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Hochhäuser und Schnellstrassen

  

1. Tag Shanghai: Eine Fahrt über die Dörfer

  

Raus aus Tangkou, dem Touristennest am Fuße des Huangshan und ab in die Zivilisation - nach Shanghai...

Um 6.20 Uhr sollte unsere Fahrt im Luxus-Reisebus in kompletter Olympia 2008-Ausstattung beginnen, doch es fing direkt schon mit einer Verspätung an.

Als nächstes gab es dann Probleme beim Rangieren in den für moderne Olympia2008-Busse zu engen Gassen des Kaffs, allerdings auch aufgrund mangelnder Fähigkeiten des Fahrers. Jedenfalls gab es plötzlich draußen ein Geschrei, ein Mann trat mehrmals gegen den Bus und hob sogar einen Stein auf, den er dagegenwerfen wollte. Der Fahrer und sein Kumpane stiegen aus und haben sich fast mit dem Mann geprügelt. Wir dachten schon, der Bus hätte ein Kind oder einen Hund angefahren, aber im Endeffekt ging es nur um eine kleine Steinmauer am Rande der Straße, die der Bus beim Rangieren angeeckt hatte. Seltsam, sonst sind die Chinesen doch immer so ausgeglichen...

Nachdem die Sache geklärt war und wir noch eine kleine Dorfrundfahrt gemacht hatten, begann dann der Höllentrip. Für die angeblich 7-stündige Reise hatten wir Fahrten über Schnellstrassen erwartet, aber irgendwie ging es nur durch zwar wundervolle Landschaften und kleine urige Dörfer. Auf den ruckeligen, Schlaglöcher-reichen Landstraßen, die teilweise sehr schmal waren, kam man natürlich nicht besonders schnell vorwärts. Außerdem wurde in jedem Kaff jemand eingeladen, und wenn nur neue Auspüffe waren...

Die ganze Zeit galt es, die Blase zu schonen, die schon durch das Geruckel arg gebeutelt war, denn Pinkelpausen waren rar. 

Einmal hielten wir in einem kleinen Dorf an - vor einem Privathaus (das wussten wir aber nicht). Jedenfalls wollten wir auf Klo gehen und sind halt hineingegangen. Die Leute haben uns freundlich empfangen, die Mädels durch Wohnzimmer und Küche zu einer moderne Toilette gebracht und Johann und mich zu einem Abort neben dem Schweinestall (Was grunzt denn da so?). Naja, die Leute haben dann den Fahrern Essen gekocht - und wir mussten warten und ertragen, dass ein chinesischer Vater sein Kind in einen der lose im Bus herumstehenden Eimer pissen liess, ohne auch nur daran zu denken, den Eimer später zu entleeren.

An einem späteren Stop (nach etwa 6 Stunden und kein Shanghai in Sicht) an einer Hot-Pot-Verköstigung gab es dann fast eine Meuterei im Bus, weil auch einige Chinesen und ein koreanisches Ehepaar sich auf eine 7-stündige Fahrt eingestellt hatten. Jetzt wurde uns erst gesagt, dass die Fahrt in Wirklichkeit 12 Stunden dauere. Eine schöne Üebrraschung und ein weiteres Lug- und Betrug-Komplott von Tangkou (diesmal zwischen Hotels und Busunternehmen).

Weiter und immer weiter ging es durch diverse Kleinstädte und Dörfer, teilweise voller Bienen. Wirklich unglaublich: Draußen flogen unzählige Bienen an den Scheiben entlang... Wie konnten dort Menschen leben, ohne ständig gestochen zu werden?

Irgendwann kamen wir dann mal auf so etwas wie eine Schnellstrasse, doch wir waren noch nicht weiter als bis nach Hangzhou gekommen. Von dort aus waren es dann noch mal mindestens drei Stunden. Auf der Schnellstrasse gab es dann noch einen Zwischenfall. Der Bus hatte einen (fast) neuen VW Santana gestreift, dessen Fahrer dann den Bus durch Blockade anhielt, und draußen begann dann von Neuem ein Handgemenge in einer sich darum versammelnden Menschentraube. Nach vielem Hin und Her rückte dann der Kumpane des Fahrers mit etwas Geld raus, und wir konnten endlich weiterfahren.

...bis wir endlich eine Mautstelle mit dem Schild "Shanghai" sahen. Doch die sollte uns nochmal eine halbe Stunde Zeit kosten, denn unser Bus wurde von der Polizei rausgewunken und der Fahrer in ein Dienstgebäude geführt. Irgendwann rannte dann sein Kumpane mit Geldscheinen hinterher. Wie wir später rausfanden, hatte der Bus keine Lizenz für Shanghai - und er fährt angeblich täglich dorthin...

