Für uns Partner

Herzlich willkommen auf der TV-Partner-Support-Seite!

Hier kommen wir zu Wort. Wir, daß sind die Freundinnen und Ehefrauen von Transvestiten.

Sicherlich kennst Du das auch. Du versuchst, ihn zu verstehen, ihn so zu nehmen wie er ist, Du willst "voll" hinter ihm stehen, Deine Beziehung/Ehe unter gar keinen Umständen gefährden... und dann?

Da ist dieses eigenartige Gefühl. Am liebsten wüßtest Du es gar nicht, das Dein Mann "diese Neigung..." hat. Es wäre so viel einfacher für Dich. Du denkst: "Was habe ich eigentlich damit zu tun?" Es wird Dir zu viel und Du bist sogar genervt, magst es aber nicht sagen, weil Du ihn ja nicht verletzen willst.

Dann findest Du es auch wieder ganz spannend. Wer hat schon einen Mann, der so viel Zeit im Bad verbringt, sich hochhackige Schuhe anzieht und schminkt? Vielleicht findest Du ihn sogar charmant, so als Frau.

Das Karussell der Gefühle dreht und dreht sich. Stimmungsschwankungen bleiben nicht aus. Wut auf die Frauensachen, weil man sie als Konkurrenz empfindet und Eifersucht auf die "andere Frau" entstehen.

Was tun?

Es ist sicher sehr viel wert, wenn man sich mit seinem Mann austauschen kann, wenn er zuhört und einen wirklich ernstnimmt. Das sollte aber nicht aus Dankbarkeit geschehen, sondern aus Liebe.

Dennoch habe ich trotz eines sehr liebevollen TVs festgestellt, daß mir das allein nicht genügt.

Mit dem folgenden Text fange ich an. Ich schildere meine Erlebnisse mit einem Transvestiten. Dies geschieht zum einen, weil es mir durch das Schreiben bessergeht und zum anderen, weil ich Anderen (Dir) Mut machen möchte, es auch zu tun. Es liegt an jeder einzelnen von uns, sich zu zeigen und Kontakt zu einander zu suchen und zu finden.

Wer mit mir Kontakt aufnehmen will, kann das gern per eMail tun.

In Kürze mehr!


Die Offenbarung, das Outing

Du liebst Deinen Freund schon eine Weile, Monate, Jahre. Du bist oft bei ihm zu Hause oder lebst sogar mit ihm zusammen. Du glaubst, ihn durch und durch zu kennen. Du bist Dir sicher. Dieser Mann kann Dir einfach nichts mehr vormachen, geschweigedenn, Dir etwas verheimlichen.

Er ist - auch nach Jahren - daran interessiert, was Du anziehst und bemerkt sofort jedes neue Kleidungsstück an Dir. Er mag es besonders, wenn Du Dich im Rock oder Kleid präsentierst, Hauptsache weiblich! Wenn Du mit ihm Bummeln gehst, beklagt er sich manchmal darüber, daß es für Männer nicht so viel Auswahl und vor allem kaum farbenfrohe Kleidung gibt. Er steht nicht ungeduldig herum und tritt von einem Fuß auf den anderen, in der Hoffnung, die Tortur möge blitzartig aufhören.

Er ist eher der weiche Typ, kein Matcho. Es ist zwar kein spezielles Vergnügen für ihn, aber es macht ihm nichts aus, sich in die Küche zu stellen und "Frauenarbeiten", wie beispielsweise den Abwasch, zu übernehmen. Sein männliches Ego ist dadurch nicht gleich am Boden.

So ging es mir mit meinem Freund. Ich kenne ihn schon seit 13 Jahren. Davon haben wir die ersten acht auf platonische Weise verbracht und uns die letzten fünf  Jahre auch sexuell geliebt.

Als "Bruder und Schwester" haben wir uns alles anvertraut. Es war immer möglich, über Sorgen und Nöte zu reden, zu diskutieren oder sich stundenlang über alles und nichts zu unterhalten.

Dann kam die große Liebe und der Sex in unser Leben zu zweit. Wir zogen zusammen. Das ist jetzt rund vier Jahre her.

