|
Z e i t u n g s a r t i k e l
|
Berliner Morgenpost
"Eine ehrliche Geschichte - Katharina Wackernagel über ihre Rolle
als "Tanja" in der gleichnamigen Jugendserie"
"Tanja" ist keine der üblichen Heile-Welt-Soaps, sondern
eine realistische Geschichte um Erwachsenwerden, Freundschaft, Freiheit und
Liebe. Die 17jährige Tanja will einfach nur leben. Auch Tanja-Darstellerin
Katharina Wackernagel (21) ist keine der üblichen supergestylten, superdünnen
Blondinen. Mit 18 wurde sie entdeckt. Damals war sie noch Schülerin
in Kassel. Heute lebt sie mit ihrem Freund in Berlin-Schöneberg. "Tanja"
läuft montags um 18:55 Uhr im Ersten. Am 6. September starten 26 neue
Folgen. Das Interview führte Maggie Riepl.
BM: Tanja kriegt Ärger mit ihren Eltern, als sie ausziehen will.
Wie war das bei dir selbst?
KW: Es gab keine Konflikte. Aber meine Eltern haben schon darunter gelitten,
weil mein älterer Bruder damals auch
gerade eine eigene Wohnung genommen hat. Plötzlich
waren alle Zimmer im Haus leer.
BM: Warum wolltest du denn weg?
KW: Ich war ja schon vorher mehrere Monate in Warnemünde zu den Dreharbeiten
von "Tanja". Meine Freunde haben in der
Zeit Abi gemacht. Wir hatten uns auseinander gelebt. Ich wollte einfach
mal in eine größere Stadt.
BM: Wie war der Anfang?
KW: Ein halbes Jahr lang ging es mir nicht gut, ich hatte totales Heimweh.
Inzwischen mag ich Berlin und entdecke immer neue
Ecken. Ich habe jetzt auch gute Freunde hier.
BM: Hattest du früher viele Probleme mit deinen Eltern?
KW: Nee, eigentlich nicht. Es gab Meinungsverschiedenheiten und dann Gespräche.
Sie haben mir nie etwas verboten. Vielleicht
war ich auch kein wildes Kind.
BM: Wie Tanja hast du die Schule vor dem Abi geschmissen. Bereust du das?
KW: Tanja hatte keinen Bock mehr auf Schule. Aufhören, um irgendwie
rumzuhängen, das hätte ich nie gemacht. Bei mir
ging das einfach nicht mehr, Schule oder Schauspielerei,
ich mußte mich entscheiden. Alle prophezeien mir ja, daß
ich das irgendwann bereue. Im Moment seh ich
bei einigen Freunden, wie wenig das Abitur hilft. Bei denen läuft auch
nicht alles glatt.
BM: Haben deine Eltern nicht darauf bestanden, daß du die Schule
zu Ende machst?
KW: Nein, mein Vater ist Regisseur,
meine Mutter Schauspielerin, die haben da volles Verständnis. Ich wüsste
auch gar nicht, was ich anderes machen
sollte. Ich bin bestimmt keine gute Bürokauffrau. In Mathe war ich nämlich
eine Null. Früher habe ich
mir manchmal vorgestellt, dass ich mal ein Restaurant aufmache. Aber das
will ich auch nicht mehr.
BM: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Tanja und dir?
KW: Nee, wir sind eigentlich zwei komplett verschiedene Menschen. Tanja
lebt im Moment, entscheidet viele Dinge aus einer
plötzlichen Idee oder Laune heraus. Ich versuche, Leute nicht so vor
den Kopf zu stoßen. Ich überlege immer
lange, bevor ich mich für etwas entscheide. Tanja ist viel impulsiver,
die macht einfach. Und wenn es ihr nicht passt,
macht sie alles rückgängig. Ich mache auch Fehler, aber auf
ganz andere Art und Weise. Etwa 40 Prozent der Figur
sind von mir.
BM: Kleidest du dich privat anders?
KW: Ja, ich lege mich nicht so fest – mal Jeans und Turnschuhe, mal Minirock
und Stiefel.
BM: Du bist nicht superschlank. In den Zeitungen stand mal „die Schöne
mit dem Babyspeck“. Hat dich das genervt?
KW: Das fand ich blöde. Ich weiß natürlich, dass ich keine
Modelfigur habe, aber ich fühle mich absolut wohl, so, wie ich
bin. Wenn ich wollte, könnte ich natürlich
eine Diät machen. Aber ich esse zu gerne. Außerdem finde ich es
gut, dass da mal jemand im Fernsehen auftritt,
der nicht die Traummaße hat. Es soll ja eine ehrliche Geschichte sein,
keine Serie mit lauter Barbiepuppen
und superglatten Leuten ohne Makel, sondern mit echten Menschen.
BM: Wie lange willst du noch die Tanja spielen?
KW: Das Gute an dieser Rolle ist ja, dass ich mit ihr älter werden
kann. Viel nerviger finde ich, dass ich sonst immer nur
als Jugendliche engagiert werde.
BM: Hast du Vorbilder?
KW: Als Schauspieler? Eigentlich nicht. Ansonsten meine Mutter. Die hat
ihren Beruf erfolgreich ausgeübt und drei Kinder
großgezogen, und wir haben uns nie vernachlässigt gefühlt.
Ich glaube, das ist wichtiger als jede Superkarriere. Zum
Erfolg im Leben gehört auch, dass man sein Privatleben geregelt
kriegt und nicht zu einer eingebildeten Zicke wird,
die auf einem anderen Level lebt.
BM: Wie ist das, berühmt zu sein?
KW: Nun werde ich ja nicht andauernd auf der Straße erkannt, aber
manchmal ist es schon komisch, wenn Mädchen , zum
Beispiel in der U-Bahn, plötzlich gucken und kichern. Anfangs
dachte ich immer „ups, habe ich zwei Nasen im
Gesicht oder was?“, bis ich gemerkt habe,
die haben mich nur erkannt.
BM: Was wünscht du dir für die Zukunft?
KW: Ich würde wahnsinnig gerne Theater spielen und mal Regie führen.
Vor kurzem habe ich mit Robert Glatzeder (spielt bei
„Tanja“ den Nils) und meinem Freund einige Kurzfilme gedreht, das fand ich
aufregend. Ich möchte noch alles
mögliche ausprobieren.
|
|