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(de) S26: Soli mit den Prager Gefangenen

From AFD/IFA Hamburg <[email protected]>
Date Fri, 29 Sep 2000 22:04:25 -0400



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      A - I N F O S  N E W S  S E R V I C E
            http://www.ainfos.ca/
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## 28.09.00
## by [email protected]

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(((Die INEPG Homepage ist gestern gehacked worden, darum schicken wir dies  
über ein privates E-Mail-account))))

Dies ist ein Appell der INPEG zu Solidaritätserklärungen:

am 26. September gab es in Prag massive Proteste gegen die Konferenz von  
Weltbank und IWF. Ungefähr 12.000 Demonstranten forderten die Schließung  
beider Institutionen. Es war ein Erfolg - das Treffen wurde ernsthaft  
behindert und die Argumente der Demonstanten wurden gehört. Es gab auch  
Zusammenstöße mit der Polizei, die in erheblicher Zahl vor Ort war. Zig  
Demonstranten wurden während der Demonstration verhaftet, aber noch mehr  
wurden danach festgenommen. Während der gesamten folgenden Nacht hat eine  
massive Polizeiaktion stattgefunden. Jeder, der im Verdacht stand, zu den  
Demonstranten zu gehören, wurde gejagt, häufig geschlagen und  
festgenommen. Die offizielle Zahl der Festgenommenen betrug am Morgen nach  
S26 422 Personen. Da am 27. September die Proteste in gewissen Maße  
weitergingen, hatte die Polizei reichlich Zeit, diejenigen zu suchen, die  
so aussahen, als seien sie Aktivisten.

Es gibt Berichte, daß die Polizei gelegentlich Hilfe von tschechischen  
Nazis erhielt, sowohl bei der Jagd auf Demonstranten wie auch in den  
Polizeiwachen, in die die Festgenommenen gebracht wurden.

Am heutigen Donnerstag, den 28., gehen die massiven Verhaftungen weiter.  
Eine gewaltfreie Demonstation gegen die Polizeibrutalität und in  
Solidarität mit den Festgenommenen fand vor dem Innenministerium statt. Da  
wurden nochmal 30 Leute weggeschleppt. Offizielle Polizeiquellen  
berichten, daß bisher 892 Aktivisten festgenommen worden sind, die  
Mehrzahl sei bereits wieder freigelassen worden.

Die Berichte der Freigelassenen sind absolut schlimm. Ihnen wird der  
Zugang zu einem Telefon verweigert, sie werden von Zeit zu Zeit geschlagen  
und in mindestens einer Polizeiwache wurde Nazis Zugang zu den Zellen  
gewährt.... Es ist schwer, ein klares Bild der Lage in Prag zu bekommen.  
Wegen der Polizeibrutalität sind einige Aktivisten so verängstigt, daß sie  
nach ihrer Freilassung versuchen, das Land so schnell wie möglich zu  
verlassen. Daher können wir ihre Berichte nicht aufnehmen.

Die Medien unterstützen in geradezu hysterischer Weise die Polizei  
hundertprozentig und peitschen die Repression noch weiter an. Da die  
Repressionen sich auch gegen tschechische Aktivisten richten, ist es  
schwer, Solidarität mit den Festgenommenen zu organisieren, weil jeder  
Versuch, auf der Straße zu organisieren, nur zu sofortiger Festnahme  
führt. Gleichzeitig können wir unsere Standpunkte bei den offiziellen  
Medien nicht zu Gehör bringen. Daher appellieren wir an die internationale  
Solidarität, so schnell und so stark wie irgend möglich. Die Lage hier ist  
kritisch. Die Festgenommenen brauchen eure Solidarität. Wir bitten euch,  
Faxe und E-Mails zu schicken und gegen die Behandlung der Festgenommenen  
zu protestieren. Denkt daran, daß die Mehrzahl der Festgenommenen nur  
wegen ihrer politischen Überzeugung inhaftiert wurde. Die Repression  
basiert auf einer angenommenen Kollektivschuld - die Polizeibrutalität muß  
aufhören und die Festgenommenen müssen sofort freigelassen werden.

Wenn möglich, versucht Protestaktionen vor den Botschaften der  
Tschechischen Republik zu organisieren. Je eher, je besser. Wenn es in  
eurer Stadt keine tschechische Botschaft gibt, dann vielleicht ein  
tschechisches Kulturzentrum. Wir danken euch sehr im Namen der  
festgenommenen Aktivisten.