Nach einer so langen gemeinsamen Zeit glaubt man, den anderen zu kennen, so gut wie alles über ihn zu wissen. Man ist sich so vertraut.

Und dann...

Nach diesem langen zweiten Weihnachtstag liegen wir müde im Bett, doch plötzlich bin ich wieder hellwach. Ich habe Herzklopfen und so ein inneres Zittern. Ich rechne mit allem, mit der schlimmsten Nachricht meines Lebens, einer unheilbaren tödlichen Krankheit, mit dem Ende meiner Beziehung, womit auch immer, wenn nicht noch schlimmer.

Da sind sie, diese Worte, die man kennt, wenn die Vorbereitung beginnt, die Vorbereitung auf etwas, das man nicht mehr rückgängig machen kann, etwas, dem man völlig hilflos ausgeliefert ist.

"Du, ich muß Dir was sagen. Das hat aber nichts mit Dir zu tun. Ich hoffe, Du hast mich dann trotzdem noch lieb. Ich hab Dich jedenfalls lieb..."

Dann die Offenbarung, das Outing: "Ich ziehe gern Frauensachen an."

Was tun? Wie soll man reagieren? Lachen, weil man verlegen ist? Wütend werden, weil man sich veräppelt fühlt? Ist das ein Test? Wieso sagt der denn so etwas? Kann da etwas dran sein? Muß ich mich jetzt schämen? Das muß ein Scherz sein, doch nicht mein Freund, niemals! Der ist doch nicht schwul. Das mit den Klamotten hätte ich doch merken müssen, in all den Jahren. Ich habe Angst.

Dann die Erlösung! Er hat keine tödliche Krankheit. Unsere Beziehung ist nicht vorbei. Ich bin nicht hilflos ausgeliefert. Ich kann Fragen stellen und das tue ich.

Ja, er macht das schon seit langer Zeit. Ja, er hat einige - nicht viele - Frauensachen. Nein, er ist nicht schwul. Ja, die Ex-Freundin wußte Bescheid, konnte aber nicht damit umgehen. Ja, er fühlt sich männlich, ist aber ab und zu auch mal gern weiblich, nur so zum Vergnügen und zur Erregung.

Ich liebe meinen Freund seit Jahren. Ich war oft bei ihm zu Hause und lebe schon
lange mit ihm zusammen. Ich glaubte, ihn durch und durch zu kennen. ich war mir sicher. Dieser Mann kann mir einfach nichts mehr vormachen, geschweigedenn, mir etwas verheimlichen...

Die erste Begegnung

Ich hatte eine unruhige Nacht. Kann das Wirklichkeit sein, daß mit den Frauensachen? Macht er das nun öfter oder ist das nur so eine Phase? Diese Fragen beschäftigen mich nun unentwegt. Ich versuche, ihn mir in Kleidern vorzustellen. Bei dem Gedanken mußte ich schmunzeln. Nein, irgendwie paßt das überhaupt nicht.

Am nächsten Tag. Ich sitze im Wohnzimmer und lese. Wir hatten beim Frühstück wieder sehr ausführlich über das Thema geredet, aber da waren noch so viele neue, fremde und unbekannte Fragen und Gefühle.

Plötzlich kommt mir ein Gedanke: Was, wenn er nun gleich im Kleid hereinkommt? Ich werde nicht lachen! Nein, nein, nein, ich werde ganz normal sein... Und dann ist es soweit. Mein Freund steht im Zimmer. Er hat ein Kleid an. Es ist oben kobaltblau und unten schwarz. Dazu trägt er Strümpfe und Pumps, geschminkt ist er nicht. Auch eine Perücke fehlt.

Tatsächlich, ich lache nicht. Ist gar nicht so lustig wie ich befürchte oder mir vorgestellt hatte, vielleicht etwas fremd. Wir gehen auf den Flur. Dabei bemerke ich, wie gut und sicher er auf den Schuhen laufen kann. Überhaupt bewegt sich mein Freund so ganz anders.

Gemeinsam schauen wir dann seinen Bestand durch. Es ist nicht sehr viel, aber für Ihn ein wahrer Schatz. Da sind Feinstrümpfe, BHs, ein Lederrock und Strapse. Am größten ist das Damenschuhsortiment. Die könne Mann am problemlosesten im Laden kaufen. Anprobieren sei aber nicht drin. Das gehe dann nur nach Augenmaß.

