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"Doch das Meer war meine ganze Liebe....." Anne
Brontë wurde 1820 in Thornton als jüngste der drei Schwestern geboren.
Ihr literarischer Ruhm war nur kurz und ist heute so gut wie vergessen.
Nur einige wenige Literaturkenner wissen um ihre literarischen Qualitäten.
Ihr erstes Werk, Agnes Grey, fiel nicht besonders auf und ist heute schon
fast vergessen. Das Buch ist weitgehend autobiografisch und enthält sehr
persönliche Elemente ihrer verträumten zarten Natur. Anne wurde als
ziemlich scheu, zurückhaltend und religiös beschrieben. Ihre
Unsicherheit wurde besonders im Umgang mit gesellschaftlich höhergestellten
Personen deutlich. Wenn sie nervös wurde, fing sie an zu stottern. In
Agnes Grey beschreibt sie besonders liebevoll und detailliert die Stadt
Scarborough und setzte dieser damit ein ewiges Denkmal. Trotzdem war ihr
Erstlingswerk eher bescheidene Hausmannskost im Vergleich zu ihren
berühmteren Schwestern. Ganz anders verhält es sich mit ihren zweiten
und letzten Werk, Die Herrin von Wildfell Hall, welches in die verstaubten
braven Literaturzirkel des 19. Jahrhunderts wie eine Bombe einschlug. Die
scheue brave Anne brachte ein Thema auf, das bis dahin eigentlich noch
kein Thema war, ja gerade zu unschicklich: Die Rechte der Frau in der Ehe.
Anne war jedoch keinesfalls besonders revolutionär veranlagt; ihr Thema
entsprang wohl eher unbewusst aus ihren Gespür für Ungerechtigkeit. Nie
hätte sie wohl gedacht, das ihr Buch so hohe Wellen schlagen würde. Im
Buch verlässt eine gedemütigte und misshandelte Ehefrau ihren Mann und
nimmt ihren Sohn mit. Die viktorianische Öffentlichkeit war geschockt,
das Buch wurde natürlich von der Kritik zerrissen, und verkaufte sich
schleppend aber dennoch erfolgreich. Ein paar wenige fortschrittliche
Kritiker waren begeistert. "Das Knallen der Schlafzimmertür als
Helen ihren Mann verlässt, hallte durch das ganze viktorianische
England".
Kein
Feigling ist die Seele mein, sie zagt nicht in der Welt, wo Sorge stürmt. Emily-Jane
wurde als zweitjüngste der drei Brontës in Thornton geboren. Sie überragte
ihre beiden Schwestern und sogar ihren Bruder an Körpergröße; sie wurde
als hochaufragend, schlank und als "Prototyp der hochgewachsenen
protestantischen stämmigen Engländerin" beschrieben. Ihr Charakter
gilt bis heute als nebulös und geheimnisvoll und bot Anlass zu vielen
Spekulationen. Sie selbst sagte nur wenig von sich wie als das sie Tiere
lieber mag als Menschen und, damals sehr schockierend, dass Gott ihre
Privatsache sei. Dennoch darf man sie sich nicht als menschenfressenden
Revoluzzer vorstellen. Ellen Nussey beschrieb sie als recht umgänglich
aber schweigsam und zurückgezogen, jedoch nicht scheu oder ängstlich.
Sie war recht selbstbewusst und so klug es nicht all zu sehr zur Schau zu
stellen. Sie konnte explosionsartig aufbrausend sein und oft kühl
berechnend. Sie liebte die Natur und das Moorland über alles und kannte
dort jeden Winkel. Ihre Phantasie war sehr ausgeprägt und schlug sich
beeindruckend in ihren einzigen Buch "Die Sturmhöhe" und in
ihren Gedichten und Kurzgeschichten nieder. Das Buch war ein voller
Erfolg, wenn es auch als gewalttätig und unschicklich galt. Es war eines
jener Bücher über das jeder etwas wusste oder zu sagen hatte, aber es
natürlich nie gelesen hatte. Emily schrieb worüber sie Bescheid wusste.
Sie kannte das Moorland, das oft windige regnerische Wetter und die
Eigenheiten ihrer Bewohner. Jane Austen gab ihrer Enkelin einmal einen
schriftstellerischen Tip auf den Emily von sich aus kam: "Wenn dein
Held nach Irland fährt und du kennst dich in Irland nicht aus, dann fahr
einfach nicht mit".
Jetzt
sind wir Freunde, nicht wahr? Charlotte
war die älteste der drei Schwestern und musste früh lernen teilweise
Verantwortung mitzutragen. Charlotte wurde als introvertiert, scheu,
manchmal auch als ängstlich beschrieben, doch konnte sie in
entscheidenden Augenblicken sich als über- aus wendig und mutig erweisen.
Sie mied die Nähe zu Fremden und war sehr misstrauisch. Gehemmt von ihren
"unansehnlichen Äußeren" und ihrer kleinen Gestalt, unternahm
sie keine großen Mühen sich Freunde zu machen. Die eigentlich wirklich
feste freundschaftliche Beziehung hatte sie nur zu Ellen Nussey, von der
wir das meiste über Charlotte erfahren haben. Victoria Web © Stefano Infante |