Wege nach Europa - interdisziplinäre Team-Forschung

Informationsdienst Wissenschaft - idw - - Pressemitteilung
Heidelberger Akademie der Wissenschaften, 03.07.2003

Kulturelle Grundlagen der europäischen Einigung

Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften startet zweiten Schwerpunkt
im Rahmen des Nachwuchsförderungsprogramms WIN
 

Mit der Frage nach den kulturellen Grundlagen des europäischen
Einigungsprozesses beschäftigen sich drei
interdisziplinär zusammengesetzte Forschungsgruppen,
die seit dem 1. Juni 2003 im Rahmen
des WIN-Kollegs von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
gefördert werden.

Das im vergangenen Jahr mit Unterstützung des Landes Baden-Württemberg
eingerichtete WIN-Kolleg ist darauf ausgerichtet, herausragenden
wissenschaftlichen Nachwuchs in Projekten fächerübergreifender Forschung
zu fördern.

Jungen Wissenschaftlern, die an interdisziplinärer
Kommunikation interessiert sind, soll damit ein Forum für
wissenschaftliche Kooperation angeboten werden.

Das Konzept des WIN-Kollegs besteht in der Förderung einer von
Nachwuchswissenschaftlern gestalteten und getragenen interdisziplinären
Team-Forschung zu aktuellen Forschungsschwerpunkten.

Die Arbeitsgruppen
werden administrativ und wissenschaftlich durch die Akademie betreut,
die auf Grund ihrer personellen Zusammensetzung für interdisziplinäre
Forschung besonders prädestiniert ist.

Die WIN-Kollegiaten sind junge Wissenschaftler, die in der Regel nach
der Promotion an Hochschulen bzw. Forschungseinrichtungen des Landes
Baden-Württemberg wissen-schaftlich tätig sind und sich bereits durch
innovative, exzellente Leistungen ausgezeichnet haben. In den auf
maximal fünf Jahre befristeten Projekten wird neben der
fächerübergreifenden Zusammenarbeit auch die Vernetzung der
Forschungsstandorte des Landes gefördert.

Neben den Projekten werden im
Rahmen des WIN-Kollegs auch Workshops und Tagungen zu den ausgewählten
Schwerpunkten unterstützt.

Zum ersten Forschungsschwerpunkt des WIN-Kollegs
"Gehirn und Geist: Physische und psychische Funktionen des Gehirns"
werden seit Juli 2002 drei WIN-Teams mit insgesamt 12 Kollegiaten erfolgreich von der Akademie
gefördert.

Im Rahmen des zweiter Schwerpunkts
KULTURELLE GRUNDLAGEN DER EUROPÄISCHEN EINIGUNG
haben sich folgende Projekte für die Aufnahme in
das Nachwuchsförderungsprogramm qualifiziert:

1. LEGITIMITÄT EINER EUROPÄISCHEN VERFASSUNG UNTER DEN BEDINGUNGEN
NATIONALER VERFASSUNGSTRADITIONEN.
Fragen der horizontalen und vertikalen Gewaltenteilung am Beispiel von
Gesetzgebung und Finanzverfassung.

Georg Jochum, Jura, Konstanz
Niels P. Petersson, Geschichte, Konstanz
Wolfgang Schröder, Philosophie, Tübingen
Katrin Ullrich, Wirtschaftswissenschaften, Mannheim

Ziel des Projekts ist eine interdisziplinär angelegte Untersuchung der
Frage, wie eine europäische Verfassung vor dem Hintergrund der
verschiedenen nationalen Verfassungstraditionen legitimiert werden kann
und wie sich dies auf die konkrete Ausgestaltung einer europäischen
Verfassung auswirkt. Zentrale Punkte sind dabei die Frage nach der
Gesetzgebung und die Frage nach der Finanzverfassung. Anhand dieser
beiden Problemstellungen sollen die grundlegende Frage nach der
Legitimation der Europäischen Union angegangen und daraus konkrete
Vorschläge für eine Organisation der Gesetzgebung und der
Finanzverfassung der Europäischen Union hergeleitet  werden.

2. EUROPA UND DAS HISTORISCHE IMAGINÄRE.
Konstruktion von Vergangenheit als Raum des Politischen.

Frank Bezner, Philologie, Tübingen
Kirsten Mahlke, Literaturwissenschaft, Konstanz

Das Projekt untersucht die zentrale Rolle, die der Rekurs auf die
Vergangenheit für die politische Kultur einer Gegenwart spielt. Gerade
in Zeiten politisch-gesellschaftlicher Umbrüche spielt die Konstruktion
von Vergangenheit eine zentrale Rolle: Über Mythen, Geschichte,
Gedächtnis werden Legitimität, Identität, Interessen und Gegensätze
konzeptualisiert, verteidigt, delegitimiert, gerade im Raum - oder als
Raum - des Politischen. Zentrales Anliegen des Projektes ist es, einen
kulturwissenschaftlichen "Zwischenraum" zu eröffnen, in dem die komplexe
Rolle kultureller Produktion und Symbolisierung bei der Organisation und
Repräsentation von Macht und Ohnmacht in spezifischen europäischen
Kontexten verstehbar wird.

3.WELTERSCHLIEßUNG IM SPANNUNGSFELD VON SYMBOLISCHER UND
UNIVERSALISIERTER RATIONALITÄT.
Diskursivität als Spezifikum der kulturellen Selbstsetzung Europas.

Nadja German, Geschichte, Tübingen
Pavlina Rychterova, Philosophie, Konstanz und Prag
Stefan Seit, Philosophie, Tübingen
Raphaela Veit, Geschichte, Islamkunde, Tübingen

Die europäische Rationalität formiert sich in einem langgestreckten
Ausdifferenzierungsprozess, an dessen Ausgang ein Weltverständnis stand,
das mit Hilfe von Symbolen, Riten und liturgischen Vollzügen den Sinn
des Weltganzen einzuholen versucht. Spätestens seit dem 10. Jahrhundert
treten sukzessive einzelne Wirklichkeitsbereiche auseinander, innerhalb
derer fortschreitend auf Sinnstiftung und Rückbindung an das Ganze
verzichtet wird. Die Orientierungsleistung, die stets des Bezugs auf das
Weltganze bedarf, wird zunehmend auf außerwissenschaftliche Bereiche
verlagert. Damit ist fortan zwischen zwei vermeintlich gegensätzlichen
Perspektiven zu unterscheiden: derjenigen einer symbolisch-integrativen
Weltdeutung einerseits und jener der formalisiert-analytischen
Einzelwissenschaften andererseits.

Das spezifisch Europäische besteht -
so die These des Projektes - darin, wie diese beiden Sphären diskursiv
vermittelt sowie austariert werden.
 

Rückfragen bitte an:

Uta Hüttig
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 06221-543400
Email: [email protected]
 
 
 
 

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Art: überregional, Forschungsprojekte
Sachgebiete: Politik und Recht, Gesellschaft, Sprache und Literatur,
Geschichte, Religion und Philosophie

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