Ich bin beeindruckt. Mein über lange Jahre geliebter Schatz holt diese Sachen aus einem Karton. Die Kiste steht, für mich gut sichtbar und leicht zu öffnen, in einem Zimmer unserer Wohnung. Ich konnte es einfach nicht fassen! Es war sein Karton. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, da hineinzusehen. Schnüffeln liegt mir nicht, warum auch!...

Kam es mir gestern schon unglaublich vor, daß sein Geheimnis all die Jahre unentdeckt geblieben war, so hatte ich nun das Gefühl, einen Schlag in die Magengegend bekommen zu haben.

Das hätte ich doch merken müssen?
Bin ich wirklich so naiv?
Hätte ich vielleicht doch... mal schnüffeln sollen... oder?
Was hätte ich wohl gedacht, wenn die ganze Sache so herausgekommen wäre?

Ich weiß bis heute nicht, was schlimmer für mich war: das Geheimnis oder meine Naivität. Diese Frage sollte mich noch lange Zeit beschäftigen und manchmal auch jetzt noch.

Die Gedanken sind frei - oder ...?

Es ist richtig unheimlich! Seit dieser nächtlichen Offenbarung, seinem Outing, kann ich an nichts anderes mehr denken. Auch nach Tagen drehen sich meine Gedanken nur um das eine Thema: mein Freund ist ein Transvestit. Alles geht durcheinander, drunter und drüber, hin und her, eben ein einziges Chaos.

Ich habe große Angst, ihn an die Szene zu verlieren.

Was, wenn er sich unter Gleichgesinnten wohler oder besser verstanden fühlt, als bei mir?
Was, wenn das "schlimmer" wird mit seiner Neigung, und er dann doch transsexuell ist/wird?
Was, wenn ich es nicht schaffe, ihn als TV zu akzeptieren?
Da sind noch so viele Fragen und Gedanken:
Kann es sein, daß ich ihn in Frauensachen sexy finde?
Bin ich deshalb lesbisch?
Muß ich nun so weiblich wie möglich werden und wirken, damit er mich weiter so liebt wie zuvor?
Ist die Frau in ihm meine Konkurrentin?
Was wird mit unseren Familien und Freunden?
Kann man "das" überhaupt Jemandem anvertrauen?
Was, wenn das herauskommt?
Die Gefühle überrollen mich. Ich wurde ja schließlich völlig ahnungslos überrumpelt! Wie bequem ist es doch, nichts zu wissen. Das wäre so schön einfach!

Dann fühle ich Stolz in mir aufkommen. Ja, ich bin unendlich stolz auf meinen Freund. Er hat sich mir anvertraut, mir sein Innerstes erzählt, sich völlig geöffnet. Das macht nicht jeder! Ich glaube, meine Liebe zu ihm ist noch gewachsen. Ist das möglich?

Ich weine viel. Es ist wie ein Ventil. Die Gefühle müssen eben heraus. Trotz vieler sehr liebevoller, ausführlicher Gespräche mit ihm, fühle ich mich sehr einsam. Ich Isoliere mich von allem und jedem. Sylvester steht bevor und wir haben gute Freunde eingeladen. Werden sie etwas von meinem inneren Gefühlschaos bemerken? Wie wird es sich anfühlen, ihnen gegenüberzutreten?

Und nun ist es UNSER Geheimnis

Es klingelt an der Wohnungstür. Der erste Gast ist da. Nach und nach treffen die Anderen ein. Die Stimmung ist gut. Toi, toi, toi! Ich kann mich doch auf mich verlassen. Es gelingt mir ganz gut, mich vom "Thema" abzulenken.

Da sind aber immer wieder diese abschweifenden Gedanken. Plötzlich denke ich daran, wie das war mit der Offenbarung oder an unsere erste Begegnung.

Nehmen wir nur den gestrigen Tag. Er will sich Nagellack und Lippenstift kaufen. Ich rate ihm außerdem, sein Kleid in die Reinigung zu bringen. Jahrelang in einem Karton verborgen und nur selten getragen, roch es doch etwas muffig.