Initiative gegen wirtschaftliche Globalisierung (INPEG),
die organisatorische Plattform der S26
Viktor Piorecky (INPEG-Sprecher)

Die Faxnummer des Büros von Präsident Havel ist: 00 420 2 24310851
Innenministerium:00 420 2 61433560

Bitte übersetzt und verbreitet diesen Appell.

______________

Während der letzten Woche waren über 12.000 Demonstranten auf den Straßen  
von Prag und forderten die Schließung der ausbeuterischen Programme von  
IWF und Weltbank. Ihre Themen deckten ein breites Spektrum ab: Umwelt,  
Armut, Menschenrechte, und die meisten meinen, daß die Ereignisse ein  
Erfolg waren, weil die Delegierten die Tagung früher beendet haben.

Dieser Erfolg wird jedoch beeinträchtigt durch Berichte über extreme  
Gewalt von Seiten der Polizei und einiger Demonstranten.

Insbesondere treffen Berichte über schlimme Bedingungen in den Prager  
Gefängnissen ein. Es ist wichtig, die Behörden in Prag wissen zu lassen,  
daß wir über ihre Aktionen Bescheid wissen und sie beobachten.

Diese Presseerklärung der Prager INPEG (siehe unten) zu Gewalt und  
Menschenrechtsverletzungen an den bei den Protesten Festgenommenen basiert  
auf Augenzeugenberichten und ist sehr beunruhigend. Genauso der Bericht  
von der Indymedia Homepage (siehe unten).

Schickt Faxe und ruft bei den folgenden Telefonnummern an und verlangt,  
daß diese Verstöße aufhören und daß alle Festgenommenen Wasser, Nahrung,  
medizinische Versorgung, Rechtsbeistand erhalten.

Wenn ihr bei diesen Nummern nicht durchkommt (am Donnerstag ist hier ein  
offizieller Feiertag), ruft die tschechischen Botschaften so bald wie  
möglich an.


Büro des Präsidenten Vaclav Havel:

011 4202 24310855  phone
011 4202 24373196  fax
e-mail:  [email protected]

Innenministerium:

011 4202 61421115
011-4202/6143 3552-3 (fax)
__________________________________
Attention News and Assignment
Editors FOR IMMEDIATE RELEASE
September 28, 2000

Kontakt:
Chelsea Mozen 420 604 384452 oder 02 6272349
Um Interviews mit Freigelassenen zu arrangieren:
Kontakt Cyan: 0605 879 504


Schockierende Menschenrechtsverletzungen gegen Demonstranten im Gefängnis
Weitverbreitete Polizeibrutalität, am schlimmsten gegen Tschechen und  
Israelis


PRAG - Zusätzlich zur massenhaften Verweigerung der gesetzmäßigen Rechte  
sind Personen in den tschechischen Gefängnissen extremer Brutalität  
ausgesetzt. Paul Rosenthal aus Seattle/Washington wurde heute morgen aus  
dem Olsanska-Gefängnis in Prag nach 40 Stunden entlassen und berichtet:  
"Was in den Gefängnissen vorgeht ist absolut furchtbar. Die Leute haben  
keine Rechte, sie werden heftig geschlagen, sie verschwinden. Frauen  
werden gezwungen, sich vor männlichen Wärtern nackt auszuziehen und  
Übungen vorzuführen. Leuten mit ernsthaften Erkrankungen wird medizinische  
Hilfe verweigert."

Im folgenden Berichte, die von Entlassenen bestätigt worden sind:

