Unter der Brücke von ...
Etappe8 Unter der Brücke von Patras in den Golf von Korinth
April 2006
  Von Mesolongia gings dann weiter unter die Brücke von Patras. Ziemlich lang, das Ding - eben die grösste Griechenlands. Sie verbindet die riesige Halbinsel des Peleponnes mit dem griechischen Festland. Ja eigentlich ist es gar keine Halbinsel mehr, da der kleine Istmus bei Korinth ja einfach durchgesägt wurde. Hier schliesslich verläuft der Kanal von Korinth und erspart somit vielen Schiffen aus der Ägäis kommend die Rundung des Peleponnes, um z.B. weiter in die Adria zu fahren. Oder solchen wie wir, die in Gegenrichtung in die Ägäis wollen. Kaum waren wir unter dieser Brücke durch, wurden aus guten 4 Windstärken schlagartig gute 6 bis 7Bft. Der Wind war raum aus Westen kommend und Aura machte ihren Konstrukteuren mal wieder alle Ehre. Mit 9 Knoten gings ab und das Schiff war so schnell, dass wir fast zu spät unseren Kurs auf die Zufahrt des Hafens einer kleinen Insel im Golf von Korinth änderten. Gerade rechtzeitig konnten wir noch ohne Probleme die Segel für die letzte Meile unter Motor in den Hafen bergen, denn plötzlich waren es dann schon 9 Windstärken, die da mit Fallböen aus dem umliegenden Bergen auf unseren Windmesser pressten.
 
  Die Brücke von Patras verbindet den Peleponnes mit dem ...
...griechischem Festland und ist die grösste des Landes
 
  Hafenansicht der "Marina" von Trizonia
Fertige Infrastruktur - kein Betreiber - kostenlos!
  "Trizonia" - ein Geheimtipp unter Fahrtenseglern. Der Hafen ist perfekt geschützt, kaum besser kann man irgendwo liegen und festmachen. Und dann noch die "Legende" von Lizzie ´s Yachtclub, eine auf Fahrtensegler eingerichtete Taverne mit Hanglage und schönstem Blick auf Bucht und Hafen dieser Insel. Dazu kommt noch, dass wir im Winterlager das Buch von Lizzy gelesen haben. Lizzy war eine englische Filmlady, die irgendwann ausgestiegen ist und eben diese Taverne ins Leben gerufen hat. Das Buch heisst "Lizzies Paradies", kann man durchaus lesen und gibt einen Eindruck von den Hürden, die Lizzy nehmen musste, um sich hier als Wirtin zu etablieren. Den Rest der Story könnt ihr allerdings hier und jetzt lesen:
  "Lizzies Paradies" ist nunmehr das Paradies ihrer Tochter oder? Oder auch nicht. Die nämlich hatte uns ein wenig Einblick gegeben, in ihr Leben und das mit den Fahrtenseglern. Die Insel und die Location sind ein Traum. Seit langem hat uns (und auch Paxos) ein Liege- und Verweilplatz nicht mehr so gut gefallen, wie Trizonia. Wir blieben also insgesamt 18 Tage auf Trizonia. Zum einem hielt das stürmische Wetter, welches Aura so schnell hier rein wehte noch eine Weile, zum anderen ist´s eben einfach ein sehr schöner Ort. So kamen wir denn auch mit Alice in Kontakt, schliesslich schaut man sich den Handlungsort des zuvor gelesenen Buches ja gerne mal an. Tatsächlich überwintert an diesem Ort - weil kostenlos und geschützt - auch eine kleine Gemeinde von Fahrtenseglern. Es gibt schliesslich auch einen kleinen Supermarkt auf der Inseln (welche in einem halben Tag komplett umrundet werden kann) und das nahe Festland kann per Fährböötchen mit Anschluss an einen grösseren Ort erreicht werden. Nun gut, schon bald erfuhr Alice, dass wir nicht in Eile waren und alle Zeit des Lebens haben. Irgendwann kam dann auch schüchtern die Frage, ob wir ihr helfen könnten. Helfen? Wobei? Es war immer noch Vorsaison und die ein, zwei - wenn ´s hoch kam vier Gäste, würde Alice doch leicht selbst bewältigen können. Besonders für Ilonka tat sich da ein Rätsel auf, die sich bei der Frage an die 10 bis 15fache Menge an Gästen aus ihrer Starnberger "Bella-Tu-Zeit" erinnern konnte. Und dabei war sie es, die sich während der Bedienung von einigen 10 Tischen auch der psychologischen Betreuung der Gäste widmete und nicht, wie es hier der Fall sein sollte, umgekehrt. Alice entpuppte sich nämlich als "die falsche Frau, am falschen Ort". Als Ilonka ihr dann schliesslich beim Bedienen von sage und schreibe zwei besetzten Tischen im Yachtclub behilflich war, wurde ziemlich schnell klar, dass Alice nicht so richtig den Durchblick in Sachen Gastronomie hatte. Mit Ilonkas Hilfe verkürzten sich die Reaktionszeiten bei einer Bierbestellung nämlich um mindestens den Faktor 10. Im Klartext: das Bier war kaum 2 Minuten nach der Bestellung auf dem Tisch. Das gab´s wohl nie bei Alice, wie Stammgäste bestätigen konnten. Huch, wo samma da denn gelandet. Um die chaotische Erfahrung mit Alice zu toppen, haben wir uns dann auch noch dazu hinreissen lassen und sind mit Alice ans Festland einkaufen gefahren. Dieser war kaum grösser, als jene Einkäufe, die der Fahrtensegler macht, wenn er weiss, dass der nächste Supermarkt (etwa Lidl - sehr beliebt unter den Seglern!) weit ab seines Kurses liegt. Für den Einkauf einer Kneipe jedenfalls war es ein Desaster! Ohne Plan ging ´s durch Supermärkte, zum Metzger und beim Bäcker vorbei. Das ganze dauerte über einen halben Tag und machte das anschliessende Angebot von Alice auch nicht besser. Würde diese Frau jemals Erfolg haben, mit ihrer Taverne? Wie soll das funktionieren, wenn man z.B. einen Aushang im Hafen macht, um die Segler zu einem Ostermenü einzuladen, wenn dort ein längst vergangener Termin drauf steht. Arme Alice, sie war total überfordert mit ihrem Yachtclub und somit sollte es nicht verwunderlich sein, wenn wir Monate später hören, dass der Laden zum Verkauf steht.
 
