DIE
SCHLACHT UM VERDUN |
KAMPFHANDLUNGEN |
1914
- DIE ERSTEN KRIEGSTAGE |
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Am
1. August 1914, um 17 Uhr,
wurde in Deutschland die
allgemeine Mobilmachung
verkündet. Reservisten und
Freiwillige eilten zu Fuß
oder mit der Bahn mit ihren
Koffern in die Kasernen.
Deutsche
Soldaten auf dem Weg zur Westfront, 1914
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Mit Beginn des Ersten Weltkrieges in Europa endete eine lange
Zeit eines brüchigen Friedens. Für den Ausgang der Kämpfe
war die Westfront entscheidend, denn hier standen sich die
Armeen der beiden Großmächte Frankreich und Deutschland
gegenüber. Die Franzosen konnten die Deutschen aber nicht
besiegen, da diese über ein wesentlich größeres
Menschenpotential verfügten. Die Deutschen vertrauten ihrem
Schlieffenplan
mit dem sie ihre Feinde schnell überwältigen wollten, "doch
kein Plan überlebt die erste Feindberührung" (Helmuth von
Moltke).
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Helmuth
von Moltke (1848-1916)
Der neue
Generalstabschef änderte 1909 den
Schlieffenplan, indem er das Verhältnis der Kräfte des linken zum
rechten Flügel veränderte. Ein
militärischen Erfolg wurde damit noch
unwahrscheinlicher.
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Nach einer Denkschrift des früheren
Generalstabschefs, des
Grafen
Alfred von Schlieffen (1833-1913),
vollzog sich im Westen der enorme Aufmarsch des
deutschen Heeres, das so stark war wie das
französische. Den Kriegsplan hatte von
Schlieffen zwischen 1891 und 1906 entwickelt. Der
Plan war eine Antwort auf den drohenden
Zweifrontenkrieg gegen
Frankreich und Russland:
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Der deutsche vom
Schlieffenplan abweichende Vormarsch im
August-September 1914. Die deutsche 7. Armee
sammelte sich in der Gegend um Straßburg.
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Da
Deutschland einen Zweifrontenkrieg auf Dauer nicht
führen konnte, mußte es auf einem der
Kriegsschauplätze kurzfristig siegen. Da das
russische Heer eine längere Mobilmachung
benötigte und den Raum für einen strategischen
Rückzug hatte, sollte der Sieg zuerst an der
Westfront errungen werden. Noch vor der russischen
Mobilmachung mußte also Frankreich geschlagen
werden! Eine
gewaltige Schwenkbewegung deutscher Armeen mit Drehpunkt
Metz/Diedenhofen
an der
belgisch-französischen Grenze entlang nach
Westen, dann nach Südwesten, mit dem rechten
Flügel westlich an Paris vorbei, nach Südosten
einschwenkend, sollte die französische Armee
vernichten.
Ziel
der militärischen
Besetzung im Westen
sollte sein:
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Langfristige Sicherung der
politischen und ökonomischen Herrschaft über Belgien
und Frankreich.
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Im vorgesehenen
Aufmarschgebiet sammelten sich sieben deutsche Armeen. Der deutsche
Aufmarsch war am 16. August vollzogen, allerdings unter
Verstoß gegen die Grundsätze des
Schlieffenplans (u.a. durch
die Schwächung der Stoßkraft für eine offensive
Bewegung).
Zur
neueren Diskussion über den Schlieffenplan:
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Vgl.
Terence M. Holmes: Der Schlieffen-Plan des
Friedrich von Bernhardi: Zur Beilegung eines
mythischen Streitfalls, in: Militärgeschichtliche
Zeitschrift (MGZ) 63 (2004), Heft 2.
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Der
Schlieffenplan. Analysen und Dokumente. Im
Auftrag des Militärgeschichtlichen
Forschungsamtes und der Otto-von-Bismarck-
Stiftung hg. von Hans Ehlert, Michael Epkenhans
und Gerhard P. Groß, Paderborn 2006.
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Seit
dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 hatte
man die französische Festung
Verdun systematisch
ausgebaut. Die neue Grenze zum jungen
Deutschen Reich wurde mit modernen Festungsanlagen
gesichert. Zuletzt besaß Verdun, das als
neuer militärischer Pfeiler für das verloren
gegangene Metz galt, u.a. 20 Sperrforts und 40
Zwischenwerke. 1914 war
Verdun die stärkste Verteidigungsanlage
Frankreichs. Schon
im August 1914 operierte in Lothringen im Zuge
des deutschen Vormarsches die
deutsche 5. Armee unter ihrem Führer
Kronprinz Wilhelm von Preußen im Sektor
Verdun, nur 5 Kilometer nordöstlich der Stadt. Der
5. deutschen Armee stand die französische 3. Armee unter
General Sarrail gegenüber. Am 28.
