Kurs Süd ..., oder so ähnlich
Etappe4 Kurs Süd..., oder so ähnlich
Ende August 2005
 

So, jetzt aber wirklich ab gegen Süden! Nein, doch noch nicht. Ilonkas Schwester Simone und ihre Tochter Olivia melden sich spontan zum Törn an. Für 99 Euro pro Nase jetten die beiden von Leibzig nach Split. In Trogir (liegt näher am Flughafen Split, als Split selbst) nehmen wir sie an Bord. Trogir ist übrigens auch sehr schön, doch sollte man die Stadt nicht im August, besser in der Vorsaison, besuchen. Wegen schlechten Wetters bleiben wir einen Tag vor Anker hier liegen und dann gehts auf Badetour nach Rogaz auf Solta, sowie in die tolle Bucht "Sesula", auch Insel Solta. Naja, Segeln ist nicht so die Lieblingsbeschäftigung der beiden Mädels. Aber Simone hat toll Punkte gemacht; nicht bei den Baywatchers sondern bei den Weight-Watchers. Kompliment für mehr als 10 heruntergehungerte Kilos (nicht auf dem Törn, sondern eben mit der Punkterei von den "Watchers").

Es ist der 29. August 2005, Aura startet nun endlich gegen Süden. Über Solta, Hvar, Korcula geht es bis zur letzten Insel der dalmatischen Küste: die schöne Insel Lastovo, das soll unser Sprungbrett nach Griechenland sein. Loggestand dort: 1190 Seemeilen. Am 2. September 2005 klarieren wir bei den Hafenbehörden der Insel Lastovo aus. "Auf Wiedersehen, schönes Kroatien!" Unser Ziel ist die Insel Korfu, nördliches Ionisches Meer, Griechenland. Leider gibts bis in den Oktober hinein keine Fotos, da die Digikamera mit der Nachricht "System Error" sich für immer verabschiedet hat. Es hätte allerdings bei unserer Überfahrt auch kaum Zeit gegeben, Fotos zu machen. Spannend war das nämlich. Warum? Weil wir bei guten 4-5 Windstärken recht hohe Wellen hatten, die Gott sei Dank von achtern (hinten) kamen. Wie hoch diese Wellen tatsächlich waren, sahen wir erst im Morgengrauen, oh je, riesig waren diese Wellen! Spannend war es, weil wir nachts gesegelt sind und auf der Adria der Verkehr mit Großschiffen doch beträchtlich ist. Aber es lief alles super. Aura machte ihren Konstrukteuren alle Ehre und wir segelten die ganze Strecke auf einem Bug. Erst kurz vor Landfall und schon bei Tageslicht machten wir eine Halse, da eine riesige Fähre unseren Kurs kreuzte. Naja ... und in Griechenland sind wir auch nicht angekommen. Bei der hohen See wählten wir nicht den kürzesten Kurs, sondern den angenehmsten. Gegen Mitternacht hatten wir die Italienische Küste anvisiert. "So irgendwie in der Gegend von Brindisi" würden wir den Landfall machen. Und das ohne detaillierte Seekarte! Nur einen Übersegler (Großformatige Seekarte) für das östliche Mittelmeer hatten wir an Bord, ferner das gute alte Handbuch von der kaiserlich-königlichen Kriegsmarine aus der Habsburger Zeit (Anfang 20igstes Jahrhundert) dienten uns zur Navigation. Wenn das mal gut geht.... . "Das machen die meisten nur ein einziges Mal" war die Bemerkung von Flo, als wir später telefonierten. Und ja, das mache ich auch nie wieder. Als wir bei Tageslicht vor der itlalienischen Küste einfach die Verfolgung einer Yacht (mit Kurs auf einen nahen Hafen, wie ich vermutete) aufnahmen, wurde mir ganz anders, als ich zuweilen auf das Lot schaute. Bei gut 5 Meilen vor der Küste hatten wir mitunter Tiefen unter 30 Meter! Die erste Nacht an der italienischen Küste verbrachten wir in Villa Nova in einem Yachtclub. Der nächste Tag führte uns nach Brindisi, wo wir 10 Tage in der "Lega Navale Italiana" (Sektion Brindisi) lagen. Ein echter Tip und in jedem Fall der neuen und teuren Yacht-Marina im Vorhafen von Brindisi vorzuziehen! Super nette Leute haben wir hier vorgefunden und das Wichtigste: jeden Abend zauberte das Clubrestaurant gourmet-mäßige italienische Schlemmer-Büffets vom Feinsten! Es machte uns garnicht viel aus, hier so lange auf Einsetzen nördlicher Winde zu warten.

