Around China Datong Xi'an Luoyang/ Shaolin Huangshan Mountain Shanghai Suzhou Beijing - letzter Tag

<        Xi'an        >

Ein bisschen Zivilisation...

  

1. Tag Xi'an: Ankunft, Pizza & Shopping

  

Xi'an - Du Paradies auf Erden! Ohne Dich hätten wir die weitere Reise nicht durchgestanden.

Doch zu nächst einmal zur Zugfahrt: Die war nämlich ein echtes Erlebnis. Hard-Sleeper waren offene (d.h. ohne Tür) 6er-"Abteile". Als Kopfkissen erhält man einen Reissack, zum Zudecken ein weißes Betttuch und eine Pferdedecke. Als wir uns langsam schlafen legen wollten, bemerkten wir, dass eine unserer Decken so intensiv nach Urin stank, dass man sie wirklich nicht verwenden konnte. Sie wurde evakuiert. Da es nachts wirklich kalt war, musste sich Sina bei den besoffenen, transsibirischen Mannheimern neben uns, die wir schon in Datong auf der Rundfahrt kennen gelernt hatten, eine Decke leihen.

Doch nach und nach machte sich ein penetranter Uringeruch im ganzen Abteil bemerkbar, der mit jedem vorbeikommenden Fahrgast wellartig über uns schwappte. Da half auch nichts, dass der teppichbelegte Zugboden regelmäßig gefegt und nass (!) gewischt wurde sowie gelegentlich die Tische mit einem Ekelslappen abgewischt wurden, damit die haftfeste Klebeschicht darauf erneuert wurde. Wenigstens konnten so die Wasserflaschen auf den Tischen nicht umfallen...

Die Fahrt war wirklich hart zu ertragen, vor allem da unsere Mannheimer Freunde auch noch die ganze Nacht einen Happy-Birthday-Kreisel spielen ließen. Seid gegrüßt!

Naja, wie gesagt: Wir waren heilfroh und hundemüde, als wir in Xi'an angekommen sind. Sofort stürzten sich am Bahnhof die Hotelgeier auf uns, die uns in ihre Absteigen schleppen wollten. Das war eigentlich ganz praktisch, weil wir so nicht erst nach einem Hotel suchen mussten. Und meistens war es eh die Geier des Hotels, das wir im Let's go! - Reiseführer (Dank Dir für Deine Unterstützung!)  ausgesucht hatten.

 

"Saluting To Guests Loving Cultural Relicts" und Bahnhofsvorplatz von Xi'an 

 

Nun kam Johanns, unser Mr. Bargain, zum Einsatz. Schon unterwegs wurde der Preis mit allen Mitteln heruntergehandelt. Und das alles im Gewimmel des chaotischen Bahnhofsvorplatzes, wo einige Chinesen mit ihrem ganzen Hab und Gut in Reissäcke verpackt zu leben scheinen.

Doch das unübersichtliche Durcheinander, die bunten Werbeplakate auf den Häusern (sie waren doppelt so hoch wie das Haus selbst) und vor allem die Wärme munterten uns auf - nach der Datonger Tristess.

Im Hotel konnte Johann dann aushandeln, dass wir ein 4er-Zimmer mit Zustellbett  und eigenem Bad für einen durchaus akzeptablen Preis von 40 Yuan (etwa 5 Euro) pro Nacht  und Person erhielten.

Im Zimmer mussten wir dann allerdings feststellen, dass das Zustellbett nicht wirklich beschlafbar war und das Bad beim Duschen total unter Wasser gestellt wurde. Die Angelegenheit mit dem Bett war aber zügig gelöst: Nach kurzen Umbaumaßnahmen hatten wir alle Betten zu einer großen Spielwiese vereint. So ließ sich ganz bequem schlafen...