Nun ist es heutzutage keine besondere Sache für einen Mann, das Kleid seiner Frau in die Reinigung zu bringen. Trotzdem ist die Angelegenheit für ihn spannend.

Dann in die Drogerie. Er wolle seiner Freundin Lippenstift und Nagellack schenken. Zuhaus angekommen berichtet er, daß die Verkäuferin ihn sehr nett beraten habe. Es sei ganz einfach, die Dinge zu besorgen.

Ich versuche den Gesprächen unserer Gäste zu folgen, ertappe mich aber schon wieder dabei, daß ich versuche, mir diesen Abend unter Freunden mit meinem Freund in Rock und Bluse oder im Kleid vorzustellen.

Dann stelle ich fest, daß es Spaß macht, über die Reaktion einzelner Freunde zu spekulieren. Es verbindet mich mit ihm. Schließlich ist es UNSER Geheimnis. Wir entscheiden darüber, wann wir wem etwas erzählen oder nicht!

Unser erster Einkaufsbummel für die Frau in meinem Mann

Die Feiertage sind vorbei und der Alltag hat uns wieder, doch dieser fünfte Januar ist für mich und meinen Freund keineswegs alltäglich! Wir beschließen, seine Ausstattung in Sachen TV zu vergrößern. Der erste Einkaufsbummel für die Frau in meinem Mann beginnt.

Wir wohnen in einer Großstadt. Das ist ein enormer Vorteil. Im Schutze der Anonymität ziehen wir los. Unser Ziel ist KARSTADT. In der Damenoberbe-kleidungsabteilung angekommen, fangen wir an zu stöbern.

Zu meinem Schrecken bemerke ich sehr schnell, daß das leichter gesagt ist, als getan. Ich habe das Gefühl, beobachtet zu werden. Wahrscheinlich sieht man uns geradezu an, für wen wir hier nach Kleidern, Blusen oder Röcken suchen. Das muß doch auffallen oder?

Keineswegs! Es interessiert wirklich niemanden, welche Teile mit welcher Kleidergröße ich in die Hand nehme und welche nicht. Mein Freund hat - je nach Kleidungsstück - Größe 46-48, und ich Größe 42.

Und dann der nächste Schreck. Er hat ein Kleid in der Hand und geht damit in Richtung Umkleidekabine. Ich hinterher. Jetzt wird er es tatsächlich anprobieren. Ich muß natürlich mit in die Kabine. Wenn wir für mich etwas kaufen, kommt er immer mit rein, aber heute zieht er das Kleid an. Ist schon komisch, das Gefühl in der Magengegend.

Was, wenn jemand den Vorhang wegzieht, natürlich aus Versehen?
Haben die etwa versteckte Kameras, damit keiner was klaut?
Schade! Das Kleid paßt nicht. Wir stöbern noch eine ganze Weile und gehen dann in ein anderes Kaufhaus. So richtig gefällt uns nichts. Nach zweieinhalb Stunden haben wir keine Lust mehr. Etwas Gutes hat die Sucherei aber doch: Meine Aufregung legt sich allmählich.

Ohrringe für meinen Freund

In den letzten Tagen hatten wir schon einmal kurz darüber gesprochen: Ohrringe und Ohrlöcher für ihn, ja oder nein? Da mein Freund zuhause arbeitet, denkt er ernsthaft darüber nach, müssen die medizinischen Ohrringe doch mindestens vier Wochen ununterbrochen getragen werden. Es gibt keine Kollegen, von denen dumme Bemerkungen zu erwarten wären oder Vorgesetzte, die ihn auf irgendeine Kleiderordnung des Betriebes aufmerksam machen würden. Also, los! Jetzt oder nie!

Nach unserem Einkaufsbummel soll es geschehen. Wir gehen zu einem Juwelier. "Ja", sagt man uns dort, "Ohrlöcher für ihn, kein Problem." Dann kommt die typische Frage: "Welche Seite denn?" Einer Frau würde diese Frage wohl kaum gestellt werden, oder?

Mein Freund ist etwas nervös, meistert die Situation aber mit Bravour. Er läßt sich von einer sehr niedlichen Verkäuferin beide Ohrläppchen durchschießen und ist richtig gut drauf.

