Frequently Asked Questions

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Mit diesen FAQ (frequently asked questions) möchten wir auf das weltweite Interesse an der internationalen Living History Vereinbarung antworten, um mögliche Missverständnisse aufzuklären und Fehlinformationen abzuwenden. Die nachfolgenden Fragen sind verschiedenen Forumsdiskussionen über die Vereinbarung entnommen. Kontaktieren Sie uns bitte, falls Ihre Fragen hier nicht beantwortet wurden.

F: Weshalb ist eine solche Distanzierungserklärung notwendig?

F: Worin besteht das Problem, eine NS-Organisation im Rahmen einer lebendigen Geschichtsdarstellung zu präsentieren?

F.: War die Waffen-SS nicht lediglich eine kämpfende Einheit, die zwar formell der SS angehörte, aber eigentlich den Status einer vierten Branche der Wehrmacht hatte? Worin besteht denn das Problem ein Mitglied der Waffen-SS zu porträtieren, wenn diese doch in Wirklichkeit mit normalen Soldaten vergleichbar sind?

F: Andere Reenactment und Living History Gruppen haben bereits ähnliche Distanzierungserklärungen auf ihren Internetseiten. Ist das nicht ausreichend?

F: Warum eine Vereinbarung auf internationaler Ebene?

F: Ist diese Vereinbarung nicht der Versuch, anderen Reenactoren / Darstellern aus dem Bereich der Lebendigen Geschichte vorzuschreiben, was sie tun dürfen und was nicht, wohin sie gehen dürfen und wohin nicht? 

F: Werden durch die Vereinbarung nicht bestimmte Reenactoren diskriminiert und kriminalisiert und Organisatoren erpresst, auf ihren Veranstaltungen bestimmte Darstellungen auszuschließen?

F. Wie kann man akkurate historische Aufklärung betreiben, wenn man bestrebt ist, eine großen Teil der Geschichte von seinem Skript zu entfernen? Ist das nicht der Versuch einer verklärenden Geschichtsverfälschung?

F: Ist es nicht heuchlerisch, bestimmte Branchen des deutschen Militärs als „nicht-parteibezogen“ einzustufen, wo doch alle den Schwur auf Hitler geleistet haben und für seinen Krieg gekämpft haben?

F: Die Wehrmacht hat während des Zweiten Weltkrieges ebenfalls Kriegsverbrechen begangen. Kriegsverbrechen sind Teil eines jeden Krieges. Mitglieder jeder Nation haben internationales Völkerrecht verletzt. Warum wird nur die SS herausgepickt?

F: Wenn die Vereinbarung Nazi Symbole und Abzeichen verbietet, warum gibt es dann Wehrmachtsgruppen auf dieser Internetseite, die den Adler mit Hakenkreuz auf Ihrer Uniform tragen?

F: Wenn Ihr mit niemandem in Verbindung gebracht werden wollt, der Nazi-Symbole und -Uniformen ausstellt, heißt das dann, dass Ihr Euch weigert mit Museen, Bibliotheken, Filmproduzenten, Fernsehen, Geschichtsautoren, Sammlern, etc. zusammenzuarbeiten?

F: Nehmt Ihr nicht alles zu Ernst und schürt unnötigen Hass auf andere Reenactoren? Reenactment ist ein populäres Spaß-Hobby!

F: Wäre es nicht sehr gefährlich, wenn Waffen-SS Reenactment in den Untergrund gedrängt würde?

F: Warum weist diese Webseite keine Referenzadresse für eine verantwortliche Person auf? Ist das nicht unseriös und feige?




F: Weshalb ist eine solche Distanzierungserklärung notwendig?

A: Die historische Nachstellung des Zweiten Weltkrieges in Form von Reenactment / lebendiger Geschichtsdarstellung wird in vielen Länder (insbesondere in Europa) als moralisch außerordentlich zweifelhaft angesehen. Besonders problematisch ist die Darstellung eines deutschen Soldaten, da seine Rolle oft mit einer entsprechenden politischen Gesinnung des Reenactors gleichgesetzt wird. Während beispielsweise die Darstellung von nicht parteizugehörigen Militärbranchen wie Heer, Luftwaffe und Kriegsmarine in vielen europäischen Ländern bereits - unter großen Vorbehalten und nur in beschränktem Umfang - akzeptiert wird, sind politische Darstellung entweder per Gesetz verboten oder unerwünscht aufgrund der Greueltaten, die die Menschen in diesen Ländern erleiden mussten. In solchen Ländern ist die lebendige Darstellung von NS-Organisationen oder die Verbindung zu Gruppen, die eine solche Darstellung betreiben, besonders schädlich für jegliches Bemühen eine lebendige Geschichstdarstellung des Zweiten Weltkrieges in der Öffentlichkeit zu etablieren. 

