Olympiasieger
wie Georg Hackl, Sven Hannawald oder Franziska van Almsick werden von Medien und
Wirtschaft in unseren Alltag befördert. Sie sind Stars. Kaum ein Mensch unserer
Zeit kommt umhin diese Sportler zu kennen. Einige dieser Stars verweilen nur
kurze Zeit in unserem Leben, andere werden zu Legenden.
Aber
wer sind die Olympiasieger der antiken olympischen Spiele? Was haben sie in
welchen Disziplinen geleistet? Was hat sie zu Legenden gemacht?
Diese
Hausarbeit befasst sich mit eben diesen Fragen.
Die
heutige Fülle an olympischen Disziplinen wurde in der antike bei weitem nicht
erreicht. Jedoch wurden nach anfänglicher Disziplinenarmut im Laufe der Jahre
einige Disziplinen hin zu gefügt. Hinzu kommt, dass die Griechen keine
Winterdisziplinen im Programm hatten, was aufgrund der örtlichen
Klimabedingungen auch nicht möglich gewesen wäre ist.
2.1. Laufwettbewerbe
Der älteste
Wettbewerb der Antike war der Stadionlauf. Stadion bedeutet hierbei, wie man
heute denken könnte, nicht nur die Wettkampfstätte, sondern verkörpert
gleichzeitig auch die Länge der zu bewältigenden Strecke. Das olympische
Stadion hatte eine Länge von 192 Metern. Der Stadionlauf wurde nackt betrieben
und wurde 776 vor Christus zum ersten Mal ausgetragen.
Bei
der 14. Austragung der olympischen Spiele wurde der Kurzstreckenlauf um eine
weitere Disziplin erweitert: der Doppellauf ( gr. diaulos ). Hierbei wurde die
doppelte Strecke des Stadionlaufes zurückgelegt. Da die griechischen Stadien
nicht über Langbahnen anstatt den uns vertrauten Ovalbahnen verfügten, wurde
vermutlich am Ende der Laufbahn an einem Holzpfosten gewendet.
Der
Langlauf ( gr. dolichos ) hatte nichts mit dem heutigen Marathon zu tun. Er
bestand aus 20 Stadionstrecken, was in etwa 3,8 Kilometern entspricht. Gelaufen
wurde ebenfalls im Stadion. Im Gegensatz zum Doppellauf, bei dem jeder Starter
eine eigene Wendemarke benutzte, reichte bei dolichos eine Marke für alle Läufer.
Als letzte Laufdisziplin wurde 520 vor Christus der
Waffenlauf ( gr. hoplites ), ein Doppellauf mit militärischer Ausrüstung
bestehend aus Schild , Helm und anfangs auch Beinschienen und Speer, eingeführt
( vgl. http://private.addcom.de/h/hess/startseite.html,
die Disziplinen ;
vgl. http://www.gottwein.de/Hell2000/ol002.htm ).
2.2. Kampfwettbewerbe
Bereits
708 vor Christus fand das erste Olympische Ringerturnier statt. Hierbei handelte
es sich nicht um das heutige griechisch – römische Ringen, sondern um
Freistilrungen, da Angriffe am ganzen Körper regelkonform waren. Sieger war wer
seinen Gegner drei Mal, ähnlich wie beim heutigen Sumo, mit anderen Körperteilen
als den Fußsohlen zum Bodenkontakt zwang.
Im
Gegensatz zum heutigen Boxen, bei dem die Kämpfer Handschuhe tragen, um die
Schlagwirkung zu mindern, umwickelten die Kämpfer des olympischen Faustkampfes
( gr. pygme ) ihre Hände mit Lederriemen. Diese dienten die Effektivität des
Schlages zu verstärken. Faustkampf war seit dem 7. Jahrhundert vor Christus
olympisch.
Ebenso wie der Faustkampf, musste auch bei der Disziplin
Pankration der Kämpfer stets mit Verletzungen oder gar dem Tod rechnen.
Pankration ist eine Mischung aus Ringen und Boxen. Wie auch beim Faustkampf führten
Aufgabe oder Kampfunfähigkeit eines Athleten zum Ende des Kampfes. Das erste
Mal war Pankration 648 vor Christus olympisch. ( vgl. http://private.addcom.de/h/hess/startseite.html,
Die Disziplinen;
vgl. http://www.gottwein.de/Hell2000/ol002.htm
).
Aber Pankration ist nicht, wie angenommen, ausgestorben. In Frankreich gibt es sogar schon wieder einen Pankrationverband ( vgl. http://pub.chez.com/cgi-bin/perl/popup.pl/sport/default ) .