Über die Reaktionen unserer Familien und Freunde denken wir später nach. Die müssen da eben durch!

Was habe ich damit zu tun, daß er ein TV ist?

Er zieht nun andauernd diese Sachen an. Das geht täglich so. Sicher, ich finde es spannend und aufregend, eben nicht alltäglich. Die Zeiten, in denen es mich aber mehr und mehr nervt oder bedrückt, nehmen zu.
Bleibt das nun so oder wird es immer mehr?
Braucht er mich eigentlich noch?
Wie weiblich kann und will er noch werden?
Wird er etwa doch noch transsexuell?
Wann wird es für mich "normal" sein, wenn er im Kleid dasteht?
Ich weiß, auch für ihn ist das jetzt eine neue und wichtige Zeit. Schließlich kann er seine Leidenschaft jetzt endlich so richtig ausleben und muß sie nicht mehr vor mir verheimlichen. Im Gegenteil! Wir gehen ja sogar zusammen los, um seine Ausstattung zu vergrößern. Das wäre vor kurzem undenkbar gewesen.

Im Kaufhaus nehme ich meinen Freund nun nicht mehr flüsternd zur Seite, um ihn auf ein Kleid oder eine Bluse aufmerksam zu machen. Das gelingt mir inzwischen auf ganz normale Weise und in gewohnter Lautstärke. Die Sache mit der Reinigung raubt mir dann aber doch den letzten Nerv.

Er kommt enttäuscht und sauer nach Hause. Die Reinigung hat sein einziges Kleid ruiniert. Farben und Stoff sind hin. Er bittet mich um eine saftige Beschwerde bei der Reinigung. Schließlich ist SEIN Kleid ja eigentlich MEIN Kleid.

Etwas unter Zeitdruck gehen wir zusammen zur Reinigung. Während der Reklamation komme ich mir ziemlich eigenartig vor. Das Kleid, mein Kleid, ist mir viel zu groß. Zum Glück bemerkt es niemand! Dann fragen sie, wo ich es denn gekauft habe. Ich komme ins Schwitzen. In der Eile hatten wir uns nicht abgesprochen. Ich muß nun auch noch wütend sein, damit die Sache glaubwürdig erscheint.

Nach einer Weile lösen wir das Problem mit einem Gutschein der Reiniugung. Ich  bin genervt. Das ist zuviel für mich.

Was habe ich damit zu tun, daß er ein TV ist und Kleider anzieht?
Was kann ich dafür, daß es den Leuten so schwerfällt, Männer in Frauensachen und geschminkt zu akzeptieren? Nur den anderen?
Was ist mit mir?
Es ist nicht nur, wie er immer sagt, die Kleidung oder die Schminke. Das wäre zu einfach. Da ist die persönliche Biographie, die Erziehung, die es uns so schwermacht, Männer in Rock und Bluse zu akzeptieren.

Schon im Säuglingsalter war an der Farbe meines - natürlich - rosa Stramplers zui sehen, daß ich ein Mädchen bin. Daß Mutter und Vater sich von einander unterscheiden, stellte ich recht früh fest. Es interessierte mich brennend, warum das so ist, und wem ich ähnlicher bin.

"Mädchen sind blöd!" "Mit Jungs spielen wir nicht!" Bereits im Vorschulalter gewinnen diese Eingruppierungen an Bedeutung. Sie sind das Ritual (eines von vielen) der Identifizierung mit dem eigenen Geschlecht. Auch wenn Mädchen heutzutage ganz selbstverständlich lange Hosen anziehen, werden wir wohl noch lange darauf warten müssen, daß Jungs problemlos Röcke tragen.

Fast jeder Mensch entdeckt im Laufe seiner Entwicklung die eigene geschlechtliche Identität. Das gilt auch für Männer, die manchmal gern en femme sind und dies durch das Tragen von sogenannter "Frauenkleidung" und Schminke ausdrücken.

Sie brechen damit eine feste gesellschaftliche Regel, weichen von der Norm ab. Das Geschlecht eines Menschen sollte möglichst auf den ersten Blick eindeutig zu erkennen sein. Diese Voraussetzung bildete über Jahrtausende die Grundlage zur Arterhaltung. Wird sie durch das Verhalten des TVs verletzt und hat er auch noch sexuelles Vergnügen dabei, so entsteht zwangsläufig eine große Irritation.