In Ländern, in denen die lebendige Geschichtsdarstellung von NS-Organisationen erlaubt ist, hat die Anzahl von zwielichtigen Gruppen und Einzelpersonen beständig zugenommen, die öffentlich nationalsozialistische Hass-Symbole präsentieren und die SS glorifizieren. Diese Entwicklung gefährdet insbesondere den Ruf aller herkömmlichen Militärdarstellungen (selbst in den Ländern, in denen NS-Organisationen gar nicht dargestellt werden) und führt zu einer öffentlichen Ablehnung der Living History Szene im Allgemeinen.

Aufgrund dieser Umstände halten wir es für notwendig, dass sich seriöse Reenactment Gruppen und Living History Gruppen von einer Neuschreibung der Militärhistorie durch die Trivialisierung der negativen Aspekte der SS distanzieren mit dem Ziel, nicht jegliche öffentliche Akzeptanz des gesamten Hobbies zu verspielen. 
 


F: Worin besteht das Problem, eine NS-Organisation im Rahmen einer lebendigen Geschichtsdarstellung zu präsentieren?

A: NS-Ideologie und die Tätigkeiten nationalsozialistischer Organisationen während der Zeit des Dritten Reiches sollten weder glorifiziert noch in einer oberflächlichen Weise behandelt werden, die dem vollen Umfang der schrecklichen Verbrechen und unmenschlichen Untaten nicht gerecht werden. Jede Darstellung der NS-Maschinerie oder ihres Personals, die weniger als den vollen Umfang der Greueltaten repräsentiert, erweist der Öffentlichkeit und der Gemeinschaft der Veteranen einen schlechten Dienst und erhält historisches Unrecht aufrecht. 

Darsteller von NS-Organisationen weisen in der Regel darauf hin, dass ihre Impressionen in einem öffentlichen Umfeld akzeptabel sind, solange sie auf eine unpolitische Weise dargestellt werden (zum Beispiel ohne Hitlergruß, ohne rassistische Kommentare oder ideologisch geprägte Lieder, nur unpolitische Kampfsituationen, etc.). Allerdings sind wir der Ansicht, dass, wenn der politisch-ideologische Hintergrund einer politischen Organisation außer Acht gelassen wird, man zugleich den entscheidendsten Teil, den eine solche politische Organisation ausmacht, entfernt und dadurch Geschichte verfälscht wird. Wenn man zum Beispiel den rassistischen, verbrecherischen, terroristischen Charakter der SS ausklammert, verharmlost man die Rolle, die die SS tatsächlich innehatte, und verklärt Geschichte. 

Selbst Kampfsituationen mit Waffen-SS Mitgliedern können nicht angemessen unpolitisch dargestellt werden, weil sich die ideologisch geprägte Ausbildung dieser Personen deutlich von der gewöhnlichen militärischen Ausbildung der Wehrmachtssoldaten unterschied und in der Regel zu erkennbar unterschiedlichem Verhalten in Kampfsituationen (sowie außerhalb der Kampfzonen) führte, was verdeutlicht werden muss. Das Wirken der SS auf dem Schlachtfeld verpackt in den Mythos militärischer Heldentaten verneint die Gesamtheit der unverzeihlich brutalen und verbrecherischen Tätigkeiten der SS und kann dazu missbraucht werden, nationalsozialistische Prinzipen in einem positiven Licht zu zeigen.

Ein weiteres Problem von NS-Darstellungen ist, dass eine außenstehende Person nicht erkennen kann, ob derjenige, der eine Nazi Uniform trägt, nicht doch eine Person ist, die die dahinter stehende Ideologie unterstützt – unabhängig davon, ob bestimmte Handlungsweisen (wie zum Beispiel der Hitlergruß) in der Öffentlichkeit unterlassen werden. Jeder, der eine solche Uniform in der Öffentlichkeit trägt, setzt sich freiwillig dem Risiko aus mit der Ideologie einer verbrecherischen Organisation assoziiert zu werden. Solche Probleme ließen sich leicht vermeiden, wenn für die Darstellung nationalsozialistischer Organisationen lediglich unbelebte Ausstellungen mit angemessenen historischen Erläuterungen benutzt werden. 