2.3. Mehrkampf
Der vielseitigste Athlet wurde beim Fünfkampf ( gr. pentathlon ) ermittelt. Beim Diskuswerfen wurden in etwa 5kg schwere Metall- oder Steinscheiben geworfen. Die zweite Disziplin war der Weitsprung, bei dem die Weite von fünf aufeinanderfolgenden Sprüngen aus dem Stand die Gesamtweite ergab. Beim Speerwurf wurde der Speer mit Hilfe einer Lederschlaufe wegkatapultiert. Laufen und Ringen waren die letzten beiden Disziplinen und gleichzeitig die einzigen der fünf, welche auch als Einzelwettkämpfe durchgeführt wurden ( vgl. http://private.addcom.de/h/hess/startseite.html, Die Disziplinen; vgl. http://www.gottwein.de/Hell2000/ol002.htm ).
2.4. Hippische Wettbewerbe
Eine
Attraktion waren stets die Pferderennen. 680 vor Christus wurde das Wagenrennen
eingeführt, zunächst vierspännig, später dann zweispännig.
Das
erste Pferderennen wurde dann 648 vor Christus eingeführt. Da die hippischen
Wettbewerbe sehr populär waren, wurden weitere Disziplinen eingeführt:
Zweigespänne von Maultieren, Fohlen und Stuten, dem Viergespann von Fohlen
sowie Stuten- und Fohlenrennen.
Für
unser heutiges Verständnis nichts mit Sport zu tun hatten die Wettbewerbe der
Trompeter und Herolde, welche 396 vor Christus eingeführt wurden. Bei ihnen
galt es nicht darum körperliche, sondern künstlerische Fähigkeiten zu
beweisen
( vgl. http://private.addcom.de/h/hess/startseite.html,
Die Disziplinen;
vgl. http://www.gottwein.de/Hell2000/ol002.htm
).
3. Wer waren die antiken Superstars?
Auch
heute, nach 2500 Jahren, gibt es Athleten der antiken Olympiaden, die nicht
vergessen wurden. Durch besonders beindruckende oder besonders häufige
Olympiasiege gelangten diese Sportler zu Ruhm und Ehre. Bedeutsamer als der
Olympiasieg, war allerdings noch der Titel des Periodoniken, für den der Athlet
sowohl den Olympiasieg als auch Siege bei den ebenfalls bedeutsamen
panhellenischen Spielen in Delphi, Isthma und Nemea im gleichen Jahr erringen
musste.
Heute
ebenfalls berühmt sind zahlreiche Olympiateilnehmer, die aber nicht durch ihre
sportlichen-, sondern durch ihre lyrischen- oder mathematischen Leistungen zu
diesem Ruhm gelangten. Zahlreiche berühmte Dichter und Denker der Antike waren
ebenfalls Olympiateilnehmer. Selbst der römische Kaiser Nero soll an einer
Olympiade teilgenommen haben ( vgl. Ulrich Sinn 1996, 96 ). Um die großen Stars
der Antike rankten sich Legenden und Gerüchte.
3.1. Milon aus Kroton
Der
wohl bedeutendste Athlet der Antike war der „Ringerkönig“ Milon aus Kroton.
540 vor Christus siegte er sechszehnjährig bereits bei den olympischen
Knabenwettkämpfen. Nach diesem Sieg in der unbedeutenderen Jugendklasse
erreichte Milon aus Kroton fünf weitere Olympiasiege im Ringen. Einen seiner
Olympiasiege errang er sogar „staubfrei“, was bedeutet, dass sein Endgegner
sich ohne Kampf geschlagen gab. Hinzu kamen sieben Siege bei den Spielen in
Delphi, zehn bei den isthmischen Spielen und neun in Nemea! Nach jedem seiner
Olympiasiege wurde er im gleichen Jahr auch noch Periodonike. Als sechsfacher
Periodonike hält Milon aus Kroton somit den Rekord. Noch beeindruckender ist
aber die Zeitspanne seiner Erfolge. Seine Siege errang er zwischen 540 vor
Christus und 512 vor Christus, was eine Dauer seiner Karriere von 28 Jahren
bedeutet
(vgl.
http://www.uni-kiel.de/sport/ringvorlesung/janssen.pdf,
http://private.addcom.de/h/hess/startseite.html, Stars
der Antike ).