  Blick vom "Yacht-Club"
Der gemeinsame Einkauf mit Alice
 

Immerhin, für Ilonka ´s Service und dem gemeinsamen Einkauf gab es "for free": Getränke, einmal Duschen und eine freie Maschinenwäsche.

Jochen!

Und für ´s Essen konnte es keinen besseren geben, als Jochen. Ihn und seine liebe Frau Centa lernten wir auch auf Trizonia kennen. Was Jochen, dem allgäuer Hüttenwirt wohl am meisten Freude bereitet, ist mit anderen Leuten gut und ausgiebig zu essen. Pico, seine selbstgebaute Aluyacht konnte man kaum ohne vollen Magen und bestem Wein im Blut verlassen.

Besucht Jochen doch mal im Sommer auf der Mindelheimer Hütte.

 
  Bei Jochen und Centa auf Pico (Quizz: wo ist Paxos?)
Jacky vertrug sich sehr gut mit Paxos
     
  Von Trizonia ging es weiter nach Galaxidi. Warum? Nun, es hiess, dass der Ort schön sei und man von dort aus gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Delphi kommen könne. Ja, ja, das sagenumwobene Delphi. Dort gab es in der Antike das Orakel. Das muss wohl so gewesen sein, dass irgendwelche Priesterinnen sich so dermassen zugekifft haben, dass sie nur noch vor sich hin sabbern konnten. Aus den ein, zwei Worten, die da noch deutlich zu hören waren, haben dann ein paar Priester die Zukunft und tolle Tips für die damaligen Führungskräfte zusammengestellt. Soviel hat sich also nicht geändert. Vor allem auch die Trägheit der Masse, die einfach nicht zulassen wollte, dass wir unsere trägen Är.... dorthin bewegten. Stattdessen haben wir den netten Ort genossen und unseren Wassertank befüllt ... .
 
  Hafen von Galaxidi
mit Häusle, extra für die dort ansässigen Enten
  Unsere nächste Station war von Galaxidi aus der Hafen von Korinth. Die Distanz hätte wohl erlaubt, dass wir direkt durch den berühmten Kanal fahren. Wir befanden uns allerdings inmitten der Osterfeiertage und es wurde gemunkelt, dass die Durchfahrt an diesen Tagen teuerer als sonst sei. Die Idee, dies in Korinth in Erfahrung zu bringen war zwar umsonst (keiner wusste was), dafür konnten wir aber mal erleben, dass im Mittelmeer durchaus erhebliche Wasserschwankungen möglich sind. Hübsch längsseits in diesem unattraktiven Hafen liegend stand Aura irgendwann etwas schief - eben auf Kiel.
 
  Sackgasse Golf v. Korinth. Nicht ganz. Irgendwo dahinten am Horizont liegt die Einfahrt zum berühmten Kanal.
Im Hafen von Korinth - Stunden später steht Aur auf Kiel.
   
 
© Freitag, 05-Jan-2007
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