Da ich, wie schon erwähnt, im Jahr 1967 geboren wurde, fiel meine Sturm- und Drangzeit genau in die 80er Jahre. Ich kann eigentlich nur, rückblickend auf diese Zeit, meinen Eltern einen sehr mitleidigen Blick zuwerfen.

Das Ende der Realschulzeit: Ich wollte raus, weggehen, Party machen und Spaß haben. Dieser Wunsch war allerdings sehr einseitig, denn das wollten meine Eltern nicht. Also kam es zu den pubertären Auseinandersetzungen erster Güte, die wohl jede Mutter mit einem 13 - 17jährigen weiblichen Teenager so hat. Ich erinnere mich an eine Geschichte, die ich hier zum besten geben möchte. In dem Alter fängt man an sich zu schminken, "ordentliche Schuhe" (Cowboystiefel) mussten her usw. Ich wurde mehr als 100 mal ermahnt, meine Sachen nicht überall in der Wohnung zu verteilen. Es war ein Tag im Herbst und ich war auf der Suche nach all dem, was man zum Überleben braucht (Schuhe, Klamotten, Schmuck, Schminke). Alles war weg! Tja, was soll ich sagen, meine lieben Eltern hatten so ihre eigene Auffassung von Ordnung mit Töchterchens "lebensnotwendigen Dingen". Sie haben kurzerhand alles in den obersten Zweig einer Riesentanne, die vor ihrem Balkon stand, geworfen. Nach anstrengendem Bemühen mit einem Besenstiel, einer kurzen Leiter und diversen Schimpftiraden gegen meine Eltern hatte ich dann endlich meine Sachen wieder. Es ist aber - soweit ich mich erinnern kann - nichts mehr liegengeblieben.

Allerdings wurden die Nerven meiner Eltern erst in der Höheren Handelsschule so richtig auf die Probe gestellt. Dort hatte ich eine Klassenkameradin, mit der ich mich supergut verstand. Wir machten Hausaufgaben und lernten auch zusammen. Irgendwann überlegten wir, dass wir ja abends auch mal weggehen könnten. Sie schleppte mich in alle möglichen Hard-Rock-Kneipen in und um Bonn. Ich fand das voll cool ... eine ganz andere Welt, die sich da auftat. Die Wochenenden wurden zur Partyzeit erklärt und ich war verschwunden auf irgendwelchen Feten, allerdings habe ich immer meine Telefonnummer hinterlassen, wo ich im Notfall zu finden wäre, in der Hoffnung, dass dieser Notfall niemals eintreten möge. Allerdings habe ich nicht mit der Neugier meiner Eltern gerechnet ...

Es war ein Samstag abend, ich war 17 Jahre alt und schon voll erwachsen. Ich wusste alles und konnte alles. Mal wieder hatte ich meinen Eltern gesagt, wo ich zu finden war. Was ich aber nicht vorhersehen konnte, die zwei kamen auf die glorreiche Idee mich abzuholen! Ich war also in der Altstadt unterwegs in einer (Orginalton meine Mutter) Spelunke mit zwielichten Gestalten. Später erzählte mir meine Mutter, dass sie Papa an der Hand nahm und meinte: "Komm, lass uns wieder nach Hause fahren, unsere Tochter hat uns bestimmt die falsche Adresse gegeben." Als ich dann irgendwann nach Hause kam, wurde ich erst mal verhört. Gutgläubig wie ich bin, erklärte ich, dass ich mich natürlich in diesem Lokal aufgehalten hatte, das nachfolgende Donnerwetter war vom Feinsten.

Es gibt noch viele Geschichten dieser Art, die ich hier nicht unbedingt zum Besten geben möchte. Kurz und knapp gefasst kann ich nur sagen, dass ich eine tolle Jugend hatte und auch die obligatorischen Tanzschulstunden nie vermisst habe.

Ein Dank hier an meine armen gequälten Eltern, die eigentlich das beste getan haben, was man in diesen Jahren des Erwachsenwerdens tun kann, sehr viel Geduld aufgebracht und eine große Toleranz gezeigt haben.



Hosted by www.Geocities.ws

1