-- Frauen wurden von männlichen Beamten ausgezogen und mußten nackt zu
   deren Erbauung Turnübungen vorführen
-- Vielen Personen wird Wasser und Nahrung verweigert, sie dürfen nicht
   schlafen; einige erhalten erst Wasser, nachdem sie Wärtern Geld geben,
   Frauen und Faschisten erhalten eher Wasser
-- Viele Freigelassene berichten, daß auf dem Transport zur Polizeiwache
   die Beamten mit den Festgenommenen in einsame Gebiete fuhren und sie
   dort brutal zusammenschlugen
-- Zwei Norweger gingen auf die Polizeiwache in der Trisparni-Straße nahe
   Vlatavska, um Anzeige wegen des Diebstahles eines Mobiltelefons zu
   erstatten und sahen dort, während eine Tür kurz geöffnet wurde, daß im
   Nebenraum Leute mit Handschellen an die Wand gefesselt waren und schwer
   geschlagen wurden. Dies wurde durch viele Berichte von Freigelassenen
   bestätigt, daß in Verhörräumen Gruppen von 40 bis 60 Leuten den Adler
   machen mußten, während sie geschlagen wurden, ihre Köpfe wurden
   zurückgerissen, ihnen wurden die Beine weggetreten, und etliche Männer
   wurden auf die Hoden geschlagen. Außerdem wurden mit Handschellen
   gefesselte Personen die Treppen runtergestoßen.
-- Es gibt einen Bericht, daß 22 Leute in eine 4 Quadratmeter große Zelle
   gepfercht wurden.
-- 30 Leute wurden im Olsanska-Gefängnis über Nacht im Hof festgehalten,
   ohne Decken und ohne Nahrung. Sie wurden später in ein Gefängnis nach
   Balkova in der Nähe von Pilsen verlegt.
-- Zwei Deutsche, die am Mittwoch für cirka 8 Stunden in Lupacova, Prag 3,
   festgehalten wurden, saßen da zusammen mit einem Israeli, einem
   Amerikaner, einem Deutschen und einem Italiener. Der Israeli war schwer
   geschlagen worden, konnte kaum gehen, hatte ein blaues Auge und
   wahrscheinlich eine Rippe gebrochen. Ihm wurde medizinische Versorgung
   verweigert.
-- Diabetikern wurde keine Nahrung gegeben, Leute, die Medikamente
   brauchten, wurden diese vorenthalten, die Britische Botschaft mußte
   intervenieren, um Medikamente ins Gefängnis zu bekommen.
-- Eine Norwegerin, die mit 30 anderen Frauen im Gefängnis war, erlebte,
   daß einer Deutschen, die schwere Beinverletzungen hatte, die
   medizinische Versorgung verweigert wurde.
-- Das Recht auf Rechtsbeistand, das Recht auf Dolmetscher, das Recht auf
   Nahrung und Wasser, das Recht auf grundlegende medizinische Versorgung
   und das Recht auf einen Telefonanruf - alles wurde in großem Maßstab
   mißachtet und ignoriert.
-- Tschechen und Israelies werden drastischer geschlagen und länger
   festgehalten als andere
-- Viele ausländische Festgenommene werden aus den örtlichen Wachen nach
   Balkova bei Pilsen gebracht, und dieses Gefängnis hat einen schlimmen
   Ruf wegen Menschenrechtsverletzungen


               ###
               --
               INPEG International Press Agent
               Office: 4202 2320830
               Mobile: 420 604 384452
               INPEGPress@o...
               Press Center: Parizska 9, Praha 1
               (202) 777-2646 x2570 - US voicemail/fax
              http://www.inpeg.org

________________________________

from (http://praha.indymedia.org/)

Aktualisierung der Gefängnissituation in Prag

Das OPH-Rechtshilfeteam berichtet, daß aufgrund der S26-Aktionen über 859  
Gefangene festgehalten werden. Die Polizei gibt an, daß von diesen 859 nur  
ungefähr 200 nicht tschechische Bürger seien. Nur 20 sind angeklagt  
worden. 30 Leuten wurde im Gefängnis Nahrung und Wasser verweigert und  
Schlaf entzogen. Wir haben Berichte, daß Leuten Knochen gebrochen und  
Zähne ausgeschlagen wurden. Eine Frau hat eine Rückenwirbelverletzung. Es  
gibt eindeutige Beweise für Folter durch die Polizei.

(http://praha.indymedia.org/)

Das State Department spricht von 13 festgenommenen AmerikanerInnen und  
sagt, diese würden für 72 Stunden festgehalten und dann nach Österreich  
oder Deutschland abgeschoben, das State Department hat Informationen über  
Anklagen angefordert, sie haben einen Teils der Informationen erhalten;  
das State Department hat medizinische Versorgung angemahnt.

Mark berichtet aus Prag, daß die AmerikanerInnen Telefonate führen  
durften, aber nicht die Tschechen.

Es wird angenommen, daß die tschechischen Gefangenen schlechter behandelt  
werden als die AusländerInnen.

Ich habe in der tschechischen Botschaft in Washington mit Veronica  
Lukasova gesprochen, der Assistentin des Handelsattachees. Sie sagte, sie  
glaube, daß die Festgenommenen medizinische Versorgung, Zugang zu  
Anwälten, Telefonen bekommen. [...]

Denkt daran, daß nach internationalem Recht Regierungen Zugang zu  
inhaftierten Personen haben müssen, die ihre Staatsbürger sind. Daher  
sollten die Leute dafür sorgen, daß dies geschieht. Das hilft zwar nicht  
unmittelbar den tschechischen Gefangenen, aber kann indirekte Auswirkungen  
haben.

please visit http://www.nativeforest.org or http://wwwn.nfn.org.au

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Übersetzung: AFD Hamburg, e-mail: [email protected]
## CrossPoint v3.12d ##


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