Charlotte, Emily
& Anne

 


 

Anne Brontë

Emily Brontë

Charlotte Brontë

 

 

 

 

"Doch das Meer war meine ganze Liebe....."

Anne Brontë

Anne Brontë wurde 1820 in Thornton als jüngste der drei Schwestern geboren. Ihr literarischer Ruhm war nur kurz und ist heute so gut wie vergessen. Nur einige wenige Literaturkenner wissen um ihre literarischen Qualitäten. Ihr erstes Werk, Agnes Grey, fiel nicht besonders auf und ist heute schon fast vergessen. Das Buch ist weitgehend autobiografisch und enthält sehr persönliche Elemente ihrer verträumten zarten Natur. Anne wurde als ziemlich scheu, zurückhaltend und religiös beschrieben. Ihre Unsicherheit wurde besonders im Umgang mit gesellschaftlich höhergestellten Personen deutlich. Wenn sie nervös wurde, fing sie an zu stottern. In Agnes Grey beschreibt sie besonders liebevoll und detailliert die Stadt Scarborough und setzte dieser damit ein ewiges Denkmal. Trotzdem war ihr Erstlingswerk  eher bescheidene Hausmannskost im Vergleich zu ihren berühmteren Schwestern. Ganz anders verhält es sich mit ihren zweiten und letzten Werk, Die Herrin von Wildfell Hall, welches in die verstaubten braven Literaturzirkel des 19. Jahrhunderts wie eine Bombe einschlug. Die scheue brave Anne brachte ein Thema auf, das bis dahin eigentlich noch kein Thema war, ja gerade zu unschicklich: Die Rechte der Frau in der Ehe. Anne war jedoch keinesfalls besonders revolutionär veranlagt; ihr Thema entsprang wohl eher unbewusst aus ihren Gespür für Ungerechtigkeit. Nie hätte sie wohl gedacht, das ihr Buch so hohe Wellen schlagen würde. Im Buch verlässt eine gedemütigte und misshandelte Ehefrau ihren Mann und nimmt ihren Sohn mit. Die viktorianische Öffentlichkeit war geschockt, das Buch wurde natürlich von der Kritik zerrissen, und verkaufte sich schleppend aber dennoch erfolgreich. Ein paar wenige fortschrittliche Kritiker waren begeistert. "Das Knallen der Schlafzimmertür als Helen ihren Mann verlässt, hallte durch das ganze viktorianische England". 
Anne wurde nur 29 Jahre alt und starb in Charlottes Armen in Scarborough, wo sie auch begraben wurde. Ihr Grab befindet sich auf den Friedhof der St. Mary's Church mit Blick auf ihr geliebtes Meer.

 

Emily-Jane

Kein Feigling ist die Seele mein, sie zagt nicht in der Welt, wo Sorge stürmt.
Ich sehe den Himmelsglorienschein, und auch mein Glaube scheint,
der mich vor Angst beschirmt.

Emily-Jane wurde als zweitjüngste der drei Brontës in Thornton geboren. Sie überragte ihre beiden Schwestern und sogar ihren Bruder an Körpergröße; sie wurde als hochaufragend, schlank und als "Prototyp der hochgewachsenen protestantischen stämmigen Engländerin" beschrieben. Ihr Charakter gilt bis heute als nebulös und geheimnisvoll und bot Anlass zu vielen Spekulationen. Sie selbst sagte nur wenig von sich wie als das sie Tiere lieber mag als Menschen und, damals sehr schockierend, dass Gott ihre Privatsache sei. Dennoch darf man sie sich nicht als menschenfressenden Revoluzzer vorstellen. Ellen Nussey beschrieb sie als recht umgänglich aber schweigsam und zurückgezogen, jedoch nicht scheu oder ängstlich. Sie war recht selbstbewusst und so klug es nicht all zu sehr zur Schau zu stellen. Sie konnte explosionsartig aufbrausend sein und oft kühl berechnend. Sie liebte die Natur und das Moorland über alles und kannte dort jeden Winkel. Ihre Phantasie war sehr ausgeprägt und schlug sich beeindruckend in ihren einzigen Buch "Die Sturmhöhe" und in ihren Gedichten und Kurzgeschichten nieder. Das Buch war ein voller Erfolg, wenn es auch als gewalttätig und unschicklich galt. Es war eines jener Bücher über das jeder etwas wusste oder zu sagen hatte, aber es natürlich nie gelesen hatte. Emily schrieb worüber sie Bescheid wusste. Sie kannte das Moorland, das oft windige regnerische Wetter und die Eigenheiten ihrer Bewohner. Jane Austen gab ihrer Enkelin einmal einen schriftstellerischen Tip auf den Emily von sich aus kam: "Wenn dein Held nach Irland fährt und du kennst dich in Irland nicht aus, dann fahr einfach nicht mit". 
Emily starb im Alter von 29 Jahren in Haworth an Schwindsucht (Tuberkulose) ohne einen Arzt zu konsultieren ("Mir kommt kein Quacksalber ins Haus"). Sie blieb ihrer störrischen Haltung bis zuletzt treu.