Wir fuhren entlang eine großen Flusses mit vielen Kähnen, an Feldern unter Wasser vorbei, und dann wurde die Bebauung schließlich dichter. Nach unzähligen Brücken über Wasserwege sahen wir vor uns, mittlerweile im Dunkeln, Hochhäuser, Hochstrassen, Werbeplakate... Große Freude machte sich breit, als würden wir zum ersten Mal in unserem Leben in eine Stadt kommen. Im Dunkeln sah alles so wundervoll aus...

Wir wurde irgendwo an einem Busbahnhof abgesetzt, von wo wir uns einen Minibus nahmen, der uns zu unserem Wunschhotel am Bund, der Uferpromenade von Shanghai, bringen sollte: dem Pujiang Hotel, einer ehemaligen Luxusherberge, die jetzt etwas runtergekommen ist.

Doch zunächst wusste unser nur Chinesisch-sprechender Fahrer nicht, wo das Hotel lag - ich, der ich noch nie in Shanghai war, musste es ihm zeigen -, und als wir endlich ankamen, war es leider ausgebucht. Dann wollten wir zum Hotel unserer zweiten Wahl, dem Love Inn. Doch der Fahrer wusste und verstand nichts, konnte noch nicht mal einen Stadtplan auf Chinesisch lesen... 

Also fuhr er uns los - irgendwohin -, und wir landeten wieder am Busbahnhof, wo wir einen besoffenen Chinesen einluden, einen Hotelgeier, der uns sein Hotel - nach vielen Verhandlungen zum vernünftigen Preis - andrehen wollte. Doch auch dieses Hotel war ausgebucht. Wir bestanden nun darauf, zum Love Inn gefahren zu werden, doch wir mussten erst noch ein anderes viel zu teures Hotel abklappern. Auch im Love Inn hatten wir Probleme mit der Preisverhandlung, denn 12 Euro pro Nacht erschien uns recht teuer. Aber letztendlich blieb uns nichts anderes übrig, als dort zu bleiben - denn sollten wir etwa unter einer der vielen Brücken üebrnachten?

Das Love Inn war dann aber für chinesischen Verhältnisse recht luxuriös. Und es gab jeden Abend frische Birnen auf einem Teller serviert. Ausserdem hatten wir ein richtiges Bad auf dem Zimmer. Der helle Wahnsinn!

Da hatte doch die Cola, die wir unterwegs an einem Busbahnhof gekauft hatten, recht: "Future Cola - future will be better."

2. Tag Shanghai: The Bund und Rojam-Discothek

Und Frühstück gab's gratis im Hotel - aber für uns nur einmal. Halbgare Wan Tan, Reissuppe und gekochte Eier in Sojasauce war dann doch nichts für uns zum Frühstück... 

Dann mussten wir uns mal wieder der schwierigen Aufgabe stellen, Zugtickets für die Rückfahrt nach Beijing zu kaufen. Am Hotel haben sie uns gar nicht verstanden und hatten schon fast Flugtickets besorgt.

Am Bahnhof gab's dann wieder nur "Meo, meo" und Kopfschütteln. Aber zum Glück haben wir dann noch eine heruntergekommene Foreigners' Ticket Office gefunden, wo wir noch Fahrkarten bekommen haben, allerdings sehr knapp vor unserem Rückflug. Deshalb mussten wir unseren Aufenthalt in Beijing verkürzen und in Shanghai verlängern (leider - denn die Stadt hatte nicht so viel zu bieten wie erwartet). 

Dann war erst mal wieder ein leckeres Mittagessen bei McDonald's angesagt - und nachher ein Cafè Latte bei Starbuck's. Gestärkt ging's dann weiter mit der Metro zur Nanjing Zhong Lu, der angeblich tollen Einkaufsstrasse von Shanghai. Die Einkaufsstrasse war ein Reinfall, aber dafür war U-Bahn-Fahren um so interessanter. Wir mussten ja immer am Bahnhof einsteigen, der Endstation. Die U-Bahn kam also völlig leer an. Auf dem Boden waren Markierungen angebracht, wie man zu warten hat. Doch bildete sich immer eine Menschentraube, und die Chinesen drängten und rannten wie die Bekloppten hinein, um noch einen Sitzplatz zu ergattern. Es dauerte etwas, bis auch Johann und ich die richtige Technik entwickelt hatten und stolz einen Sitzplatz ergattern konnten - unter ehrfurchtsvollen blicken der Chinesen.

Oben: Die Skyline von Pudong mit Oriental Pearl Tower und Jin Mao Tower

Rechts: Wo Du gern ißt, wo Du gut ißt...