Warum sollte es gerade mir leichter fallen als anderen, damit unbefangen umzugehen?

Ich liebe meinen TV-Freund und bin direkt betroffen. Ich habe sehr viel mit seiner Leidenschaft zu tun. Dennoch entstehen im Laufe der Zeit immer neue Fragen.

Darf ich eigentlich wütend, sauer, aggressiv oder frustriert sein, weil mein Freund ein TV ist?
Wieviel Verständnis, Offenheit und Toleranz kann/muß ich als seine Partnerin aufbringen, ohne mich selbst zu vernachlässigen, aufzugeben, zu verlieren?
Wie machen das andere TVs und deren Partner?

TVs und Partnerinnen gesucht

Seit seiner Offenbarung sind nun einige Wochen vergangen. Wir reden sehr oft über alles, was mit TV zusammenhängt. Die Gespräche sind ausführlich, liebevoll und eine große Bereicherung für uns. Es gibt aber dennoch eine Menge Fragen. Wir denken über vieles nach und drehen uns dabei im Kreise.
Wo kann man sich mit anderen TVs austauschen?
Gibt es auch etwas für die Partner?
In unserer Stadt gibt es eine Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen. Ich bin hin- und hergerissen. Selbsthilfegruppe, das klingt so nach Krankheiten oder "echten" Problemen. Noch während er dort anruft und sich nach einer Gruppe von TVs erkundigt, weiß ich nicht so recht, was ich davon halten soll. Nun denn, Fragen kostet ja schließlich nichts.

Mein Liebster bekommt die Auskunft, daß es wohl mal eine Gruppe gegeben hat. Sie sei jedoch momentan ohne Leitung. Er möge sich bitte etwas gedulden. Es wäre schön, wenn er sich in einem Monat noch einmal melden könnte. Immerhin, es gibt tatsächlich noch andere TVs. Aber wo?

Je mehr Zeit vergeht, desto einsamer fühle ich mich. Besonders, wenn ich mit Freundinnen zusammen bin, wird es mir bewußt, wie sehr ein Geheimnis einen Menschen isolieren kann. Es ist einfach undenkbar, darüber zu sprechen. Plötzlich unterscheide ich zwischen den "wohl prüden" oder den "wahrscheinlich gehemmten" Leuten. Wer weiß schon, was in dem Anderen steckt. Daß das natürlich reine Spekulationen sind, ist mir nur all zu klar.

Männliche Freunde stelle ich mir in Frauensachen vor. Bei einigen fällt es mir leichter als bei anderen. Ich suche nach weiblichen Zügen oder Verhaltensweisen und Eigenschaften. Bist Du vielleicht auch ein TV und lebst, so wie wir, mit einem Geheimnis?

Die Tage und Wochen vergehen. Wie mit der Kontaktstelle vereinbart, fragt mein Freund nach einem Monat nochmal nach der Selbsthilfegruppe. Leider habe sich bislang nichts getan, sagt man ihm. Er solle sich aber in einigen Wochen gern nochmal melden.

Wir sind frustriert und enttäuscht. Warum klappt es mit der Gruppenleitung nicht? Mein Liebster ist fast versucht, selbst die Leitungsaufgaben zu übernehmen, will aber lieber abwarten.

Ich habe mich inzwischen mit dem Gedanken, daß er zu einer Selbsthilfegruppe gehen will, angefreundet. Gerade in den letzten Wochen ist mir klar geworden, wie wichtig - auch für mich - der Kontakt zu anderen Betroffenen ist. Für die Partnerinnen gibt es anscheinend keine Austauschmöglichkeiten.

Am nächsten Tag telefoniert mein Liebster mit dem Magnus-Hirschfeld-Centrum (MHC). Es gebe einen TS-Stammtisch in einer Kneipe, sagt man ihm. Die würden sich einmal pro Woche treffen. Direkter Kontakt zum MHC bestehe aber nicht.

