oder auch Tigerfisch ist mit seinen farbigen Flossen ebenfalls ein auffälliger Riffbewohner. Er hat jedoch gefährliche Giftstacheln und ist zwischen den Korallen gut getarnt, aus denen er plötzlich hervorschnellt und zuschnappt. Der zweite gefährliche Korallenfisch ist der Steinfisch, welcher durch seine knubbelige dunkelgraue Oberfläche gut getarnt ist. Auch er trägt auf seinem Rücken Giftstacheln, die gefährliche Reaktionen hervorrufen. Harmlose Riffbewohner hingegen sind Kofferfische, Dicklippen, Fahnenfische, Engelfische, Trompetenfische, Kaiserfische und Muränen, die 2,5 m lang und armdick werden können. In der Tiefsee gibt es riesige Vorkommen von Speerfischen, zu denen Blaue, Schwarze und Gestreifte Marline zählen. Es wurden bereits viele Weltrekorde im Hochseefischen um Mauritius aufgestellt. Nach den über Mauritius und Réunion auftretenden Zyklonen sind die Strände der Inseln mit Muscheln, Schnecken und Korallen übersät. Da fast alle Arten unter Naturschutz stehen, ist das Sammeln verboten. In Deutschland ist das Einführen der meisten Arten verboten, so dass auch bei dem reichhaltigen Angebot auf den Straßen und Märkten auf einen Kauf verzichtet werden sollte. Vorsehen sollte man sich vor Kegelschnecken. Die sehr kleinen, harmlos aussehenden Tiere leben äußerst räuberisch. Ihre Zungen besitzen Zahnreihen, welche höchst giftig sind. Bislang existiert dagegen noch kein Gegengift. Auch Seeigel sind für den Badeurlauber ein gewisses Risiko, denn ihre spitzen Stacheln rufen gefährliche Wunden hervor. Im Naturkundemuseum von Port Louis können mehrere 100 Muschelarten und Schnecken betrachtet werden.

La Reunion

Die anthropogen unbeeinflusste Fauna der Insel La Réunion ist wesentlich artenärmer als die Mauritius´, was auf die kürzere geologische Geschichte der Insel zurückgeführt werden kann. In den 2,1 Millionen Jahren der Existenz von La Réunion konnten noch nicht sehr viele Arten die Insel erreichen. Auch dieses Eiland wurde mit der Ankunft des Menschen stark in seiner Natur verändert. Es kam zur Ausrottung beinahe aller einheimischen Arten (z. B. Elefantenschildkröte und verschiedene Papageienarten), die durch andere, auf die Insel gebrachte und hier heimisch gewordene Arten ersetzt wurden. Im Naturhistorischen Museum von St. Denis sind Präparate von vielen, auch bereits ausgestorbenen Arten zu sehen. Das zerrissene Inselrelief und die unterschiedlichen Wolkenformationen führen zur Ausbildung von über 200 Mikroklimaten auf Réunion, was sich wiederum auf die Fauna und ebenso Flora auswirkt. Auf der Insel gibt es das einzige Vorkommen des Maskarenen- und Barausturmvogels sowie von sieben endemischen Landvogelarten und farbenprächtigen Taggeckos. Die Dronte soll auf Réunion etwas länger überlebt haben als auf Mauritius. Es handelt sich um die „Weiße Dronte“, eine Verwandte des Dodos, die ebenfalls flugunfähig und größer als ein Truthahn war. Im Magen der Tiere hat sich vermutlich ein Stein befunden, der anscheinend zur Nahrungszerkleinerung diente. Bis heute ist immer noch ungeklärt, zu welcher systematischen Ordnung der Laufvogel gehört. Wissenschaftler sind sich nicht einig, ob er den Tauben, Hühnern, Straußen, Schwänen oder sogar den Greifvögeln zuzuordnen ist.


Kugelnester von Webervögeln

Vogelwelt

Auf der Insel brüten zwei seltene Meeresvogelarten. Es handelt sich um den einfarbig
dunkelbraunen Maskarenensturmvogel und den Barausturmvogel, der in den höchsten Bergen des Inlands brütet. Die Rohrweihe ist oft über den Zuckerrohrfeldern,Wäldern und Savannen in ihrem typischen Schaukelflug zu beobachten. Zu den endemischen Arten gehört der Maillard-Bussard, ein Raubvogel, oder auch der Weißgefiederte Tropicvogel, der durch seine langen Schwanzfedern besonders auffällt. Eine sehr gefährdete, endemische Art ist der Newtonraupenfänger, der durch seinen Ruf auch „Tuit-tiut“ genannt wird, und von welchem nur noch 30 Paare existieren sollen. Auch der Réunionschmätzer („Tec-tec“) ist eine endemische Art, die in den Wäldern und Heidegebieten Réunions auftritt. Der Vogel ist spatzengroß und trägt ein rot-weiß-schwarz gemustertes Federkleid. Häufiger zu beobachten, sind die in Schwärmen auftretenden Maskarenbrillenvögel und eingebürgerten Rotohrbülbüls, die sich überall stark ausgebreitet haben. Webervögel, die in Kolonien leben, fallen besonders durch ihre kugelförmigen Nester auf . Im Kulturland und um Siedlungen herum leben viele eingebürgerte Arten wie Haussperlinge, Sperbertäubchen, Madagaskar-Turteltauben, Muskat- und Tigerfinken, Webervögel sowie Mosambikgirlitze. Zu Jagdzwecken wurden auf der Insel Fasane sowie unterschiedliche Wachtelarten ausgesetzt. Reptilien In den Zuckerrohrfeldern Réunions sind oft Indische Schönechsen anzutreffen. In den Gärten und Wäldern hingegen leben Pantherchamäleos. Zwei Taggeckoarten sind endemisch für die Insel. Der grüne Bourbonen-Taggecko, der durch seine roten Tupfen besonders auffällt, lebt in den Inselwäldern.

Der Réunion-Taggecko, dessen Kopf rot-weißschwarz gestreift ist, kommt an der Küste in den Stämmen von Schraubenpalmen vor. Die Riesenschildkröten sind auch hier ausgestorben. Auf einigen Schildkröten- Farmen werden allerdings unter unwürdigen Bedingungen, zu rein kommerziellen Zwecken Grüne Meeresschildkröten und Karettschildkröten gezüchtet. Die Schildkröten, die eigentlich unter dem Washingtoner Artenschutzabkommen stehen, werden zur Genussmittelproduktion, zu Handtaschen und Schmuckgegenständen verarbeitet.

Säugetiere
Zu Jagdzwecken wurden auf Réunion Mähnenhirsche aber auch Hasen eingeführt. In den Wäldern leben so genannte Tanreks, eine regionale Spezies. Dieser Borstenigel ist ein nachtaktiver Insektenfresser, der sich bei Gefahr sehr schnell einrollen kann.

Unterwasserwelt
Die Unterwasserwelt rings um Réunion ist ebenso artenreich wie die Mauritius’. In dem hier nicht so stark ausgeprägten Riff trifft man auf die farbenprächtigsten
Fischvertreter, aber auch gefährlichere Meeresbewohner (siehe Mauritius).

Insekten und Spinnentiere
Die Insel beherbergt zwei endemische Schmetterlingsarten, den blau-schwarz schillernden Papillo phorbanta und den maisgelb-rotbraunen Salamis augustina.
Beide sind jedoch durch den Einsatz von Insektiziden stark vom Aussterben bedroht. Besonders auffallend sind die bis zu 6 m großen Netze der großen weißgelben Seidenspinne, in denen sich auch Kleinvögel verfangen können.

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