Nach einer Verschnaufpause im Zimmer ging es dann los, Xi'an zu erkunden. Wir konnten zu Fuß (nach einem längeren Marsch, der Britta so sehr gefiel, dass sie immer wieder laufen wollte) das Zentrum erreichen, wo es von China-Marken-Boutiquen nur so wimmelte. Endlich konnte ich mal T-Shirts einkaufen: Atoa, Boboo, Jeans West, Robin Hood -  das sind die In-Marken im Reich der Mitte!

Doch es galt auch den aufkommenden Hunger zu stillen. Nur sollten diesmal Reis und Chicken süß-sauer nicht reichen. Wir suchten nach was "Richtigem" und fanden bald eine Pizzeria. Wie im Paradies auf Erden bestellten und bestellten wir. Johann und ich aßen für vier (Chinesen) - wenn auch nicht alles auf.

Abends wollten wir eigentlich ins Kino gehen, denn in Xi'an sollte es angeblich ein internationales Kino geben. Wir fanden auch die Nobel-Mall, die als Adresse angegeben war, doch Eddie - ein Angestellter - sagt uns, dass es schon seit langem nicht mehr existiere.

Deshalb sind wir einfach weiter durch die Stadt geschlendert und so zufällig - am Glockenturm vorbei und durch den Trommelturm hindurch - zum Nachtmarkt im moslemischen Viertel gelangt. Hier war es wirklich schön. In einer Alleestraße mit alten Chinahäusern waren Stände aufgebaut, die Früchte, Nüsse, Gebäck und Fleischspieße feilboten. Auch "Kunsthandwerk"-Stände durften natürlich nicht fehlen. Erleuchtet wurde alles von Glühbirnen, die zwischen den Bäumen der Straße aufgehängt waren. Beim Fußball-Chinesen erwarb ich einen Drachen, den ich eigentlich gar nicht haben wollte.

Glockenturm von Xi'an und die Truppe unterwegs

  
2. Tag Xi'an: Arme Eastern Tour
  

Ja, weil's so billig war, hatten wir an unserem ersten Tag in Xi'an direkt zwei Bustouren in die Umgebung gebucht - auch wenn es unser großen leid werden sollte...

Zunächst ging es auf der Eastern Tour zur Terrakottaarmee. Wieder mehrheitlich deutsch, unter anderem unsere Mannheimer und zwei Wetzlaer (Hallo Tim!). Hervorstechend war eine alte Neuseeländer Pute, die uns alle in ihrem komischen Englisch zugetextet hat und schließlich den Hass der gesamten Gruppe auf sich zog, weil sie die Chinesen ständig lobte, wie toll doch ihr Englisch sei und die ganze Tour überhaupt. Nur sprechen Chinesen bekanntlich kein gutes Englisch... Und die Tour war reine Touri-Verarschung! Zunächst das kleine und völlig uninteressante Litong-Museum mit ein paar Terrakottastatuetten, dann eine schlechte Nachbildung der Grabkammer des Ersten Kaisers Qin Shi Huangdi mit kitschigen bunten Glühbirnchen. Als nächstes folgte ein 10minütiger Stop in einer Kunsthandwerkfabrik, der sich auf ein halbe Stunde ausdehnte. Nach einem Besuch im gefaketen (?) Qin-Palast, kamen wir dann endlich zur berühmten Terrakottaarmee. Doch auch hier mussten wir zunächst wieder eine Ausstellung besuchen, in der die Geschichte des Ersten Kaisers in schlechtem Englisch an Wachsfiguren demonstriert wurde. Dann hatten wir freie Zeit für den einzigen Höhepunkt: die Terrakottaarmee.

 

Links: Mönche in der Großen Wildganspagode von Xi'an

Rechts: Terrakottaarmee des 

Qin Shin Huangdi

Doch zunächst mussten wir etwas essen, und, da es überall teuer war, blieb uns nur eine kleine Kaschemme, wo es gebratene Nudeln mit dem beliebten "Seetang" gab.

