„Konnersreuth“ eine „Ewige Lüge“

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Das „Rätsel von Konnersreuth“ ist bekanntlich längst gelöst - keine Wunder, nur höchst irdisches Blendwerk. Spätestens seit die römische Kurie allen Bemühungen um eine Seligsprechung der Hauptdarstellerin eine definitive Absage erteilt hat, ist der Fall auch kirchenrechtlich „gestorben“. Dass gleichwohl heillos Wundersüchtige die alten Märchen immer wieder aufs neue zu verbreiten suchen, überrascht den Fachmann nicht, zeigt sich darin doch die typische „Abschottung gegen Erfahrungstatsachen“, die jedweden Aberglauben kennzeichnet.

Derlei „Nachwehen“ interessieren deshalb im allgemeinen nur Volkskundler und antiquarische Kuriosa-Liebhaber. Anders wenn dadurch Belange der Allgemeinheit tangiert erscheinen, etwa wie hier das Ansehen der Kirche. Dann ist es geboten, falschen Behauptungen entgegenzutreten, vor allem, wenn solche von Leuten ausgehen, deren Berufspflicht es wäre, sie zu bekämpfen. Und wer wäre dazu berufener als Josef Hanauer, der bekannte Geschichtsschreiber von "Konnersreuth". Als anerkannt bester Kenner der Materie hat er in dieser Arbeit neuerliche Versuche der Wunder-Lobby, den alten Skandalfall wieder aufzuwärmen, auf ihre Stichhaltigkeit überprüft. Das Ergebnis wird den Sachkenner nicht verwundern: Gewogen und zu leicht befunden!

Was dabei alles herausgekommen ist, bildet eine Fundgrube nicht nur für Aberglaubenssammler, sondern auch für Kriminalisten und forensische Psychologen. Man sieht, auf welche Irrwege es führt, wenn die Erfahrungen von Psychologie und Psychopathologie der Zeugenaussage, die jeder Staatsanwalt und jeder Richter beherrschen muss, will er nicht Fehlurteile provozieren, im Kanonisationsverfahren unbeachtet gelassen werden. Dass sich dabei auch amüsante Einblicke in Allzumenschliches in diesem Bereich eröffnen, wird dem Leser nicht unwillkommen sein. Immer wieder wird deutlich, mit wie wenig Kompetenz von verantwortlicher Seite das Phänomen des Sakralschwindels angegangen zu werden pflegt. Zur sachgerechten Einschätzung reichen hier theologische Kenntnisse keinesfalls aus - um Glaubensfragen handelt es sich ohnehin nicht -, gefordert ist vielmehr kriminalistisches Denken, denn nur dieses kann zu richtigen Lösungen fuhren - wie Hanauer es uns demonstriert.

Pseudomystische Wundersucht wird man damit natürlich nicht kurieren können. Denn echter Aberglaube ist bekanntlich kritiksicher. Aber darauf kommt es auch gar nicht an. Vielmehr ist es Hanauers erklärtes Ziel, seine Kirche vor Schaden zu bewahren. Das ist ihm gelungen.

Wolf Wimmer


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Letzte Änderung: 16. Dezember 2003