August wurde das nicht weit entfernte
nördlich von Verdun liegende Montmédy von den Deutschen besetzt.
Der erste
deutsche Angriff auf Verdun blieb jedoch ohne
Erfolg.
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Joseph
Joffre (1852-1931)
führte
die französischen Soldaten in den Ersten Weltkrieg.
Nach dem
Sieg in der Schlacht an der Marne wurde Joffre als
Retter Frankreichs bejubelt. 1915 blieb er aber ohne
militärische Erfolge.
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Erich
von Falkenhayn (1861-1922)
Moltke wurde am 14. September 1914 durch den
Kriegsminister Generalleutnant Erich von Falkenhayn
(1861-1922) abgelöst.
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DER
AUFMARSCH DER DEUTSCHEN 5. ARMEE |
Die deutsche
5. Armee,
unter dem Oberbefehl des Kronprinzen Wilhelm von
Preußen
(1882-1951), hatte man
auf die Festung Verdun
angesetzt. Ende August 1914 traf die Kronprinzen-Armee
vor Verdun mit dem Befehl ein, die
Festung einzukreisen. Am 30. August erreichte die 5.
Armee, bestehend aus dem Schlesischen V., dem
Württembergischen XIII. und dem XVI. Armeekorps, dem
Westpreußischen V. und dem Schlesischen VI. Reservekorps
die Frontlinie Stenay-Dun-sur-Meuse-Sivry-sur-Meuse-
Flabas-Romagne-sous-les-Côtes-Gincrey und Etain.
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V.
Armeekorps |
Bahnfahrt:
Posen-Cottbus-Darmstadt-Gerstlingen
(3 Tage). Ausgeladen: 9.-15. August |
XIII.
Armeekorps |
Bahnfahrt:
Ulm-Diedenhofen-Metzerwiese
(1 Tag). Ausgeladen: 7.-9. August |
XVI.
Armeekorps |
War
schon im Aufmarschgebiet stationiert. |
V.
Reservekorps |
Bahnfahrt:
Posen-Heidelberg-Eiweiler
(3 Tage). Ausgeladen: 10.-16. August |
VI.
Reservekorps |
Bahnfahrt:
Breslau-Bayreuth-Saarbrücken
(2,25 Tage). Ausgeladen: 11.-17. August |
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Bis
zum 11. September konnten die Franzosen mit Hilfe ihrer Festungsbauten
einen deutschen Durchbruch nach Verdun
verhindern. Hinzu kam, daß sich im Zuge der Marne-Tragödie
auch die 5. deutsche Armee bis in die Argonnen
zurückziehen
mußte.
Zwischen dem 12.-15. September
rückte die deutsche 5. Armee auf
die Frontlinie Apremont-Baulny-Montfaucon-Gercourt-nördlicher
Argonnerwald zurück. Es begannen die
Frontflügelkämpfe bei Les Eparges und
Vauquois.
Der
deutsche Vormarsch war somit endgültig
gescheitert. Die von den Deutschen
abgebrochene Marneschlacht hatte eine
weitere Einkreisung der Festung Verdun verhindert! Vom alten
Schlieffenplan
war nur wenig geblieben!
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Der
Armeeabteilung Strantz
gelang zwischen dem 18. und dem 25. September in Begleitung des III. Bayerischen Armeekorps St. Mihiel zu
erreichen und einen weiten Bogen in die französische Front zu
treiben.
Am 21.
September wurde die Höhe Les Eparges
von deutschen Truppen
eingenommen. Die
10. Reserve-Division nahm dann am 24. September die
wichtigen Höhen 307 und
310 nördlich von Ornes bei Verdun
ein. Ende
des
Monats September erreichten I.R. 22 und I.R. 156 die Dörfer
Malancourt und Haucourt bei
Verdun.
In
Westbelgien und Nordfrankreich erstarrte im November die Front. Auch
in den Argonnen begann endgültig der Stellungskrieg. Auf
Grund der defensiven Kriegsführung beider Parteien
entstand von der
Schweizer Grenze bis zur Nordsee auf einer Länge von fast 700
Kilometern ohne ein strategisches Konzept ein
endloses System von Schützengräben ohne Aussicht auf besonders
nennenswerte Geländegewinne.