Pressemitteilung des Innenministerium Nordrhein-Westfalen (Deutschland) zum Thema:
"Verfassungsschutz warnt vor missbräuchlichem "Re-Enactment" - Behrens: SS-Uniformen kein Spielzeug für Erwachsene" Artikel lesen
 


F.: War die Waffen-SS nicht lediglich eine kämpfende Einheit, die zwar formell der SS angehörte, aber eigentlich den Status einer vierten Branche der Wehrmacht hatte? Worin besteht dann das Problem ein Mitglied der Waffen-SS zu porträtieren, wenn diese doch in Wirklichkeit mit normalen Soldaten vergleichbar sind?

A: Die Waffen-SS war niemals ein Teil der Wehrmacht. Das ist eine der häufigsten Behauptungen neo-faschistischer Revisionisten.

In Wirklichkeit existierte die Waffen-SS als autonomer Zweig der SS unter dem Reichsführer Heinrich Himmler unabhängig von Wehrmachtsrekrutierung und Beförderung, mit eigener Rangordnung, Materialversorgung und administrativer Aufsicht. Die Waffen-SS war konzipiert als eine militarisierte Schutztruppe bestehend aus politisch zuverlässigen Nazi-Elitemannschaften. Ein politisches Durchsetzungsorgan, dessen Aufgabe darin bestand, jeglichen Widerstand gegen die nationalsozialistische Weltanschauung auszurotten. Diese Rolle der SS richtete sich auch gegen die eigene Bevölkerung (selbst gegen die eigenen Militärs, falls notwendig) und wurde während des Krieges auf alle besetzten Gebiete ausgedehnt.

In einem Hitler-Erlass vom 17. August 1938, der als Geburtsstunde der Waffen-SS gilt, heißt es: "Die Verfügungstruppe ist weder ein Teil der Wehrmacht noch der Polizei. Sie ist eine Truppe zu meiner (Hitlers) ausschließlichen Verfügung. Als solche und als Gliederung der NSDAP ist sie weltanschaulich und politisch nach den von mir für die NSDAP und die Schutzstaffel gegebenen Richtlinien durch den Reichsführer-SS auszuwählen." 
Hitler betonte immer wieder, dass er die Aufgabe der Waffen-SS nicht auf rein militärischen Einsatz beschränkt wissen wollte. Beispielsweise äußerte sich Hitler über die Waffen-SS in einem Geheimerlass vom 6. August 1940 in folgender Weise: 
"Das Großdeutsche Reich in seiner endgültigen Gestalt wird mit seinen Grenzen nicht ausschließlich Volkskörper umspannen, die von vornherein dem Reich wohlwollend gegenüber stehen. Über den Kern des Reiches hinaus ist es daher notwendig, eine Staatstruppenpolizei zu schaffen, die in jeder Situation befähigt ist, die Autorität des Reiches im Innern zu vertreten und durchzusetzen."

Die SS und ihre Gliederungen, einschließlich der Waffen-SS, wurden vom NS-Regime dazu verwendet, grausame und gnadenlose Programme durchzusetzen, die die Bevölkerung terrorisierten, um die Macht der NSDAP zu sichern. Dieses beinhaltete die gezielte Verfolgung und Vernichtung der Juden und anderer als minderwertig eingestufter Personen, den mörderischen Betrieb der grauenhaften Konzentrationslager, brutale Folter und inhumane Greueltaten in den besetzten Gebieten, die Verwaltung des Sklavenarbeiter-Programmes sowie die Ermordung und Misshandlung von Kriegsgefangenen. Obwohl die Waffen-SS im allgemeinen als der kämpfende Zweig der SS bezeichnet wird, hatte sie aber  nie die Funktion einer rein militärischen Truppe, sondern war in großem Umfang an verbrecherischen Aktivitäten beteiligt.
Beispielsweise wurde die SS-Division Totenkopf nahezu ausschließlich aus den bewaffneten Wachmannschaften der Konzentrationslager zusammengestellt. Zwischen den KZ-Wachmannschaften und der SS-Division Totenkopf gab es auch während des Krieges einen regen Personalaustausch. Anderes Personal und verschiedene Abteilungen anderer Waffen-SS Einheiten waren ebenfalls Teil des massenmörderischen Systems der Konzentrationslager während unterschiedlicher Phasen des Krieges. Die Waffen-SS wurde also niemals in einer rein militärischen Rolle unabhängig vom nationalsozialistischen Vernichtungsapparat eingesetzt.