 

Charlotte

Jetzt sind wir Freunde, nicht wahr?
Waren wir das nicht schon immer?
Nein, nicht immer!

Charlotte war die älteste der drei Schwestern und musste früh lernen teilweise Verantwortung mitzutragen. Charlotte wurde als introvertiert, scheu, manchmal auch als ängstlich beschrieben, doch konnte sie in entscheidenden Augenblicken sich als über- aus wendig und mutig erweisen. Sie mied die Nähe zu Fremden und war sehr misstrauisch. Gehemmt von ihren "unansehnlichen Äußeren" und ihrer kleinen Gestalt, unternahm sie keine großen Mühen sich Freunde zu machen. Die eigentlich wirklich feste freundschaftliche Beziehung hatte sie nur zu Ellen Nussey, von der wir das meiste über Charlotte erfahren haben. 
Charlottes wichtigstes Werk war zweifelsohne Jane Eyre, ein Buch das noch heute mit den Namen Brontë in Verbindung gebracht wird; vielleicht sogar eher als Emilys' Sturmhöhe. Die Aschenputtel Story von der armen Waise und Governannte, die den reichen Mr. Rochester zum Mann bekommen sollte, passte hervorragend in diese Zeit der englischen Romantik. Das Buch wurde ein Welterfolg und machte Charlotte berühmt. Das die Geschichte in weiten Teilen autobiografisch war, wurde erst spät nach ihren Ableben entdeckt, nicht zuletzt durch die Biographie von E. Gaskel. Besonders die Ereignisse in Cowan Bridge und der Tod ihrer Schwester Mary, haben den Anfang des Buches geprägt. 
Ihr eigentliches Erstlingswerk Der Professor war eher erfolglos und wurde erst nach ihren Tod wieder neu veröffentlicht. Ihre Hommage an die Zeit in Brüssel und an Monsieur Heger war fade und schwach geschrieben. Ganz anders verhielt es sich mit Villette, das das gleiche Thema hatte. Ihre Heldin Lucy Snow (vor der Korrektur hieß sie Lucy Frost) berührte jedermanns Herz. Das Buch ist spannend geschrieben und wurde recht erfolgreich. 
Charlotte die stets bemüht war ihre Identität geheim zu halten, landete mit ihren Roman Shirley einen Volltreffer der einschlug wie eine Bombe. Viel gelesen, erfolgreich und von nicht wenigen besonders aus der Gegend um Ossett und Dewsbury gnadenlos zerrissen. 
Charlotte verarbeitete die Geschichte der Ludditer Aufstände südlich von Leeds in diesen wundervoll geschriebenen Roman, jedoch nicht ohne zu der Zeit wirklich lebende Personen charakterlich mit einzufügen. So weiß man das Caroline Helstone die sanfte Ellen Nussey verkörperte und der Vater von Mary Taylor zu Mr. Yorke mutierte. Shirley war wahrscheinlich das Abbild von ihrer kurz vorher verstorbenen Schwester Emily, so wie sie hätte sein können wenn sie länger gelebt hätte. Auch die Orte und Landschaften dieser Gegend flossen in den Roman mit ein. So kam man schnell darauf, das das Buch von einer gewissen Miss Brontë aus Haworth geschrieben wurde, es stand sogar in der Zeitung. Der Roman ist eine wundervoll geschriebene Hommage an Yorkshire und die Leute aus Dewsbury und Ossett haben ihr heute längst verziehen. Die Gegend lebt sogar von den Mythos Shirley Keeldar. 
Nachdem Charlotte London bereist hatte und von allen wichtigen Persönlichkeiten verehrt und herumgereicht wurde, fand sie letztendlich ihr Glück in der Heirat des Vikars Nicholls. Doch nach etwa einen halben Jahr glücklichen Zusammenseins, starb Charlotte wie ihre Schwestern an der Schwindsucht im Alter von 41 Jahren.

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