Was uns bleibt, wenn Deutschlands
Säulen brechen,
Wenn der
Götter Stimme trügt,
Wenn der Menschen Wunden sich nicht
rächen,
Wenn das heiligste
Vertrauen lügt,
Wenn umsonst die aufgeblitzte
Jugend
Um des Vaterlandes
Kerker stürmt,
Und des Volkes spartergleiche
Tugend
Fruchtlos Leichen
über Leichen türmt?
Was uns bleibt, wenn wir trotz unserm
Rechte
Knirschend vor dem
falschen Glücke stehn,
Und des Wütrichs feile Henkersknechte
Mordend durch der Freiheit Tempel gehn?
Was uns bleibt, wenn unser Blut
vergebens
Auf des
Vaterlandes Grab verraucht,
Und der Freiheit Stern, der Stern des
deutschen Lebens,
An dem
deutschen Himmel niedertaucht?
Was uns bleibt? Rühmt nicht des Wissens
Bronnen,
Nicht der Künste
friedensreichen Strand!
Für die Knechte gibt es keine
Sonnen,
Und die Kunst
verlangt ein Vaterland.
Aller Götter Stimmen sind
verklungen
Vor dem Jammerton
der Sklaverei,
Und Homer, er hätte nie
gesungen:
Doch sein
Griechenland war frei!
Was uns bleibt? - Ein christliches
Ertragen
Wo des Dulders
feige Träne taut?
Soll ich selbst den Altar mir
zerschlagen,
Den ich mir im
Herzen aufgebaut?
Soll ich das für Gottes Finger
halten,
Wo der Menschheit
Engel Rache schreit?
Wo die Teufel teuflisch
walten,
Das kann nur ein
Sieg der Hölle sein.
Bleibt uns nichts? - Fliehn alle gute
Engel
Mit verwandtem
Angesicht?
Brechen aller Hoffnung
Blütenstengel,
Weil des
Sieges Palme bricht?
Kann der Arm kein rettend Kreuz
umklammern
In der höchsten,
letzten Not?
Müssen wir verzweifeln und
verjammern?
Gibt es keine
Freiheit als den Tod?
Doch! Wir sehn's im Aufschwung unsrer
Jugend,
In des ganzen Volkes
Heldengeist.
Ja! es gibt noch eine deutsche
Tugend,
Die allmächtig einst
die Ketten reißt.
Wenn auch jetzt in den bezwungnen
Hallen
Tyrannei der Freiheit
Tempel bricht:
Deutsches Volk, du konntest
fallen,
Aber sinken kannst
du nicht!
Und noch lebt der Hoffnung
Himmelsfunken.
Mutig
vorwärts durch das falsche Glück!
's war ein Stern! Jetzt ist er zwar
versunken,
Doch der Morgen
bringt ihn uns zurück.
's war ein Stern! - Die Sterne
bleiben.
's war der Freiheit
goldner Stern!
Laß die blut'gen Wolken
treiben!
Der ist in der Hut
des Herrn!
Mag die Hölle drohn und
schnauben,
Der Tyrann reicht nicht
hinauf,
Kann dem Himmel keine Sterne
rauben.
Unser Stern geht
auf!
Ob die Nacht die freud'ge Jugend
töte,
Für den Willen gibt es
keinen Tod,
Und des Blutes deutsche
Heldenröte
Jubelt von der
Freiheit Morgenrot.
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