Als Folge wurde die SS (einschließlich der Waffen-SS) am 30.September 1946 vom internationalen Militärtribunal in Nürnberg zur verbrecherischen Organisation erklärt, während die Wehrmacht von dem gleichen Vorwurf freigesprochen wurde.
Durch den Freispruch der Wehrmacht als nicht verbrecherisch und der Verurteilung der Waffen-SS als verbrecherisch, hat das Gericht die gänzlich unterschiedliche Natur der Waffen-SS bestätigt. Denn wäre auch die Waffen-SS als Teil der Wehrmacht angesehen worden, hätte sich deren Kriminalität auf beide bezogen. Von daher war die Waffen-SS sowohl in rechtlicher wie in historischer Hinsicht niemals eine vierte Branche der Wehrmacht.

Ebenso kann man die Mitglieder der Waffen-SS nicht als normale Soldaten bezeichnen. Die Ausbildung von Waffen-SS Personal war eindeutig politisch geprägt mit dem Ziel, die Mitglieder ideologisch zu indoktrinieren. Die Ausbildung unterschied sich deutlich von der Ausbildung der Wehrmachtssoldaten. Mitgliedern der Waffen-SS wurde in erster Linie gelehrt, Teil der nationalsozialistischen Elite zu sein. Die militärische Ausbildung kam erst an zweiter Stelle.
Die Waffen-SS lehnte die „alte Schule“ hergebrachter deutscher Militärausbildung ab und glaubte, dass für Deutschlands Wiedergeburt eine neue Lehre benötigt werde, die auf der Überlegenheit der nationalsozialistischen Weltanschauung basiere. Daher war die SS überzeugt, dass umfangreiche politische Indoktrination und die Einstellung, immer Angreifer im Kampf zu sein, wichtiger sei, als eine Grundausbildung in taktischen Manövern. Besonders in den ersten Kriegsjahren waren die politisch indoktrinierten Mitglieder der SS als extrem fanatische Kämpfer berüchtigt, die sowohl gegen feindliche Soldaten wie auch gegen Zivilisten rücksichtslos und mit äußerster Härte und Brutalität vorgingen. Von Anfang an beinhaltete ihr zweifelhafter Ruf Massenmord und umfangreiche entsetzliche Greueltaten gegen ihre Gegner, insbesondere gegen solche, die als rassisch minderwertig oder als Feinde des NS-Regimes eingestuft wurden.

Anmerkung: Es ist uns bewusst, dass nicht alle Mitglieder der Waffen-SS Verbrechen begangen haben und dass nicht alle Mitglieder der Organisation freiwillig beigetreten sind. Letzteres trifft vor allem für die späten Kriegsjahre zu. Aber dieser Sachverhalt ändert nichts an der Tatsache, dass auch diese Personen nichtsdestotrotz einer verbrecherischen Organisation angehört haben. Diese Tatsache muss berücksichtigt werden. Denn wenn zum Repräsentieren einer verbrecherischen Organisation, nur Mitglieder herangezogen werden, die als Individuum selber nicht an Verbrechen beteiligt waren (aber einer Truppe angehört haben, die aktiv an verbrecherischen Aktionen beteiligt war), verfälscht dieses das Gesamtbild.

Zur weiteren Information zwei Artikel zum Thema Waffen-SS:

Sven Felix Kellerhoff: Hitlers mörderische Elite. Verbrecherische Organisation, internationale Kampftruppe oder Endstation der Fanatiker: Was eigentlich war die Waffen-SS? Debatte. Artikel lesen
- Deutsches Historisches Museum: Die Waffen-SS  Artikel lesen


F: Andere Reenactment und Living History Gruppen haben bereits ähnliche Distanzierungserklärungen auf ihren Internetseiten. Ist das nicht ausreichend?

