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RoJaC - Robert's Jazz Corner

Wiener Staatsoper: Charles Lloyd / Deodato, 2.7.02

Charles Lloyd Quartett

Erstaunlich: Charles Lloyds Ton wird immer noch zarter! Nur in kurzen Momenten l�sst er geballte Energie in Form von coltrane-eskem Tonschwall und �berblasenen Kreischt�nen aufblitzen. Dann wei� man: er gebietet �ber das gesamte Repertoire von Technik am Tenorsaxophon. Aber sein Ziel ist nicht die Virtuosit�t, denn sein pers�nlicher, sehr intimer Ausdruck ist immer mehr der der sanften Introspektion. Was nicht hei�en soll, dass er darin nicht genausogut ein erstaunliches Niveau an konzentrierter Intensit�t erreicht. Zumal er mit John Abercrombie an der Gitarre und Billy Hart am Schlagzeug zwei Kollegen zur Seite hat, die ebenfalls �ber ein gro�es dynamisches Spektrum verf�gen. Abercrombie steuert erfinderische Blues-Soli an der E-Gitarre bei, Hart fasziniert durch raffinierte rhythmische Details.

Die musikalischen Strukturen basieren oftmals auf kr�ftigen Blues- und Gospelger�sten, wobei das Material teils aus traditioneller Gospelquelle stammt ("Go down Moses ... let my people go!"). Der Gro�teil der Musik beruht jedoch auf den bestens bekannten Lloyd-schen Originalen, die er nun teilweise seit 40 Jahren immer wieder spielt, sie immer wieder zu neuem Leben erweckt, ihnen immer wieder andere Charaktereigenschaften einhaucht. Gesch�pfe aus Musik, mit denen er spirituelle Zwiesprache h�lt �ber Sch�nheit, Abschied, Erhabenheit und Weltschmerz.

Wenn Lloyd zu den Maracas greift, um sich von der tiefen Zartheit frei zu sch�tteln, dann mag das therapeutische Notwendigkeit sein, musikalisch zwingend ist es wohl nicht. Vielleicht ist dieser halbe Abend auch zu kurz um auf andere Art die Erdung wieder herzustellen, z.B. indem die musikalische Glut zur lodernden Flamme wird, wie man es anderorts schon erlebt hat, wenn die Musik Zeit hatte, sich zu entfalten.

Deodato

Der Kontrast ist gro� und stellt h�chste Anspr�che an die Anpassungsf�higkeit des Publikums: Nach der Pause das, was die Promoter offenbar als die eigentliche Sensation des Abends ansehen: The Deodato Revival Band featuring Deodato himself! Nein, im Ernst: schlicht und einfach derjenige Deodato - haupts�chlich Arrangeur, weit weniger Pianist, wie er selbst in netter Bescheidenheit meint - der vor 30 Jahren mit seiner Jazzclassicrock-Bigband-Crossover-Version von Strau�ens "Also sprach Zarathustra" einen Megahit landete. Seit 17 Jahren ist er erstmals wieder auf Tour, aber keine Angst, die Musik ist haarscharf die gleiche geblieben. Zwei Alben waren es seinerzeit, die damals voll den Zeitgeist trafen und Deodato zum Star gemacht haben. Beide sind zuf�llig gerade frisch poliert wieder aufgelegt worden und ergeben zusammen einen netten Abend, besonders, wenn man sie nicht vom CD-Player spielen l�sst, sondern von einer 10-k�pfigen lustigen Truppe, die enorm daran Spa� zu haben scheint (das Saxophon mutiert zur Luftgitarre!). Tats�chlich: zwischen dem Staunen ob der vielen Dejavu-Erlebnisse kommt auch beim Zuh�rer Freude auf. Die Stromgitarre wird ordentlich gew�rgt, der Bass forsch geschnepft, das Schlagzeug in bester Rock-Manier maltr�tiert, dazwischen der fette Bl�sersatz. Und die Musik bleibt immer noch gleich gut im Ohr haften wie damals in den guten alten Siebziger-Jahren! Spa� muss eben sein, oder?

(Stubenrauch)

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