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Maleme, am Hang beim kretischen Meer
hat nicht nur einen Namen der Erinnerungen weckt;
Sondern auch Tote. Zu Zweien zusammengestapelt
ruhen hier, am Hügelhang, die Fallschirmspringer
der deutschen Industrie aus dem letzten Krieg.
Deutsche Namen menschliche Gebeine, Seelen von ihrer
eigenen Natur verraten, ein geschlossener Kreis -
offen Geschichten gegenüber, die keiner kennt.
Wo ist wohl die Kraft, die sie zum singen hatten?
Wo die Furchtlosigkeit in der Luft, der Schrei am Rande des Blitzes?
Wohin schwebt das Wesen der ermordeten Mörder?
Eine unendliche Reihe, die Grabsteine, das Alter zwanzig,
achtzehn, zweiundzwanzig - Sonnenuntergang im Frühling.
Irgendwann sprachen Sie mit ihnen eigenen Worten
lachten mit ihnen eigenen Lachen, weinten
mit ihnen eigenen Tränen. Damals lebten sie.
Jetzt sprechen und lachen sie mit dem Wind,
denn Wind, leichter, unbefangener Wind war ihr Alter.
Jetzt weinen sie um die Tränen ihrer Mütter.
Sie weinen um das Vergessen, welches damals
Inge oder Erika hieß, schon längst mit anderen verheiratet.
Maleme, Schlachtort von Seelen, vielmehr vertraut als feindlich.
Traurige Gräber von Kindern, Hitlertreu genannt,
häßliche Gräber, trotz ihrer schönen Form
- wer hat je von schönen Gräber gesprochen? -
wahrlich, eins nur ist euer ausgebreitetes Leben:
Der Tot! Einer unser geliebter Augenblick:
Wenn wir geboren werden - Sprößlinge, die wir
schon vor unserem Frühling gekrümmt sein werden
wenn der Frühling uns nicht klar beherrscht
mit rechten Worten, mit tönendem Gedanken.
Jungen, Fremde in Maleme, meine Schicksalsfeinde,
betrachtet mich nicht schweigend. Laßt eure Grabsteine sprechen,
die ruhigen Blumen, eure Moleküle, die sich ausbreiteten
eins mit dieser Erde wurden, was braucht die Erde,
was braucht die Sonne um die ganze Welt zu sehen!