Über Hydra in die Ägäis
Etappe10 Über Hydra in die Ägäis
Ende April 2006
  Ab der Bucht von Korfus sollten zwei sehr beliebte Häfen Griechenlands unsere nächsten Stationen sein: Poros und Hydra. Auch hier konnten wir froh sein, noch in der Vorsaison diese beiden Stationen anzulaufen. Durch die Nähe an Athen tobt hier im Sommer der Bär. Während es in Poros noch gar kein Problem war, einen Platz direkt im Zentrum des Ortes zu bekommen, hatten wir in Hydra schon richtig Glück, denn dieser Hafen gilt als einer der schönsten des Landes und wird gerne vom griechischen Jetset angelaufen. Auch noch Ende April gilt es, hier spätestens Mittags einzulaufen, da sonst die guten Plätze von millionenschweren Megayachten besetzt werden. Zwischen solchen lagen wir dann auch mit unserer fast schon verschwindend kleinen Aura.
 
  Ansteuerung der Halbhinsel von Poros mit Stadthafen
wir liegen direkt an der Promenade - etwas laut
  Kaum eine Speedbootstunde von Athen entfernt, war uns Poros (wenn auch sehr schön gelegen) zu sehr auf Touris eingestellt. Am meisten Spass hatten wir an einem Papagei, der sämtliche Motorengeräusche und sonstige Laute der belebten Promenade perfekt nachahmen konnte. Schon am nächsten Tag ging es weiter nach Hydra.
 
  Einfahrt in den kleinen, romantischen Hafen von Hydra
beliebt bei Jetset und Künstlern (eine Insel ohne Autos!)
 
  Aura neben Millionärsyacht und kurze Zeit nach Ankunft
schon am frühen Nachmittag von allen Seiten eingeparkt
  Vier Tage lang beobachteten wir das Treiben in diesem wirklich schönen Hafen. Ohnehin hätte man stets am frühen Vormittag hier auslaufen müssen, da schon kurz nach Mittag der Hafen so voll wurde, dass einige Boote in dritter oder vierter Reihe nicht etwa an Land, sondern an anderen Booten festmachten. Freilich dies, ohne den Skipper des anderen Bootes zu fragen. So ging es auch uns. So kam es denn auch, dass wir am 2. Mai viel später loskamen, als eigentlich geplant. Dabei war das nächste Ziel die Kykladeninsel Seriphos - immerhin gute 55 sm entfernt. Klar war somit auch schon, dass wir diese Insel erst in der Dunkelheit erreichen würden. Diese Überfahrt durch ein verkehrsreiches Seegebiet mit viel aus- und einlaufender Berufsschifffahrt von und nach Athen sollte überhaupt sehr spannend werden.
 

Da waren einerseits viele Ausweichmanöver wegen der dicken Seebrummis zu machen, zum anderen nahmen Wind und Seegang zu. Das wäre weiter nicht so schlimm gewesen, wenn uns dann nicht die Rollgenua am Segelkopf gerissen wäre. Bei Nacht und Seegang ist das Bergen eines so grossen Segels (sie lag fast komplett im Wasser) kein Vergnügen. Und weil bekanntlich ja alles zusammen kommt, mussten wir auch noch zwei Ersatzkanister Diesel nachschütten, da uns der Spritt auszugehen drohte. Lange Rede, kurzer Sinn: unser erster Kontakt mit der Ägäis und ihren Kykladeninseln sollte ein "guter" Vorgeschmack dessen sein, was uns noch so oft widerfahren würde... . So kamen wir endlich im Lee der Insel Seriphos an und es schien der Seegang und der heftige Wind vorbei und konnten aufatmen. Zwar hatten wir in der stockdüsteren Nacht uns dann noch von der Beleuchtung einer Fischzucht irritieren lassen, aber schliesslich und endlich die tiefe Einbuchtung des Hafens von Seriphos (Hafen Livadion) gefunden, aber dann geschah ´s, wie so oft üblich in den Kykladen. Aus heiterem Himmel sozusagen stand uns plötzlich wieder stürmischer Wind auf der Nase. Dazu kam noch, dass die Befeuerung des Hafens nicht intakt war. Nur gut, dass Aura ein wenig übermotorisiert ist, denn sonst hätten die Fallböen uns einfach wieder auf ´s offene Meer hinausgepustet. Mag sein, dass wir nicht die allerbesten Segler sind, aber eines können wir beide wirklich gut: Anlegen, was bei kleiner Crew mit nur zwei Nasen bei Sturm nicht immer einfach ist. Jedenfalls konnten wir uns sachte an einem kleinem Wellenbrecher im Hafenbecken längsseits legen und aufatmen. Angekommen, nix passiert, der letzte Eintrag im Logbuch war mit 02:00 in der Nacht datiert. Doch das Drama sollte erst kommen. In den nächsten Stunden wurden die Fallböen stärker und behielten konstant Sturmstärke. Aura wurde nunmehr im kritischen Bereich von Wind und Welle heftig gegen den Wellenbrecher geschubbst. "Hoffentlich halten die Fender", so unsere Bitte gegen den Himmel. Bilder aus dem Sturm von Lefkas, wo Yachten bis zum Untergang von seitlichen Wellen längsseits gegen die Steinpier gedrückt wurden vergegenwärtigten sich da bei uns. Und das schlimmste: bei solchen Verhältnissen sind die schulmässigen Manöver "Eindampfen in die Vorspring" und dergleichen aussichtslos oder zu mindestens sehr riskant. Abwarten und Hoffen - so war unsere Devise bis ca. 17:00 des folgenden Tages. Die Fender hielten bis dahin. Aber was, wenn der Wind noch stärker wird... ? Irgendwas musste jetzt passieren! Zwei beherzte Chartercrews boten Hilfe an: "6 Männer werden doch das Schiff soweit abhalten können, dass man das Schiff vom Wellenbrecher freibekommt", so die mutigen Jungs. Keine 10 cm vermochten wir Aura wegzudrücken. Die Rettung war dann die Megayacht "Timeless", die in der Zwischenzeit mit schwersten Ankergeschirr rückwärts neben uns festgemacht haben. Mit langer Leine konnte dieser 30 m-Brummer Aura über eine Ankerwinsch gelegte Trosse vom Wellenbrecher klar machen. Die Ironie: nur 5 Meter entfernt, nämlich genau auf der anderen Seite des Wellenbrechers war der sichere Parkplatz, den wir dann auch behutsam in ziemlich flachem Wasser schadlos erreichten. Gott sei Dank, denn tatsächlich nahm der Sturm noch zu. Soweit, dass selbst die dicke Timeless noch zweimal ihren Anker mit aufwendigem Manöver erneut stecken musste.

  Noch 4 Tage hielt dieser Sturm an, so dass wir auf Seriphos bleiben mussten, um sein Ende abzuwarten. Immerhin mussten wir ja unsere Genua wieder richten, was bei dem Wind garnicht möglich war. Sie wäre uns einfach um die Ohren geflogen. Eine holländische Chartercrew liess sogar für ihre Weiterfahrt nach Athen einen Profi-Skipper per Fähre kommen. Wellen bis zu 6 Meter Höhe versprach dieser ihnen - ein wirklich toller Vorgeschmack auf die Kykladen war das in Seriphos.
 
  Luvseite vom Wellenbrecher nach dem wir verholt haben
genau auf der anderen Seite der ersehnte sichere Platz
 
  Segel nähen - kaum zu fassen, wie hart und steif das Material ist
die Chora (so heissen die Dörfer auf den Kykladen) am Hang
   
 
© Donnerstag, 08-Feb-2007
Hosted by www.Geocities.ws

1