Marmaris, Marinaleben ...
Etappe15 Marmaris, Marinaleben und was es sonst noch so gibt
Okt., Nov. 2006
  Die Marina  
  Etwa 2.000 Schiffe werden in dieser Marina im Wasser, wie auf Land geparkt. Es handelt sich dabei um Boote aller Art, wobei bis zu 300 Tonnen schweres Gerät an Land gekrant werden kann. Die Marina wächst und wächst. Während unseres Aufenthaltes sind wieder 2 neue Schwimmstege befestigt worden. Finanziert wird das ganze von einem türkischen Reeder, der zunehmend die gesamte südöstliche Ausbuchtung des grossen Naturhafen zur Mega-Marina ausbaut. Kenner sagen, es wird vielleicht die Grösste der Welt werden. Das Angebot an Werftarbeiten ist komplett: die direkt auf dem Gelände ansässigen Firmen bieten über Holz-, GFK-Arbeiten, Osmosebehandlung, Segelmacher, Elektrik, Mechanik, ......., eben alles, was man braucht und sich vorstellen kann. Der Mangel an Hallen - etwa für Rumpflackierungen - stört nicht. Hier werden die riesigen Schiffe an Land gehoben und binnen ein, zwei Tagen wird die Halle provisorisch, aber effizient um das Schiff herum gebaut. Wir bezahlen hier etwa ein drittel des Preises, den wir in Lefkas entrichten mussten. Das geht nur mit billigen Arbeitskräften und einer Mischkalkulation aus Platzmiete und der Fülle der angebotenen Dienstleistungen. Die scheinen zu stimmen, was man so an Arbeiten sieht, scheint ganz anständig zu sein. So weiträumig die ganze Anlage ist, so ist sie denn auch etwas anonym. Es gibt regelrecht unterschiedliche Lager, je nachdem ob man nun im alten oder neuen Hafen ist. Hinzu kommt, dass es so etwas wie eine englische und eine deutsche Fraktion gibt. Ja, tatsächlich gibt es hier sogar ein paar Deutsche, die mehr oder weniger ganzjährig auf ihren Booten leben. Supermarkt, Restaurant, Bar, eine Bibliothek, ein Fitnessraum und sogar ein Pool erleichtern hier das Leben.
 
     
  Das soziale Leben  
  In vielen Marinas im Mittelmeer treffen sich Fahrtensegler aus aller Welt, um die Wintermonate zu überdauern. Jetzt auch hier in Marmaris, also doch schon recht weit im Süden, müssen wir uns endlich eingestehen, dass das Mittelmeer einfach noch nicht südlich genug ist. Auch hier gibt es einen Winter. Sturmtiefs gehen durchs Mittelmeer und es wird immerhin so kalt, dass man über den nahen Landstromanschluss froh ist und das Boot aufheizen kann. Kein Zweifel - im Winter kann man das Segeln gänzlich vergessen. Immerhin: bis auf kurze Regenzeiten über ein oder zwei Tage ist das Wetter hier sonnig und trocken. Dennoch: nachts sinken die Lufttemperaturen bis nahe an die Nullgradgrenze. Die Segler lassen sich aber davon nicht beirren und veranstalten und organisieren so allerhand. Was so angesagt ist, für den Tag und für die Woche, wird jeden morgen über das sogenannte "Cruisers Net" bekannt gegeben. Es gibt dazu eine feste Funkfrequenz über UKW-Radio. So kann jeder mithören und sich bei Bedarf mit eigenen Kommentaren, Wünschen und Anregungen mit seinem Funkgerät einklinken. Da gehen Gruppen zu bestimmten Terminen tauchen oder zum Bowling spielen, da werden Exkursionen oder einfach nur Einkaufsfahrten gemacht, da gibt es einen Computerclub oder auch nur Ladies Coffee mit entsprechender Klatsch- und Tratschrunde. Abends wird dann noch zur Happy Hour in die Bar gepilgert. Amtssprache in einer solchen Marina-Community ist durchweg Englisch. Wer mit sich selbst also nichts anzufangen weiss, braucht sich hier nicht zu langweilen. Etwas schade ist es, dass Marmaris Stadt etwas entfernt liegt und so nur per Bus oder Auto erreichbar ist. Man fühlt sich so etwas isoliert vom normalen, täglichen Leben der Türken.
  Die dem Menschen doch liebsten Veranstaltungen sind jene, wo es auch etwas zu essen gibt. Das waren bisher ein ganz witziger Flohmarkt mit anschliessendem Barbeque. Es wurde allmöglicher Schrott angeboten und man staunt, was sich an Kram und Krempel über die Jahre auf so Schiffen ansammelt. Einige Leute sind schliesslich schon seit 10 und mehr Jahren auf eigenen Kiel unterwegs. Das ist übrigens ein Fakt: mit zunehmender Grösse des Schiffes wächst nicht unbedingt der Platz. Da gibt es Schiffe, die vom Konstrukteur für Crews von bis zu 12 Leuten geplant wurden und schon nach kurzer Zeit dem darauf lebenden Ehepaar zu klein geworden sind.
  Was Landratten als Dachboden zur Deponie von allerlei Unbrauchbaren dient, ist hier die Bagskiste oder das Vorschiff. Wer ernsthaft es uns nachmachen möchte und auf eigenen Kiel die Welt bereisen will, dem sei angeraten, bis auf Funktionskleidung die Klamotten zu halbieren. Und dann ist es noch zuviel. Zu diesem Thema später aber noch mehr... .
   
 
© Freitag, 25-Mai-2007
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