So gestärkt wollten wir dann endlich die Terrakottaarmee bewundern, doch für Sina und mich gab es ein jähes Ende am Eingang nach der Ticketkontrolle. Wir hatten uns Studententickets geben lassen, aber hatten keinen internationalen Studentenausweis (Sina hatte überhaupt keinen mehr). Ein Aufpasser hatte direkt unsere Karten konfisziert und wollte meinen Düsseldorfer rosa Wisch nicht akzeptieren. Es dauerte lange, ein  wildes Draufeingerede - ich in Englisch, er auf Chinesisch -, bis ich ihm endlich die Karten aus der Hand reißen konnte.

So kamen wir schließlich doch noch in die riesigen Hallen, in denen fein säuberlich aufgereiht die überlebensgroßen Terrakottakrieger an ihrem ursprünglichen Fundort ausgestellt sind. Qin Shi Huangdi, der Erste Kaiser, hatte sie als Grabbeigaben anfertigen lassen. Ein ungeheure Armee aus Infanterie, Kavallerie und Streitwagen für einen größenwahnsinnigen Kaiser...

Zurück in Xi'an wollten wir im Zentrum zu Abend essen. Wir landeten mangels großer Auswahlmöglichkeiten in einer "Unit to recieve foreigners", einer Art Ekels-Mensa mit Spezialitäten wie "nutrious beef penis in pot". Sina und Regine war der Hunger vergangen, und wir anderen nagten an Frühlingsrollen mit gelbem Glibber-Inhalt und einem Häufchen gebratenen Reis. Aber so richtig wollte uns das Essen nicht schmecken (und bekommen). Anschließend sind wir dann noch in der Disco 1+1 gelandet. Hier gab es schon um 22 Uhr Entertainment aus Boy- und Girl-Groups, die live gesungen haben, Spielshows und Breakdance-Darbietungen. Zwischendurch wurde zum Tanzen aufgerufen, und alle Chinesen (und wir) stürmten auf die Tanzfläche - bis zur nächsten Unterbrechung...

Auf dem Rückweg zu Fuß (dank Britta) sind Johann und ich - vorbei an puffigen Massage-Frisier-Salons - noch in einer Mini-Spielhölle angehalten, wo Johann mich bei Streetfighter gnadenlos umgehauen hat.

 

3. Tag Xi'an: Abenteuer mit dem Fahrrad

  

Mit gemieteten Fahrrädern für 10 Yuan (1,25 Euro) am Tag, klapprig bis zum Geht-nicht-mehr, aber zum Teil mit außerordentlich lauter Chinaklingel, ging es quer durch Xi'an. Doch machten uns hier die abdrängenden Busse etwas zu schaffen, die einfach die Haltestelle auf dem radweg anfuhren, ohne auf Radfahrer zu achten.

Doch heil kamen wir zur Großen Moschee, der größten Moschee in China, die - wie auch anders - im Stil chinesischer Tempel erbaut war, aber einen Ort völliger Ruhe und Harmonie ausstrahlte - ganz im Gegensatz zum geschäftigen Treiben auf dem Touristenmarkt, den man auf dem Weg dorthin durchqueren musste.

Bei Johann war die Ruhe nur etwas dadurch gestört, dass sie ihn nicht umsonst reinlassen wollten, weil er keinen "Moslempass" vorzeigen konnte - was immer das ist... - vielleicht bestimmte beschnittene Körperteile???

Mittaggegessen wurde dann beim guten alten McD, das direkt am Glockenturm, quasi im Zentrum der Stadt, angesiedelt ist. Dort tarfen wir eine süße, kleine, 8jährige Chinesin, die besser Englisch sprach als 99,9 % ihrer Landsleute.

Als nächstes stand der Stelenwald in der Nähe des südlichen Stadttores auf dem Programm. Was assoziiert man mit diesem Namen? Einen Wald aus Stelen vielleicht? Freistehend in einer chinesischen Park- oder Tempelanlage? Aber im Endeffekt war es ein langweiliges Museum mit Steintafeln.