Da man sich dort allerdings nicht sicher ist, ob der Stammtisch noch existiert, bekommt mein Freund die Telefonnummer eines Typen namens Ronald. Der wisse mehr. Leider ist unter dieser Nummer kein Ronald erreichbar, so daß mein Liebster direkt in der Kneipe anruft. Den Stammtisch gebe es noch, sagt man ihm.

Also dann, nun müssen wir seine Ausstattung noch ergänzen. Er will ja schließlich als Frau durchgehen.

Mein Mann nun ganz en femme

Ich kann`s noch gar nicht glauben. Mein Liebster möchte tatsächlich zu diesem Stammtisch gehen. Tja, zwei äußerst wichtige Dinge fehlen ihm aber noch.

In den letzten Wochen hat er sich ausführlich mit der Frage der Brüste und ihrer Beschaffenheit beschäftigt. Sie sollen ja möglichst natürlich wirken. Wir merken schnell, daß der Phantasie hier keine Grenzen gesetzt sind.

Per Internet erfahren wir, daß die einen sich mit Erbsen in Stoffsäckchen helfen oder, daß sich andere mit Gummibrüsten ausstatten. Wieder andere stopfen sich Schulterpolster in den BH und so weiter.

Mein Freund hat sich für die "Reis-im-Strumpf"-Variante entschieden. Die Konsistenz der Brüste ist ganz gut und Mann kann sie sich ganz individuell anpassen.

Ich bin darüber erstaunt, wie intensiv und lange mein Freund sich mit diesem Thema auseinandersetzt. Immer wenn er es mal wieder ins Gespräch bringt, ist er Feuer und Flamme.

Mein Liebster ist nun richtig aktiv. Ich schlage ihm vor, die Mitwirkenden einer Travestie-Show zu fragen, wo es gut verarbeitete, günstige Perücken gibt. Etwas verlegen ruft er dort an. Es stellt sich heraus, daß das "Mädel" namens Lilian am anderen Ende unheimlich nett und hilfsbereit ist.

Der eine Laden, in dem wir bereits waren, sei gut, aber viel zu teuer. Die Auswahl sei recht klein. Sie schlägt einen anderen vor und meint, da müßten wir unbedingt hingehen. Dann solle sich mein Freund in voller Montur die Show ansehen kommen.

Gesagt, getan. Am nächsten Tag geht`s los. Mein Liebster bittet mich, ihm mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Auch, wenn ich inzwischen richtig routiniert mit ihm für ihn Frauensachen kaufen gehe, macht mich der Perückenkauf noch etwas nervös. Es ist dort ja nicht so anonym wie in einem großen Kaufhaus.

In "Lilians" Laden ist der Perückenkauf das Normalste von der Welt. Na ja, die haben sich darauf spezialisiert. Wir finden nicht nur ein gutes günstiges Stück, sondern werden auch noch super beraten. Nervosität ist hier absolut nicht nötig.

Lilian hat ihm auch noch zwei Secondhand-Shops empfohlen. Ansonsten müsse er in die Kaufhäuser gehen. Das tue sie auch. "Nur Mut beim Anprobieren". Lilian meint, Mann müsse nur recht selbstbewußt mit dem Kleid überm Arm in die Kabine gehen. Dann würde niemand etwas sagen.

In letzter Zeit hat sich seine Ausstattung nun um einiges vergrößert. Da sind Brüste, BHs, er hat Wäsche, mehrere Röcke, Strümpfe, Blusen, Schminkutensilien und eine Perücke. Etwas, das man sich nicht kaufen kann, fehlt aber noch.

Sabrina is born

Kurz nach dem Perückenkauf sitzen wir zusammen und reden über Namen. Dieser  ist gut, jener nicht. Irgendwann kommt der Name "Sabrina" ins Spiel. Ich überlege: "Sabrina" hört sich ganz gut an, aber mir ist noch keine begegnet. Scheint eher selten zu sein. Das macht ja nichts. Im Gegenteil, dadurch wird der Name erst richtig interessant.

Plötzlich fragt mich mein Liebster, ob der Name zu ihm passen könnte. Ich wundere mich über diese Überlegung. Nun will er auch noch einen weiblichen Namen. Ok, warum nicht? "Sabrina" gefällt mir auch für ihn. Der Name paßt einfach. Was soll ich sagen? Sabrina is born.

In Kürze mehr!

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