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Der heilige Gelbe Berg

  

1. Tag Huangshan: 24 Stunden auf Achse

  

Was gibt's zu berichten von unserer längsten Zugfahrt? Um 20 Uhr war Abfahrt in Luoyang, diesmal wieder Hard Sleeper, an die wir schon gut gewöhnt waren. Und Ankunft in Nanjing, unserem Umsteigebahnhof, war gegen 8 Uhr morgens. 

Wiederum mussten wir im Zug die Plätze tauschen, um wirklich alle in einem "Abteil" zu liegen. Unser "Kines" (Hallo, Ihr Schwaben!) war diesmal eine Frau, Englisch-Übersetzerin in einer Firma mit einem schmierigen, dicken Koteletten-Boss, den wir "Zuhälter" nannten. Er kommandierte unsere "My English name is .... hihihi ... Phoenix [sprich: fiiiiiniks)" die ganze Zeit herum. Na gut, sie war etwas naiv. Aber dennoch haben wir, vor allem aber Regine, uns bis spät in die Nacht mit ihr unterhalten. Es gab diesmal auch saubere Decken - so war Zugfahren schon recht angenehm. Nur im Speisewagen wollten sie uns kein kaltes Bier verkaufen (und es gab nur Beck's)...

Kurz vor Ankunft hatte ich noch die große Ehre, auf der Brücke über dem Yangzhe River pissen zu dürfen (und damit zur Überschwemmung beitragen zu können) - eine wundervolle Aussicht über diesen gewaltigen Strom mit seinen unzähligen klapprigen Kähnen -, bis mich eine Zugangestellte dan herausklopfte. 

Der Bahnhof von Nanjing war im Umbau, und so dauerte es eine gewisse Zeit, bis wir den Ticketschalter gefunden hatten. Überraschenderweise, nachdem wir erst einmal die drängelnden Chinesen überwunden hatten, hatten wir plötzlich fünf Tickets für den nächst besten (und wohl einzigen) Zug nach Huangshan City (Tunxi) in der Hand. 

Jetzt galt es nur noch, an Geld zu kommen, denn in Luoyang war es unmöglich. Dazu war eine kleine Taxi-Tour durch die Stadt nötig - und eine lange vergebliche Überzeugungsarbeit von Regine, dass sie ihre EC-Karte doch akzeptieren sollten...

Aber wieder pünktlich am Bahnhof zurürck, dann Einchecken in den Zug: Hard Seats, aber diesmal total überfüllt. Da musste erst mal ein leckerer Hot Pot her! Hmmmh! Zwischen all den Chinesen-Gerüchen... 

Johann und Britta haben sich dann in einen anderen Waggon verkrümelt, wo komischerweise mehr Platz war, nur dass sie dann für fast den ganzen Rest der Fahrt durch eine abgeschlossene Tür von uns getrennt waren. Aber das haben sie nicht gemerkt... Dafür war unser Waggon überfüllt, und die Chinesen haben sich schon mit auf unsere Plätze gequetscht.

Ankunft in Tunxi (Huangshan City) gegen 18 Uhr. Noch eine Stunde bis Einbruch der Dunkelheit. Nun mussten wir ein Taxi oder besser einen Minibus finden, der uns nach Tangkou, dem Kaff am Berg bringen sollte. Das war dann bald geschafft, wenn auch noch die üblichen Verhandlungen nötig waren. Der Fahrer hatte dann einen irren Fahrstil. Vorbei an Reisfeldern, Wasserbüffeln und Chinesen mit Chinesenhütchen, die noch alles mit der Hand gemacht haben - wie im Film -, ging's hinauf in die Berge. Malerische Täler mit weiß verputzten Häusern und schwarzen Dachziegeln. Alles sehr sehr ländlich. Aber mal eine Abwechslung zu den im Norden üblichen Maisfeldern.

Bei Nacht erreichten wir Tangkou, doch brachte uns der Fahrer nicht zum richtigen Hotel. Die hatten dann untereinander schon ausgemacht, dass wir im Grand Hotel übernachten müssten, so dass wir, als wir shcließlich doch noch unsere 1. Wahl erreichten, dort überhaupt keine Verhandlungsbereitschaft bezüglich des absolut überteuerten Preises vorfanden. Also wieder zurück ins Grand Hotel, bestimmt nicht die beste Location vor Ort. Die Abzocke hatte begonnen...

Überall schwirrten Heuschrecken, aber riesige Viecher herum, was uns vor allem beim Essen im Hotel störte. Mein Zimmer roch zudem etwas übel, weil das Klo verstopft war und immer überlief. Die Bettdecke war auch wieder zerfetzt, und es gab auch wieder schöne schwarze Haare... Gute Nacht!

Landschaft auf dem Weg zum Huangshan

Die nebelverhangenen Canyons des heiligen Berges Huangshan

  
2. Tag Huangshan: Der unglaubliche Berg im Nebel
   

Schon früh muss man los, wenn man zum Huangshan will... Für 6.00 Uhr war unser Taxi bestellt. In Serpentinen ging es hoch zur östlichen Seilbahnstation, wo uns schon Horden chinesischer Touristen erwarteten. Es gab die Rot-Kappen, die vor uns anstanden, und die Gelb-Kappen - sie kamen nach uns. So waren wir etwa eine Stunde lang, die wir auf das Cable Car warten mussten (zum Glück war's kein Sessellift!), zwischen diesen drängelnden Lagern eingekesselt. 