Über die Nanjing Zhong Lu, die wir immer wieder entlang gehen mussten, kamen wir dann zum Bund, der Uferpromenade am Huang Pu River, der Shanghai durchquert. Und von hier bietet sich ein interessanter Blick: die alten europäischen Häuser der (vorletzten) Jahrhundertwende diesseits und die modernen, spacigen, asiatischen Hochhäuser der (letzten) Jahrhundertwende am anderen Ufer in Pudong. Hervorzuheben ist vor allem der Oriental Pearl Tower, Shanghais Fernsehturm, mit zwei roten Kugeln sowie der Jin Mao Tower, der wie eine schlanke Lotusblume zum Himmel emporsteigt. Und überall im Hintergrund schäbige Hochhäuser, auf dem Fluß ein Durcheinander von klapprigen Binnen- und Küstenschiffen und an den Ufern unzählige riesige Werbeleuchtschriften, von Canon über Nestlé zu VW. 

Shanghai soll ja die Perle des Ostens, das Paris des Ostens sein, die westlichste Stadt Chinas. Doch davon merkt man nicht (mehr) so viel. Die meisten Gebäude, vor allem die europäischen, sind sehr heruntergekommen. Nachts, wenn man den Schmutz nicht sieht, ist es dagegen sehr viel schöner...

Und Mao, der große Chairman, steht dort, die Arme an den Lenden abgestützt und schaut herablassend auf die Promenade und die vorbeiziehenden Touris. 

Später gab's dann Pizza bei Pizza Italia in der Nanjing Zhong Lu und nachts einen Discobesuch im Rojam, einem sehr westlich anmutenden Club in einem Hochhaus. Es gab harte House-Musik mit weniger Entertainment und mehr tanzenden Chinesen. An den Seiten und auf einer Empore gab es edle Sitzecken mit Couch und Sesseln. Als wir uns gerade so gemütlich auf einer niedergelassen hatten, kam ein Kellner und machte uns darauf aufmerksam, dass es 400 Yuan (50 Euro) koste, es sich dort bequem zu machen...

 

V.l.n.r.: Skyline in Nähe des Bahnhofs, The Bund mit Mao-Statue, 

altes Teehaus und Straßenszene im alten Chinesenviertel

  
3. Tag Shanghai: Teehaus & Luxusappartment
  
Heute stand die Besichtigung des alten Chinesen-Viertels von Shanghai an - Ist die Stadt nicht ein einziges Chinesen-Viertel? Jedenfalls hatte sich das eigentlich urige Viertel im Laufe der Jahrzehnte in einen modernen, aber auf alt gemachten Touri-Markt verwandelt. Und mitten drin eingekesselt das alte Teehaus, in einem Teich gelegen und nur über mehrfach gewinkelte Brücke zu erreichen, deren ständige Richtungsänderung die bösen Geister verwirren sollte. Doch verwirren uns eher die überteuerten Teepreise, so dass wir lieber für den gleichen Preis einen Kaffee bei Starbuck's nebenan trinken und den heftigen Regenschauer abwarten.

Anschließend sind wir über einen älteren Teil der Chinesenmärkte gelaufen und an einer Baustelle für ein Hochhaus vorbeigekommen. Dort luden ein Schild "Welcome" und ein roter Teppich zum Eintreten ein. Wir bekamen Plastiküberzieher für unsere dreckigen Schuhe und landeten bald in einem Showroom, wo ein Modell des Neubaus ausgestellt war. Ein freundliche Hostess erklärte uns das Bauvorhaben und geleiteten uns in eine Vorführwohnung. Auf 130 qm gab es exklusiven Luxus: ein riesiges Wohnzimmer mit Blick auf den Huang Pu River und Pudong, zwei geräumige Schlafzimmer mit angrenzendem Arbeitszimmer und Bad (ein Teil für die Inhaber und ein Teil für die Eltern), ein Gästezimmer und eine Kammer für das Dienstmädchen. Kinder sind nicht eingeplant. Aber das herausragendste waren die Bäder mit Riesenwhirlpool und Dusche für 2 Personen, die automatisch alle Körperteile von allen Seiten mit Wasser berieselt und gleichzeitig Musik abspielen kann. Und wir wurden die ganze Zeit behandelt, als wären wir potenzielle Käufer... Doch der Kaufpreis betrug 60 Mio. Euro (nicht Yuan!). 

Am Abend regnete es sich ziemlich ein, so dass wir keine größeren Vorhaben starteten. Johann und ich verschwanden aber für einige Stunden in einer Internet-Spielhölle, die wenig entfernt vom Hotel über ein paar Seitengassen zu erreichen war,  wo bis tief in die Nacht hinein Warcraft III gespielt wurde.

Photos (v.o.n.u.):

Straßenszenen im alten Chinesenviertel und Jin-Mao-Tower mit Blick in die Lounge des Hyatt-Hotels

  

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