A: Durch die meisten derzeitigen Distanzierungserklärungen werden nur solche Tätigkeiten innerhalb der eigenen Gruppe ausgeschlossen oder verboten, die ohnehin gesellschaftlich als nicht akzeptabel oder sogar strafbar gelten (wie zum Beispiel die Zugehörigkeit zu rechtsradikalen Vereinigungen oder gewalttätiges Verhalten). In der Regel wird aber nicht auf das Problem von SS- und NSDAP-Darstellungen eingegangen, das bestehende Gesetze unterwandert, indem eine „historische Präsentation“ vorgetäuscht wird, um ihren Einbezug zu rechtfertigen. 

Da dieses aber als ein gruppenübergreifendes Problem anzusehen ist, kann die Situation schwerlich durch einzelne Gruppen verbessert werden, sondern hierzu ist eine gruppenübergreifende Vereinbarung notwendig. Durch die gemeinsame Anstrengung möglichst vieler betroffener Gruppen, die diese Distanzierungserklärung mittragen, besteht die Möglichkeit das Hobby positiv umzugestalten und dadurch seine Integrität in der Öffentlichkeit zu bewahren. 
 


F: Warum eine Vereinbarung auf internationaler Ebene? 

A: Die enge Zusammenarbeit zwischen Reenactment Gruppen weltweit erfordert es, Überlegungen in Bezug auf Sachverhalte anzustellen, die die gesamte Living History Gemeinschaft betreffen. Unterschiedliche Gesetze in den verschiedenen Ländern erfordern es zum Beispiel, dass einige Reenactment Gruppen besonders vorsichtig sein müssen, nicht mit Aktivitäten in Verbindung gebracht zu werden, die in ihrem eigenen Land verboten sind. Negative Berichte über Gruppen in anderen Ländern haben ebenfalls einen rufschädigenden Einfluss in den Ländern, in denen solche Berichte gezeigt werden.

Um diese problematische Situation zu verbessern, gibt es ein internationales Interesse daran, bereits existierende Gesetze verschiedener Länder (wie zum Beispiel Frankreich und Deutschland) zu einem weltweit anerkannten Standard auszuweiten. Eine freiwillige Adaption würde die derzeitige Praxis von SS- und Nazi-Sympathisanten unterbinden, das Hobby durch die Ausnutzung von Gesetzeslücken zu missbrauchen, und eine Präsenz zu zeigen, die die Medien in Aufregung versetzt und die öffentliche Meinung nachteilig beeinflusst - zum Schaden der gesamten Reenactment und Living History Szene. 
 


F: Ist diese Vereinbarung nicht der Versuch, anderen Reenactoren / Darstellern aus dem Bereich der Lebendigen Geschichte vorzuschreiben, was sie tun dürfen und was nicht, wohin sie gehen dürfen und wohin nicht?

A: Nein, ist es nicht. Dieses ist eine freiwillige Vereinbarung. Niemand wird gezwungen, Ihr beizutreten. Die aufgelisteten Gruppen sind der Auffassung, dass es in ihrem eigenen Interesse ist, die in der Vereinbarung angesprochenen Aktivitäten nicht zu betreiben, zu fördern oder zu ermutigen. Es ist ihr freiwilliger Entschluss, von solchen Aktivitäten Abstand zu nehmen. 

Wenn in der Erklärung steht, dass wir „aktiv daran mitwirken“ wollen, dass bestimmte Gruppen und Personenkreise nicht gefördert und unterstützt werden, bedeutet dieses nicht, dass wir andere zwingen wollen, Dinge zu tun, denen sie nicht zustimmen. Unsere aktive Mitwirkung besteht darin, an die Vernunft anderer Reenactoren und Veranstalter zu appellieren und zu versuchen, sie mit stichhaltigen Argumenten davon zu überzeugen, eine freiwillige Selbstrestriktion zum Wohle des Hobbies zu unterstützen.
 


F: Werden durch die Vereinbarung nicht bestimmte Reenactoren diskriminiert und kriminalisiert und Organisatoren erpresst, auf ihren Veranstaltungen bestimmte Darstellungen auszuschließen?

A: Nein. Es ist weder diskriminierend, kriminalisierend noch erpresserisch, einen freiwilligen öffentlichen Protest gegen bestimmte lebendige Geschichtsdarstellungen zu unterstützen und freiwillig auf den Besuch von Veranstaltungen zu verzichten, die diese zulassen. Dieses ist eine zulässige demokratische Art und Weise, sein Recht auf freie Meinungsäußerung zu nutzen, friedlich zu protestieren und sich von Aktivitäten zu distanzieren, die unserer Ansicht nach schädlich für das öffentliche Ansehen des Hobbies sind. 

