| Beilage der TV Today
"Katharina Wackernagel - Abi geschmissen, na und?" °Seit drei Jahren spielen Sie den liebenswerten Teenager "Tanja". Macht das immer noch Spaß? Das Gute an dieser Rolle ist, daß ich mich mit ihr kontinuierlich weiterentwickle, mit ihr erwachsen werde. °Was genau bedeutet das, erwachsener zu werden? Das kann ich nur schwer definieren. Worte wie reif finde ich blöde. Vielleicht bedeutet es einfach, mit sich selbst ein bißchen mehr im Reinen zu sein, nicht mehr die ganze Zeit herumflippen zu müssen, um sich selbst zu finden. °Wenn man über Jahre vor der Kamera den Teenager mimt, birgt das nicht die Gefahr, daß andere Regisseure Sie auch gern als Teenager engagieren wollen? Das ist wahr, und es nervt mich auch ein bißchen. Ich würde gern andere Rollen spielen. Zum Beispiel mal eine Mutter mit Kind. °Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen der Filmfigur Tanja und der Privatperson Katharina? In vielen Dingen sind wir total verschieden. Tanja lebt für den Augenblick, entscheidet aus einer plötzlichen Laune heraus. Ich dagegen überlege lange, bevor ich etwas entscheide, und versuche, Leute nicht vor den Kopf zu stoßen. Tanja ist viel impulsiver, viel spontaner als ich. Ich agiere weniger aus dem Bauch heraus. °Haben Sie Einfluß auf die Gestaltung der Rolle? Regisseur Berengar Pfahl und ich, wir haben ein prima Verhältnis. Das ganze Team redet viel miteinander. Wenn mir Formulierungen zu altmodisch vorkommen oder wenn die Requisite Klamotten anschleppt, die ich nicht mag oder die mit nicht stehen, dann reden wir darüber. °In einschlägigen Gazetten werden Sie als "die Schöne mit dem Babyspeck" bezeichnet. Kränkt Sie das? Ich finde die Formulierung ziemlich blöd und oberflächlich. Ich weiß, daß ich nicht schlank wie ein Model bin, aber ich fühle mich wohl, so wie ich bin. °Ihr Vater ist Regisseur, Ihre Mutter Schauspielerin. Gab's früher Probleme mit den Eltern? Natürlich hatten wir Meinungsverschiedenheiten, aber wir haben viel miteinander gesprochen. Sie haben mir nie etwas verboten. Vielleicht war ich auch ein liebes Kind. °Wegen der Dreharbeiten zu "Tanja" haben Sie das Abitur geschmissen. Bereuen Sie das? Viele haben mich bekniet, nicht von der Schule zu gehen. Heute sehe ich, daß Freunde von mir, die inzwischen das Abitur haben, auch verdammt schwer vorankommen. Das Abi ist kein Freibrief. Dann geht der Kampf erst richtig los. °Haben Sie Vorbilder? Ich finde Woody Allen toll, habe alle seine Filme gesehen. Und mein Oberhit ist "Pulp Fiction". Den habe ich mir mindestens schon fünfmal angeguckt. °Was würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen? Einen Stift und viel Papier. °Stimmt es, daß Sie inzwischen einen Film gedreht haben? Korrekt! Der Kurzfilm heißt "Think Positive" mit Robert Glatzeder und Matthias Schloo. Er wurde auf verschiedenen Festivals gezeigt. Wenn das Budget zusammenkommt, drehen wir vielleicht bald unseren ersten Spielfilm, eine Verwechslungsstory, und mein Bruder schreibt das Drehbuch. °Zusammen mit Matthias Schloo spielen Sie in "Tanja" ein Pärchen. Wie verstehen Sie sich? Die Chemie stimmt zwischen uns. Es hat sich eine richtige Freundschaft entwickelt. °Und wie sieht es privat mit der Liebe aus? Ich bin im siebten Himmel. Er ist Kameramann und heißt Patrick. Mehr verrate ich nicht. °Sie leben in Berlin. Ist Patrick der Grund? Ein Grund. Ich bin dabei, Berlin zu entdecken, finde die Stadt von Tag zu Tag spannender. °Geht es weiter mit der Serie "Tanja"? Also ich finde, wir haben in 39 Folgen eine ziemlich runde Geschichte erzählt. Eine vierte Staffel wird es jetzt nicht geben. Vielleicht erzählen wir die Geschichte in ein paar Jahren weiter. °Ihre Zukunftspläne? Ich würde wahnsinnig gerne Theater spielen und auch weiter Regie führen. Ich will nicht mein Leben lang spielen, möchte vieles ausprobieren und noch mehr aus mir herausholen. |