Am 13. September ging es dann weiter. Wind und Wetter sahen gut aus, für die Nachtfahrt von Brindisi nach Korfu. Auch diese insgesamt ca. 140 Seemeilen (bis Korfu Marina Gouvia) waren spannend - echt aufregend. Die "Strasse von Otranto" ist das enge Nadelöhr zur Adria und somit von Berufs- und Großschifffahrt sehr frequentiert. Positionslichter sind bei den Riesendampfern, die unter "Festbeleuchtung" mit tausenden von Lichtern unterwegs sind, ein Witz. Selbst mit dem Fernglas sind diese kaum auszumachen. Und schnell sind sie, diese Dampfer: 20 Knoten Geschwindigkeit ist eher der untere Bereich mit dem die Dinger durch´s Meer rauschen. Um 02:00 in der Nacht verzeichneten wir dann noch NW-Wind mit 7Bf. 35 Knoten Wind liessen Aura mit 9 bis 11 Knoten fahrt dahin schnellen, je nachdem ob es gerade die hohen Wellen rauf oder runter ging. Um 17:00 starteten wir von Brindisi aus; gegen 09:00 morgens am nächsten Tag lag Griechenland voraus. Wir machten also in etwas mehr als 16 Stunden knapp 120 Seemeilen. Um 14:00 Uhr machten wir in Korfu Marina Gouvia fest - froh und auch ein wenig stolz waren wir: Willkommen in Griechenland!

Wie gesagt, leider ist die Digikamera kaputt. Sehr ärgerlich ist das, denn die Insel Korfu und seine Hauptstadt ist bezaubernd. Unverkennbar der venezianische Einfluss. Mit Bus und auch per Moped haben wir Insel und Stadt erkundet. Gerne waren wir dort. Und neueste Anschaffung: eine Gitarre mit Lehrbuch und schön brav üben wir mit diesem Instrument. Mal schauen, wann wir das erste Liedchen spielen können, auf unserer Klampfe. Am 26. September ging es dann von Korfu weiter zur ca. 30 Meilen entfernten Insel Paxos. Schon in Korfu schwärmte uns ein deutsches Transocean-Paar von Paxos vor. Und ja, gerade der Hauptort mit seinem kleinen Hafen - Gaios - ist wirklich total schnuckelig. Auch hier haben wir uns ein Moped ausgeliehen und sind die Insel abgefahren. Der Ärger über die kaputte Digikamera war entsprechend. Gott sei Dank würden wir später auf Lefkas unseren Freund Franz treffen. Wir baten ihn, eine neue Digi aus Deutschland mitzubringen. Während der Wind auf Süd stand - einmal sehr stürmisch, so dass wir Sorge hatten, da Aura längsseits zum Schwell an der Pier lag, sind wir noch um diese Jahreszeit (Ende September) in schönstem türkis-blauen Wasser zum Baden gegangen oder wir beobachteten das Treiben im hübschen Ort Gaios. Das wichtigste Ereignis auf Paxos allerdings sollte der Besuch einer kleinen Katze sein. Nach alter Manier nannten wir sie denn auch gleich "Paxos", beziehungsweise vollständig "Paxos Gaios". Als sie da mal so des Weges an unserem Schiff vorbei kam, rief Ilonka sie gleich und "jump" war sie auf unserem Schiff. Klar, dass es da gleich was feines zu fressen gab und die Streicheleinheiten nicht enden sollten. Paxos blieb an Bord und nach einem Tag "auswärts" kam sie ein zweites Mal zum Schiff. "Also Paxos, wir legen morgen ab, da wir mit dem Franz in Lefkas verabredet sind. Wenn Du mitkommen willst, dann darfst Du das natürlich" erklärte ihr Ilonka mit dem stillen Wunsch, die Katze möge doch das Schiff nicht verlassen. Paxos blieb. Vorspring los, Achterspring los.....; die Katze ist immer noch nicht von Bord gegangen...., Vorleine los, Achterleine los...., Aura schiebt sich mit ihrem Radeffekt von der Pier weg, Paxos ist ganz entspannt und schaut, was da so alles passiert. Achterlicher Wind, prima, Rollfock raus und.... und das Schiff nimmt Fahrt auf und legt sich in den Wind. Bei der Dünung rutscht Paxos auf dem Brückendeck zum Niedergang ein wenig hin und her, findet dann aber Halt in der Vorschot.... . "Also so geht´s nicht, wo bleibt denn da die Seemannschaft?" und Paxos muss runter in die Vorschiffskabine, da wohl nicht der Wind, aber die Welle zunimmt. Am westlichen Horizont liegt eine fette Gewitterfront und bewegt sich in Richtung unserer Kurslinie. "Wenn das mal gut geht?" diese erste Überfahrt von Paxos nach Lefkas. Nach 38 spannenden Seemeilen laufen wir durch die nördliche Einfahrt in den Kanal von Lefkas. Die Gewitterfront verschonte uns. Franz hat uns schon erwartet und wir legen neben seinem Schiff, die Vasiliki, eine Bavaria 36 an. Erstmals nach griechischer Art, vor Buganker mit dem Heck an die Pier.

   
 
© Freitag, 05-Jan-2007
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