Die Auffahrt und auch oben der Berg waren zunächst noch relativ unspektakulär - es war halt ein Berg. Aber auf unserem Rundgang über gut ausgebaute Wege kamen wir dann zu wirklich wundervollen Orten: zunächst zur Beihai (North Sea), einem der klassischen Schluchten mit zerklüfteten Felsen, auf die man hinabschauen konnte. Die Felsen waren zum größten Teil mit Pinien bewachsen, die auch an den steilsten Stücken und den höchsten Punkten noch irgendwie Halt fanden. Und durch die Schluchten kam ständig Nebel hinauf, der die Landschaft von einer Minute zur nächsten vollkommen veränderte. Plötzlich wurden Bergketten zur linken freigelegt und andere zur rechten verdeckt. Dieses Spiel hätte ich mir stundenlang anschauen können, vor allem vom sog. "Gazing Monkey" aus, einem Felsvorsprung, der in den Canyon hineinragte. Hier sitzend wurde man bald selber von vorbeiziehenden Nebelschwaden verschlungen.

Dann ging's weiter zur Xihai (West Sea), eine verzweigte enge Schlucht, die fats noch spektakulärer war. Hier erklärte ein freundlicher, englischsprechender Chinese Sina, dass sie am Geländer der Schlucht ein Schloss mit dem Namen von ihr und ihrem "Valentine" anbringen könnte. 

Überhaupt war erstaunlich, dass auf diesem Berg viele Chinesen Englisch und teilweise sogar Deutsch sprechen konnten. Also mussten wir uns mit dem Lästern etwas zurückhalten...

Nebel zieht über zerklüftete, mit Pinien bewachsene Felsen... 

... und Chinesen drängeln an der Seilbahn (hier nur die gelbe Fraktion)

  

Zuvor hatten wir bereits - was für ein Zufall! - noch eine weitere Truppe aus Beijing getroffen: mit Souska und Hagen. Wen man so alles trifft in einem so kleinen Land mitten im Wald!

Bewunderns- und bedauernswert zugleich waren die tapferen chinesischen Lastenträger, die Zementsäcke, Nachschub für Hotels, Touristengepäck und Bierpaletten den ganzen Berg hinauf (2-3 Stunden ohne Last) und über den ganzen Berg hinüber transportierten. Da sieht man halt, dass Menschenkraft in China nichts kostet... 

Langsam wurden wir jetzt aber hungrig, doch leider hatten Hot Pots nicht mehr in unser Gepäck gepasst. Und der letzte Verkaufsstand war auch schon ewig her... So mussten wir mit hängendem Magen unendliche Stufen erklimmen, um endlich am Rock of Afar oder Flying Over Rock, ein Felsklotz, der nur auf einer Spitze zu stehen schien. 

Und nach weiteren Tausenden von Stufen stieg uns langsam der Duft von Hot Pots in die Nase, die wir dann nach zähen Verhandlungen für das 8fache des üblichen Preises erstehen konnten. An einer Wegesgabelung saßen wir weniger später und verspeisten unser dampfendes Mahl, beobachtet und photographiert von den vorbeikommenden Chinesen. Ist halt was besonderes: fünf Langnasen mit Hot Pot...

In der Nähe war auch der Bright Top Peak, eine Felsplattform, wo man sich wundervoll hinsetzen und den gegenüberliegenden Lotus Peak betrachten konnte. Leider hatten wir keine Zeit mehr für eine Verlängerung der Wanderung zu diesem Felsen, denn es war bereits 16 Uhr, und die letzte Cable Car sollte gegen 17 Uhr fahren. Und einen fünfstündigen Abstieg bei anbrechender Dunkelheit wollten wir dann doch nicht wagen.

Erwähnenswert ist noch, dass Britta auf dem Bright Top Peak unzählige Male mit und von Chinesen photographiert wurde. Schließlich haben sie dann auch auf die anderen Langnasen übergegriffen, wofür ich eine Belohnung forderte, die ich in Form eines echten chinesischen Wanderstocks auch erhielt. In diesem Rahmen wurde auch Johann das erste Mal photographiert...

Am Ende verließen wir glücklich den Berg. Der "kleine" Abstecher hatte sich wirklich gelohnt!

Die (guten) Hexen vom Huangshan 

und

die bewundernswerten (Bier-) Träger

  

Abends wollten wir jedoch nicht mehr im Ekels-Grand-Hotel essen, sondern sind runter ins Dorf gelaufen, wo es einen nächtlichen Markt gab. Auf der Suche nach einem angemessenen Restaurant kamen wir jedoch an Ständen mit gebratener Ratte und kleinen Hunden vorbei, was uns ein wenig den Appetit verdorben hat. Doch trotzdem haben wir noch ein nettes Lokal mit einer sehr zuvorkommenden (und das ist in China selten) und sogar Englisch-sprachigen Besitzerin gefunden, in dem wir Sonderpreise erhielten und unser Gemüse selber zusammenstellen konnten. Endlich hat man uns mal verstanden!

Dann kam eine weitere Horrornacht im absolut heißen und an Flugtieren reichen Hotel. Mein Klo war mittlerweile nicht mehr benutzbar und stank widerlich...

Aber am nächsten Tag sollte es ja zurück in die Zivilisation gehen - nach Shanghai -, diesmal allerdings mit einem modernen Reisebus, der auch nur 7 Stunden brauchen würde. Das sagten sie uns jedenfalls im Hotel, wo wir die Fahrkarten kauften...

Jedem sein Chinese... 
 

    

Das Treffen im Wald - wieder nur Zufall?

V.l.n.r.: Souska, der türkische Bruder, Johann, Johann, Gerrit, Britta, Regine, Hagen und Sina

  

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