Wir diskriminieren und kriminalisieren keine anderen Reenactoren. Jeder kann weiterhin alle Veranstaltungen seiner Wahl besuchen, solange er keine Uniformen und Abzeichen trägt, die von Gesetzes wegen verboten sind oder vom Veranstalter untersagt werden. Wenn sich jemand persönlich abgelehnt fühlt, weil andere, die Darstellung, die er betreibt, missbilligen (aufgrund vielfältiger guter Gründe), dann ist diese Person vermutlich nicht in der Lage, zwischen seiner Person und der von ihm gewählten Darstellung zu differenzieren.

Es wird auch kein Veranstalter gezwungen (erpresst), irgend etwas zu tun. Es ist seine freie Entscheidung, wen er einlädt und wen er nicht einlädt. Und es ist ebenfalls die freie Entscheidung der Gruppen, welcher Einladung sie folgen und welcher nicht. Alles ist völlig freiwillig.
 


F. Wie kann man akkurate historische Aufklärung betreiben, wenn man bestrebt ist, eine großen Teil der Geschichte von seinem Skript zu entfernen? Ist das nicht der Versuch einer verklärenden Geschichtsverfälschung?

A: Weder wird ein großer Teil der Geschichte vom Skript entfernt, noch versuchen wir, Geschichte zu verklären und zu verfälschen. Im Gegenteil. Wenn man die gesamte Vereinbarung liest, wird dieses deutlich. Wir sind zwar gegen SS-Reenactment, befürworten aber andere Methoden der geschichtlichen Aufklärung, die kein Reenactment beinhalten. Die Begründung dafür wird auch gegeben: weil wir der Ansicht sind, dass Reenactment alleine nicht geeignet ist, die schrecklichen Greueltaten und den geplanten und verübten Mord von Millionen von Menschen, der von den Nationalsozialisten initiiert und verübt wurde, angemessen zu vermitteln.

Aber wir sind der Auffassung, dass in der Tat ein großer Teil der Geschichte „entfernt“ und Geschichte verklärt und verfälscht wird, wenn SS Reenactment Gruppen die umfangreiche Geschichte der SS Tätigkeiten außerhalb der Kampfgebiete ausklammern und kämpfende SS Einheiten als „normale Soldaten“ darstellen.
 


F: Ist es nicht heuchlerisch, bestimmte Branchen des deutschen Militärs als „nicht-parteizugehörig“ einzustufen, wo doch alle den Schwur auf Hitler geleistet haben und für seinen Krieg gekämpft haben?

A: Nein, ist es nicht. Im Gegensatz zu NS- und NS-parteibezogenen Organisationen, die in der Erklärung erwähnt werden, war die Wehrmacht mit ihren Truppenteilen Heer, Luftwaffe und Kriegsmarine Teil des traditionellen nationalen Verteidigungsapparates, der vor die Zeit der Machtübernahme der Nationalsozialisten zurückreicht.

Der Vorläufer der Luftwaffe war zwar nach dem Ersten Weltkrieg während der Zwischenkriegsjahre suspendiert worden, weil es Deutschland aufgrund des Versailler Vertrages nicht erlaubt war, eine eigene Luftstreitmacht zu unterhalten. Aber als 1935 die Luftwaffe aufgebaut wurde (rechtlich gesehen ein Bruch des Vertrages von 1919), knüpfte diese eindeutig an die Tradition ihres Vorläufers aus dem Ersten Weltkrieg an und führte diese weiter. Dass die Luftwaffe eindeutig der Wehrmacht zugeordnet und nicht als Parteiorganisation angesehen wurde, zeigt sich auch daran, dass die Dienstgrade der Wehrmacht übernommen wurden.
Von daher waren weder die Luftwaffe noch das Heer oder die Kriegsmarine bewaffnete Komponenten, die ursprünglich von der NSDAP nach der Machtergreifung gegründet wurden, noch waren sie integraler Bestandteil der NSDAP im Gegensatz zur SS, SD, Gestapo, etc.

Es ist wahr, dass diese nationalen Verteidigungseinrichtungen ebenso für Hitlers Sache kämpften, aber im Gegensatz zur SS und anderen parteizugehörigen Organisationen, hielten sie sich institutionell an das internationale Völkerrecht und verfügten über Behörden zur Verfolgung von Kriegsverbrechern. Als Folge wurde die Wehrmacht nach dem Krieg nicht als verbrecherische Organisation verurteilt im Gegensatz zur SS. Das ist ein entscheidender Unterschied, der es unserer Ansicht nach möglich macht, diese Branchen als reguläre deutsche Kampfverbände zu reenacten. 
 