Am
14. Dezember drangen die
Franzosen vor
Verdun
gegen die Höhen 307 und 310 vor. Am 20.
eroberten sie in den Consenvoye-Wald bei
Verdun. Am 22. Dezember vertrieben
französische Soldaten des R.I.R. 7 die Deutschen kampflos
aus dem Dorf Haumont vor
Verdun.
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DER
GESCHEITERTE BEWEGUNGSKRIEG |
Die Zeit schneller militärischer Erfolg war
endgültig vorbei. Die französische Armee hatte sich stabilisiert
und leistete auch vor Verdun erbitterten Widerstand.
Der anfängliche Angriffsschwung der deutschen Armeen war
verlorengegangen. Die
Festung Verdun
blieb als
Frontausbuchtung bestehen. Verdun
stellte einen markanten Eckpunkt dar, von dem aus die Front durch
den westlich liegenden Argonnerwald in Richtung Westen verlief.
Mit
Beginn des harten Winters waren große Operationen nicht mehr
möglich. Alle beteiligten Armeen
glaubten, den Krieg im
Frühjahr erfolgreich wieder aufnehmen zu können!
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27.08.
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Befehl
zur Einkreisung Verduns. |
September |
Vor
Verdun bleibt der deutsche Angriff stecken.
Beginn der Frontflügelkämpfe bei Les Eparges
und Vauquois. |
08.09.
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Die
Deutschen beginnen mit dem Beschuß des Forts
Troyon. |
21.09.
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Die
Deutschen nehmen die Höhe Les Eparges ein. |
24.09.
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Die
10. Reserve-Division nimmt die wichtigen Höhen
307 und 310 nördlich von Ornes ein. |
September |
Ende
des Monats besetzen I.R. 22 und I.R. 156 die Dörfer
Malancourt und Haucourt. |
Oktober |
Zu
Anfang des Monats besetzt das I.R. 19 kampflos
das Dorf Brabant. Beginn des Stellungskrieges
in den Argonnen. |
14.12. |
Die
Franzosen gehen gegen die Höhen 307 und 310
vor. |
20.12. |
Die
Franzosen dringen in den Consenvoye-Wald ein. |
22.12. |
Die
Franzosen vertreiben die Soldaten des R.I.R. 7
kampflos aus dem Dorf Haumont. |
Quellen
und Literatur:
-
Chickering, Roger: Das Deutsche Reich und der Erste Weltkrieg,
München 2002.
-
Fischer, Kurt/ Klink, Stephan: Spurensuche bei Verdun,
Bonn 2000.
-
Keegan, John: Der Erste Weltkrieg. Eine europäische
Tragödie, Reinbek bei Hamburg 2000.
-
Knipping, Andreas: Eisenbahnen
im Ersten Weltkrieg, Freiburg 2004.
-
Werth, German: Verdun. Die
Schlacht und der Mythos, Bergisch Gladbach 1979.
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Weiterführende
Literatur:
- Beil, Christine
u.a.: Der Erste Weltkrieg, Berlin 2004.
- Berghahn,
Volker: Der Erste Weltkrieg, München 2003.
- Der
Schlieffenplan. Analysen und Dokumente Im
Auftrag des Militärgeschichtlichen
Forschungsamtes und der Otto-von-Bismarck-Stiftung
hg. von Hans Ehlert, Michael Epkenhans und Gerhard
P. Groß, Paderborn 2006.
- Ferguson,
Niall: Der falsche Krieg. Der Erste Weltkrieg und
das 20. Jahrhundert, München 2002.
- Fischer,
Fritz: Griff nach der Weltmacht. Die Kriegspolitik
des kaiserlichen Deutschland 1914/ 18, Düsseldorf
1977 (Nachdruck von 1967).
- Fromkin,
David: Europas letzter Sommer, München 2005.
- Hirschfeld,
Gerhard u.a. (Hg.): Enzyklopädie Erster
Weltkrieg, Paderborn 2003.
- Tuchmann,
Barbara: Aufgust 1914, Taschenbuch, Ffm. 2001.
- Wehler,
Hans-Ulrich: Das Deutsche Kaiserreich 1871-1918,
Göttingen 1983.
|
weiter
mit Kriegsverlauf:
Die große Illusion
Schon Anfang des
Jahres 1915 entwickelten sich in Nähe des Dorfes Cuisy, westlich
der Maas, heftige Kampfhandlungen. Für den Stellungskrieg wurde eine
neue Kampfmethode entwickelt: die Unterminierung der feindlichen
Stellungen mit anschließender Besetzung.
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