Lediglich die Technik, davon Abdrücke auf Papier zu machen, war interessant zu sehen. Zum Glück hatte Mr. Bargain nach langen Verhandlungen, die uns bis zum Manager geführt haben, eine Stundentenrabatt für das eh schon überteuerte Museum aushandeln können.Entlang der gut erhaltenen Stadtmauern sind wir weiter nach Süden zur Großen Wildganspagode gefahren, die angeblich entstanden war, nachdem ein nicht enthaltsamer Mönchsorden aufgrund einer Hungersnot nicht sein gewohntes Fleisch zu sich nehmen konnte und dann irgendwann die Erlösung in Form eines Wildgansschwarmes vorbeiflog. Jedenfalls ist eine schöne Steinpagode zu bewundern, bei der es trotz Beziehungen zu Prof. Zhang und Prof. Yamini in Beijing keine Ermäßigung gab.

Langsam wurde es Abend, und wir mussten zurück Richtung Bahnhof, denn wir hatten ja noch etwas großes vor: Zugfahrkartenkaufen! Als wir endlich die Schalterhalle gefunden hatten, nachdem wir uns durch die herumvegetierenden Chinesen gekämpft hatten, waren die Schlangen so lang und so unbeweglich, dass wir uns entschieden, lieber für teures Geld und dafür sicher die Tickets über einen Geier im Hotel zu besorgen.

Vor dem Hotel dann die große Überraschung: Da standen plötzlich Karen, Julia und Tessa vom Akupunkturkurs vor uns! Ein gemeinsames Abendessen und einige China-Geschichten versprachen einen netten Abend.

 

Fotos (v.o.n.u.):

1. Torbau der Großen Moschee

2. Chinesischer Moslem

3. Moslemisches Viertel

4. Sina und Regine

5. Brunnen im Stelenwaldmuseum

6. Mönch in der Großen Wildganspagode

7. Große Wildganspagode

8. Sina

Qianling: Das Grab des Kaisers Wu

 
4. Tag Xi'an: Die noch ärmere Western-Tour
 

Und es sollte noch eine Steigerung der Eastern-Tour geben...

Um 8.30 Uhr war Treffpunkt vor dem Hotel - und dort stand auch ein leerer Minibus, in dem wir uns setzten. Doch dann kam ein zweiter - volelr Chinesen - , in den wir dann verfrachtet wurden. Der fuhr uns dann zu einem anderen Hotel, wo wir tritz Protest nochmals umgeladen wurden. Immer noch nur unter Chinesen, wo niemand auch nur ein Wort Englisch sprach - inklusive der süßen Reisenleiterin.

Es ging dann zu einer Reihe uninteressanter Sehenswürdigkeiten, wie dem Xianyang-Museum mit einer Mini-Terrakottaarmee oder dem Folk Village, das wir uns zum Glück ersparten. Dann gab es noch ein paar Gräber zu bestaunen und am Ende das Qianling, die Graballee des 3. Kaisers der Tang-Dynastie auf einem Bergrücken, die seine Gemahlin Wu Zeitian errichten ließ. Sie besaß die Unverschämtheit, nicht nur nach dem Tod ihres Gemahl den Thron zu übernehmen, sondern sich auch noch neben ihm / mit ihm bestatten zu lassen, was im alten China einen einmaligen Sittenbruch darstellt.

Letztendlich ging's dann noch zum Famen-Tempel, einer traditionsreichen Heiligtum, das allerdings in den 80er-Jahren neuerrichtet wurde, nach dem man in einer längst vergessenen Krypta die Reliquien Buddhas, einige Fingerknochen, gefunden hatte,

Auf dem Weg dorthin wurden wir wenigstens durch wundervolle ländliche Gegenden entschädigt, wo man tote Hühne rnoch an der Stange auf dem Motorrad transportiert und sonstiges Getier über die Straße getrieben wird.

Obstverkäufer, Wu-Garten und Landstraßen

 

< Datong

All rights by Gerrit

 2002

Luoyang >

Around China Datong Xi'an Luoyang/ Shaolin Huangshan Mountain Shanghai Suzhou Beijing - letzter Tag
Hosted by www.Geocities.ws

1