F: Die Wehrmacht hat während des Zweiten Weltkrieges ebenfalls Kriegsverbrechen begangen. Kriegsverbrechen sind Teil eines jeden Krieges. Mitglieder jeder Nation haben internationales Völkerrecht verletzt. Warum wird nur die SS herausgepickt?

A: Es gibt hier einen entscheidenden Unterschied. Während die SS (einschließlich der Waffen-SS) vom Internationale Militärtribunal in Nürnberg zur verbrecherischen Organisation erklärt wurde, hat das gleiche Gericht die Wehrmacht von den gleichen Anklagepunkten freigesprochen.

Disziplinierte nationale Streitkräfte, die rechtliche Maßnahmen gegen ihre Mitglieder ergreifen, die gegen internationales Völkerrecht verstoßen, werden als legitime kämpfende Truppen und nicht als verbrecherische Organisationen angesehen. Im Gegensatz zur SS, hat die Wehrmacht sich institutionell bemüht, internationales Völkerrecht einzuhalten und unterhielt eine sehr aktive Wehrmacht-Untersuchungsstelle für Verletzungen des Völkerrechts. Diese untersuchte und bestrafte wirksam Wehrmachtspersonal, das an Kriegsverbrechen beteiligt war. Als Beispiel kann die harte Bestrafung der Täter angeführt werden, die nach der Ermordung britischer Kriegsgefangener in Afrika 1942 erfolgte.

Von daher kann die Wehrmacht ebenso wie alle anderen legitimen Streitkräfte während des Zweiten Weltkrieges, obwohl sie ebenfalls grausame Kriegsverbrechen begangen hat, nicht mit einer Organisation gleichgesetzt werden, die wie die SS als gesamte Institution für verbrecherisch erklärt wurde. 

(Quelle: "The Wehrmacht War Crimes Bureau, 1939-1945", von Alfred M. de Zayas, Lincoln/ London, 1989.)
 


F: Wenn die Vereinbarung Nazi Symbole und Abzeichen verbietet, warum gibt es dann Wehrmachtsgruppen auf der Internetseite, die den Adler mit Hakenkreuz auf Ihrer Uniform tragen?

In der Vereinbarung steht: „Durch diese Erklärung möchten wir aktiv daran mitwirken, dass Gruppen und Einzelpersonen, die Miglieder NS- oder NS-parteibezogener Organisationen darstellen oder vorsätzlich oder unwissentlich NS-Gedankengut oder verwandte Ideologien durch das Repräsentieren von NS- oder NS-parteibezogener Organisationen und diesen Organisationen zuzuordnenden Symbolen und Abzeichen verbreiten, nicht gefördert und unterstützt werden.“

A: Mit anderen Worten, alle Symbole und Abzeichen, die von NS- oder NS-parteibezogenen Organisationen verwendet wurden, werden abgelehnt. Das Heer, die Luftwaffe und die Kriegsmarine waren drei separate traditionelle Branchen des deutschen nationalen Verteidigungsapparates. Die von ihnen getragenen Abzeichen des Adlers mit Hakenkreuz unterschieden sich sowohl im Design als auch von ihrer  Plazierung auf der Uniform von denen NS- oder NS-parteibezogener Organisationen. 
In jedem Fall halten alle aufgeführten Gruppen, die in ihren Ländern geltenden Bestimmungen hinsichtlich entsprechender Symbole und Abzeichen ein.
 


F: Wenn Ihr mit niemanden in Verbindung gebracht werden wollt, der Nazi Symbole und Uniformen ausstellt, heißt das dann, dass Ihr Euch weigert mit Museen, Bibliotheken, Filmproduzenten, Fernsehen, Geschichtsautoren, Sammlern, etc. zusammenzuarbeiten?