3.2. Die Familie des Diagoros von Rhodos
Die
„göttliche“ Familie des Diagoros von Rhodos war die bei Olympia
erfolgreichste Familie. 464 vor Christus errang Diagoras den Olympiasieg im
Faustkampf. Im selben Jahr wurde er Periodonike. Sechzehn Jahre später errangen
seine Söhne Akusilaos von Rhodos im Faustkampf Damagetos von Rhodos im
Pankration am selben Tag einen Olympiasieg. Der erfolgreichste dieser
Sportlerdynastie war aber ihr jüngerer Bruder Dorieus, der zwischen
432 vor Christus und 424 vor Christus dreimaliger Periodonike war. Der
Enkel Diagoros von Rhodos, Eukles von Rhodos erkämpfte 404 vor Christus im
Faustkampf den siebten Olympiasieg der Familie.
Und
auch für dessen jüngeren Bruder Peisirodos reichte es im selben Jahr noch zum
olympischen Sieg im Faustkampf in der Knabenklasse (vgl. http://private.addcom.de/h/hess/startseite.html, Stars der Antike ).
3.3. Leonidas von Rhodos
Der
erfolgreichste Läufer der Antike war Leonidas von Rhodos, der insgesamt zwölf
Olympiasiege vor zu weisen hat. Er gewann sowohl im Stadionlauf, als auch im
Doppellauf und im Waffenlauf vier Mal hintereinander. Somit war er in drei
Olympiaden, gleichbedeutend zwölf Jahren, in olympischen Laufdisziplinen
ungeschlagen. Allerdings wurde er nie Periodonike. Mit seinen zwölf
Olympiasieger ist er trotzdem der erfolgreichste Olympionike der Antike (vgl. http://sunsite.utk.edu/special/olympics/classical/victors_famous.html,
http://private.addcom.de/h/hess/startseite.html, Stars der Antike ).
4. Was führt zur Unsterblichkeit?
Seit
1896 haben deutsche Sportler bei olympischen Spielen 743 Gold gewonnen. Aber nur
wenige dieser Athleten sind auch heute noch bekannt. Ebenso ist es mit den
antiken Olympiasiegern. Von den Tausenden Siegern sind nur wenige zu ewigen Ruhm
gelangt. Doch was macht den Unterschied zwischen ewigen und vergänglichen Ruhm
aus?
Jan
Peters Janssen stellt hierzu folgende These auf:
„1)
Eine außergewöhnliche, unwahrscheinliche Leistung, welche körperliche
Exzellenz symbolisiert ... .
2) Die
außergewöhnlichen Umstände: David muss Goliath besiegen oder der Nobody den
Platzhirschen.
3) Dann
die moralische Integrität, welche durch eine untadelige Lebensweise
nachgewiesen wird. Das Sportliche „Fair - play“ muss im Alltag zur
Selbstdisziplin, Rechtschaffenheit und zum Großmut werden.“ (http://www.uni-kiel.de/sport/ringvorlesung/janssen.pdf
, Kapitel 7 )
Ich
hingegen halte Janssens Thesen zwei und drei für nicht zutreffend, zumindest für
nicht relevant. Nur außergewöhnliche Leistungen führen zum längerwährenden
Ruhm.
Hierbei
ist es irrelevant ob diese außergewöhnliche Leistung in der Kontinuität, oder
in der Überlegenheit besteht. Wichtig hingegen ist, dass die Leistung in einer
in der Heimat des Sportlers populären Disziplin stattfindet.
Steffi
Graf wird wohl noch in Generationen ein Begriff sein, da sie ihre Erfolge über
mehr als ein Jahrzent, in welchem sie stets absolute Weltklasse darstellte,
errang. Ähnlich bei Milon aus Kroton.
Sven Hannawalds Triumph bei der Vierschanzentournee in
diesem Jahr wird ebenso unvergessen bleiben. Als erster Mensch der Geschichte
war er der Konkurrenz überlegen genug, alle vier Wettbewerbe zu gewinnen.
5. Schlussteil
Diese
Arbeit kann die angesprochene Thematik leider nur umreißen. Die angesprochenen
Stars sind natürlich bei weitem nur die Spitze des Eisberges. Aber die Erläuterung
anderer olympischen Größen wie der Pankratist Theagenes
aus Thasos, der Boxer Melankomas aus Karia oder
dem Trompeter Herodoros aus Megara wären sicher, ebenso wie das Stadion oder
die Preise der Sieger interessant gewesen, hätten den Rahmen aber wohl
gesprengt. Ich habe mich deswegen auf die drei wohl bedeutendsten Athleten
reduziert.
Leider
fiel es schwer diese Facharbeit auf Buchliteratur auf zu bauen, da die örtliche
Bibliothek nicht das erhoffte Material lieferte und auch zwei käuflich
erworbene Bücher die erwarteten Informationen nicht enthielt.