A: In der Erklärung heißt es: "Indem wir die Darstellung politischer Organisationen ablehnen, wollen wir keinesfalls einen Beitrag zu einer geschichtlichen Verfälschung des Themas leisten. Aber die außerordentliche Problematik der unmenschlichen ideologisch-politischen Ziele der Nationalsozialisten und die daraus resultierenden Verbrechen ihrer militärischen und paramilitärischen Organisationen sind moralisch nicht vertretbar und können unserer Ansicht nach in einer lebendigen Geschichtsdarstellung (Living History/Reenactment) nicht angemessen umgesetzt werden, ohne die historischen Tatsachen zu simplifizieren oder zu verharmlosen. Aus diesem Grunde bevorzugen wir ausdrücklich die Aufarbeitung dieses Themas durch Ausstellungen, Dokumentationen, Biographien und andere angemessene edukative Methoden jenseits der lebendigen Darstellung."

Mit anderen Worten, wir befürworten jede Zusammenarbeit mit Museen, Bibliotheken, Reenactment Gruppen, etc. die alternative Aufklärungsmethoden verwenden. Wir befürworten die Zusammenarbeit mit Film, Fernsehen, Dokumentationen, Autoren, Sammlern und jedem, der ein Interesse daran hat, über die schrecklichen Taten der verbrecherischen rassistischen NSDAP, ihrer inhumanen Zielsetzung und Vorgehensweise, ihrer Massenvernichtungs- und Deportationsmachinerie, ihren unmenschlichen Abschlachtungsprozessen angemessen aufzuklären,– aber nicht mit denen, die sich kostümieren, um positive Propaganda für die SS zu machen.
 


F: Nehmt Ihr nicht alles zu Ernst und schürt unnötigen Hass auf andere Reenactoren? Reenactment ist ein populäres Spaß-Hobby!

A: Es ist weder eine populäre noch eine spaßige Freizeitaktivität eine verabscheuungswürdige rassistische verbrecherische Organisation wie die SS darzustellen, vor allem, wenn eine solche Darstellung dem Ansehen des Hobbies in der Öffentlichkeit schadet. Es war die SS und ihre Kohorten, die Hass und Intoleranz schürten, nicht diejenigen, die sich der SS in irgendeiner Art und Weise entgegenstellen.

Natürlich kann man bei diesem Hobby auch Spaß auf vielerlei Weise haben, aber es als „Spaß-Hobby“ zu bezeichnen ist respektlos gegenüber allen, die den Horror des Krieges erlebt haben, speziell gegenüber den Opfern der SS. Kriegszeiten zu reenacten erfordert Sensibilität, Verantwortungsbewusstsein und Respekt gegenüber jenen, die gekämpft haben, die gelitten haben und die gestorben sind.
 


F: Wäre es nicht sehr gefährlich, wenn Waffen-SS Reenactment in den Untergrund gedrängt würde?

A: Wir können keinen Nachteil für das Reenactment und die Living History Gemeinschaft ausmachen, sollte Waffen-SS Reenactment in den Untergrund gedrängt werden und von der öffentlichen Bildfläche verschwinden. Wir sind der Auffassung, dass es viel gefährlicher ist, wenn gewisse Reenactoren eine öffentliche Plattform erhalten, NS-Ideoligie zu glorifizieren und NS-Verbrechen zu verharmlosen. Öffentliche Auftritte geben ihnen die Chance, ihre neo-faschistische Propaganda zu verbreiten und neue naive Anhänger zu gewinnen. Solche Aktivitäten werden „im Untergrund“ fern von öffentlichen Veranstaltungen deutlich schwieriger umzusetzen sein.
 


F: Warum weist diese Webseite keine Referenzadresse für eine verantwortliche Person auf? Ist das nicht unseriös und feige?

A: Innerhalb Europas ist es zwar üblich, dass auf den Internetseiten eine Kontaktadresse der Person bereitgestellt wird, die für den Inhalt und die Gestaltung der Website veranwortlich ist, aber als die Idee dieser internationalen Vereinbarung aufkam, gab es eine Fülle hasserfüllter Drohungen – speziell gegen alle Personen, die eine solche Vereinbarung öffentlich unterstützt haben. Daher erschien es uns zwingend erforderlich, Einzelpersonen gegen mögliche Übergriffe zu schützen. Deshalb haben wir für unsere Internetseite einen Server außerhalb der Europäischen Union ausgewählt, wo es nicht erforderlich ist, ein Impressum zur Verfügung zu stellen. Unsere Identität verschleiern wir aber dennoch nicht, denn alle Gruppen, die diese Erklärung ( die das Ergebnis internationaler Zusammenarbeit verschiedener Personen ist) unterstützen, sind ja auf dieser Internetseite aufgelistet.
 

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